Iris und Valentin von Arnim
„Wir haben häufig aneinander vorbeigeredet“

Modeproduzentin Iris von Arnim holte ihren Sohn Valentin früh in die Firma – und verlangte „Wunder“ von ihm, wie sie sagt. Über ihre Konflikte sprachen beide gemeinsam mit impulse.

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Iris von Arnim und ihr Sohn Valentin erzählen in der impulse-Redaktion über die schwierige Unternehmensübergabe.
Iris von Arnim und ihr Sohn Valentin erzählen in der impulse-Redaktion über die schwierige Unternehmensübergabe.
© Ulla Deventer / impulse

Sie wisse gar nicht so recht, wo sie anfangen solle, entschuldigt sich Iris von Arnim gleich zu Beginn des Gesprächs. Und tatsächlich muss man ins Jahr 2006 zurückspulen, um ihre Geschichte zu verstehen. Damals fühlte sich die bekannte Modeunternehmerin müde und ausgelaugt. Sie wollte etwas ändern und holte ihren Sohn Valentin in die Firma, der gerade Karriere in den USA machte. Ein richtiger Schritt, das sagt von Arnim bis heute. Doch es fehlte ein Plan, eine Strategie für die Nachfolge. 2015 sagte von Arnim impulse: „Ich verlangte Wunder von meinem Sohn.“ Zur Vorstellung des impulse-Buchs „Mein größter Fehler“ in Hamburg sprachen erstmals beide von Arnims mit impulse.

impulse: Frau von Arnim, wie würden Sie heute Ihre damalige Situation beschreiben?

Iris von Arnim: Als anstrengend. Da war diese Müdigkeit, die einen nach 20 Jahren in einem kreativen Beruf leicht packen kann. Und dann war da der Herr Sohn, der die übliche Mainstream-Sache durchgezogen hat, weil man das eben so machte: In den USA studiert, nach Manhattan gegangen für einen Job bei Goldman Sachs …

Das ist für Sie Mainstream?

Iris von Arnim: Na, auf jeden Fall strebt man das doch an. Als Mutter hab ich gesagt: Mensch, der hat es geschafft. Ich hab geschwärmt – nur nie vor ihm. Ich dachte: Da kommt der Retter (schaut zu ihrem Sohn). Ich dachte, wenn du kommst, dann internationalisierst du, dann digitalisierst du.

Wie war das für Sie auf der anderen Seite des Atlantiks, Herr von Arnim?

Valentin von Arnim: Ich hab die Verantwortung schon gespürt, schließlich gibt es in unserer Familie nur mich und Iris. Ich erinnere mich noch gut: Es war Weihnachten, und wir waren damals Skifahren in Lech. Abends beim Dinner haben wir dann die entscheidenden Gespräche geführt. Iris war da ziemlich cool und abgeklärt. Sie sagte sinngemäß: „Valentin, hast du Lust darauf? Sonst habe ich noch strategische Alternativen.“ Für mich war klar, dass das den Verkauf bedeuten würde. Das wollte ich nicht. Zwei Wochen später hab ich meinen Job in den USA gekündigt.

Haben Sie geahnt, was auf Sie zukommt?

Valentin von Arnim: Nein. Ich hatte keinen Schimmer von Mode. Und Iris dachte: Ich komme an und kann alles. Aber ich konnte nichts. Klar ist es toll, Geschäftsmodelle zu verstehen und Businesspläne schreiben zu können. Aber was die Marke bedeutet, was das Produkt bedeutet, wie wichtig der Umgang mit den Mitarbeitern ist: Darauf hat mich keiner vorbereitet. Das war ein großer Fehler.

Ihr Fehler, Frau von Arnim?

Iris von Arnim: Meine Idee war ja, dass Valentin vier Wochen in der Finanzabteilung und vier Wochen im Lager aushilft. Nur war immer angeblich – oder vielleicht auch wirklich – keine Zeit dafür.

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Valentin von Arnim: Das ist ein super Beispiel. Ich war der Meinung: Ich verstehe das Lager, weil ich die Systeme und die Kosten kenne. Und wenn wir da etwas verbessern würden, würde uns das nicht viel bringen. Wir sind ein Top-Line-getriebenes Business. Es geht also um Umsatz, Produkt, Verkauf, Vertriebskanäle. Das sind die Stellschrauben, an denen wir drehen müssen. Aber da ist Iris und mein Fokus einfach ein anderer. Dementsprechend haben wir häufig aneinander vorbeigeredet.

Ein Grundkonflikt, der immer wiederkehrt?

Valentin von Arnim: Ich glaube, der Grundkonflikt ist, dass wir unterschiedlichen Generationen angehören und deshalb unterschiedlich denken. Iris tut jeder Pullover im Herzen weh, der im Lager landet und nicht verkauft wird. Ich sehe eher die Kosten und freu mich, wenn dafür an anderer Stelle mehr Umsatz gemacht wurde.

Iris von Arnim: Unsere Welten sind einfach sehr unterschiedlich. Ich bin sehr produktbezogen. Aber die Marke und das Marketing werden immer wichtiger. Da ist Valentin die treibende Kraft. Bloß: Für unsere Marke ist das Produkt immer noch extrem wichtig und markenbildend. Deswegen kann ich auch immer noch nicht loslassen.

Sie haben auch Coachings ausprobiert …

Iris von Arnim: Oh ja! Die Coaches … (lacht)

Valentin von Arnim: Wir haben ganze Horden durch unser Unternehmen geschleust. Am Ende konnten es aber immer nur wir beide lösen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

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Sie wisse gar nicht so recht, wo sie anfangen solle, entschuldigt sich Iris von Arnim gleich zu Beginn des Gesprächs. Und tatsächlich muss man ins Jahr 2006 zurückspulen, um ihre Geschichte zu verstehen. Damals fühlte sich die bekannte Modeunternehmerin müde und ausgelaugt. Sie wollte etwas ändern und holte ihren Sohn Valentin in die Firma, der gerade Karriere in den USA machte. Ein richtiger Schritt, das sagt von Arnim bis heute. Doch es fehlte ein Plan, eine Strategie für die Nachfolge. 2015 sagte von Arnim impulse: „Ich verlangte Wunder von meinem Sohn.“ Zur Vorstellung des impulse-Buchs „Mein größter Fehler“ in Hamburg sprachen erstmals beide von Arnims mit impulse. impulse: Frau von Arnim, wie würden Sie heute Ihre damalige Situation beschreiben? Iris von Arnim: Als anstrengend. Da war diese Müdigkeit, die einen nach 20 Jahren in einem kreativen Beruf leicht packen kann. Und dann war da der Herr Sohn, der die übliche Mainstream-Sache durchgezogen hat, weil man das eben so machte: In den USA studiert, nach Manhattan gegangen für einen Job bei Goldman Sachs ... Das ist für Sie Mainstream? Iris von Arnim: Na, auf jeden Fall strebt man das doch an. Als Mutter hab ich gesagt: Mensch, der hat es geschafft. Ich hab geschwärmt – nur nie vor ihm. Ich dachte: Da kommt der Retter (schaut zu ihrem Sohn). Ich dachte, wenn du kommst, dann internationalisierst du, dann digitalisierst du. Wie war das für Sie auf der anderen Seite des Atlantiks, Herr von Arnim? Valentin von Arnim: Ich hab die Verantwortung schon gespürt, schließlich gibt es in unserer Familie nur mich und Iris. Ich erinnere mich noch gut: Es war Weihnachten, und wir waren damals Skifahren in Lech. Abends beim Dinner haben wir dann die entscheidenden Gespräche geführt. Iris war da ziemlich cool und abgeklärt. Sie sagte sinngemäß: „Valentin, hast du Lust darauf? Sonst habe ich noch strategische Alternativen.“ Für mich war klar, dass das den Verkauf bedeuten würde. Das wollte ich nicht. Zwei Wochen später hab ich meinen Job in den USA gekündigt. Haben Sie geahnt, was auf Sie zukommt? Valentin von Arnim: Nein. Ich hatte keinen Schimmer von Mode. Und Iris dachte: Ich komme an und kann alles. Aber ich konnte nichts. Klar ist es toll, Geschäftsmodelle zu verstehen und Businesspläne schreiben zu können. Aber was die Marke bedeutet, was das Produkt bedeutet, wie wichtig der Umgang mit den Mitarbeitern ist: Darauf hat mich keiner vorbereitet. Das war ein großer Fehler. Ihr Fehler, Frau von Arnim? Iris von Arnim: Meine Idee war ja, dass Valentin vier Wochen in der Finanzabteilung und vier Wochen im Lager aushilft. Nur war immer angeblich – oder vielleicht auch wirklich – keine Zeit dafür. Valentin von Arnim: Das ist ein super Beispiel. Ich war der Meinung: Ich verstehe das Lager, weil ich die Systeme und die Kosten kenne. Und wenn wir da etwas verbessern würden, würde uns das nicht viel bringen. Wir sind ein Top-Line-getriebenes Business. Es geht also um Umsatz, Produkt, Verkauf, Vertriebskanäle. Das sind die Stellschrauben, an denen wir drehen müssen. Aber da ist Iris und mein Fokus einfach ein anderer. Dementsprechend haben wir häufig aneinander vorbeigeredet. Ein Grundkonflikt, der immer wiederkehrt? Valentin von Arnim: Ich glaube, der Grundkonflikt ist, dass wir unterschiedlichen Generationen angehören und deshalb unterschiedlich denken. Iris tut jeder Pullover im Herzen weh, der im Lager landet und nicht verkauft wird. Ich sehe eher die Kosten und freu mich, wenn dafür an anderer Stelle mehr Umsatz gemacht wurde. Iris von Arnim: Unsere Welten sind einfach sehr unterschiedlich. Ich bin sehr produktbezogen. Aber die Marke und das Marketing werden immer wichtiger. Da ist Valentin die treibende Kraft. Bloß: Für unsere Marke ist das Produkt immer noch extrem wichtig und markenbildend. Deswegen kann ich auch immer noch nicht loslassen. Sie haben auch Coachings ausprobiert ... Iris von Arnim: Oh ja! Die Coaches ... (lacht) Valentin von Arnim: Wir haben ganze Horden durch unser Unternehmen geschleust. Am Ende konnten es aber immer nur wir beide lösen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
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