Selbstmotivation
Wer motiviert eigentlich mich?

Meist geht es für Chefs und Chefinnen darum, das Team zu motivieren. Doch am Ende bleibt oft die Frage: Wer motiviert eigentlich mich? Mit diesen Tipps für die Selbstmotivation packen Sie es an.

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Selbstmotivation ist nicht einfach.
© go2 / Photocase.de

Unternehmer und vor allem Gründer sind oft hoch motivierte Menschen, überzeugt von ihrer Idee und bereit, viel Arbeit in deren Verwirklichung zu stecken. Zahllose Arbeitsstunden scheinen ihnen nichts auszumachen. Oft halten sie in schwierigen Situationen länger durch als andere Menschen, kämpfen, arbeiten noch mehr Stunden als zuvor, vernachlässigen Familie und Freunde für ihr Unternehmen. Aber das ist kein Dauerzustand. Irgendwann lässt bei jedem das Durchhaltevermögen nach.

Warum die Motivation abhanden kommt

Hinter einer Firmengründung stecke oft der Wunsch, der eigene Chef zu sein, sagt Unternehmercoach Stefan Merath: „Der Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit.“ Das biete ein eigener Betrieb zunächst auch. Aber mit dem Wachstum wachsen auch die Anforderungen. Plötzlich muss der Gründer alles wissen – vom Steuerrecht bis zum Marketing. „Viele Unternehmer haben dann das Gefühl, als wären sie an 50 Gummiseilen gleichzeitig festgebunden“, sagt Merath. „Egal in welche Richtung sie sich bewegen, immer zieht jemand von der anderen Seite an ihnen und will etwas.“

Das sei der Moment, in dem die Zweifel beginnen und dem Unternehmer klar wird: „Ich bin nicht so frei und selbstbestimmt, wie ich sein wollte“. Oft sei diese Erkenntnis mit einem Wunsch verbunden – und mit einer Frage: „Am Anfang war doch alles so toll, wie bekomme ich das wieder?“ Diese sei, so Merath, der wichtigste Grund, warum Chefs sich demotiviert und kraftlos fühlen. In einer solchen Situation ist es Zeit, sich selbst zu motivieren – zum Beispiel so.

6 Tipps für die Selbstmotivation

1. Nehmen Sie die richtige Rolle im Unternehmen ein.

Für die miese Laune gibt es oft auf einem einfachen Grund, sagt Stefan Merath: „Der Chef hat den falschen Beruf.“ Er gründet etwa seinen Betrieb als Fachkraft, zum Beispiel als Programmierer. Während der Betrieb wachse, programmiert er weiter, ohne sich um das Management von Mitarbeitern und Prozessen oder eine Vision für das Unternehmen zu kümmern.

Diese Bequemlichkeit ist eine große Gefahr für die Selbstmotivation, warnt Merath. Schließlich mache man einfach weiter, was man gut kann und mag, statt sich in neue, dringend notwendige Themenbereiche einzuarbeiten. Wer mit diesem Verhalten Schluss mache, werde reich belohnt, verspricht Merath: „Natürlich ist die Übergangszeit nicht einfach, aber sie lohnt sich: Die Arbeitszeit geht rapide nach unten und plötzlich gibt es wieder mehr Selbstbestimmung und Freiheit. Genau das, was man sich anfangs gewünscht hat.“

2. Arbeiten Sie an der Unternehmenskultur.

Chef und Mitarbeiter brauchen sich gegenseitig. Doch gegenseitige Anerkennung und konstruktives Feedback können schnell untergehen – stattdessen ist der Chef demotiviert und das Team verärgert. „Mitarbeiter haben keine Ahnung von den 50 Gummiseilen, an denen der Unternehmer hängt, meist kennen sie nur zwei oder drei“, erklärt Merath. „Wenn aber der Chef seine Rolle als Unternehmer einnimmt, ist die Grundlage für einen Wandel oder eine Stabilisierung der Unternehmenskultur da.“

Zum Beispiel Lob: Wenn der Chef den Mitarbeiter lobt und es dabei schaffe, dass dieser „leuchtende Augen“ bekomme, sei viel gewonnen. Dann fühle sich auch der Chef gut, vielleicht sogar besser als beim einsamen Selbstlob. Oft würden auch die Mitarbeiter automatisch diesem Beispiel folgen und ihrerseits mehr loben und positiver denken, so Merath. Zu viel Lob hilft aber auch nicht: Laut der Forschung ist das Verhältnis 5:1 von Lob und Kritik ideal.

Zur Person
stefan-merathDer Unternehmercoach Stefan Merath berät seit 2004 vor allem kleine und mittlere Betriebe. Sein Ratgeber "Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer" ist bereits in der 22. Auflage erschienen.

3. Seien Sie ehrlich zu sich selbst.

Jeder Chef sollte sich die ehrliche Frage stellen, was ihn bei seiner täglichen Arbeit wirklich motiviert, empfiehlt Merath. Das sei für viele gar nicht so einfach. Oft werde geantwortet: „Gute Gespräche mit anderen“ oder „ein erfolgreiches Projekt“. Geld hingegen komme so gut wie nie als Motivationsfaktor vor.

Hilfreich sei, die herausgearbeiteten Motivationserlebnisse immer wieder in die Tages- und Wochenplanung einzubauen, sagt Merath. Natürlich gebe es immer noch Dinge, die man nicht beeinflussen kann, zum Beispiel wenn sich die Steuerprüfung anmeldet. Aber Schwierigkeiten mit Mitarbeitern und vor allem die eigene innere Haltung lassen sich steuern.

4. Suchen Sie Austausch.

Dass Einsamkeit und Isolation für viele Unternehmer ein großes Problem sein kann, weiß Stefan Merath auch aus eigener Erfahrung: Als der Soziologe sein erstes Unternehmen gründete und Freunden von Problemen wie der geplanten Kündigung eines Mitarbeiters erzählte, wurde er als „Kapitalistensau“ bezeichnet. „Plötzlich hat man keine alten Freunde mehr und wegen der vielen Arbeit auch keine neuen“, erzählt Merath.

„Wenn es kein Umfeld zum Austausch gibt, ist das dramatisch für die Motivation“, sagt Merath. Chefs sollten sich daher am besten Stammtische und Netzwerke suchen, die explizit nichts mit dem Business zu tun haben, sondern einen geschützten Raum bieten, um über Themen zu sprechen, die einen wirklich beschäftigen.

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5. Betrachten Sie Probleme realistisch.

Oft scheint das eigene unternehmerische Problem das größte zu sein – das wichtigste der Welt. Alle Gedanken und Sorgen kreisen darum. Die eigenen Probleme ins Verhältnis zu setzen, kann durchaus motivieren. „Als ich vor der Insolvenz meines ersten Unternehmens stand, habe ich angefangen, historische Romane zu lesen“, erzählt Merath. Mit der Erkenntnis: „So schlimm wie der Dreißigjährige Krieg ist mein Fehler noch lange nicht.“

6. Suchen Sie sich einen Ausgleich.

Bei Stress und Unzufriedenheit im Unternehmen einem Hobby nachzugehen, ist eine gute Motivationshilfe – zumindest kurzfristig, findet Stefan Merath. Auch inspirierende Musik im Büro zu hören, könne helfen. Natürlich werden dadurch nicht die grundsätzlichen Probleme im Betrieb und der Organisationsstruktur gelöst, die in den meisten Fällen Auslöser für die Demotivation seien. Dennoch hilft alles, was die eigene Laune hebt.

7. Denken Sie um.

Auf jeden Fall gelte bei einem Motivationsloch: Nicht weitermachen wie bisher, denn dann wird das Loch immer tiefer und die Unternehmer riskieren schlimmstenfalls einen Burnout oder eine Insolvenz, meint Merath.

Vielmehr lohnt sich das Umdenken: Ein demotivierter Unternehmer, dem Burnout nahe, schaffte den Rollenwechsel, erzählt Merath. Ein halbes Jahr brauchte er für den Turnaround seines Betriebs, mehrere Jahre später wurde er zum Top-Arbeitgeber in Deutschland gewählt. Die Rede ist von Andreas Nau, dem Geschäftsführer der Firma Easysoft, einem Anbieter von Systemen für Bildungsmanagement und Personalentwicklung.

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Unternehmer und vor allem Gründer sind oft hoch motivierte Menschen, überzeugt von ihrer Idee und bereit, viel Arbeit in deren Verwirklichung zu stecken. Zahllose Arbeitsstunden scheinen ihnen nichts auszumachen. Oft halten sie in schwierigen Situationen länger durch als andere Menschen, kämpfen, arbeiten noch mehr Stunden als zuvor, vernachlässigen Familie und Freunde für ihr Unternehmen. Aber das ist kein Dauerzustand. Irgendwann lässt bei jedem das Durchhaltevermögen nach. Warum die Motivation abhanden kommt Hinter einer Firmengründung stecke oft der Wunsch, der eigene Chef zu sein, sagt Unternehmercoach Stefan Merath: „Der Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit.“ Das biete ein eigener Betrieb zunächst auch. Aber mit dem Wachstum wachsen auch die Anforderungen. Plötzlich muss der Gründer alles wissen – vom Steuerrecht bis zum Marketing. „Viele Unternehmer haben dann das Gefühl, als wären sie an 50 Gummiseilen gleichzeitig festgebunden“, sagt Merath. „Egal in welche Richtung sie sich bewegen, immer zieht jemand von der anderen Seite an ihnen und will etwas.“ Das sei der Moment, in dem die Zweifel beginnen und dem Unternehmer klar wird: „Ich bin nicht so frei und selbstbestimmt, wie ich sein wollte“. Oft sei diese Erkenntnis mit einem Wunsch verbunden – und mit einer Frage: „Am Anfang war doch alles so toll, wie bekomme ich das wieder?“ Diese sei, so Merath, der wichtigste Grund, warum Chefs sich demotiviert und kraftlos fühlen. In einer solchen Situation ist es Zeit, sich selbst zu motivieren – zum Beispiel so. 6 Tipps für die Selbstmotivation 1. Nehmen Sie die richtige Rolle im Unternehmen ein. Für die miese Laune gibt es oft auf einem einfachen Grund, sagt Stefan Merath: „Der Chef hat den falschen Beruf.“ Er gründet etwa seinen Betrieb als Fachkraft, zum Beispiel als Programmierer. Während der Betrieb wachse, programmiert er weiter, ohne sich um das Management von Mitarbeitern und Prozessen oder eine Vision für das Unternehmen zu kümmern. Diese Bequemlichkeit ist eine große Gefahr für die Selbstmotivation, warnt Merath. Schließlich mache man einfach weiter, was man gut kann und mag, statt sich in neue, dringend notwendige Themenbereiche einzuarbeiten. Wer mit diesem Verhalten Schluss mache, werde reich belohnt, verspricht Merath: „Natürlich ist die Übergangszeit nicht einfach, aber sie lohnt sich: Die Arbeitszeit geht rapide nach unten und plötzlich gibt es wieder mehr Selbstbestimmung und Freiheit. Genau das, was man sich anfangs gewünscht hat.“ 2. Arbeiten Sie an der Unternehmenskultur. Chef und Mitarbeiter brauchen sich gegenseitig. Doch gegenseitige Anerkennung und konstruktives Feedback können schnell untergehen – stattdessen ist der Chef demotiviert und das Team verärgert. „Mitarbeiter haben keine Ahnung von den 50 Gummiseilen, an denen der Unternehmer hängt, meist kennen sie nur zwei oder drei“, erklärt Merath. „Wenn aber der Chef seine Rolle als Unternehmer einnimmt, ist die Grundlage für einen Wandel oder eine Stabilisierung der Unternehmenskultur da.“ Zum Beispiel Lob: Wenn der Chef den Mitarbeiter lobt und es dabei schaffe, dass dieser „leuchtende Augen“ bekomme, sei viel gewonnen. Dann fühle sich auch der Chef gut, vielleicht sogar besser als beim einsamen Selbstlob. Oft würden auch die Mitarbeiter automatisch diesem Beispiel folgen und ihrerseits mehr loben und positiver denken, so Merath. Zu viel Lob hilft aber auch nicht: Laut der Forschung ist das Verhältnis 5:1 von Lob und Kritik ideal. [zur-person] 3. Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Jeder Chef sollte sich die ehrliche Frage stellen, was ihn bei seiner täglichen Arbeit wirklich motiviert, empfiehlt Merath. Das sei für viele gar nicht so einfach. Oft werde geantwortet: „Gute Gespräche mit anderen“ oder „ein erfolgreiches Projekt“. Geld hingegen komme so gut wie nie als Motivationsfaktor vor. Hilfreich sei, die herausgearbeiteten Motivationserlebnisse immer wieder in die Tages- und Wochenplanung einzubauen, sagt Merath. Natürlich gebe es immer noch Dinge, die man nicht beeinflussen kann, zum Beispiel wenn sich die Steuerprüfung anmeldet. Aber Schwierigkeiten mit Mitarbeitern und vor allem die eigene innere Haltung lassen sich steuern. 4. Suchen Sie Austausch. Dass Einsamkeit und Isolation für viele Unternehmer ein großes Problem sein kann, weiß Stefan Merath auch aus eigener Erfahrung: Als der Soziologe sein erstes Unternehmen gründete und Freunden von Problemen wie der geplanten Kündigung eines Mitarbeiters erzählte, wurde er als „Kapitalistensau“ bezeichnet. „Plötzlich hat man keine alten Freunde mehr und wegen der vielen Arbeit auch keine neuen“, erzählt Merath. „Wenn es kein Umfeld zum Austausch gibt, ist das dramatisch für die Motivation“, sagt Merath. Chefs sollten sich daher am besten Stammtische und Netzwerke suchen, die explizit nichts mit dem Business zu tun haben, sondern einen geschützten Raum bieten, um über Themen zu sprechen, die einen wirklich beschäftigen. [mehr-zum-thema] 5. Betrachten Sie Probleme realistisch. Oft scheint das eigene unternehmerische Problem das größte zu sein – das wichtigste der Welt. Alle Gedanken und Sorgen kreisen darum. Die eigenen Probleme ins Verhältnis zu setzen, kann durchaus motivieren. „Als ich vor der Insolvenz meines ersten Unternehmens stand, habe ich angefangen, historische Romane zu lesen“, erzählt Merath. Mit der Erkenntnis: "So schlimm wie der Dreißigjährige Krieg ist mein Fehler noch lange nicht." 6. Suchen Sie sich einen Ausgleich. Bei Stress und Unzufriedenheit im Unternehmen einem Hobby nachzugehen, ist eine gute Motivationshilfe – zumindest kurzfristig, findet Stefan Merath. Auch inspirierende Musik im Büro zu hören, könne helfen. Natürlich werden dadurch nicht die grundsätzlichen Probleme im Betrieb und der Organisationsstruktur gelöst, die in den meisten Fällen Auslöser für die Demotivation seien. Dennoch hilft alles, was die eigene Laune hebt. 7. Denken Sie um. Auf jeden Fall gelte bei einem Motivationsloch: Nicht weitermachen wie bisher, denn dann wird das Loch immer tiefer und die Unternehmer riskieren schlimmstenfalls einen Burnout oder eine Insolvenz, meint Merath. Vielmehr lohnt sich das Umdenken: Ein demotivierter Unternehmer, dem Burnout nahe, schaffte den Rollenwechsel, erzählt Merath. Ein halbes Jahr brauchte er für den Turnaround seines Betriebs, mehrere Jahre später wurde er zum Top-Arbeitgeber in Deutschland gewählt. Die Rede ist von Andreas Nau, dem Geschäftsführer der Firma Easysoft, einem Anbieter von Systemen für Bildungsmanagement und Personalentwicklung.