Bewerber überzeugen
Was tun, wenn gute Bewerber abspringen?

Wenn Ihr Wunschkandidat kurz vor der Vertragsunterzeichnung einen Rückzieher macht, sollten Sie nicht gleich aufgeben. Mit diesen 6 Tipps haben Sie die Chance, ihn doch noch umstimmen.

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Ein Nein vom Wunschkandidaten für eine offene Stelle kann einen hart treffen. Doch Dranbleiben lohnt sich: Mit der richtigen Strategie - und ein bisschen Glück - lässt sich der Bewerber vielleicht noch überzeugen.
Ein Nein vom Wunschkandidaten für eine offene Stelle kann einen hart treffen. Doch Dranbleiben lohnt sich: Mit der richtigen Strategie - und ein bisschen Glück - lässt sich der Bewerber vielleicht noch überzeugen.

Ein Bewerber, der kurz vor der Vertragsunterzeichnung abspringt – für Unternehmer, die neue Mitarbeiter suchen, ist das unglaublich frustrierend. Nicht nur, weil man sich schon ausgemalt hat, wie gut der Bewerber in die eigene Firma passen würde. Sondern auch, weil nach der Absage des Wunschkandidaten Wochen, wenn nicht Monate vergehen können, bis ein neuer Favorit identifiziert ist  – und dieser dem Unternehmen womöglich auch wieder einen Korb gibt.

„So ganz vermeiden lässt sich das jedoch nicht“, sagt Goran Barić, Geschäftsführer der Personalberatung Page Group Deutschland. Qualifizierte Bewerber bewerben sich oft parallel auf mehrere freie Stellen und entscheiden sich am Ende für das attraktivste Angebot. Wer auf die Absage richtig reagiert, kann aber hoffen, den Bewerber doch noch umzustimmen – oder wenigstens aus der Absage zu lernen. Was also sollte man tun, wenn der Wunschkandidat abspringt?

1. Ärger und Enttäuschung herunterschlucken

„Der größte Fehler wäre, die Absage persönlich zu nehmen und beleidigt zu reagieren“, sagt Goran Barić. Denn damit sei die Chance vertan, den Bewerber vielleicht doch noch fürs Unternehmen zu gewinnen. „Der Kandidat wird ansonsten froh darüber sein, dass er bei dem Unternehmen nicht angefangen hat. Zudem wird er Sie höchstwahrscheinlich auch künftig nicht mehr als potenziellen Arbeitgeber in Betracht ziehen.“

Stattdessen empfiehlt Barić: Verhalten Sie sich professionell – und kämpfen Sie um den Bewerber. Dem einen oder anderen Unternehmer mag es gegen den Strich gehen, einen Kandidaten nach einer Zurückweisung weiter zu umwerben. „Falscher Stolz ist aber absolut deplatziert, wenn es darum geht, einen Kandidaten doch noch für sich gewinnen zu können.“

2. Fragen stellen

Die Gründe für die Absage in Erfahrung bringen – das hält Barić für die zentrale Aufgabe, wenn Kandidaten abspringen. Denn nur wer die Gründe kennt, kann die folgenden Fragen beantworten:

  1. Lohnt es sich, um den Bewerber zu kämpfen?
  2. Was können wir nächstes Mal besser machen?

Erfolgsaussichten

Liegt dem Bewerber lediglich ein besseres Angebot eines Konkurrenten vor, kann es sich lohnen, das eigene Angebot nachzujustieren: ein höheres Gehalt, ein Dienstwagen, mehr Verantwortung. „Anders sieht es aus, wenn der Ehepartner nun doch keine Lust hat umzuziehen. Da kann ich die Position noch so sehr umgestalten und im Gehalt was drauflegen – ich werde den Kandidaten nicht umstimmen“, sagt Barić.

Aus Fehlern lernen

Immer wieder scheitern Bewerbungsprozesse, weil die Kandidaten einfach keinen Draht zum Unternehmen finden. Vor allem jüngeren Bewerbern sei die Unternehmenskultur sehr wichtig, betont Barić: „Die wollen sich aufgehoben fühlen, nicht nur ein Rädchen im großen Konstrukt sein.“ Er empfiehlt daher zu hinterfragen: „Vermittele ich Bewerbern den richtigen Eindruck meines Unternehmens?“ So könne man aus einer Absage immerhin für künftige Bewerbungsprozesse etwas lernen.

Unser Experte
Goran BaricGoran Barić, Geschäftsführer der PageGroup Deutschland, hat in den vergangenen 13 Jahren geschätzt rund 10.000 Gespräche mit Kunden und Kandidaten geführt.

An welchen Stellen deutsche Unternehmen ihren Umgang mit Kandidaten verbessern müssen, zeigen eine Auswertung der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu und eine Studie der Universität Bamberg.

3. Wertschätzung zeigen

Signalisieren Sie dem Kandidaten, wie viel Ihnen an ihm liegt, empfiehlt Goran Barić: „Ich würde beispielsweise sagen: ‚Es ist wirklich sehr schade, dass Sie uns absagen. Ich kann Sie mir in unserem Unternehmen sehr gut vorstellen und hatte auch schon Pläne für Ihre Zukunft bei uns.’“

Seine Wertschätzung könne man dem Kandidaten zudem mit Komplimenten zeigen – und damit gleichzeitig nochmals deutlich machen, warum man das Angebot ausgesprochen hatte.

4. Um ein persönliches Gespräch bitten

„Lassen Sie uns noch einmal persönlich über Ihre Entscheidung sprechen.“ Diesen Satz empfiehlt Barić Unternehmern, die um einen Kandidaten kämpfen wollen. „Ein persönliches Gespräch ist DIE Gelegenheit, die Gründe für eine Absage herauszufinden und Ihr Angebot noch einmal anzupassen.“

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Zwar müsse man sich darüber im Klaren sein, dass viele Bewerber diese Bitte ablehnen dürften: „Doch wenn der Kandidat bereit ist, noch einmal den Weg zu Ihnen anzutreten, haben Sie die besten Chancen, die Situation zu drehen.“

5. Hintertür öffnen

Selbst wenn der Kandidat ein persönliches Gespräch ausschlägt, empfiehlt Barić, gesprächsbereit zu bleiben. „Ich würde in dem Fall vielleicht noch sagen: ‚Alles Gute für Ihre Karriere – und sollte es bei Ihrem neuen Job doch nicht so kommen, wie Sie jetzt annehmen, haben Sie bitte keine falsche Scheu, sich noch mal bei mir zu melden.“

6. Noch einmal nachhaken

Und wenn alle Überzeugungsarbeit vergebens ist und der Wunschkandidat bei einem anderen Unternehmen unterschreibt? Für Goran Barić noch lange kein Grund, das Handtuch zu werfen: „Legen Sie sich eine Wiedervorlage in den Kalender“, rät er. „Wenn Sie in vier, fünf Monaten immer noch überzeugt sind von dem Kandidaten: Rufen Sie ihn an. Fragen Sie ihn, wie es ihm geht, wie die ersten Monate im neuen Unternehmen sind. Damit zeigen Sie Wertschätzung – das beeindruckt die Leute.“

Denn vielleicht ist der neuen Job doch nicht so toll wie gedacht. Und so lange er noch in der Probezeit ist, kann er schnell kündigen.

Barićs Extratipp, um Absagen zu vermeiden

Immer wieder kommt es vor, dass Bewerber eine neue Stelle nicht antreten, weil sie vom aktuellen Arbeitgeber zurückgewonnen werden. Barićs Rat, um diese Situation von Vornherein zu verhindern: „Sprechen Sie diese Möglichkeit frühzeitig aktiv an. Fragen Sie den Kandidaten: Wie würden Sie damit umgehen, wenn Ihr derzeitiger Arbeitgeber Ihnen ein besseres Angebot macht?“

Es gelte herausfinden, warum der Bewerber wechseln möchte. „Er muss sich selbst laut sagen hören, dass er ein solches Angebot nicht annehmen würde, weil er sich nicht wertgeschätzt fühlt, weil sein Talent die letzten zwei Jahre übersehen wurde, weil er mit seinem Chef nicht zurechtkommt. Das bestärkt ihn in seinem Wunsch zu wechseln und macht es dem aktuellen Arbeitgeber schwer, ihn zu halten.“

Ein Bewerber, der kurz vor der Vertragsunterzeichnung abspringt - für Unternehmer, die neue Mitarbeiter suchen, ist das unglaublich frustrierend. Nicht nur, weil man sich schon ausgemalt hat, wie gut der Bewerber in die eigene Firma passen würde. Sondern auch, weil nach der Absage des Wunschkandidaten Wochen, wenn nicht Monate vergehen können, bis ein neuer Favorit identifiziert ist  - und dieser dem Unternehmen womöglich auch wieder einen Korb gibt. „So ganz vermeiden lässt sich das jedoch nicht“, sagt Goran Barić, Geschäftsführer der Personalberatung Page Group Deutschland. Qualifizierte Bewerber bewerben sich oft parallel auf mehrere freie Stellen und entscheiden sich am Ende für das attraktivste Angebot. Wer auf die Absage richtig reagiert, kann aber hoffen, den Bewerber doch noch umzustimmen – oder wenigstens aus der Absage zu lernen. Was also sollte man tun, wenn der Wunschkandidat abspringt? 1. Ärger und Enttäuschung herunterschlucken „Der größte Fehler wäre, die Absage persönlich zu nehmen und beleidigt zu reagieren“, sagt Goran Barić. Denn damit sei die Chance vertan, den Bewerber vielleicht doch noch fürs Unternehmen zu gewinnen. „Der Kandidat wird ansonsten froh darüber sein, dass er bei dem Unternehmen nicht angefangen hat. Zudem wird er Sie höchstwahrscheinlich auch künftig nicht mehr als potenziellen Arbeitgeber in Betracht ziehen.“ Stattdessen empfiehlt Barić: Verhalten Sie sich professionell - und kämpfen Sie um den Bewerber. Dem einen oder anderen Unternehmer mag es gegen den Strich gehen, einen Kandidaten nach einer Zurückweisung weiter zu umwerben. „Falscher Stolz ist aber absolut deplatziert, wenn es darum geht, einen Kandidaten doch noch für sich gewinnen zu können.“ 2. Fragen stellen Die Gründe für die Absage in Erfahrung bringen – das hält Barić für die zentrale Aufgabe, wenn Kandidaten abspringen. Denn nur wer die Gründe kennt, kann die folgenden Fragen beantworten: Lohnt es sich, um den Bewerber zu kämpfen? Was können wir nächstes Mal besser machen? Erfolgsaussichten Liegt dem Bewerber lediglich ein besseres Angebot eines Konkurrenten vor, kann es sich lohnen, das eigene Angebot nachzujustieren: ein höheres Gehalt, ein Dienstwagen, mehr Verantwortung. „Anders sieht es aus, wenn der Ehepartner nun doch keine Lust hat umzuziehen. Da kann ich die Position noch so sehr umgestalten und im Gehalt was drauflegen – ich werde den Kandidaten nicht umstimmen“, sagt Barić. Aus Fehlern lernen Immer wieder scheitern Bewerbungsprozesse, weil die Kandidaten einfach keinen Draht zum Unternehmen finden. Vor allem jüngeren Bewerbern sei die Unternehmenskultur sehr wichtig, betont Barić: „Die wollen sich aufgehoben fühlen, nicht nur ein Rädchen im großen Konstrukt sein.“ Er empfiehlt daher zu hinterfragen: „Vermittele ich Bewerbern den richtigen Eindruck meines Unternehmens?“ So könne man aus einer Absage immerhin für künftige Bewerbungsprozesse etwas lernen. An welchen Stellen deutsche Unternehmen ihren Umgang mit Kandidaten verbessern müssen, zeigen eine Auswertung der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu und eine Studie der Universität Bamberg. 3. Wertschätzung zeigen Signalisieren Sie dem Kandidaten, wie viel Ihnen an ihm liegt, empfiehlt Goran Barić: „Ich würde beispielsweise sagen: 'Es ist wirklich sehr schade, dass Sie uns absagen. Ich kann Sie mir in unserem Unternehmen sehr gut vorstellen und hatte auch schon Pläne für Ihre Zukunft bei uns.'“ Seine Wertschätzung könne man dem Kandidaten zudem mit Komplimenten zeigen - und damit gleichzeitig nochmals deutlich machen, warum man das Angebot ausgesprochen hatte. 4. Um ein persönliches Gespräch bitten „Lassen Sie uns noch einmal persönlich über Ihre Entscheidung sprechen.“ Diesen Satz empfiehlt Barić Unternehmern, die um einen Kandidaten kämpfen wollen. „Ein persönliches Gespräch ist DIE Gelegenheit, die Gründe für eine Absage herauszufinden und Ihr Angebot noch einmal anzupassen.“ Zwar müsse man sich darüber im Klaren sein, dass viele Bewerber diese Bitte ablehnen dürften: „Doch wenn der Kandidat bereit ist, noch einmal den Weg zu Ihnen anzutreten, haben Sie die besten Chancen, die Situation zu drehen.“ 5. Hintertür öffnen Selbst wenn der Kandidat ein persönliches Gespräch ausschlägt, empfiehlt Barić, gesprächsbereit zu bleiben. „Ich würde in dem Fall vielleicht noch sagen: 'Alles Gute für Ihre Karriere - und sollte es bei Ihrem neuen Job doch nicht so kommen, wie Sie jetzt annehmen, haben Sie bitte keine falsche Scheu, sich noch mal bei mir zu melden.“ 6. Noch einmal nachhaken Und wenn alle Überzeugungsarbeit vergebens ist und der Wunschkandidat bei einem anderen Unternehmen unterschreibt? Für Goran Barić noch lange kein Grund, das Handtuch zu werfen: „Legen Sie sich eine Wiedervorlage in den Kalender“, rät er. „Wenn Sie in vier, fünf Monaten immer noch überzeugt sind von dem Kandidaten: Rufen Sie ihn an. Fragen Sie ihn, wie es ihm geht, wie die ersten Monate im neuen Unternehmen sind. Damit zeigen Sie Wertschätzung – das beeindruckt die Leute.“ Denn vielleicht ist der neuen Job doch nicht so toll wie gedacht. Und so lange er noch in der Probezeit ist, kann er schnell kündigen. Barićs Extratipp, um Absagen zu vermeiden Immer wieder kommt es vor, dass Bewerber eine neue Stelle nicht antreten, weil sie vom aktuellen Arbeitgeber zurückgewonnen werden. Barićs Rat, um diese Situation von Vornherein zu verhindern: „Sprechen Sie diese Möglichkeit frühzeitig aktiv an. Fragen Sie den Kandidaten: Wie würden Sie damit umgehen, wenn Ihr derzeitiger Arbeitgeber Ihnen ein besseres Angebot macht?“ Es gelte herausfinden, warum der Bewerber wechseln möchte. „Er muss sich selbst laut sagen hören, dass er ein solches Angebot nicht annehmen würde, weil er sich nicht wertgeschätzt fühlt, weil sein Talent die letzten zwei Jahre übersehen wurde, weil er mit seinem Chef nicht zurechtkommt. Das bestärkt ihn in seinem Wunsch zu wechseln und macht es dem aktuellen Arbeitgeber schwer, ihn zu halten.“
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