Michael Haentjes' größter Fehler
Mein größter Fehler: „Ich habe gerade erworbene Firmen wieder verkauft“

Michael Haentjes, 58, Gründer und Alleinvorstand der Entertainment-Gruppe Edel aus Hamburg, über den voreiligen Entschluss, mehrere Firmen zu verkaufen, um Kredite zurückzuzahlen

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Unternehmer Michael Haentjes.
Unternehmer Michael Haentjes.
© Tobias Stäbler

Mein größter Fehler fiel in die Zeit, als ich noch 107 Firmen hatte, mitten in der New Economy. Nach unserem Börsengang 1998 und einer Kapitalerhöhung stellten die Banken Anfang 2000 Kredite in Höhe von 400 Millionen Mark fällig, der Umsatz betrug damals 1,2 Milliarden Mark. Wir planten eine zweite Kapitalerhöhung, doch bald zeichnete sich ab, dass wir damit nicht durchkommen würden.

Unsere Banker blieben hart: ,Seht zu, dass ihr das Geld zurückzahlt.‘ Ich sah keine andere Möglichkeit, als gerade erworbene Firmen wieder zu verkaufen. Was für ein Fehler!

Ich hätte den Banken sagen sollen: ,Stellt die Kredite ruhig fällig! Dann gehe ich zum Amtsgericht.‘ Heute weiß ich, dass dies für sie viel riskanter gewesen wäre, sie wären dann fast leer ausgegangen. Mir war nicht klar, dass wir angesichts der hohen Summen selbst Druck ausüben konnten.

So also taten wir alles, um durch Firmenverkäufe Kapital zu beschaffen. Wir vernachlässigten dadurch das operative Geschäft, der Cashflow wurde schlechter. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001, als wir unser US-Geschäft abschreiben mussten, ging es noch einmal bergab; es kam zu großen Wertberichtigungen. Erst als die Banken damit drohten, den Stecker zu ziehen, reagierte ich so, wie ich es schon Jahre zuvor hätte machen sollen.

Wir stellten die Bank vor die Wahl: Entweder kommt es zur Insolvenz, und ihr geht fast leer aus – wir hatten das genau ausgerechnet –, oder wir zahlen euch jetzt sofort eine bestimmte Summe, und ihr verzichtet auf den Rest.

Die Bank verzichtete tatsächlich auf 123 Millionen Euro. Heute haben wir kaum noch Verbindlichkeiten – und eine andere Bank. Meine Empfehlung: Sichern Sie sich stets einen guten Cashflow, arbeiten Sie möglichst autonom. Es ist besser, aus eigenen Mitteln langsam zu wachsen, als einen Investor hereinzuholen.

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Mein größter Fehler fiel in die Zeit, als ich noch 107 Firmen hatte, mitten in der New Economy. Nach unserem Börsengang 1998 und einer Kapitalerhöhung stellten die Banken Anfang 2000 Kredite in Höhe von 400 Millionen Mark fällig, der Umsatz betrug damals 1,2 Milliarden Mark. Wir planten eine zweite Kapitalerhöhung, doch bald zeichnete sich ab, dass wir damit nicht durchkommen würden. Unsere Banker blieben hart: ,Seht zu, dass ihr das Geld zurückzahlt.‘ Ich sah keine andere Möglichkeit, als gerade erworbene Firmen wieder zu verkaufen. Was für ein Fehler! Ich hätte den Banken sagen sollen: ,Stellt die Kredite ruhig fällig! Dann gehe ich zum Amtsgericht.‘ Heute weiß ich, dass dies für sie viel riskanter gewesen wäre, sie wären dann fast leer ausgegangen. Mir war nicht klar, dass wir angesichts der hohen Summen selbst Druck ausüben konnten. So also taten wir alles, um durch Firmenverkäufe Kapital zu beschaffen. Wir vernachlässigten dadurch das operative Geschäft, der Cashflow wurde schlechter. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001, als wir unser US-Geschäft abschreiben mussten, ging es noch einmal bergab; es kam zu großen Wertberichtigungen. Erst als die Banken damit drohten, den Stecker zu ziehen, reagierte ich so, wie ich es schon Jahre zuvor hätte machen sollen. Wir stellten die Bank vor die Wahl: Entweder kommt es zur Insolvenz, und ihr geht fast leer aus – wir hatten das genau ausgerechnet –, oder wir zahlen euch jetzt sofort eine bestimmte Summe, und ihr verzichtet auf den Rest. Die Bank verzichtete tatsächlich auf 123 Millionen Euro. Heute haben wir kaum noch Verbindlichkeiten – und eine andere Bank. Meine Empfehlung: Sichern Sie sich stets einen guten Cashflow, arbeiten Sie möglichst autonom. Es ist besser, aus eigenen Mitteln langsam zu wachsen, als einen Investor hereinzuholen.
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