Richard Webers größter Fehler
„Ich habe auf die Politik gehört“

Richard Weber, 71, Gesellschafter der Karlsberg Brauerei in Homburg, über die gefährliche Versuchung, auf die Meinung von Verbänden zu hören.

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Unternehmer Richard Weber
Unternehmer Richard Weber
© Sven Paustian

Mitte der 90er-Jahre war ich Präsident des Europäischen Brauereiverbands in Brüssel. Dieser bekam damals starken Gegenwind von Organisationen, die sich für ein ­Alkoholwerbeverbot einsetzten. Angesichts der ­Aktionen der Gegner von Zigarettenwerbung bekamen wir es mit der Angst zu tun. Würden sich auch die Alkoholgegner durchsetzen?

Die Situation erschien mir so bedrohlich, dass ich für unsere Brauerei, deren Wurzeln ins Jahr 1878 zurückgehen, eine weitreichende Entscheidung traf. Ich kaufte ein ganzes Unternehmen dazu, um auch Mineralwasser produzieren zu können und uns so abzusichern. Die Führungskräfte standen hinter mir, ebenfalls die Familie. Als der Kaufvertrag unterschrieben war, spürten wir alle eine große Erleichterung. Wir fühlten uns vom Druck befreit.

Was für ein Fehler! Was für eine Fehleinschätzung! Auch wenn wir heute, Jahrzehnte später, von dem Zukauf profitieren, so berei­tete uns das neue Geschäft doch lange große Sorgen. Dabei war der Schritt damals völlig unnötig: Auch heute noch kann man in Deutschland uneingeschränkt Werbung für ­Alkohol machen.

Mein Fehler war, dass ich als Funktionär zu stark auf das Verbandsgerede und die Politik gehört hatte. Davor kann ich nur warnen: Selbst wenn Sie ein Verbandsamt innehaben, sind Sie in erster Linie Unternehmer. Tappen Sie also nicht in eine Majoritätsfalle: Tun Sie nicht das, was die Mehrheit angeblich für richtig hält. Das ist verlockend, aber gefährlich. Schnell werden Sie so zum Spielball fremder Interessen. Bleiben Sie lieber standhaft und selbstbewusst. Hüten Sie sich vor allem davor, Verbandsmeinungen und den angeblichen Common Sense zu übernehmen. Wenn alle in die gleiche Richtung gehen, stimmt irgendetwas nicht!

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Mitte der 90er-Jahre war ich Präsident des Europäischen Brauereiverbands in Brüssel. Dieser bekam damals starken Gegenwind von Organisationen, die sich für ein ­Alkoholwerbeverbot einsetzten. Angesichts der ­Aktionen der Gegner von Zigarettenwerbung bekamen wir es mit der Angst zu tun. Würden sich auch die Alkoholgegner durchsetzen? Die Situation erschien mir so bedrohlich, dass ich für unsere Brauerei, deren Wurzeln ins Jahr 1878 zurückgehen, eine weitreichende Entscheidung traf. Ich kaufte ein ganzes Unternehmen dazu, um auch Mineralwasser produzieren zu können und uns so abzusichern. Die Führungskräfte standen hinter mir, ebenfalls die Familie. Als der Kaufvertrag unterschrieben war, spürten wir alle eine große Erleichterung. Wir fühlten uns vom Druck befreit. Was für ein Fehler! Was für eine Fehleinschätzung! Auch wenn wir heute, Jahrzehnte später, von dem Zukauf profitieren, so berei­tete uns das neue Geschäft doch lange große Sorgen. Dabei war der Schritt damals völlig unnötig: Auch heute noch kann man in Deutschland uneingeschränkt Werbung für ­Alkohol machen. Mein Fehler war, dass ich als Funktionär zu stark auf das Verbandsgerede und die Politik gehört hatte. Davor kann ich nur warnen: Selbst wenn Sie ein Verbandsamt innehaben, sind Sie in erster Linie Unternehmer. Tappen Sie also nicht in eine Majoritätsfalle: Tun Sie nicht das, was die Mehrheit angeblich für richtig hält. Das ist verlockend, aber gefährlich. Schnell werden Sie so zum Spielball fremder Interessen. Bleiben Sie lieber standhaft und selbstbewusst. Hüten Sie sich vor allem davor, Verbandsmeinungen und den angeblichen Common Sense zu übernehmen. Wenn alle in die gleiche Richtung gehen, stimmt irgendetwas nicht!
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