Farbgestaltung im Büro
Keine guten Ideen? Vielleicht liegt’s an der Farbe Ihrer Bürowände …

Urwaldgrün, rosé oder einfach weiß: Die Farbe der Bürowände ist nicht nur eine Geschmacksfrage - sie hat Einfluss auf Wohlbefinden und Leistung. Aber wie wirkt welche Farbe?

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Alles so schön bunt hier: Experten raten bei der Bürogestaltung zu mindestens drei Farben pro Raum.
Alles so schön bunt hier: Experten raten bei der Bürogestaltung zu mindestens drei Farben pro Raum.

Ein neuer Tag im Büro beginnt. Ein neuer Tag in weißen Wänden. Und, sind wir mal ehrlich, eigentlich sind die Wände, auf die wir von unseren Schreibtischen aus starren, nicht mal mehr richtig weiß: Hier und da kleine Flecken, Überreste von alten Postern oder unschöne Bohrlöcher.

Das ist nicht nur aus ästhetischer Hinsicht schade – sondern auch aus unternehmerischer. „Büros ohne Gestaltung sind verlorene Chancen für das Unternehmen“, sagt Axel Venn, emeritierter Professor für Farbgestaltung an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim, Holzminden und Göttingen (HAWK). „Früher waren Büros nur Orte der Verwaltung. Heute beginnen doch dort alle kreativen Prozesse.“

Farben können diese kreativen Prozesse beeinflussen – und nicht nur das. Sie können sich positiv auf unser Verhalten auswirken, indem sie Funktionen visualisieren, sie können Empfindungen auslösen oder kulturelle Werte vermitteln. Farben können darüber entscheiden, ob wir uns wohl fühlen oder nicht. „Ein durchgeplantes Farbkonzept kann auch den Wiedererkennungswert Ihres Unternehmens beim Kunden erhöhen“, sagt Timo Rieke, ebenfalls Farbexperte an der HAWK.

Doch wie gelingt ein kluges Farbkonzept? Die Tipps der Experten.

Tipps für die Farbgestaltung von Büros

1. Farbwahl
„Die Farben müssen zu den Menschen passen, die täglich in diesem Raum sitzen“, sagt Venn. Arbeiten beispielsweise überwiegend Männer dort, sind maskuline Farben wie Dunkelblau oder Braun eher ratsam als weibliche Farben wie ein sanftes Rosa. Der Gestaltungsexperte empfiehlt, sich vorab mit den Mitarbeitern hinzusetzen und über die Raumgestaltung zu sprechen und eventuelle Wünsche zu berücksichtigen. „Das Büro sollte ein Ort sein, an dem Ihre Mitarbeiter gerne sind und wo es sie auch nicht stört, abends mal länger bleiben zu müssen.“

2. Farbkombination
Die Wirkung, die ein farbiger Raum auf die Gefühle der Menschen hat, ergibt sich aus dem Zusammenschluss von Farbigkeit und Kontrast. Daher empfehlen die Experten, Bürowände immer in mindestens drei unterschiedlichen Farben zu streichen. „Eine gute Komposition besteht aus drei Farben mit den Verhältnissen 70 Prozent, 20 Prozent und fünf bis zehn Prozent“, erläutert Venn. Wähle man hingegen nur eine Farbe, werde diese häufig als lästig empfunden; ein 50/50-Verhältnis zeige, dass man unentschlossen sei. Bei zwei Farben sei daher ein „Drei Viertel/Ein Viertel“-Verhältnis mit einem zehn prozentigen Weißanteil empfehlenswert.

3. Raumaufteilung
Ein farbiger Raum sollte zudem immer zwei Achsen haben:

Unsere Experten
  Axel Venn, Experte für Farbgestaltung Axel Venn berät Unternehmen bei Farbgestaltung und Farbmarketing. Er ist emeritierter Professor für Farbgestaltung an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim, Holzminden und Göttingen (HAWK). Seine Forschungsergebnisse wurden in zahlreichen Fachzeitschriften und in 26 Fachbüchern publiziert. Timo Rieke, Experte für Farbgestaltung   Timo Rieke ist Professor an der HAWK. In Hannover hat er sein eigenes Atelier für Gestaltung mit den Schwerpunkten Grundlagenforschung Farbe, Color Consulting, Oberflächengestaltung und Grafikdesign.
  • Eine beruhigende und angenehme Seite. Das können zum Beispiel sanfte und getrübte Pastell- oder Sorbettöne sein, ein leicht angegrautes Grün, Cremetöne oder sanfte, helle Korallfarben.
  • Eine anregende, befeuernde und spielerische Seite. Hier kommen Farben wie Rot, ein sanftes Rosé oder auch ein Urwaldgrün in Frage.

Wichtig ist dabei, dass der Kontrast zwischen sehr auffälligen und intensiven Farben zu verschatteten oder getrübten Farben deutlich wird. „Natürliche, getrübte und stark aufgehellte Farben wirken sensibler als kräftige Farben. Dunkle Farben wirken schwerer, tiefer und ruhiger“, erläutert Rieke. „Im Arbeitsumfeld brauchen Sie meist Farben, die sich eher im Hintergrund bewegen und eine gute Basis schaffen.“

Farbgestaltung der Konferenzräume

In Konferenzräumen geht es häufig darum, kreative Ideen zu entwickeln. (Lesen Sie auch unsere Tipps, wie Sie die Kreativität Ihrer Mitarbeitern zum Sprudeln bringen und Kreativitätskiller vermeiden). Aber auch ein kreativitätsforderndes Umfeld und ein farblich klug gestalteter Konferenzraum können das kreative Denken der Mitarbeiter beflügeln. Typische Farben, um die kreativen Gedanken zu fördern, sind ein helles Blau, Violett oder Purpur, sagt Axel Venn. „Auch ein helles, reines Grün ist in solchen Räumen gut aufgehoben“, rät der Experte.

Allgemein sind Blau und Gelb die Farben des Denkens und der Entstehung – und deswegen auch je nach Branche in Büroräumen einsetzbar. „Blau und Gelb sind Komplementärfarben und deswegen eine tolle Farbkombination“, sagt Venn. Sie könnten helfen, klare Gedanken zu fassen. Gelb sei zudem die Farbe der Zukunft. Venn: „Ein Grünton dazu lässt die ganze Kombination dropsig und sauer wirken, wie man es von Bonbons kennt. Das erfrischt den ganzen Raum und wirkt spielerisch.“

Farbgestaltung des Empfangsraums

Für den Empfang gut geeignet seien die „Farben des Erötens“: ein sanftes Rot, Pfirsichrot oder Creme mit leichtem Rotstich, empfiehlt Farbexperte Venn: „Diese Farben wirken offen und sprechen alle Menschen an. Damit umgarnen Sie Ihre Kunden und diese entwickeln sofort eine Sympathie gegenüber Ihrem Unternehmen.“ Ein guter Kontrast zu den rötlichen Farben ist übrigens ein helles, gedecktes Grau. (Und wer nach dem Anstrich noch Geld übrig hat: Zu den Wänden empfiehlt der Experte einen Lapislazuli-Boden. Für die Unwissenden: Lapislazuli ist ein blaues Mineralgemisch. In Kombination mit Polstermöbeln würde so ein Gefühl der schicken Geborgenheit bei Kunden geweckt).

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Und was ist mit Weiß?

Axel Venn spricht ein klares Weiß-Verbot aus, denn Weiß demonstriere das reine Nichts. Timo Rieke ist da etwas zurückhaltender: Man könne nicht sagen, dass Farbe grundsätzlich besser sei als Weiß. Es komme nämlich darauf an, dass die Farbgestaltung gut durchdacht sei. „An guter Planung aber sehen Sie dann auch das Selbstbewusstsein eines Unternehmens.“

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Ein neuer Tag im Büro beginnt. Ein neuer Tag in weißen Wänden. Und, sind wir mal ehrlich, eigentlich sind die Wände, auf die wir von unseren Schreibtischen aus starren, nicht mal mehr richtig weiß: Hier und da kleine Flecken, Überreste von alten Postern oder unschöne Bohrlöcher. Das ist nicht nur aus ästhetischer Hinsicht schade – sondern auch aus unternehmerischer. "Büros ohne Gestaltung sind verlorene Chancen für das Unternehmen", sagt Axel Venn, emeritierter Professor für Farbgestaltung an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim, Holzminden und Göttingen (HAWK). "Früher waren Büros nur Orte der Verwaltung. Heute beginnen doch dort alle kreativen Prozesse." Farben können diese kreativen Prozesse beeinflussen – und nicht nur das. Sie können sich positiv auf unser Verhalten auswirken, indem sie Funktionen visualisieren, sie können Empfindungen auslösen oder kulturelle Werte vermitteln. Farben können darüber entscheiden, ob wir uns wohl fühlen oder nicht. „Ein durchgeplantes Farbkonzept kann auch den Wiedererkennungswert Ihres Unternehmens beim Kunden erhöhen“, sagt Timo Rieke, ebenfalls Farbexperte an der HAWK. Doch wie gelingt ein kluges Farbkonzept? Die Tipps der Experten. Tipps für die Farbgestaltung von Büros 1. Farbwahl "Die Farben müssen zu den Menschen passen, die täglich in diesem Raum sitzen", sagt Venn. Arbeiten beispielsweise überwiegend Männer dort, sind maskuline Farben wie Dunkelblau oder Braun eher ratsam als weibliche Farben wie ein sanftes Rosa. Der Gestaltungsexperte empfiehlt, sich vorab mit den Mitarbeitern hinzusetzen und über die Raumgestaltung zu sprechen und eventuelle Wünsche zu berücksichtigen. "Das Büro sollte ein Ort sein, an dem Ihre Mitarbeiter gerne sind und wo es sie auch nicht stört, abends mal länger bleiben zu müssen." 2. Farbkombination Die Wirkung, die ein farbiger Raum auf die Gefühle der Menschen hat, ergibt sich aus dem Zusammenschluss von Farbigkeit und Kontrast. Daher empfehlen die Experten, Bürowände immer in mindestens drei unterschiedlichen Farben zu streichen. "Eine gute Komposition besteht aus drei Farben mit den Verhältnissen 70 Prozent, 20 Prozent und fünf bis zehn Prozent", erläutert Venn. Wähle man hingegen nur eine Farbe, werde diese häufig als lästig empfunden; ein 50/50-Verhältnis zeige, dass man unentschlossen sei. Bei zwei Farben sei daher ein "Drei Viertel/Ein Viertel"-Verhältnis mit einem zehn prozentigen Weißanteil empfehlenswert. 3. Raumaufteilung Ein farbiger Raum sollte zudem immer zwei Achsen haben: Eine beruhigende und angenehme Seite. Das können zum Beispiel sanfte und getrübte Pastell- oder Sorbettöne sein, ein leicht angegrautes Grün, Cremetöne oder sanfte, helle Korallfarben. Eine anregende, befeuernde und spielerische Seite. Hier kommen Farben wie Rot, ein sanftes Rosé oder auch ein Urwaldgrün in Frage. Wichtig ist dabei, dass der Kontrast zwischen sehr auffälligen und intensiven Farben zu verschatteten oder getrübten Farben deutlich wird. "Natürliche, getrübte und stark aufgehellte Farben wirken sensibler als kräftige Farben. Dunkle Farben wirken schwerer, tiefer und ruhiger", erläutert Rieke. "Im Arbeitsumfeld brauchen Sie meist Farben, die sich eher im Hintergrund bewegen und eine gute Basis schaffen." Farbgestaltung der Konferenzräume In Konferenzräumen geht es häufig darum, kreative Ideen zu entwickeln. (Lesen Sie auch unsere Tipps, wie Sie die Kreativität Ihrer Mitarbeitern zum Sprudeln bringen und Kreativitätskiller vermeiden). Aber auch ein kreativitätsforderndes Umfeld und ein farblich klug gestalteter Konferenzraum können das kreative Denken der Mitarbeiter beflügeln. Typische Farben, um die kreativen Gedanken zu fördern, sind ein helles Blau, Violett oder Purpur, sagt Axel Venn. "Auch ein helles, reines Grün ist in solchen Räumen gut aufgehoben", rät der Experte. Allgemein sind Blau und Gelb die Farben des Denkens und der Entstehung - und deswegen auch je nach Branche in Büroräumen einsetzbar. "Blau und Gelb sind Komplementärfarben und deswegen eine tolle Farbkombination", sagt Venn. Sie könnten helfen, klare Gedanken zu fassen. Gelb sei zudem die Farbe der Zukunft. Venn: "Ein Grünton dazu lässt die ganze Kombination dropsig und sauer wirken, wie man es von Bonbons kennt. Das erfrischt den ganzen Raum und wirkt spielerisch." Farbgestaltung des Empfangsraums Für den Empfang gut geeignet seien die "Farben des Erötens": ein sanftes Rot, Pfirsichrot oder Creme mit leichtem Rotstich, empfiehlt Farbexperte Venn: "Diese Farben wirken offen und sprechen alle Menschen an. Damit umgarnen Sie Ihre Kunden und diese entwickeln sofort eine Sympathie gegenüber Ihrem Unternehmen." Ein guter Kontrast zu den rötlichen Farben ist übrigens ein helles, gedecktes Grau. (Und wer nach dem Anstrich noch Geld übrig hat: Zu den Wänden empfiehlt der Experte einen Lapislazuli-Boden. Für die Unwissenden: Lapislazuli ist ein blaues Mineralgemisch. In Kombination mit Polstermöbeln würde so ein Gefühl der schicken Geborgenheit bei Kunden geweckt). Und was ist mit Weiß? Axel Venn spricht ein klares Weiß-Verbot aus, denn Weiß demonstriere das reine Nichts. Timo Rieke ist da etwas zurückhaltender: Man könne nicht sagen, dass Farbe grundsätzlich besser sei als Weiß. Es komme nämlich darauf an, dass die Farbgestaltung gut durchdacht sei. "An guter Planung aber sehen Sie dann auch das Selbstbewusstsein eines Unternehmens."
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