Visitenkarten in Unternehmen
Zeig her Deine Karte!

"Wie sehen Ihre Visitenkarten aus?", haben wir unsere impulse-Blogger gefragt. Sie haben ganz unten in der Tasche gewühlt und ihre Karten gezückt: von klassisch bis verrückt.

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Ein kurzer Messebesuch und schon stapeln sich die Visitenkarten - wie hier bei Unternehmerin Béa Beste.
Ein kurzer Messebesuch und schon stapeln sich die Visitenkarten - wie hier bei Unternehmerin Béa Beste.
© Béa Beste

Kreativ: Jürgen Krenzer

krenzer„Ich bin ein Fan origineller Visitenkarten. Die haben etwas Individuelles und Persönliches, das digital nicht zu ersetzen ist“, sagt Unternehmer Jürgen Krenzer. Der Inhaber des Rhönschaf-Hotels hat seine Karte kreisrund gestaltet, mit einem Rhönschaf-Bild auf einer Seite.

Übergeben wird die Karte nur von Krenzer persönlich und meist, so erzählt er, erntet er diesen Kommentar von den Empfängern: „Die schönen Dinge des Lebens sind nun mal rund.“ Manchmal werde er auch auf das Schaf-Foto angesprochen. Das gebe dann Anlass, Geschichten rund um das Tier und das Unternehmen zu erzählen. Eine Welt ohne Visitenkarten kann sich Krenzer nicht vorstellen: „Der Trend geht zu digital, logisch! Aber kein Trend ohne Gegentrend. Die Visitenkarte wird überleben, da bin ich mir sehr sicher!“

visitenkarte jürgen krenzer, rhön

Klassisch: Marie-Christine Ostermann

marie-christine-ostermannVisitenkarten sind unverzichtbar, findet auch Rullko-Geschäftsführerin Marie-Christine Ostermann. „Denn gerade in Kundenterminen oder auf Netzwerkveranstaltungen hat man nicht immer Zettel und Stift parat. Da ist eine Visitenkarte einfach praktisch. Zudem erinnert man sich später schneller wieder an die Person und hat die Kontaktdaten griffbereit. Auf dem rein digitalen Weg fehlen diese persönlichen Eindrücke.“

Ihre Karte hat Ostermann dezent gestaltet: weißer Hintergrund, blaues Firmenlogo, schwarze Schrift für Name, Position, Firmenname und Kontaktdaten. Viel wichtiger jedoch als das Design der Karte sei die Person, die zur Visitenkarte gehört, ihre Ausstrahlung und Überzeugungskraft, findet Ostermann. Damit stimmt sie mit dem Knigge-Experten Jan Schaumann überein.

visitenkarte marie-christine ostermann

Hochwertig: Sven Franzen

sven-franzenDie Visitenkarte wird nicht aussterben, da ist sich auch Sven Franzen sicher. Für den Inhaber einer Marketingagentur zählt sie zu den besten Aushängeschildern und Erinnerungselementen beim Netzwerken überhaupt. Seine Karte ist knallig orange, das Logo aufwendig mit Silberfolien-Prägung veredelt, das Papier hochwertig und dick. Auf der Vorderseite stehen Name und Kontaktdaten, auf der Rückseite kann der Empfänger die Geschichte lesen, wie Franzen bereits mit 16 Jahren sein Unternehmen gründete.

Die Karte selbst übergebe er meist auf die chinesische Art – mit zwei Händen. „Ich starte immer mit der Farbe und erkläre den Tiger im Logo. Dann spricht meist mein Gegenüber und liest gleichzeitig die Story auf der Rückseite der Karte. Womit es einen Aufhänger für das weitere Gespräch gibt.“

Aber auch wenn die Karte für Franzen unverzichtbar ist, beobachtet er einen anderen Trend: „Immer häufiger ‚adden‘ mich neue Kontakte noch direkt auf der Veranstaltung auf Facebook, Xing und Linkedin.“ Das mache er mit seinen neuen Kontakten übrigens genauso – deren Visitenkarten werden zudem eingescannt oder abgeheftet. „So habe ich immer alle Kontakte im Blick.“

visitenkarte sven franzen

Digital: Béa Beste

besteJa, sie habe noch Visitenkarten, sagt Béa Beste. Die Frage sei nur wo. „Reste einer großen Bestellung vom letzten Jahr gammeln noch in irgendwelche Taschen – mit dem Namen der alten Firma drauf, aber E-Mail und Telefon stimmen, und darauf kommt es an“, findet die Berliner Unternehmerin, die nach einer Insolvenz gerade ein neues Start-up plant. Ihre Karten seien kleiner als der Standard und der häufigste Kommentar der Empfänger sei: „Ach, sind die putzig“, erzählt Beste.

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Aber es sei gar nicht so einfach, eine Karte von ihr zu bekommen: „Erst sage ich, dass sie gar nicht nötig ist. Ich habe einen merkfähigen Namen und über Social Media findet man mich schnell. Die meisten geben sich damit zufrieden. Wenn sie dann darauf bestehen, bekommen sie von mir eine kleine Predigt, dass alles digital besser ist. Wollen sie dann noch immer unbeirrt eine Karte haben, bekommen sie auch eine – vorausgesetzt, ich finde sie in den Tiefen meiner Tasche.“ Nur auf Messen sei sie großzügiger:  „Ich weiß aus alten Hostess-Zeiten, dass es Wettbewerbe unter den Sales-Leuten gibt, wer mehr Visitenkarten eingesammelt hat. Da will ich kein Spielverderber sein.“

Ganz anders sei es, wenn sie Visitenkarten bekomme: „Ich bitte meinen Gesprächspartner, sich die Karte kurz neben das Gesicht zu halten, und mache ein Foto, dann scanne ich sie mit dem Card Reader ein und gebe sie zurück.“ Proteste habe es dabei noch nie gegeben. „Die Leute finden das eher cool.“ Die Technik habe nur einen Nachteil: „Bei Konferenzen und Co. schaffe ich das zeitlich nicht. Dann bunkere ich. In der Visitenkarten-Friedhofs-Box liegen bestimmt gut 3000 Stück.“

visitenkarte bea beste

Nachhaltig: Patrick Meinel

meinelVisitenkarten sind keine Frage des Alters. Auch viele junge Gründer gehen ohne sie nicht auf Veranstaltungen und Kundentermine. So auch Patrick Meinel: Der 27-jährige Gründer eines Bio-Muffin-Onlineshops hat seine Karten immer im Geldbeutel oder im Sakko dabei. Er hat seine Kontaktdaten auf Naturpapier gedruckt, auf der Vorderseite ist das Logo in goldener Farbe eingeprägt. „Das passt zum Verpackungsdesign und Kunden können so die Karte leichter mit dem Produkt in Verbindung bringen“, erklärt Meinel. Neben direkter Rufnummer und persönlicher E-Mail-Adresse sei zusätzlich noch das EU-Bio-Logo auf der Karte. „Damit jeder gleich sieht, dass wir eine grüne Firma sind.“

visitenkarte patrick meinel

Wertschätzend: Soraya Kühne

Soraya Kuehne„Für mich ist es ein Zeichen der Wertschätzung, eine Visitenkarte zu übergeben“, sagt Unternehmerin Soraya Kühne. „Ich war gerade für eine ganze Weile beruflich in Asien und finde den Umgang mit Visitenkarten dort großartig: Sie werden immer mit beiden Händen, mit dem Schriftbild zum Empfänger übergeben.“ Das versuche sie jetzt selbst auch. Zudem werde die Karte alle zwei Jahre neu gestaltet: „Wir wechseln gerne mal das Papier oder das Druckverfahren. Derzeit ist die Karte einfarbig im Buchdruck gedruckt, auf einem feinen Naturpapier mit interessanter Haptik. Die Druckfarbe ist ein sehr, sehr dunkles Blau – das entdeckt man oftmals erst bei einem bestimmten Lichteinfall.“

Aber die Visitenkarte sei nicht nur wichtig für Außenwirkung und Networking, sondern auch für den Betrieb selbst. „Jeder Mitarbeiter sollte eine haben – das macht stolz, man zeigt sie gerne, zum Beispiel der Familie, und es drückt auch hier Wertschätzung aus“, findet Kühne. „Ich halte gar nichts davon, einem Mitarbeiter keine Karte zu machen, weil er ‚sie eigentlich ja nicht braucht‘, etwa weil er kaum Kontakt zu Partnern oder Auftraggebern hat. Eine kleine Auflage sollte immer drin sein.“

visitenkarte soraya kuehne


Das sagt der Knigge-Experte

Haben Visitenkarten in der digitalen Zeit ausgedient? Wann sind sie sinnvoll? Wie sollten sie übergeben werden? Und warum soll man sie nicht in die Hosentasche stecken? Tipps von Stiltrainer Jan Schaumann.

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Kreativ: Jürgen Krenzer "Ich bin ein Fan origineller Visitenkarten. Die haben etwas Individuelles und Persönliches, das digital nicht zu ersetzen ist", sagt Unternehmer Jürgen Krenzer. Der Inhaber des Rhönschaf-Hotels hat seine Karte kreisrund gestaltet, mit einem Rhönschaf-Bild auf einer Seite. Übergeben wird die Karte nur von Krenzer persönlich und meist, so erzählt er, erntet er diesen Kommentar von den Empfängern: "Die schönen Dinge des Lebens sind nun mal rund." Manchmal werde er auch auf das Schaf-Foto angesprochen. Das gebe dann Anlass, Geschichten rund um das Tier und das Unternehmen zu erzählen. Eine Welt ohne Visitenkarten kann sich Krenzer nicht vorstellen: "Der Trend geht zu digital, logisch! Aber kein Trend ohne Gegentrend. Die Visitenkarte wird überleben, da bin ich mir sehr sicher!" Klassisch: Marie-Christine Ostermann Visitenkarten sind unverzichtbar, findet auch Rullko-Geschäftsführerin Marie-Christine Ostermann. "Denn gerade in Kundenterminen oder auf Netzwerkveranstaltungen hat man nicht immer Zettel und Stift parat. Da ist eine Visitenkarte einfach praktisch. Zudem erinnert man sich später schneller wieder an die Person und hat die Kontaktdaten griffbereit. Auf dem rein digitalen Weg fehlen diese persönlichen Eindrücke." Ihre Karte hat Ostermann dezent gestaltet: weißer Hintergrund, blaues Firmenlogo, schwarze Schrift für Name, Position, Firmenname und Kontaktdaten. Viel wichtiger jedoch als das Design der Karte sei die Person, die zur Visitenkarte gehört, ihre Ausstrahlung und Überzeugungskraft, findet Ostermann. Damit stimmt sie mit dem Knigge-Experten Jan Schaumann überein. Hochwertig: Sven Franzen Die Visitenkarte wird nicht aussterben, da ist sich auch Sven Franzen sicher. Für den Inhaber einer Marketingagentur zählt sie zu den besten Aushängeschildern und Erinnerungselementen beim Netzwerken überhaupt. Seine Karte ist knallig orange, das Logo aufwendig mit Silberfolien-Prägung veredelt, das Papier hochwertig und dick. Auf der Vorderseite stehen Name und Kontaktdaten, auf der Rückseite kann der Empfänger die Geschichte lesen, wie Franzen bereits mit 16 Jahren sein Unternehmen gründete. Die Karte selbst übergebe er meist auf die chinesische Art - mit zwei Händen. "Ich starte immer mit der Farbe und erkläre den Tiger im Logo. Dann spricht meist mein Gegenüber und liest gleichzeitig die Story auf der Rückseite der Karte. Womit es einen Aufhänger für das weitere Gespräch gibt." Aber auch wenn die Karte für Franzen unverzichtbar ist, beobachtet er einen anderen Trend: "Immer häufiger ‚adden‘ mich neue Kontakte noch direkt auf der Veranstaltung auf Facebook, Xing und Linkedin." Das mache er mit seinen neuen Kontakten übrigens genauso - deren Visitenkarten werden zudem eingescannt oder abgeheftet. "So habe ich immer alle Kontakte im Blick." Digital: Béa Beste Ja, sie habe noch Visitenkarten, sagt Béa Beste. Die Frage sei nur wo. "Reste einer großen Bestellung vom letzten Jahr gammeln noch in irgendwelche Taschen - mit dem Namen der alten Firma drauf, aber E-Mail und Telefon stimmen, und darauf kommt es an", findet die Berliner Unternehmerin, die nach einer Insolvenz gerade ein neues Start-up plant. Ihre Karten seien kleiner als der Standard und der häufigste Kommentar der Empfänger sei: "Ach, sind die putzig", erzählt Beste. Aber es sei gar nicht so einfach, eine Karte von ihr zu bekommen: "Erst sage ich, dass sie gar nicht nötig ist. Ich habe einen merkfähigen Namen und über Social Media findet man mich schnell. Die meisten geben sich damit zufrieden. Wenn sie dann darauf bestehen, bekommen sie von mir eine kleine Predigt, dass alles digital besser ist. Wollen sie dann noch immer unbeirrt eine Karte haben, bekommen sie auch eine - vorausgesetzt, ich finde sie in den Tiefen meiner Tasche." Nur auf Messen sei sie großzügiger:  "Ich weiß aus alten Hostess-Zeiten, dass es Wettbewerbe unter den Sales-Leuten gibt, wer mehr Visitenkarten eingesammelt hat. Da will ich kein Spielverderber sein." Ganz anders sei es, wenn sie Visitenkarten bekomme: "Ich bitte meinen Gesprächspartner, sich die Karte kurz neben das Gesicht zu halten, und mache ein Foto, dann scanne ich sie mit dem Card Reader ein und gebe sie zurück." Proteste habe es dabei noch nie gegeben. "Die Leute finden das eher cool." Die Technik habe nur einen Nachteil: "Bei Konferenzen und Co. schaffe ich das zeitlich nicht. Dann bunkere ich. In der Visitenkarten-Friedhofs-Box liegen bestimmt gut 3000 Stück." Nachhaltig: Patrick Meinel Visitenkarten sind keine Frage des Alters. Auch viele junge Gründer gehen ohne sie nicht auf Veranstaltungen und Kundentermine. So auch Patrick Meinel: Der 27-jährige Gründer eines Bio-Muffin-Onlineshops hat seine Karten immer im Geldbeutel oder im Sakko dabei. Er hat seine Kontaktdaten auf Naturpapier gedruckt, auf der Vorderseite ist das Logo in goldener Farbe eingeprägt. "Das passt zum Verpackungsdesign und Kunden können so die Karte leichter mit dem Produkt in Verbindung bringen", erklärt Meinel. Neben direkter Rufnummer und persönlicher E-Mail-Adresse sei zusätzlich noch das EU-Bio-Logo auf der Karte. "Damit jeder gleich sieht, dass wir eine grüne Firma sind." Wertschätzend: Soraya Kühne "Für mich ist es ein Zeichen der Wertschätzung, eine Visitenkarte zu übergeben", sagt Unternehmerin Soraya Kühne. "Ich war gerade für eine ganze Weile beruflich in Asien und finde den Umgang mit Visitenkarten dort großartig: Sie werden immer mit beiden Händen, mit dem Schriftbild zum Empfänger übergeben." Das versuche sie jetzt selbst auch. Zudem werde die Karte alle zwei Jahre neu gestaltet: "Wir wechseln gerne mal das Papier oder das Druckverfahren. Derzeit ist die Karte einfarbig im Buchdruck gedruckt, auf einem feinen Naturpapier mit interessanter Haptik. Die Druckfarbe ist ein sehr, sehr dunkles Blau - das entdeckt man oftmals erst bei einem bestimmten Lichteinfall." Aber die Visitenkarte sei nicht nur wichtig für Außenwirkung und Networking, sondern auch für den Betrieb selbst. "Jeder Mitarbeiter sollte eine haben - das macht stolz, man zeigt sie gerne, zum Beispiel der Familie, und es drückt auch hier Wertschätzung aus", findet Kühne. "Ich halte gar nichts davon, einem Mitarbeiter keine Karte zu machen, weil er ‚sie eigentlich ja nicht braucht‘, etwa weil er kaum Kontakt zu Partnern oder Auftraggebern hat. Eine kleine Auflage sollte immer drin sein." Das sagt der Knigge-Experte Haben Visitenkarten in der digitalen Zeit ausgedient? Wann sind sie sinnvoll? Wie sollten sie übergeben werden? Und warum soll man sie nicht in die Hosentasche stecken? Tipps von Stiltrainer Jan Schaumann.
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