Namensfindung
7 Mythen rund um Firmen- und Produktnamen

Kurz, tiefgründig und trendig sollte er sein? In Sachen Namensfindung für Firmen oder Produkte kursieren viele unhinterfragte Mythen. Sieben vermeintliche Wahrheiten – und was wirklich zählt.

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Ob sich dieser Name einprägt? Bei der Namensfindung gibt es sieben Mythen, die man beachten sollte.
Ob sich dieser Name einprägt? Bei der Namensfindung gibt es sieben Mythen, die man beachten sollte.
© rustemgurler/iStock/Getty Images Plus

Jeder Unternehmer möchte natürlich, dass seine Firma ganz besonders heraussticht – am besten schon mit dem Firmennamen. Der muss natürlich einzigartig sein. Und treffend, denn später ändern lässt er sich auf keinen Fall, oder? Wir haben die häufigsten Mythen in Bezug auf die Namensfindung für Produkte oder Unternehmen unter die Lupe genommen. Wie viel Wahres im Mythos steckt – und was sich Unternehmer wirklich merken sollten.

Mythos Nr. 1: Der Name muss zeigen, was das Unternehmen macht

Stimmt nur bedingt. Dieser Mythos kollidiert direkt mit einer anderen vermeintlichen Wahrheit, die ebenso allgemeingültig scheint: Der Name muss kurz und simpel sein. Ja was denn nun? Ein Firmenname muss nicht ausdrücken, was das Unternehmen produziert, welche Dienstleistung angeboten wird oder wofür es steht. Gerade in der heute häufig so komplexen Wirtschaftswelt ist das oft auch gar nicht möglich. Oder fänden Sie Namen wie diese seriös:

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Was stimmt: In manchen Fällen kann es hilfreich sein, die grobe Richtung des Geschäftsfeldes anklingen zu lassen; vor allem für Firmen, die in hochspezialisierten Bereichen tätig sind. Zu sehr quälen sollten sich Unternehmer in dieser Hinsicht jedoch nicht: Ist die Firma erfolgreich, wird der Name für sie sprechen. Schließlich kommt auch niemand auf die Idee, dass es sich bei Apple um einen Obstproduzenten handelt.

Mythos Nr. 2: Der Name muss jedem gefallen

Stimmt nicht. Wie bei vielen Entscheidungen, die Gründer eines Unternehmens treffen müssen, gilt auch bei der Namensfindung: Sie sollten dabei nie die breite, undefinierte Masse im Blick haben, sondern jene konkrete Zielgruppe, die für Ihr Geschäft relevant ist. Und somit auch durch Ihren Namen auf Sie aufmerksam werden soll.

Hinzu kommt: Gerade am Anfang ist es wichtiger, Aufmerksamkeit zu erregen als allen zu gefallen. Es kann für ein Unternehmen also lohnender sein, manche Menschen vor den Kopf zu stoßen, dafür aber die Zielgruppe für sich zu begeistern.

Mythos Nr. 3: Bei der Namenswahl sollte man mit der Zeit gehen

Stimmt bedingt. Bei diesem Mythos gilt wie bei Mythos 2: Behalten Sie Ihre Zielgruppe im Auge. Ist es für diese wichtig, dass der Name den aktuell angesagten Trend bedient? Steht Ihr Geschäft oder Produkt mit dem hippen Zeitgeist in Verbindung? Oder möchten Sie selbst einen Trend kreieren, einen neuen Stil einführen? Falls ja, sollte Ihr Name das spiegeln. Ist Ihr Geschäft bereits erfolgreich ist oder Ihr Produkt gefragt, braucht sie dieser Aspekt nicht kümmern – der dazu gehörende Name ist dann automatisch in.

Besondere Vorsicht sollten Sie bei vermeintlich hippen Namensbestandteilen walten lassen: Diese klingen in wenigen Jahren nicht mehr angesagt, sondern nach Vorgestern. Ein Beispiel: Das Unternehmen TELDAFAX war im Gründungsjahr 2002 mit seinem Namensbestandteil “FAX” vielleicht noch am technologischen Puls der Zeit. Aber irgendwann war die Technik und damit der Firmenname überholt.

Die Gastautorin
Minh Nguyen arbeitet bei Designenlassen im Marketing. Designenlassen ist eine Plattform, über die Firmen Freelancer finden können, die beispielsweise ihr Logo, ihre Website, Verpackungen und Werbung gestalten oder einen Produkt- oder Firmennamen entwickeln.

Mythos Nr. 4: Der Name kann im Nachgang nicht mehr geändert werden

Stimmt nicht. Auch, wenn Sie darauf achten, einen zeitlosen und allgemeingültigen Namen zu finden, kann es sein, dass sich die Wirkung des Namens ändert.

In bestimmten Fällen ist eine Namensänderung nicht nur möglich, sondern sogar sinnvoll. Etwa dann, wenn man mit seinem Namen ausdrückt, was das Unternehmen macht – seine geschäftliche Ausrichtung sich aber drastisch geändert hat und der Unternehmensname somit irreführend wäre.

Viele Unternehmen haben es vorgemacht und sind erst nach einer Namensänderung richtig durchgestartet. So hieß Nike zunächst Blue Ribbon Sports. Und aus Sky peer-to-peer wurde Skype.

Auch die Bedeutung von Begriffen kann sich verändern. Erlangt Ihr Name durch äußere Umstände einen schlechten Beigeschmack, sollten Sie ebenfalls über eine Namensänderung nachdenken.

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Mythos Nr. 5: Der Name muss eine tiefgründige Bedeutung haben

Stimmt nicht. Es ist völlig legitim, einfach Laute so aneinanderzuhängen, dass ein wohlklingender Name entsteht – auch wenn der nicht die geringste Bedeutung hat oder eine, die nicht alle verstehen. Bleibt der Name den potenziellen Kunden im Ohr hängen, haben Sie alles richtig gemacht. Wie zum Beispiel bei XING – einem chinesischen Wort, das außer Chinesen niemand versteht, das sich aber alle leicht merken können.

Vermeiden sollten Sie lediglich Namen, die möglicherweise negative Assoziationen oder doppeldeutige Interpretationen in der Zielgruppe auslösen könnten. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn die Wortneuschöpfung in einer anderen Sprache übersetzt ein Schimpfwort ist oder für etwas Negatives steht.

Es gilt also: Von der tiefgründigen Anspielung bis zum Nonsens-Namen ist alles erlaubt. Ein schönes Beispiel hierfür ist Google, dessen Name auf den Begriff Googol zurückgeht, der eine Eins mit hundert Nullen bezeichnet.

Mythos Nr. 6: Je weniger Buchstaben der Firmenname hat, desto besser

Stimmt bedingt. Natürlich sollte ein Firmenname kurz und einprägsam sein. Doch formelhafte Ratschläge wie etwa der, dass ein guter Firmenname nicht mehr als acht Buchstaben haben sollte, sind kaum umsetzbar. Nicht zuletzt, weil kurze, prägnante und dennoch wohlklingende Namen oft bereits vergeben sind. Noch schwieriger wird es, wenn die passende Internetdomain noch verfügbar sein soll.

Die Länge eines Namens ist zudem nicht das entscheidende Kriterium für dessen Qualität: viel wichtiger ist, ob er einprägsam ist. Das kann zum Beispiel auch durch Wohlklang, Bildhaftigkeit oder Originalität erreicht werden.

Bei längeren Firmennamen kommt es also darauf an, dass der Name einen bildhaften Eindruck hinterlässt, wie zum Beispiel bei avocadostore.de. Bei Wortneuschöpfungen sollte der Name wohlklingend und leicht zu buchstabieren sein, wie beispielsweise bei Zalando.

Mythos Nr. 7: Der Name einer deutschen Firma muss deutsch sein

Stimmt nicht. Rocket Internet, SAP, Unilever: Wissen Sie selbst überhaupt noch, welche Firma deutsch ist und welche nicht? Der Markt ist so globalisiert, dass eine deutsche Firma ebenso einen englischen, italienischen oder skandinavischen Namen tragen kann wie einen Fantasienamen. Behalten Sie allerdings auch hier wieder Ihre Zielgruppe im Hinterkopf: Ist es für Ihre potenziellen Kunden leicht, Ihren Firmen- oder Produktnamennamen zu lesen, auszusprechen und zu verstehen – kurz: ist er für sie einprägsam?

So bleibt zum Beispiel der Name des deutschen Energieversorgungsunternehmens Uniper gut durch die englische Zusammensetzung aus “unique” (einzigartig) und “performance” (Leistungsfähigkeit) im Gedächtnis.

Was jeder Unternehmer also im Kopf behalten sollte: Ein passender Name ist ein wichtiger Bestandteil eines Unternehmens – mehr allerdings auch nicht. Das A und O für den Geschäftserfolg ist, dass Produkte oder Dienstleistungen Kunden überzeugen. Ein guter Name kann hilfreich sein, Aufmerksamkeit zu erregen und sich bei der eigenen Zielgruppe einzuprägen. Doch was genau ein guter Name ist, hängt von vielen, sehr individuellen Faktoren ab.

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Jeder Unternehmer möchte natürlich, dass seine Firma ganz besonders heraussticht – am besten schon mit dem Firmennamen. Der muss natürlich einzigartig sein. Und treffend, denn später ändern lässt er sich auf keinen Fall, oder? Wir haben die häufigsten Mythen in Bezug auf die Namensfindung für Produkte oder Unternehmen unter die Lupe genommen. Wie viel Wahres im Mythos steckt – und was sich Unternehmer wirklich merken sollten. Mythos Nr. 1: Der Name muss zeigen, was das Unternehmen macht Stimmt nur bedingt. Dieser Mythos kollidiert direkt mit einer anderen vermeintlichen Wahrheit, die ebenso allgemeingültig scheint: Der Name muss kurz und simpel sein. Ja was denn nun? Ein Firmenname muss nicht ausdrücken, was das Unternehmen produziert, welche Dienstleistung angeboten wird oder wofür es steht. Gerade in der heute häufig so komplexen Wirtschaftswelt ist das oft auch gar nicht möglich. Oder fänden Sie Namen wie diese seriös: Superonlinevideotelefonie Top-Namensfindungsagentur Flugzeug-Turbinen-Schrauben-Macherei? Was stimmt: In manchen Fällen kann es hilfreich sein, die grobe Richtung des Geschäftsfeldes anklingen zu lassen; vor allem für Firmen, die in hochspezialisierten Bereichen tätig sind. Zu sehr quälen sollten sich Unternehmer in dieser Hinsicht jedoch nicht: Ist die Firma erfolgreich, wird der Name für sie sprechen. Schließlich kommt auch niemand auf die Idee, dass es sich bei Apple um einen Obstproduzenten handelt. Mythos Nr. 2: Der Name muss jedem gefallen Stimmt nicht. Wie bei vielen Entscheidungen, die Gründer eines Unternehmens treffen müssen, gilt auch bei der Namensfindung: Sie sollten dabei nie die breite, undefinierte Masse im Blick haben, sondern jene konkrete Zielgruppe, die für Ihr Geschäft relevant ist. Und somit auch durch Ihren Namen auf Sie aufmerksam werden soll. Hinzu kommt: Gerade am Anfang ist es wichtiger, Aufmerksamkeit zu erregen als allen zu gefallen. Es kann für ein Unternehmen also lohnender sein, manche Menschen vor den Kopf zu stoßen, dafür aber die Zielgruppe für sich zu begeistern. Mythos Nr. 3: Bei der Namenswahl sollte man mit der Zeit gehen Stimmt bedingt. Bei diesem Mythos gilt wie bei Mythos 2: Behalten Sie Ihre Zielgruppe im Auge. Ist es für diese wichtig, dass der Name den aktuell angesagten Trend bedient? Steht Ihr Geschäft oder Produkt mit dem hippen Zeitgeist in Verbindung? Oder möchten Sie selbst einen Trend kreieren, einen neuen Stil einführen? Falls ja, sollte Ihr Name das spiegeln. Ist Ihr Geschäft bereits erfolgreich ist oder Ihr Produkt gefragt, braucht sie dieser Aspekt nicht kümmern – der dazu gehörende Name ist dann automatisch in. Besondere Vorsicht sollten Sie bei vermeintlich hippen Namensbestandteilen walten lassen: Diese klingen in wenigen Jahren nicht mehr angesagt, sondern nach Vorgestern. Ein Beispiel: Das Unternehmen TELDAFAX war im Gründungsjahr 2002 mit seinem Namensbestandteil “FAX” vielleicht noch am technologischen Puls der Zeit. Aber irgendwann war die Technik und damit der Firmenname überholt. Mythos Nr. 4: Der Name kann im Nachgang nicht mehr geändert werden Stimmt nicht. Auch, wenn Sie darauf achten, einen zeitlosen und allgemeingültigen Namen zu finden, kann es sein, dass sich die Wirkung des Namens ändert. In bestimmten Fällen ist eine Namensänderung nicht nur möglich, sondern sogar sinnvoll. Etwa dann, wenn man mit seinem Namen ausdrückt, was das Unternehmen macht – seine geschäftliche Ausrichtung sich aber drastisch geändert hat und der Unternehmensname somit irreführend wäre. Viele Unternehmen haben es vorgemacht und sind erst nach einer Namensänderung richtig durchgestartet. So hieß Nike zunächst Blue Ribbon Sports. Und aus Sky peer-to-peer wurde Skype. Auch die Bedeutung von Begriffen kann sich verändern. Erlangt Ihr Name durch äußere Umstände einen schlechten Beigeschmack, sollten Sie ebenfalls über eine Namensänderung nachdenken. Mythos Nr. 5: Der Name muss eine tiefgründige Bedeutung haben Stimmt nicht. Es ist völlig legitim, einfach Laute so aneinanderzuhängen, dass ein wohlklingender Name entsteht – auch wenn der nicht die geringste Bedeutung hat oder eine, die nicht alle verstehen. Bleibt der Name den potenziellen Kunden im Ohr hängen, haben Sie alles richtig gemacht. Wie zum Beispiel bei XING – einem chinesischen Wort, das außer Chinesen niemand versteht, das sich aber alle leicht merken können. Vermeiden sollten Sie lediglich Namen, die möglicherweise negative Assoziationen oder doppeldeutige Interpretationen in der Zielgruppe auslösen könnten. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn die Wortneuschöpfung in einer anderen Sprache übersetzt ein Schimpfwort ist oder für etwas Negatives steht. Es gilt also: Von der tiefgründigen Anspielung bis zum Nonsens-Namen ist alles erlaubt. Ein schönes Beispiel hierfür ist Google, dessen Name auf den Begriff Googol zurückgeht, der eine Eins mit hundert Nullen bezeichnet. Mythos Nr. 6: Je weniger Buchstaben der Firmenname hat, desto besser Stimmt bedingt. Natürlich sollte ein Firmenname kurz und einprägsam sein. Doch formelhafte Ratschläge wie etwa der, dass ein guter Firmenname nicht mehr als acht Buchstaben haben sollte, sind kaum umsetzbar. Nicht zuletzt, weil kurze, prägnante und dennoch wohlklingende Namen oft bereits vergeben sind. Noch schwieriger wird es, wenn die passende Internetdomain noch verfügbar sein soll. Die Länge eines Namens ist zudem nicht das entscheidende Kriterium für dessen Qualität: viel wichtiger ist, ob er einprägsam ist. Das kann zum Beispiel auch durch Wohlklang, Bildhaftigkeit oder Originalität erreicht werden. Bei längeren Firmennamen kommt es also darauf an, dass der Name einen bildhaften Eindruck hinterlässt, wie zum Beispiel bei avocadostore.de. Bei Wortneuschöpfungen sollte der Name wohlklingend und leicht zu buchstabieren sein, wie beispielsweise bei Zalando. Mythos Nr. 7: Der Name einer deutschen Firma muss deutsch sein Stimmt nicht. Rocket Internet, SAP, Unilever: Wissen Sie selbst überhaupt noch, welche Firma deutsch ist und welche nicht? Der Markt ist so globalisiert, dass eine deutsche Firma ebenso einen englischen, italienischen oder skandinavischen Namen tragen kann wie einen Fantasienamen. Behalten Sie allerdings auch hier wieder Ihre Zielgruppe im Hinterkopf: Ist es für Ihre potenziellen Kunden leicht, Ihren Firmen- oder Produktnamennamen zu lesen, auszusprechen und zu verstehen – kurz: ist er für sie einprägsam? So bleibt zum Beispiel der Name des deutschen Energieversorgungsunternehmens Uniper gut durch die englische Zusammensetzung aus “unique” (einzigartig) und “performance” (Leistungsfähigkeit) im Gedächtnis. Was jeder Unternehmer also im Kopf behalten sollte: Ein passender Name ist ein wichtiger Bestandteil eines Unternehmens – mehr allerdings auch nicht. Das A und O für den Geschäftserfolg ist, dass Produkte oder Dienstleistungen Kunden überzeugen. Ein guter Name kann hilfreich sein, Aufmerksamkeit zu erregen und sich bei der eigenen Zielgruppe einzuprägen. Doch was genau ein guter Name ist, hängt von vielen, sehr individuellen Faktoren ab.
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