Einkommen
Verdienen Selbstständige wirklich mehr als Angestellte?

Selbstständige haben ein höheres Einkommen als Angestellte, heißt es - und doch können viele von ihrer Arbeit nicht leben. Wie kann das sein? Dieser Frage geht eine aktuelle Untersuchung auf den Grund.

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Zwar haben Selbstständige durchschnittlich ein höheres Einkommen als Angestellte. 2,8 Prozent sind jedoch auf Aufstockerleistungen angewiesen.
Zwar haben Selbstständige durchschnittlich ein höheres Einkommen als Angestellte. 2,8 Prozent sind jedoch auf Aufstockerleistungen angewiesen.
© andrea lehmkuhl / Fotolia.com

Dass alle Unternehmer Millionäre sind, ist ein dummes Klischee – und darüber hinaus auch noch falsch. Was aber tatsächlich stimmt: Selbstständige haben am Monatsende durchschnittlich mehr Geld in der Tasche als Arbeitnehmer – nämlich 2015 Euro (im Vergleich zu einem Durchschnittsverdienst von 1649 Euro bei den Angestellten). Wie eine Untersuchung des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) zeigt, stehen Freiberufler mit Hochschulabschluss am besten da – und unter ihnen verdienen Selbstständige im Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen am besten.

Unter den 4.192.000 Selbstständigen in Deutschland gibt es mehr Top-Verdiener als unter den Angestellten, analysiert das IfM: Jeder vierte Selbstständige verdiente 2011 monatlich mehr als 2900 Euro netto – so viel bekommt nicht einmal jeder zehnte abhängig Beschäftigte. Jeder zehnte Selbstständige hatte sogar mehr als 4500 Euro netto zur Verfügung.  Allerdings sind diese Zahlen nur bedingt aussagekräftig, immerhin zahlen viele Selbstständige nicht in die Arbeitslosen- und Rentenversicherung ein, sondern sind über Kapital- und Immobilienanlagen oder Lebensversicherungen abgesichert, die von ihrem Nettoeinkommen abgehen.

2,8 Prozent der Selbstständigen sind „Aufstocker“

Gründer müssen erst einmal eine harte Anfangszeit überstehen: Erst nach fünf Jahren sind sie so gut im Geschäft wie etablierte Selbstständige, hat das IfM ermittelt. Und auch wenn Selbstständige im Durchschnitt mehr verdienen als Angestellte: Die Einkommensunterschiede bei Selbstständigen sind beträchtlich – und viele nehmen mit ihrer selbstständigen Arbeit nie so viel ein, dass es zum Leben reicht.

So verdienten im vorigen Jahr 875.000 Selbstständige maximal 1100 Euro monatlich. Für 258.000 Selbstständige liefen die Geschäfte sogar noch schlechter: Sie erwirtschafteten höchstens 500 Euro. Um ihren Lebensunterhalt sichern zu können, haben Selbstständige Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Bis 2011 stieg der Anteil der sogenannten „Aufstocker“ unter den Selbstständigen stetig – seither liegt die Aufstockerquote jedoch unverändert bei 2,8 Prozent.

Geldprobleme treten in der Regel erst drei bis fünf Jahre nach der Gründung auf. „Dies spricht dafür, dass zunächst ausreichende finanzielle Reserven zur Verfügung stehen, die jedoch im Laufe der Jahre aufgrund eines negativen Geschäftsverlaufs allmählich aufgebraucht werden“, analysiert das IfM.

Zu wenig Nachfrage, zu viel Wettbewerb

Woran liegt es, dass so viele Selbstständige nicht von ihrer Arbeit leben können? Das IfM sieht vor allem zwei Ursachen: mangelnde Nachfrage nach dem Produkt, beziehungsweise der Leistung des Selbstständigen und die fehlende Bereitschaft der Zielgruppe, für Produkt oder Leistung einen angemessenen Preis zu zahlen, etwa wegen starkem Wettbewerb.

In diesen Fällen sieht das IfM eine staatliche Unterstützung als kontraproduktiv an: Diese könne dazu führen, dass sich die Aufstocker keine berufliche Alternative suchen. „In diesen Fällen wäre sicherlich eine Hilfestellung zur beruflichen Weiterentwicklung sinnvoll“, so das IfM.

Auffällig viele Aufstocker sind nach Angaben des IfM in Wirtschaftsbereichen zu finden, in denen „der wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte besonders intensiv stattfand“. Als Beispiele nennt das Institut Handel, Gastgewerbe und Logistik – in diesen Wirtschaftszweigen verdienten Selbstständige sogar weniger als angestellte Aufstocker. Im Dienstleistungssektor sind unter anderem selbstständige Kulturschaffende, Journalisten, Friseure und Erzieher überproportional betroffen.

Vielfach sind dem IfM zufolge aber auch persönliche Lebensumstände und Schicksalsschläge dafür verantwortlich, dass Selbstständige auf Hartz IV angewiesen sind. So finden sich unter den Aufstockern zahlreiche Hauptverdiener, die krank sind oder Kinder betreuen: 31 Prozent der Leistungsbezieher arbeiten nur maximal 10 Stunden pro Woche.

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