Ulrich Mühlbergers größter Fehler
“Wir wussten nie, wo wir wirtschaftlich standen“

Ulrich Mühlberger verließ sich auf seinen Buchhalter. Dass dieser überfordert war, merkte er erst, als seine Firma - ein Reiseveranstalter - fast pleite war. Aus diesem Fehler hat er heute gelernt.

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Ulrich Mühlberger, Mitgründer des Familienreiseveranstalters Vamos aus Hannover.
Ulrich Mühlberger, Mitgründer des Familienreiseveranstalters Vamos aus Hannover.
© Christian Burkert

Ich erinnere mich noch sehr gut an die ­dramatischen Tage im Herbst 1997, als wir plötzlich kurz vor der Insolvenz standen. Wir planten, mit Hunderten Gästen und Künstlern in Hannover unseren zehnten Geburtstag zu feiern, als unser Buchhalter uns kleinlaut mitteilte, dass die Konten leer seien – trotz steigender Kundenzahlen. Wir hatten schlecht gewirtschaftet. Als Sozialpädagoge hatte ich mich zu wenig um die Finanzen gekümmert, das galt auch für meinen Kompagnon, der zuvor für eine Theatergruppe gearbeitet hatte.

Der Buchhalter war offensichtlich überfordert

Wir wussten nie, wo wir wirtschaftlich standen, und verließen uns ganz auf den offensichtlich überforderten Buchhalter, der lange auf uns Kreative ­herabgeblickt hatte. Was für ein Fehler! Als ich die Nachricht erhielt, hatte ich das Gefühl, als würde mir der Boden unter den Füßen weg­gezogen. Das tat richtig weh. Am liebsten wäre ich auf eine einsame Insel geflohen. Die Krise wirkt bis heute: Früher entschieden wir aus dem Bauch heraus, fragten aber nie nach den Kosten. Heute müssen sich unsere Produkte auch wirtschaftlich rechnen. Um gute Entscheidungen treffen zu können, muss man als Unternehmer die Zusammenhänge verstehen – und sich richtig gute Leute holen.

Hilfe kam von allen Seiten

Die Beinahe-­Pleite hat uns, so paradox das klingen mag, sehr ­geholfen. Denn es gab damals eine Welle der Hilfsbereitschaft: Einige Mitarbeiter meldeten sich arbeitslos, andere spendeten Geld oder ­gaben kostenlose Kredite; treue Vamos-Kunden sprangen mit Geld ein oder mit ihrer Erfahrung, etwa eine VW-Führungskraft oder der Personalratsvorsitzende einer großen Klinik, der uns ­dabei half, die Firma organisatorisch besser aufzustellen. Wir hatten das große Glück, in ­einem Umfeld mit tollen Menschen zu arbeiten, und fühlten uns wie begierige Schüler, die alles dafür taten, um aus der Krise zu lernen – und sich ein neues Fundament zu erarbeiten.

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