Mathias Stinnes' größter Fehler
„Ich habe mich von Regierungen abhängig gemacht“

Mathias Stinnes, 73, in sechster Generation Chef des Industriekonglomerats Hugo Stinnes, über das Risiko, mit Regierungen Geschäfte zu machen.

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Mathias Stinnes
Mathias Stinnes
© Annette Hauschild für impulse

Meinen größten Fehler habe ich zweimal gemacht: Als ich bei langfristigen Investitionen von Regierungen abhängig war. In beiden Fällen lief es schief. Meine erste schmerzliche Erfahrung machte ich in den 1980ern im Offshore-Geschäft. Wir hatten in Versorgerschiffe investiert und mit der Ölgesellschaft der kanadischen Regierung einen Chartervertrag geschlossen.

Ich hatte bei dem Deal ein gutes Gefühl, doch ein Jahr später fiel gegen jede wirtschaftliche Logik die Entscheidung, die Bohrungen an der Ostküste einzustellen. Daran hätte ich nicht im Traum gedacht. Ohne Erfolg pochten wir auf die Verträge. Wir könnten ja prozessieren, wurde uns gesagt. Am Ende des Verfahrens stand wie so oft ein fauler Kompromiss.

Nicht besser lief es im Jahr 2000, als wir in Neubrandenburg ein Flugzeugwerk gründeten und uns um die Zulassung eines neuen Flugzeugtyps bemühten. Um den amerikanischen Markt direkt beliefern zu können, bauten wir in Quebec ein Werk. Auch die Regierung wollte investieren.

Wenige Wochen, nachdem die Verträge unterschrieben waren, kamen neue Politiker an die Macht. Man verlangte von uns weitere Investitionen, wozu ich auch bereit gewesen wäre, wenn wir im Gegenzug auch entsprechende Rechte erhalten hätten. Dies war aber nicht der Fall. Nicht mit mir, sagte ich und zog mich zurück.

Man sollte sich nichts vormachen: Wenn man mit Regierungen langfristige Investitionen plant, geht man ein sehr viel höheres Risiko ein als im sonstigen Geschäftsleben. Der Entscheidungshorizont der Politik beträgt meist nur wenige Jahre, Investitionen laufen dagegen oft über Jahrzehnte. Dass lang laufende Verträge wenig wert sind, kann im Übrigen auch in Deutschland passieren, siehe Windkraft oder Solarenergie. Wir haben die Konsequenzen gezogen und arbeiten immer seltener mit Regierungen zusammen.

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Meinen größten Fehler habe ich zweimal gemacht: Als ich bei langfristigen Investitionen von Regierungen abhängig war. In beiden Fällen lief es schief. Meine erste schmerzliche Erfahrung machte ich in den 1980ern im Offshore-Geschäft. Wir hatten in Versorgerschiffe investiert und mit der Ölgesellschaft der kanadischen Regierung einen Chartervertrag geschlossen. Ich hatte bei dem Deal ein gutes Gefühl, doch ein Jahr später fiel gegen jede wirtschaftliche Logik die Entscheidung, die Bohrungen an der Ostküste einzustellen. Daran hätte ich nicht im Traum gedacht. Ohne Erfolg pochten wir auf die Verträge. Wir könnten ja prozessieren, wurde uns gesagt. Am Ende des Verfahrens stand wie so oft ein fauler Kompromiss. Nicht besser lief es im Jahr 2000, als wir in Neubrandenburg ein Flugzeugwerk gründeten und uns um die Zulassung eines neuen Flugzeugtyps bemühten. Um den amerikanischen Markt direkt beliefern zu können, bauten wir in Quebec ein Werk. Auch die Regierung wollte investieren. Wenige Wochen, nachdem die Verträge unterschrieben waren, kamen neue Politiker an die Macht. Man verlangte von uns weitere Investitionen, wozu ich auch bereit gewesen wäre, wenn wir im Gegenzug auch entsprechende Rechte erhalten hätten. Dies war aber nicht der Fall. Nicht mit mir, sagte ich und zog mich zurück. Man sollte sich nichts vormachen: Wenn man mit Regierungen langfristige Investitionen plant, geht man ein sehr viel höheres Risiko ein als im sonstigen Geschäftsleben. Der Entscheidungshorizont der Politik beträgt meist nur wenige Jahre, Investitionen laufen dagegen oft über Jahrzehnte. Dass lang laufende Verträge wenig wert sind, kann im Übrigen auch in Deutschland passieren, siehe Windkraft oder Solarenergie. Wir haben die Konsequenzen gezogen und arbeiten immer seltener mit Regierungen zusammen.
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