Unkritische Mitarbeiter
So kurieren Sie die Ja-Sageritis in Ihrem Unternehmen

Ihre Mitarbeiter sind immer Ihrer Meinung? Möglicherweise liegt das nicht an Ihrer Genialität, sondern daran, dass Sie von Ja-Sagern umgeben sind. So bringen Sie unkritische Mitarbeiter zum Mitdenken.

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Immer alles super! Wenn Mitarbeiter völlig unkritisch sind, sollte man als Chef hellhörig werden. Sind die Kollegen ehrlich - oder halten sie mit ihrer Kritik nur hinterm Berg?

Schweigen und Nicken kann für Unternehmer zum Problem werden. Immer dann nämlich, wenn Mitarbeiter mit konstruktiver Kritik hinterm Berg halten. Als Vorgesetzter ist man auf die ehrliche Meinung seiner Mitarbeiter angewiesen. Querköpfe liefern den Rohstoff, auf den viele Unternehmen angewiesen sind: gute Ideen.

Und es gibt ein weiteres Problem: Schleimer verpesten das Arbeitsklima. Laut einer repräsentativen Umfrage des Hamburger Gewis-Instituts fühlen sich 77 Prozent der Deutschen durch Opportunisten und Schleimer im Job gestresst. Der Psychologe und Sachbuchautor Thomas Fritzsche hat Rezepte für Chefs, in deren Unternehmen die Ja-Sageritis um sich greift.

Ja-Sager an der Körpersprache erkennen

Am Anfang steht die Diagnose. Woran erkenne ich als Chef, ob meine Mitarbeiter mir aus Überzeugung oder Opportunismus zustimmen? „Normalerweise kann man das gut an der Körpersprache sehen“, sagt Thomas Fritzsche. Lächelt mich mein Mitarbeiter ehrlich an und ist sein Blick offen, dann könne ich davon ausgehen, dass er dem zustimmt, was sich sage, so Fritzsche. Lächelt er hingegen gar nicht oder kaum und weicht er meinem Blick aus, sei er nicht mit meinen Vorschlägen oder Ideen einverstanden. „Dahinter verbirgt sich eine Ablehnung, die man nicht laut sagen mag“, erklärt der Psychologe.

„Fähnchen im Winde“ entlarven

Woran kann es liegen, dass sich Mitarbeiter mit offenen Worten schwer tun? Thomas Fritzsche meint: „Das liegt zu 90 Prozent an meiner eigenen Fehlerkultur und zu 10 Prozent an den Vorerfahrungen meiner Mitarbeiter.“ Klar, jeder hat in seinem Leben auf unterschiedliche Weise erfahren, was passiert, wenn er Kritik äußert. Doch Fritzsche geht davon aus, dass diese Vorerfahrungen immer unwichtiger werden, je länger man sich kenne. „Irgendwann ist es zu 100 Prozent mein Verdienst, wenn keiner den Mund aufmacht.“

Allerdings gibt es laut Fritzsche noch den Spezialfall „Fähnchen im Winde“. Das seien Leute, die sich generell nur nach der stärksten Strömung ausrichten. Der Psychologe glaubt, dass man sie nicht durch Argumente gewinnen und selten ändern könne.

Aber wie enttarnt man solch ein „Fähnchen im Winde“, das einem nur nach dem Mund redet? Indem man offensichtlich blödsinnige Vorschläge mache: solche, die andere sofort als unsinnig enttarnen. Wenn dann Reaktionen kommen wie „Mensch Chef, was für ein toller Vorschlag!“, wisse man, mit welcher Art Mensch man es zu tun habe.

An der eigenen Fehlerkultur arbeiten

Möchte man ein gutes Umfeld für konstruktive Kritik schaffen, empfiehlt Fritzsche vor allem eins: „Man muss bei sich selbst anfangen und eigene Fehler offen mit einem Lächeln eingestehen.“ Die Botschaft müsse sein: „Der Chef hat mit Fehlern kein Stress“. Eine gute Fehlerkultur sorgt also für eine entspannte Atmosphäre, in der Mitarbeiter sich trauen, Kritik zu äußern. Wer sich als Chef als unfehlbar darstellt, darf sich also nicht wundern, wenn er so auch behandelt wird.

Zur Person
Der Psychologe Thomas Fritzsche ist auf das Coaching von Führungskräften spezialisiert und hat bereits mehrere Bücher zu dem Thema veröffentlicht, z. B. "Wer hat den Ball? Mitarbeiter einfach führen" (Herder Verlag, 19,99 Euro).

Souverän auf Kritik reagieren

Um nicht eine Herde von Ja-Sagern um sich zu versammeln, ist es wichtig, auf Kritik richtig zu reagieren. Fritzsche warnt vor einem typischen Fehler: „Fast alle Menschen verteidigen sich, begründen, rechtfertigen das kritisierte Verhalten. Das will aber der Kritisierende in dem Moment nicht wissen. Er möchte, dass ich kapiere, wie es ihm geht.“

Fritzsche ist sich sicher, dass viele Führungskräfte sich das nicht wirklich bewusst machen. Sie glauben, sie können Kritik gut annehmen, aber quasseln den Kritiker mit Erklärungen tot. Oder aber sie reagieren mit offenkundigem Desinteresse. Beides töte die Lust auf Kritik und Feedback ab.

Wie aber reagiert man richtig? Fritzsche formuliert eine einfache Regel: „Klappe halten und aufmerksam zuhören.“ Habe man aufmerksam zugehört, empfiehlt er, sich für die Rückmeldung zu bedanken. Man signalisiert also, dass man Kritik wertschätzt. Und dann? „Am besten 24 Stunden abwarten und eine Nacht darüber schlafen.“ Warum? „Bei Aufregung können Stresshormone die Sinne vernebeln. Wir können dann nicht kühl reagieren“, so Fritzsche. Mit der Zeit werden die Sinne wieder klarer. Zudem helfe es, sich den eigenen Standpunkt klarzumachen, wenn man erst mit anderen über das angesprochene Thema rede.

Habe man allerdings das Gefühl, dass jemand keine konstruktive Kritik vortrage, sondern nur herum stänkern möchte, rät der Psychologe doch nachzufragen, in etwa so: „Vielen Dank für die Rückmeldung. Können Sie das genauer erklären?“ Das helfe, die Spreu vom Weizen zu trennen, denn dann müsse derjenige klare Argumente aufzeigen.

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Mitarbeiter motivieren, ihre Meinung zu sagen

Damit die Ja-Sageritis gar nicht erst um sich greift, helfe es im Arbeitsalltag, die Mitarbeiter immer wieder konkret nach ihrer Sicht der Dinge zu fragen, rät Fritzsche. Wichtig sei dann, genau zuzuhören und klar zu formulieren, welche der angesprochenen Punkte man beachten werde. Sehe man etwas als wenig sinnvoll an, begründet man dies am besten kurz.

Dann gebe es noch einen Spezialfall: die „graue Maus“. „Es gibt Leute, die trauen sich in Gruppen nichts zu sagen“, erklärt Fritzsche. Solche Mitarbeiter frage man am besten im Einzelgespräch nach ihrer Meinung.

Schweigen und Nicken kann für Unternehmer zum Problem werden. Immer dann nämlich, wenn Mitarbeiter mit konstruktiver Kritik hinterm Berg halten. Als Vorgesetzter ist man auf die ehrliche Meinung seiner Mitarbeiter angewiesen. Querköpfe liefern den Rohstoff, auf den viele Unternehmen angewiesen sind: gute Ideen. Und es gibt ein weiteres Problem: Schleimer verpesten das Arbeitsklima. Laut einer repräsentativen Umfrage des Hamburger Gewis-Instituts fühlen sich 77 Prozent der Deutschen durch Opportunisten und Schleimer im Job gestresst. Der Psychologe und Sachbuchautor Thomas Fritzsche hat Rezepte für Chefs, in deren Unternehmen die Ja-Sageritis um sich greift. Ja-Sager an der Körpersprache erkennen Am Anfang steht die Diagnose. Woran erkenne ich als Chef, ob meine Mitarbeiter mir aus Überzeugung oder Opportunismus zustimmen? „Normalerweise kann man das gut an der Körpersprache sehen“, sagt Thomas Fritzsche. Lächelt mich mein Mitarbeiter ehrlich an und ist sein Blick offen, dann könne ich davon ausgehen, dass er dem zustimmt, was sich sage, so Fritzsche. Lächelt er hingegen gar nicht oder kaum und weicht er meinem Blick aus, sei er nicht mit meinen Vorschlägen oder Ideen einverstanden. „Dahinter verbirgt sich eine Ablehnung, die man nicht laut sagen mag“, erklärt der Psychologe. "Fähnchen im Winde" entlarven Woran kann es liegen, dass sich Mitarbeiter mit offenen Worten schwer tun? Thomas Fritzsche meint: „Das liegt zu 90 Prozent an meiner eigenen Fehlerkultur und zu 10 Prozent an den Vorerfahrungen meiner Mitarbeiter.“ Klar, jeder hat in seinem Leben auf unterschiedliche Weise erfahren, was passiert, wenn er Kritik äußert. Doch Fritzsche geht davon aus, dass diese Vorerfahrungen immer unwichtiger werden, je länger man sich kenne. „Irgendwann ist es zu 100 Prozent mein Verdienst, wenn keiner den Mund aufmacht.“ Allerdings gibt es laut Fritzsche noch den Spezialfall „Fähnchen im Winde“. Das seien Leute, die sich generell nur nach der stärksten Strömung ausrichten. Der Psychologe glaubt, dass man sie nicht durch Argumente gewinnen und selten ändern könne. Aber wie enttarnt man solch ein „Fähnchen im Winde“, das einem nur nach dem Mund redet? Indem man offensichtlich blödsinnige Vorschläge mache: solche, die andere sofort als unsinnig enttarnen. Wenn dann Reaktionen kommen wie „Mensch Chef, was für ein toller Vorschlag!“, wisse man, mit welcher Art Mensch man es zu tun habe. An der eigenen Fehlerkultur arbeiten Möchte man ein gutes Umfeld für konstruktive Kritik schaffen, empfiehlt Fritzsche vor allem eins: „Man muss bei sich selbst anfangen und eigene Fehler offen mit einem Lächeln eingestehen.“ Die Botschaft müsse sein: „Der Chef hat mit Fehlern kein Stress“. Eine gute Fehlerkultur sorgt also für eine entspannte Atmosphäre, in der Mitarbeiter sich trauen, Kritik zu äußern. Wer sich als Chef als unfehlbar darstellt, darf sich also nicht wundern, wenn er so auch behandelt wird. Souverän auf Kritik reagieren Um nicht eine Herde von Ja-Sagern um sich zu versammeln, ist es wichtig, auf Kritik richtig zu reagieren. Fritzsche warnt vor einem typischen Fehler: „Fast alle Menschen verteidigen sich, begründen, rechtfertigen das kritisierte Verhalten. Das will aber der Kritisierende in dem Moment nicht wissen. Er möchte, dass ich kapiere, wie es ihm geht.“ Fritzsche ist sich sicher, dass viele Führungskräfte sich das nicht wirklich bewusst machen. Sie glauben, sie können Kritik gut annehmen, aber quasseln den Kritiker mit Erklärungen tot. Oder aber sie reagieren mit offenkundigem Desinteresse. Beides töte die Lust auf Kritik und Feedback ab. Wie aber reagiert man richtig? Fritzsche formuliert eine einfache Regel: „Klappe halten und aufmerksam zuhören.“ Habe man aufmerksam zugehört, empfiehlt er, sich für die Rückmeldung zu bedanken. Man signalisiert also, dass man Kritik wertschätzt. Und dann? „Am besten 24 Stunden abwarten und eine Nacht darüber schlafen.“ Warum? „Bei Aufregung können Stresshormone die Sinne vernebeln. Wir können dann nicht kühl reagieren“, so Fritzsche. Mit der Zeit werden die Sinne wieder klarer. Zudem helfe es, sich den eigenen Standpunkt klarzumachen, wenn man erst mit anderen über das angesprochene Thema rede. Habe man allerdings das Gefühl, dass jemand keine konstruktive Kritik vortrage, sondern nur herum stänkern möchte, rät der Psychologe doch nachzufragen, in etwa so: „Vielen Dank für die Rückmeldung. Können Sie das genauer erklären?“ Das helfe, die Spreu vom Weizen zu trennen, denn dann müsse derjenige klare Argumente aufzeigen. Mitarbeiter motivieren, ihre Meinung zu sagen Damit die Ja-Sageritis gar nicht erst um sich greift, helfe es im Arbeitsalltag, die Mitarbeiter immer wieder konkret nach ihrer Sicht der Dinge zu fragen, rät Fritzsche. Wichtig sei dann, genau zuzuhören und klar zu formulieren, welche der angesprochenen Punkte man beachten werde. Sehe man etwas als wenig sinnvoll an, begründet man dies am besten kurz. Dann gebe es noch einen Spezialfall: die „graue Maus“. „Es gibt Leute, die trauen sich in Gruppen nichts zu sagen“, erklärt Fritzsche. Solche Mitarbeiter frage man am besten im Einzelgespräch nach ihrer Meinung.
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