E-Commerce-Management
Wie finde ich einen guten E-Commerce-Manager?

Mitarbeiter mit Digital-Know-how sind gefragt. Doch mancher Unternehmer weiß gar nicht, worauf er bei der Personalauswahl achten muss. Was sollte ein E-Commerce-Manager in kleinen Unternehmen überhaupt können?

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Sie wollen Ihr Unternehmen aus der Steinzeit ins Internet bringen? Dabei hilft Ihnen ein E-Commerce-Manager.
Sie wollen Ihr Unternehmen aus der Steinzeit ins Internet bringen? Dabei hilft Ihnen ein E-Commerce-Manager.

impulse: Herr Wenk-Fischer, angenommen, ich als Unternehmer will mit meinem Unternehmen in Sachen Online-Vertrieb endlich durchstarten und dafür einen E-Commerce-Manager einstellen: Welche Fähigkeiten sollte mein neuer Mitarbeiter mitbringen?

Christoph Wenk-Fischer: In kleinen Unternehmen brauchen Sie die eierlegende Wollmilchsau als E-Commerce-Manager. Der Kandidat sollte beispielsweise SEO und SEA beherrschen, also Suchmaschinenoptimierung und Suchmaschinenwerbung. Er sollte Ahnung haben von Social Media, er sollte betriebswirtschaftliche Kenntnisse haben, um Dienstleister auch finanziell steuern zu können, und und und.

Und wie finde ich einen solchen Tausendsassa?

Das ist leider nicht ganz einfach, denn im Bereich E-Commerce-Management gibt es einen Fachkräftemangel. Den sehen sogar die meisten Personalberater, die wir zu diesem Thema befragt haben – dabei ist es deren Job, geeignete Kandidaten zu finden. Schon bei Jahresgehältern ab 40.000 Euro werden Personalberatungen eingeschaltet; auch das zeigt, dass Unternehmen wirklich Mühe haben, diese Stellen zu besetzen.

Ohje. Wo sollte ich denn Abstriche machen, wenn ich keine eierlegende Wollmilchsau für mein Unternehmen gewinnen kann?

Betriebswirtschaftliches Know-how ist wichtiger, als dass Ihr Kandidat HTML lesen kann oder ein ausgewiesener SEO-Spezialist ist. Sie brauchen vor allem einen guten Projektmanager: Er muss in der Lage sein, Projekte anzugehen und zu steuern.

Warum ist das so wichtig?

Unser Experte
Christoph Wenk-Fischer Christoph Wenk-Fischer ist Hauptgeschäftsführer des "Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V." (BEVH) und Geschäftsführer des Arbeitskreises Personal im BEVH.

In kleineren Unternehmen hat der E-Commerce-Manager meist viel mit der Steuerung externer Dienstleister zu tun; denn im Kleinunternehmen kann man nicht alle Themen mit eigenen Leuten abdecken.

Worauf kommt es hierbei an?

Wenn Dienstleister ungesteuert sind, legen sie einfach los und rechnen hinterher locker und nach eigenem Ermessen ab. Daher ist es wichtig, dass der E-Commerce-Manager einerseits die gängigen Marktpreise kennt, andererseits aber auch die Anforderungen des Unternehmens im Blick behält.

Wenn aber der E-Commerce-Manager keine Ahnung von der Materie hat, können ihm die Dienstleister doch viel erzählen!

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E-Commerce-Management ist wahnsinnig vielschichtig. Es geht dabei um ganz verschiedene Themen, von Online-Marketing über Logistik und Zahlungsmethoden bis hin zu Datenschutz und Usability. Das kann ein einziger Mitarbeiter gar nicht alles abdecken! Daher brauchen Sie jemanden, der ein solides Grundlagenwissen hat, der aber vor allem auch weiß, wo er sich Informationen holen kann.

Ich brauche also einen Kommunikator.

Ganz genau. Sie brauchen jemanden, der die richtigen Fragen stellt, der zuhört und sich auch traut zu sagen, was er im Moment noch nicht weiß. Der muss mit einem ITler genauso reden können wie mit einem Marketingverantwortlichen. Und in der Lage sein, interdisziplinär mit den verschiedenen Unternehmensbereichen zusammenzuarbeiten.

Er muss ein Teamplayer sein.

Das auch. Ein E-Commerce-Manager muss aber auch ein guter Change-Manager sein: einer, der die Kolleginnen und Kollegen mitnehmen kann. In den Unternehmensbereichen, die sich bisher nicht mit E-Commerce beschäftigt haben, herrscht oft großes Misstrauen: „Hilfe, wir haben einen Webshop, der kannibalisiert jetzt das stationäre Geschäft.“

Welche Eigenschaften braucht mein E-Commerce-Manager noch?

Er sollte strategische Antennen haben: Damit er Trends erkennt und im Bedarfsfall die richtigen Entscheidungen trifft. Denken Sie nur mal an Technologien, beispielsweise Shop-Software. Es geht hierbei um große Investitionen. Ein guter E-Commerce-Manager muss ein Gespür haben: Springe ich auf diesen oder jenen Zug auf, warte ich noch – oder ist das wohl nur ein kurzlebiger Hype?

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Im Vorstellungsgespräch überhäuft mich ein Kandidat mit Buzzwords – und ich als Chef versteh‘ nur Bahnhof. Wie kriege ich raus, ob da ein Dampfplauderer vor mir sitzt oder ob der wirklich Ahnung hat?

Entscheidend ist die Frage: Hat der in der Vergangenheit Projekte erfolgreich angeschoben, geleitet und abgeschlossen? Kann er das auch dokumentieren? Ein guter Anhaltspunkt ist beispielsweise, wenn er sagt: „Schauen Sie sich mal den Webshop unter www.abc.de an, das war mein Projekt“. Sie sollten das aber unbedingt hinterfragen!

Welche Fragen sollte ich denn stellen?

Lassen Sie sich erklären: Was war deine Rolle in dem Projekt, was waren deine Hilfsmittel, welchen personellen Support hattest du, was war die Timeline, hast du das Budget selbst verwaltet?

Wie wichtig ist es, dass jemand wirklich den Titel „E-Commerce-Manager“ vorweisen kann?

E-Commerce-Manager ist keine geschützte Bezeichnung, es gibt auch keine einheitliche Ausbildung. Daher kann mir ein Bewerber irgendwelche Zeugnisse und Zertifikate vorlegen. Es gibt aber auch viele Ausbildungen, die Absolventen sehr gut auf die Arbeit als E-Commerce-Manager in kleinen Unternehmen vorbereiten.

Welche können Sie als besonders gute Adresse empfehlen?

Wir als Verband [Bundesverband E-Commerce und Versandhandel – die Redaktion] kooperieren mit der Rid-Stiftung aus München und mit der privaten Steinbeis-Hochschule. Dort werden E-Commerce-Manager mit Schwerpunkt KMU ausgebildet. Eine sehr gute Adresse ist außerdem die Uni Wedel: Der Studiengang ist sehr praxisnah, da steckt viel Know-how großer Unternehmen aus dem Hamburger Raum drin. Und auch die IHKs in den größeren Städten sind alle ganz gut aufgestellt.

Wenn ich mit meiner Firma online noch am Anfang stehe, suche ich mir aber wohl am besten jemanden mit Berufserfahrung.

Nicht unbedingt. Auch Uni-Absolventen haben in der Regel schon praktische Erfahrungen. Das müssen nicht nur Praktika sein: Ich habe manchmal mit Bewerbern zu tun, die sind Ebay-Powerseller – nebenbei aus der Garage heraus.

Und welche beruflichen Erfahrungen sind fürs E-Commerce-Management in kleinen Unternehmen generell hilfreich?

Wer in einer Internetagentur gearbeitet hat, weiß, wie Dienstleister arbeiten – das hilft, sie zu steuern. Auch Erfahrung in einer Unternehmensberatung ist nützlich: So jemand kann Projekte strukturieren.

Wie tief muss ich in die Tasche greifen, um einen guten Bewerber zu überzeugen?

Das Gehalt hängt natürlich von vielen Faktoren ab: vom Standort des Unternehmens und den dortigen Lebenshaltungskosten, von der Unternehmensgröße, den Arbeitsbedingungen, der Berufserfahrung, von betrieblichen Zusatzleistungen wie etwa einer Kita. Außerdem müssen Sie natürlich aufpassen, dass Sie nicht Ihre Vergütungsstrukturen im Unternehmen insgesamt ruinieren. Klar ist aber: Unter 35.000 bis 40.000 Euro Jahresgehalt dürften Sie Probleme haben, überhaupt jemanden zu finden. Und gute Leute mit Erfahrung erwarten deutlich mehr.

impulse: Herr Wenk-Fischer, angenommen, ich als Unternehmer will mit meinem Unternehmen in Sachen Online-Vertrieb endlich durchstarten und dafür einen E-Commerce-Manager einstellen: Welche Fähigkeiten sollte mein neuer Mitarbeiter mitbringen? Christoph Wenk-Fischer: In kleinen Unternehmen brauchen Sie die eierlegende Wollmilchsau als E-Commerce-Manager. Der Kandidat sollte beispielsweise SEO und SEA beherrschen, also Suchmaschinenoptimierung und Suchmaschinenwerbung. Er sollte Ahnung haben von Social Media, er sollte betriebswirtschaftliche Kenntnisse haben, um Dienstleister auch finanziell steuern zu können, und und und. Und wie finde ich einen solchen Tausendsassa? Das ist leider nicht ganz einfach, denn im Bereich E-Commerce-Management gibt es einen Fachkräftemangel. Den sehen sogar die meisten Personalberater, die wir zu diesem Thema befragt haben - dabei ist es deren Job, geeignete Kandidaten zu finden. Schon bei Jahresgehältern ab 40.000 Euro werden Personalberatungen eingeschaltet; auch das zeigt, dass Unternehmen wirklich Mühe haben, diese Stellen zu besetzen. Ohje. Wo sollte ich denn Abstriche machen, wenn ich keine eierlegende Wollmilchsau für mein Unternehmen gewinnen kann? Betriebswirtschaftliches Know-how ist wichtiger, als dass Ihr Kandidat HTML lesen kann oder ein ausgewiesener SEO-Spezialist ist. Sie brauchen vor allem einen guten Projektmanager: Er muss in der Lage sein, Projekte anzugehen und zu steuern. Warum ist das so wichtig? In kleineren Unternehmen hat der E-Commerce-Manager meist viel mit der Steuerung externer Dienstleister zu tun; denn im Kleinunternehmen kann man nicht alle Themen mit eigenen Leuten abdecken. Worauf kommt es hierbei an? Wenn Dienstleister ungesteuert sind, legen sie einfach los und rechnen hinterher locker und nach eigenem Ermessen ab. Daher ist es wichtig, dass der E-Commerce-Manager einerseits die gängigen Marktpreise kennt, andererseits aber auch die Anforderungen des Unternehmens im Blick behält. Wenn aber der E-Commerce-Manager keine Ahnung von der Materie hat, können ihm die Dienstleister doch viel erzählen! E-Commerce-Management ist wahnsinnig vielschichtig. Es geht dabei um ganz verschiedene Themen, von Online-Marketing über Logistik und Zahlungsmethoden bis hin zu Datenschutz und Usability. Das kann ein einziger Mitarbeiter gar nicht alles abdecken! Daher brauchen Sie jemanden, der ein solides Grundlagenwissen hat, der aber vor allem auch weiß, wo er sich Informationen holen kann. Ich brauche also einen Kommunikator. Ganz genau. Sie brauchen jemanden, der die richtigen Fragen stellt, der zuhört und sich auch traut zu sagen, was er im Moment noch nicht weiß. Der muss mit einem ITler genauso reden können wie mit einem Marketingverantwortlichen. Und in der Lage sein, interdisziplinär mit den verschiedenen Unternehmensbereichen zusammenzuarbeiten. Er muss ein Teamplayer sein. Das auch. Ein E-Commerce-Manager muss aber auch ein guter Change-Manager sein: einer, der die Kolleginnen und Kollegen mitnehmen kann. In den Unternehmensbereichen, die sich bisher nicht mit E-Commerce beschäftigt haben, herrscht oft großes Misstrauen: „Hilfe, wir haben einen Webshop, der kannibalisiert jetzt das stationäre Geschäft.“ Welche Eigenschaften braucht mein E-Commerce-Manager noch? Er sollte strategische Antennen haben: Damit er Trends erkennt und im Bedarfsfall die richtigen Entscheidungen trifft. Denken Sie nur mal an Technologien, beispielsweise Shop-Software. Es geht hierbei um große Investitionen. Ein guter E-Commerce-Manager muss ein Gespür haben: Springe ich auf diesen oder jenen Zug auf, warte ich noch – oder ist das wohl nur ein kurzlebiger Hype? Im Vorstellungsgespräch überhäuft mich ein Kandidat mit Buzzwords – und ich als Chef versteh' nur Bahnhof. Wie kriege ich raus, ob da ein Dampfplauderer vor mir sitzt oder ob der wirklich Ahnung hat? Entscheidend ist die Frage: Hat der in der Vergangenheit Projekte erfolgreich angeschoben, geleitet und abgeschlossen? Kann er das auch dokumentieren? Ein guter Anhaltspunkt ist beispielsweise, wenn er sagt: „Schauen Sie sich mal den Webshop unter www.abc.de an, das war mein Projekt“. Sie sollten das aber unbedingt hinterfragen! Welche Fragen sollte ich denn stellen? Lassen Sie sich erklären: Was war deine Rolle in dem Projekt, was waren deine Hilfsmittel, welchen personellen Support hattest du, was war die Timeline, hast du das Budget selbst verwaltet? Wie wichtig ist es, dass jemand wirklich den Titel „E-Commerce-Manager“ vorweisen kann? E-Commerce-Manager ist keine geschützte Bezeichnung, es gibt auch keine einheitliche Ausbildung. Daher kann mir ein Bewerber irgendwelche Zeugnisse und Zertifikate vorlegen. Es gibt aber auch viele Ausbildungen, die Absolventen sehr gut auf die Arbeit als E-Commerce-Manager in kleinen Unternehmen vorbereiten. Welche können Sie als besonders gute Adresse empfehlen? Wir als Verband [Bundesverband E-Commerce und Versandhandel - die Redaktion] kooperieren mit der Rid-Stiftung aus München und mit der privaten Steinbeis-Hochschule. Dort werden E-Commerce-Manager mit Schwerpunkt KMU ausgebildet. Eine sehr gute Adresse ist außerdem die Uni Wedel: Der Studiengang ist sehr praxisnah, da steckt viel Know-how großer Unternehmen aus dem Hamburger Raum drin. Und auch die IHKs in den größeren Städten sind alle ganz gut aufgestellt. Wenn ich mit meiner Firma online noch am Anfang stehe, suche ich mir aber wohl am besten jemanden mit Berufserfahrung. Nicht unbedingt. Auch Uni-Absolventen haben in der Regel schon praktische Erfahrungen. Das müssen nicht nur Praktika sein: Ich habe manchmal mit Bewerbern zu tun, die sind Ebay-Powerseller - nebenbei aus der Garage heraus. Und welche beruflichen Erfahrungen sind fürs E-Commerce-Management in kleinen Unternehmen generell hilfreich? Wer in einer Internetagentur gearbeitet hat, weiß, wie Dienstleister arbeiten – das hilft, sie zu steuern. Auch Erfahrung in einer Unternehmensberatung ist nützlich: So jemand kann Projekte strukturieren. Wie tief muss ich in die Tasche greifen, um einen guten Bewerber zu überzeugen? Das Gehalt hängt natürlich von vielen Faktoren ab: vom Standort des Unternehmens und den dortigen Lebenshaltungskosten, von der Unternehmensgröße, den Arbeitsbedingungen, der Berufserfahrung, von betrieblichen Zusatzleistungen wie etwa einer Kita. Außerdem müssen Sie natürlich aufpassen, dass Sie nicht Ihre Vergütungsstrukturen im Unternehmen insgesamt ruinieren. Klar ist aber: Unter 35.000 bis 40.000 Euro Jahresgehalt dürften Sie Probleme haben, überhaupt jemanden zu finden. Und gute Leute mit Erfahrung erwarten deutlich mehr.
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