Philipp Man
Der Hungrige: Auf Erfolg getaktet

Der 23-jährige Kölner Philipp Man hat die Internetplattform Chronext gegründet, die mit teuren Uhren handelt.

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"Ich habe so eine Grundaggressivität im Verkauf", sagt Philipp Man
"Ich habe so eine Grundaggressivität im Verkauf", sagt Philipp Man
© Jan Wittenbrink

Was treibt junge Menschen an, das zu tun, was andere selbst im hohen Alter nicht wagen: den Schritt in die Selbstständigkeit? Schüler der Kölner Journalistenschule haben Unternehmer getroffen, die genauso alt sind, wie sie selbst. In der Serie “Junge Chefs” porträtieren sie eine neue Gründergeneration.

 

Die hölzerne Keule auf seinem Fensterbrett, sagt Philipp Man, sei ein Symbol aus der ukrainischen Mythologie. Er hat sie von einem Investor geschenkt bekommen. Ernsthaft wehtun könne man jemandem damit. „Die Keule sitzt mir symbolisch im Nacken. Ich muss immer auf der Hut sein“, sagt der 23-Jährige. „Auch wenn man ein Kämpfer ist, kann man jeden Tag sterben.“

Philipp Man, Geschäftsführer der Chronext AG, will auf seiner Internetplattform chronext.com Sicherheit bieten im für Fälschungen anfälligen Handel mit gebrauchten und neuen Luxusuhren. Das besondere Geschäftsmodell: Der Kaufvertrag wird direkt zwischen dem Käufer und Chronext geschlossen. Das Unternehmen schaltet sich also zwischen Käufer und Verkäufer und kontrolliert dafür den gesamten Kaufprozess und die Logistik. Zudem prüft es die angebotenen Uhren auf Echtheit und lässt sie gegebenenfalls von einem Uhrmacher instand setzen. Kunden erhalten eine zweijährige Garantie. Für jede verkaufte Uhr gibt es eine Provision vom gewerblichen oder privaten Verkäufer. Die bislang teuerste Uhr erzielte einen Kaufpreis von 540.000 Euro.

Gründung 2012

Gegründet haben Man und sein Geschäftspartner Ludwig Wurlitzer (22) das Unternehmen 2012 in der Küche einer Londoner Wohnung. Die beiden Deutschen hatten sich auf einem englischen Internat kennengelernt und irgendwann von einer gemeinsamen Firma geträumt. Das Startkapital betrug 800 Euro, sie erhielten jedoch bald einen Kredit und holten Investoren ins Boot. 2013 machte das Unternehmen eine Million Euro Umsatz, allerdings keinen Gewinn. „Wir möchten den Umsatz in diesem Jahr verzehnfachen. Das geht nicht, wenn man profitabel ist“, sagt Man. Investiert wird in zusätzliches Personal, in aggressiveres Marketing und die ständige Optimierung des Internetauftritts.

Von Uhren fühlte sich Philipp Man schon als Kind magisch angezogen. Wenn er in den Ferien am Meer war, interessierte er sich vor allem für die Strandhändler, die den Touristen – zum Teil gefälschte – Uhren andrehten. Während seines Management-Studiums in Cambridge jobbte er in Uhrengeschäften. „Uhren sind einfach ein sexy Produkt“, sagt der Jungunternehmer. „Mich fasziniert das Irrationale am Kauf einer Luxusuhr.“ Er selbst trägt eine Patek Philippe Nautilus.

In der Serie "Junge Chefs" stellen Schüler der Kölner Journalistenschule Menschen vor, die früh den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.

„Die Schweiz und Luxusuhren – das passt“

Der offizielle Hauptsitz von Chronext ist im schweizerischen Zug. „Die Schweiz und Luxusuhren – das passt“, sagt Philipp Man. In einem Backsteinhaus im Kölner Stadtteil Mülheim ist die „deutsche Tochter“ untergebracht. Chronext hat die Räume erst vor einigen Wochen bezogen. Von seinem breiten Schreibtisch aus kann Philipp Man durch riesige Glasfronten seine Mitarbeiter in den benachbarten Büros beobachten. Er sieht müde aus. Sein Hemd ist weit geöffnet, im schwarzen Haar sind schon graue Strähnen zu sehen.

Philipp Man entwickelt als Geschäftsführer langfristige Strategien, trifft Investoren oder tüftelt an der Personalplanung. Zurzeit gibt es um die 20 Mitarbeiter, der Großteil arbeitet in Köln. Es waren schon einmal mehr. „Wir haben teilweise schlecht eingestellt“, sagt Man. „Es gibt ja den Spruch: Hire fast, fire faster. Das ist nicht schön, aber da muss man diszipliniert sein.“ Bald soll die Zahl der Mitarbeiter wieder deutlich wachsen.

"Man kann sich beim Kickern so gut konstruktiv gegenseitig anschreien", sagt Philipp Man (r.)

„Man kann sich beim Kickern so gut konstruktiv gegenseitig anschreien“, sagt Philipp Man (r.)© Jan Wittenbrink

In einem der Kölner Räume steht ein Tischkicker. Extrem wichtig sei der, findet Man. „Man kann sich beim Kickern so gut konstruktiv gegenseitig anschreien.“ Allerdings hasst er es, zu verlieren. Die meisten Mitarbeiter sind älter als er. Kein Problem für den jungen Chef. Im Gegenteil: „Vielleicht werde ich durch mein Alter entspannter wahrgenommen, weniger autoritär.“ Tatsächlich aber sei er durch den ständigen Druck, die Verantwortung für Mitarbeiter und Investoren in den letzten zwei Jahren viel erwachsener geworden.

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„Ich habe so ein Unbehagen, wenn es wackelt“

Den direkten Kontakt mit Uhrenhändlern überlässt Man meist anderen. „Ich habe so eine Grundaggressivität im Verkauf, das kommt bei älteren Händlern nicht gut an.“ Er rede zu schnell, sei seit jeher sehr schnell getaktet: „In der Schule war ich auch immer der schnellste Sprinter.“ Geschwindigkeit fasziniere ihn, auch beim Autofahren. Fliegen ist dagegen nicht sein Ding. „Ich habe so ein Unbehagen, wenn es wackelt“, erzählt er. Nichtsdestotrotz ist er ständig unterwegs, trifft sich mit Investoren und Beratern: „Montag war ich in London, Dienstag in München, jetzt hier, morgen wieder London, übermorgen Zürich.“

Chronext-Mitgründer Ludwig Wurlitzer sagt über seinen Kompagnon: „Er hat einen sehr starken Drang, Dinge zu bewegen.“ Morgens ist Man der erste im Büro, abends wird es oft nach Mitternacht – auch am Wochenende. Eine eigene Wohnung hat Man nicht, er wohnt bei seinen Eltern – oder auch mal mit dem Schlafsack im Büro. Alte Freunde trifft er selten, selbst seine Freundin sieht er kaum. „Aber wenn du dein eigenes Ding machst, dann fühlt sich das nicht an wie ein Job. Klar gibt es vielleicht die Möglichkeit, durch die Firma irgendwann sehr reich zu werden. Das ist aber nicht die treibende Kraft.“ Eher sei es die Vision, ein bleibendes, ein großes Unternehmen zu schaffen. Die Konkurrenz – das sind in seinen Augen vor allem Ebay und die Plattform Chrono24 – schreckt ihn nicht: „Wir haben das Potential, eines der größten Onlineunternehmen weltweit zu werden. Ich bin extrem hungrig.“

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Was treibt junge Menschen an, das zu tun, was andere selbst im hohen Alter nicht wagen: den Schritt in die Selbstständigkeit? Schüler der Kölner Journalistenschule haben Unternehmer getroffen, die genauso alt sind, wie sie selbst. In der Serie “Junge Chefs” porträtieren sie eine neue Gründergeneration.   Die hölzerne Keule auf seinem Fensterbrett, sagt Philipp Man, sei ein Symbol aus der ukrainischen Mythologie. Er hat sie von einem Investor geschenkt bekommen. Ernsthaft wehtun könne man jemandem damit. "Die Keule sitzt mir symbolisch im Nacken. Ich muss immer auf der Hut sein", sagt der 23-Jährige. "Auch wenn man ein Kämpfer ist, kann man jeden Tag sterben." Philipp Man, Geschäftsführer der Chronext AG, will auf seiner Internetplattform chronext.com Sicherheit bieten im für Fälschungen anfälligen Handel mit gebrauchten und neuen Luxusuhren. Das besondere Geschäftsmodell: Der Kaufvertrag wird direkt zwischen dem Käufer und Chronext geschlossen. Das Unternehmen schaltet sich also zwischen Käufer und Verkäufer und kontrolliert dafür den gesamten Kaufprozess und die Logistik. Zudem prüft es die angebotenen Uhren auf Echtheit und lässt sie gegebenenfalls von einem Uhrmacher instand setzen. Kunden erhalten eine zweijährige Garantie. Für jede verkaufte Uhr gibt es eine Provision vom gewerblichen oder privaten Verkäufer. Die bislang teuerste Uhr erzielte einen Kaufpreis von 540.000 Euro. Gründung 2012 Gegründet haben Man und sein Geschäftspartner Ludwig Wurlitzer (22) das Unternehmen 2012 in der Küche einer Londoner Wohnung. Die beiden Deutschen hatten sich auf einem englischen Internat kennengelernt und irgendwann von einer gemeinsamen Firma geträumt. Das Startkapital betrug 800 Euro, sie erhielten jedoch bald einen Kredit und holten Investoren ins Boot. 2013 machte das Unternehmen eine Million Euro Umsatz, allerdings keinen Gewinn. "Wir möchten den Umsatz in diesem Jahr verzehnfachen. Das geht nicht, wenn man profitabel ist", sagt Man. Investiert wird in zusätzliches Personal, in aggressiveres Marketing und die ständige Optimierung des Internetauftritts. Von Uhren fühlte sich Philipp Man schon als Kind magisch angezogen. Wenn er in den Ferien am Meer war, interessierte er sich vor allem für die Strandhändler, die den Touristen – zum Teil gefälschte - Uhren andrehten. Während seines Management-Studiums in Cambridge jobbte er in Uhrengeschäften. "Uhren sind einfach ein sexy Produkt", sagt der Jungunternehmer. "Mich fasziniert das Irrationale am Kauf einer Luxusuhr." Er selbst trägt eine Patek Philippe Nautilus. "Die Schweiz und Luxusuhren – das passt" Der offizielle Hauptsitz von Chronext ist im schweizerischen Zug. "Die Schweiz und Luxusuhren – das passt", sagt Philipp Man. In einem Backsteinhaus im Kölner Stadtteil Mülheim ist die "deutsche Tochter" untergebracht. Chronext hat die Räume erst vor einigen Wochen bezogen. Von seinem breiten Schreibtisch aus kann Philipp Man durch riesige Glasfronten seine Mitarbeiter in den benachbarten Büros beobachten. Er sieht müde aus. Sein Hemd ist weit geöffnet, im schwarzen Haar sind schon graue Strähnen zu sehen. Philipp Man entwickelt als Geschäftsführer langfristige Strategien, trifft Investoren oder tüftelt an der Personalplanung. Zurzeit gibt es um die 20 Mitarbeiter, der Großteil arbeitet in Köln. Es waren schon einmal mehr. "Wir haben teilweise schlecht eingestellt", sagt Man. "Es gibt ja den Spruch: Hire fast, fire faster. Das ist nicht schön, aber da muss man diszipliniert sein." Bald soll die Zahl der Mitarbeiter wieder deutlich wachsen. [caption id="attachment_2030553" align="alignleft" width="430"] "Man kann sich beim Kickern so gut konstruktiv gegenseitig anschreien", sagt Philipp Man (r.)[/caption] In einem der Kölner Räume steht ein Tischkicker. Extrem wichtig sei der, findet Man. "Man kann sich beim Kickern so gut konstruktiv gegenseitig anschreien." Allerdings hasst er es, zu verlieren. Die meisten Mitarbeiter sind älter als er. Kein Problem für den jungen Chef. Im Gegenteil: "Vielleicht werde ich durch mein Alter entspannter wahrgenommen, weniger autoritär." Tatsächlich aber sei er durch den ständigen Druck, die Verantwortung für Mitarbeiter und Investoren in den letzten zwei Jahren viel erwachsener geworden. "Ich habe so ein Unbehagen, wenn es wackelt" Den direkten Kontakt mit Uhrenhändlern überlässt Man meist anderen. "Ich habe so eine Grundaggressivität im Verkauf, das kommt bei älteren Händlern nicht gut an." Er rede zu schnell, sei seit jeher sehr schnell getaktet: "In der Schule war ich auch immer der schnellste Sprinter." Geschwindigkeit fasziniere ihn, auch beim Autofahren. Fliegen ist dagegen nicht sein Ding. "Ich habe so ein Unbehagen, wenn es wackelt", erzählt er. Nichtsdestotrotz ist er ständig unterwegs, trifft sich mit Investoren und Beratern: "Montag war ich in London, Dienstag in München, jetzt hier, morgen wieder London, übermorgen Zürich." Chronext-Mitgründer Ludwig Wurlitzer sagt über seinen Kompagnon: "Er hat einen sehr starken Drang, Dinge zu bewegen." Morgens ist Man der erste im Büro, abends wird es oft nach Mitternacht – auch am Wochenende. Eine eigene Wohnung hat Man nicht, er wohnt bei seinen Eltern – oder auch mal mit dem Schlafsack im Büro. Alte Freunde trifft er selten, selbst seine Freundin sieht er kaum. "Aber wenn du dein eigenes Ding machst, dann fühlt sich das nicht an wie ein Job. Klar gibt es vielleicht die Möglichkeit, durch die Firma irgendwann sehr reich zu werden. Das ist aber nicht die treibende Kraft." Eher sei es die Vision, ein bleibendes, ein großes Unternehmen zu schaffen. Die Konkurrenz – das sind in seinen Augen vor allem Ebay und die Plattform Chrono24 – schreckt ihn nicht: "Wir haben das Potential, eines der größten Onlineunternehmen weltweit zu werden. Ich bin extrem hungrig."
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