Honorarkonsul
Diplomat im Nebenjob – dieses Ehrenamt zahlt sich aus

Honorarkonsul ist ein Ehrenamt, das nicht vergütet wird, sich aber dennoch auszahlt. Sechs Unternehmer berichten, wie sie Honorarkonsul wurden und wie sie dadurch profitieren.

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Wirtschaft trifft Politik: Das Ehrenamt Honorarkonsul zahlt sich für Unternehmer aus.
© Florian Generotzky für impulse

Wie wird man Honorarkonsul?

Es ist ein Job für Menschen, die schon gute Jobs haben. Eine Stelle, für die es keine Stellenausschreibung gibt. Eine Position, die sich nach Geld anhört, bei der aber kein mickriger Cent herausspringt: Honorarkonsul.

480 Honorarkonsuln gibt es in Deutschland. Bewerben kann man sich für das Ehrenamt nicht, was zählt sind persönliche Kontakte, Empfehlungen. Kein Wunder, dass es vor allem Unternehmer sind, die das Auswärtige Amt auf den Länderseiten anderer Staaten als offizielle Vertreter auflistet: Hans Heinrich Driftmann, Ex-DIHK-Präsident und Chef des Haferflockenherstellers Peter Kölln, ist Honorarkonsul von Venezuela in Kiel. BDA-Präsident Ingo Kramer vertritt von Bremen aus Haiti.

Auch wenn die Arbeit unbezahlt ist, so kann sie sich durchaus auszahlen: Man wird als Ehrengast zu Veranstaltungen eingeladen, knüpft internationale Kontakte und der Titel „Konsul“ strahlt Vertrauenswürdigkeit und Wichtigkeit aus.

Sechs Unternehmer erzählen, wie sie an das Amt des Honorarkonsuls, das sich auf Visitenkarten so wunderbar macht, gekommen sind – und wie die Arbeit als Honorarkonsul in der Praxis aussieht.

Honorarkonsul Hans-Jörg Hübner: Wenn Mandela anruft

Hans-Jörg Hübner leitet die Gesellschaft für Gerätebau. Das Dortmunder Familienunternehmen gehört zu den weltweit führenden Unternehmen für Gaswarngeräte und Sensoren. Sein Ehrenamt als Honorarkonsul für Südafrika hat er schon seit 27 Jahren inne.

Weil sie einen Streich vermutete, hätte die Sekretärin den Anruf fast nicht durchgestellt. Dann tat sie es aber doch, zum Glück: Am anderen Ende der Leitung war der damalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela.

Die Anekdote gibt Hans-Jörg Hübner gerne zum Besten, wenn man ihn fragt, wie er 1998 Honorarkonsul wurde. „Das war beeindruckend und einfach wunderbar“, sagt Hübner. „In seiner unverkennbaren Art fragte mich Mandela, ob ich nicht sein Land vertreten wolle. Da kann man doch wohl nicht nein sagen.“

Zu verdanken habe er den Anruf ehemaligen Gewerkschaftsfunktionären, die Mandelas Regierung als Minister angehörten. Sie erinnerten sich wohlwollend an den Dortmunder Unternehmer, der sie Jahre zuvor dabei beraten hatte, Richtlinien für den Einsatz elektronischer Messgeräte im Bergbau zu entwickeln. Hübners Vater hatte Anfang der 1960er Jahre die Gesellschaft für Gerätebau (GfG) gegründet, dessen Geschäftsführung er 1983 übernommen hatte. „Südafrika, wo lange noch einfache Petroleum-Sicherheitslampen als Messer für Methangas genutzt wurden, war ein riesiger Markt für uns.“

Bis heute ist das 250 Mitarbeiter große Unternehmen mit einer Tochtergesellschaft samt Produktion in dem Land vertreten. Als Honorarkonsul hat Hübner auch anderen Firmen geholfen, auf dem afrikanischen Kontinent Fuß zu fassen. „Ich begleite viele Unternehmerreisen, die beispielsweise die Handelskammer organisiert.“ Gefragt war Hübners Expertise auch bei Wirtschaftsreisen mehrerer Bundesregierungen – nach eigener Aussage war der Unternehmer sowohl mit Gerhard Schröder und Joschka Fischer als auch mit Angela Merkel unterwegs.

In Dortmund beantwortet Hübner mit Hilfe seines Sekretariats im Schnitt wöchentlich 30 bis 50 Anfragen – etwa von Unternehmen oder Kulturmanagern. Auch Touristen gibt der 63-Jährige hin und wieder Tipps bei der Reisevorbereitung. Besonders viele Anfragen kamen im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft vor vier Jahren: „Die Südafrikaner wollten wissen, wie wir 2006 die WM hier in Dortmund organisiert haben.“

Thomas Bockhold: Honorarkonsul für Papua-Neuguinea

Thomas Bockhold ist Geschäftsführer der FWW Fahrzeugwerk GmbH. Seit zwei Jahren vertritt er als Honorarkonsul die Interessen Papua-Neuguineas.

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Bei seiner ersten Reise nach Papua-Neuguinea war Thomas Bockhold ein junger Offizier. Die Bundeswehr half in den 80er Jahren bei einem Straßenbauprojekt in dem südpazifischen Inselstaat. Er freundete sich mit den einheimischen Koordinatoren des Projekts an, einige machten Karriere in der Politik – und schlugen Bockhold viele Jahre später als Honorarkonsul vor.

Zum Amtsantritt Ende 2013 stattete der Außenminister Papua-Neuguineas Bockhold einen Besuch in dessen Unternehmen in Neubrandenburg ab: Der heute 54-Jährige ist Geschäftsführer von FWW Fahrzeugwerk. Der 160 Mitarbeiter große Betrieb ist darauf spezialisiert, Nutzfahrzeuge beispielsweise für die Bundeswehr umzurüsten und zu warten.

Als Unternehmer sei er in der Südsee nicht aktiv, sagt Bockhold. Er fliege aber alle zwei bis drei Jahre nach Papua-Neuguinea, um alte Weggefährten zu treffen. In seiner Nebentätigkeit als Konsul habe er im Februar bei einer dreiwöchigen Reise die Gouverneure der einzelnen Provinzen kennengelernt. Zuhause wirbt er bei Unternehmen für Geschäftsmöglichkeiten in der ehemaligen Kolonie, bei Politikern fordert er mehr Entwicklungshilfe. „Mir geht es ganz allgemein darum, die bilateralen Beziehungen zwischen den Ländern zu intensivieren.“ Für die Lobbyarbeit hat er sogar ein kleines Büro in Sichtweite des Auswärtigen Amts in Berlin gemietet. Bei Visumsanfragen muss Bockhold an die Botschaft in Brüssel verweisen. Professionelle Diplomaten in Deutschland beschäftigt Papua-Neuguinea nicht.

Alexander Fackelmann: Das Amt des Honorarkonsuls als Türöffner

Alexander Fackelmann ist seit 1992 Geschäftsführer des Haushaltswarenherstellers Fackelmann. Als Honorarkonsul vertritt er in Franken und der Pfalz die Interessen der Niederlande.

Seine Firma hat 3500 Mitarbeiter, setzt über 300 Millionen Euro um – und erfordert seine volle Aufmerksamkeit. „Da bleibt eigentlich keine Zeit für Ehrenämter“, sagt Alexander Fackelmann, Chef des vom Vater gegründeten Haushaltswarenherstellers.

Dennoch sagte er schließlich zu, als man ihn fragte, die Niederlande in Franken und der Oberpfalz zu vertreten. Empfohlen wurde er von Wolfang Bühler. Der Ex-Mann von Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz hatte das Amt vorher inne. Befürchtungen, der Arbeitsaufwand könne zu hoch sein, stellten sich als unbegründet heraus – seit seiner Ernennung April 2012 habe er gerade einmal vier Anfragen bekommen, berichtet Fackelmann. „Das meiste macht das Generalkonsulat in München.“

Für Fackelmann selbst sind die Niederlande ein Absatzmarkt von vielen, als Honorarkonsul will er andere Unternehmen in der Region auf wirtschaftliche Chancen im Nachbarland aufmerksam machen. „Gerade in Bayern orientieren wir uns zuerst nach Österreich, da werden die Niederlande gerne übersehen.“

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Im vergangenen Jahr organisierte der Familienunternehmer in Nürnberg einen Wirtschaftsempfang zum Königstag. Die Konsultätigkeit betrachtet der 58-Jährige auch als Türöffner in die Politik: „Mit dem Amt bekommt man einen guten Zugang zu Ministerien, sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden.“

Honorarkonsul Thomas Herzog: Ein Stück Karibik in Frankfurt

Thomas Herzog, ehemaliger Tourismusunternehmer, ist Honorarkonsul der Bahamas.

„Die deutsch-bahamaischen Beziehungen sind freundschaftlich und unproblematisch, allerdings wenig intensiv“, schreibt das Auswärtige Amt auf seinen Internetseiten. Für einen größeren Austausch soll Thomas Herzog sorgen: Anfang 2012 haben die Bahamas den ehemaligen Tourismusunternehmer, dessen Marketing-Agentur unter anderem das Bahamas Tourist Office in Deutschland repräsentierte, zum Honorarkonsul ernannt.

Damit ist der 65-Jährige der einzige diplomatische Vertreter des Inselstaates in Deutschland. „Ich bin beispielsweise zuständig für die Betreuung der Bahamaer Staatsbürger in Deutschland und Ansprechpartner, wenn es um wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen geht“, sagt Herzog. Bei Visumsanfragen Deutscher sei er vermittelnd tätig – letztlich zuständig ist die „High Commission“, also die diplomatische Vertretung der Bahamas in Großbritannien.

Herzogs Kontakte in die Bahamas reichen bis in 70er Jahre zurück. Damals baute er für eine Hotelvereinigung der Bahamas eine Vertretung in Deutschland auf und war für die Werbung und den Vertrieb zuständig. Heute hat sich Herzog aus dem Touristikgeschäft weitgehend zurückgezogen, die Faszination für das Karibik-Paradies ist geblieben: „Die Bahamas sind mit ihren 700 Inseln und dem flachen, klaren Wasser einzigartig.“ Herausragend sei zudem die Offenheit und die Freundlichkeit der Bewohner. Interessant für deutsche Unternehmen ist nach Einschätzung Herzogs neben dem Tourismus auch der wachsende Energiesektor.

Honorarkonsulin Christa Brigitte Güntermann: Hilfe für El Salvador

Christa Brigitte Güntermann ist Immobilien-Investorin. Zudem engagiert sie sich als Honorarkonsulin der Republik El Salvador für Bayern.

Ehrenämter spielen im Leben der Immobilien-Investorin Christa Brigitte Güntermann eine wichtige Rolle: 18 Jahre lang war sie Handelsrichterin, dem Förderverein des Bayerischen Staatsorchesters steht sie als Präsidentin vor. In die Reihe gehört auch ihre Konsultätigkeit: Seit 14 Jahren vertritt Güntermann in Bayern und Sachsen die Republik El Salvador.

Freunde von ihr seien damals in die Regierung gekommen und hätten ihr das Amt angetragen. Güntermann sagt, sie bewundere den Optimismus der Menschen in dem mittelamerikanischen Land, das sich bis heute nicht richtig von dem verheerenden Bürgerkrieg in den 1980er Jahren erholt hat: Ein großer Teil der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. „Die Menschen jammern aber nicht, sie sind stolz auf ihr Land.“ Etwa zehn Mal sei sie schon in El Salvador gewesen, sagt Güntermann – zuletzt oft auf Einladung der Regierung gemeinsam mit anderen Konsuln und Wirtschaftsvertretern.

Mit ihre Stiftung „El Sa Care“ hat die Unternehmerin unter anderem ein Kinderkrankenhaus und ein Bildungszentrum finanziell unterstützt hat. „Es berührt mich sehr, wenn ich vor Ort sehen kann, dass ich etwas bewegt habe.“ Anfragen an das Konsulat in München richteten vor allem von Menschen aus El Salvador, die in Deutschland leben.

Honorarkonsul Karsten Meyer: Stempeln für den Staat

Karsten Meyer ist Inhaber von Urhammer Lehrmittel. Seit Mitte 2009 ist er Honorarkonsul der Republik Italien in Kiel und zuständig für das Land Schleswig-Holstein.

Von Verwaltungsarbeiten sind viele Honorarkonsuln ausgenommen – nicht so Karsten Meyer. Bescheinigungen, Anträge, Vollmachten: Für die rund 1.500 in Schleswig-Holstein lebenden Italiener, die beim Generalkonsulat registriert sind, ist Meyers Ladenlokal in Kiel die Anlaufstelle für staatliche Formalitäten.

Hauptberuflich ist Meyer Inhaber von Urhammer Lehrmittel. Das Geschäft mit angeschlossenem Online-Shop ist auf den Verkauf von Experimentierzubehör und Geräten für den naturwissenschaftlichen Unterricht spezialisiert. Zum Konsulat verwandelt sich Meyers Büro jeden Montag und Mittwoch. „Die vier Stunden sind immer voll ausgefüllt“, sagt der 47-Jährige.

Gemeinsam mit seiner Frau versucht er, die vielen Anfragen abzuarbeiten. Besonders viel zu tun haben sie seit der Wirtschaftskrise – und das nicht nur, weil 2011 aus Kostengründen das Generalkonsulat in Hamburg geschlossen worden ist. Um Betrügern das Handwerk zu legen, verlangt der Staat nun von italienischen Rentnern, regelmäßig im Konsulat vorstellig zu werden. Meyer bestätigt dann, dass sie noch leben und ihre Rente somit rechtmäßig beziehen.

Stempeln muss der Unternehmer auch im Kieler Hafen: Er unterstützt die Besatzungsmitglieder von Kreuzfahrtschiffen unter italienischer Flagge bei bürokratischen Angelegenheiten Warum tut sich Meyer die ganze Bürokratie an – seit fünf Jahren, ohne Aufwandsentschädigung? „Ich lerne viele unglaublich nette Menschen kennen“, sagt er. Vorgeschlagen hatte ihn sein Vorgänger, der aus Altersgründen aufhörte und wie Meyers Frau in dem italienischen Kulturverein Società Dante Alighier in Kiel engagiert war. Dass die Meyers eine große Affinität zu Italien haben, erklärt sich von selbst. In die Sommerferien ging es zuletzt aber nach Spanien – auch der Konsul braucht mal Erholung vom „schönsten Land der Welt“.

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Wie wird man Honorarkonsul? Es ist ein Job für Menschen, die schon gute Jobs haben. Eine Stelle, für die es keine Stellenausschreibung gibt. Eine Position, die sich nach Geld anhört, bei der aber kein mickriger Cent herausspringt: Honorarkonsul. 480 Honorarkonsuln gibt es in Deutschland. Bewerben kann man sich für das Ehrenamt nicht, was zählt sind persönliche Kontakte, Empfehlungen. Kein Wunder, dass es vor allem Unternehmer sind, die das Auswärtige Amt auf den Länderseiten anderer Staaten als offizielle Vertreter auflistet: Hans Heinrich Driftmann, Ex-DIHK-Präsident und Chef des Haferflockenherstellers Peter Kölln, ist Honorarkonsul von Venezuela in Kiel. BDA-Präsident Ingo Kramer vertritt von Bremen aus Haiti. Auch wenn die Arbeit unbezahlt ist, so kann sie sich durchaus auszahlen: Man wird als Ehrengast zu Veranstaltungen eingeladen, knüpft internationale Kontakte und der Titel "Konsul" strahlt Vertrauenswürdigkeit und Wichtigkeit aus. Sechs Unternehmer erzählen, wie sie an das Amt des Honorarkonsuls, das sich auf Visitenkarten so wunderbar macht, gekommen sind - und wie die Arbeit als Honorarkonsul in der Praxis aussieht. Honorarkonsul Hans-Jörg Hübner: Wenn Mandela anruft Hans-Jörg Hübner leitet die Gesellschaft für Gerätebau. Das Dortmunder Familienunternehmen gehört zu den weltweit führenden Unternehmen für Gaswarngeräte und Sensoren. Sein Ehrenamt als Honorarkonsul für Südafrika hat er schon seit 27 Jahren inne. Weil sie einen Streich vermutete, hätte die Sekretärin den Anruf fast nicht durchgestellt. Dann tat sie es aber doch, zum Glück: Am anderen Ende der Leitung war der damalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela. Die Anekdote gibt Hans-Jörg Hübner gerne zum Besten, wenn man ihn fragt, wie er 1998 Honorarkonsul wurde. „Das war beeindruckend und einfach wunderbar“, sagt Hübner. „In seiner unverkennbaren Art fragte mich Mandela, ob ich nicht sein Land vertreten wolle. Da kann man doch wohl nicht nein sagen.“ Zu verdanken habe er den Anruf ehemaligen Gewerkschaftsfunktionären, die Mandelas Regierung als Minister angehörten. Sie erinnerten sich wohlwollend an den Dortmunder Unternehmer, der sie Jahre zuvor dabei beraten hatte, Richtlinien für den Einsatz elektronischer Messgeräte im Bergbau zu entwickeln. Hübners Vater hatte Anfang der 1960er Jahre die Gesellschaft für Gerätebau (GfG) gegründet, dessen Geschäftsführung er 1983 übernommen hatte. „Südafrika, wo lange noch einfache Petroleum-Sicherheitslampen als Messer für Methangas genutzt wurden, war ein riesiger Markt für uns.“ [mehr-zum-thema] Bis heute ist das 250 Mitarbeiter große Unternehmen mit einer Tochtergesellschaft samt Produktion in dem Land vertreten. Als Honorarkonsul hat Hübner auch anderen Firmen geholfen, auf dem afrikanischen Kontinent Fuß zu fassen. „Ich begleite viele Unternehmerreisen, die beispielsweise die Handelskammer organisiert.“ Gefragt war Hübners Expertise auch bei Wirtschaftsreisen mehrerer Bundesregierungen – nach eigener Aussage war der Unternehmer sowohl mit Gerhard Schröder und Joschka Fischer als auch mit Angela Merkel unterwegs. In Dortmund beantwortet Hübner mit Hilfe seines Sekretariats im Schnitt wöchentlich 30 bis 50 Anfragen – etwa von Unternehmen oder Kulturmanagern. Auch Touristen gibt der 63-Jährige hin und wieder Tipps bei der Reisevorbereitung. Besonders viele Anfragen kamen im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft vor vier Jahren: „Die Südafrikaner wollten wissen, wie wir 2006 die WM hier in Dortmund organisiert haben.“ Thomas Bockhold: Honorarkonsul für Papua-Neuguinea Thomas Bockhold ist Geschäftsführer der FWW Fahrzeugwerk GmbH. Seit zwei Jahren vertritt er als Honorarkonsul die Interessen Papua-Neuguineas. Bei seiner ersten Reise nach Papua-Neuguinea war Thomas Bockhold ein junger Offizier. Die Bundeswehr half in den 80er Jahren bei einem Straßenbauprojekt in dem südpazifischen Inselstaat. Er freundete sich mit den einheimischen Koordinatoren des Projekts an, einige machten Karriere in der Politik – und schlugen Bockhold viele Jahre später als Honorarkonsul vor. Zum Amtsantritt Ende 2013 stattete der Außenminister Papua-Neuguineas Bockhold einen Besuch in dessen Unternehmen in Neubrandenburg ab: Der heute 54-Jährige ist Geschäftsführer von FWW Fahrzeugwerk. Der 160 Mitarbeiter große Betrieb ist darauf spezialisiert, Nutzfahrzeuge beispielsweise für die Bundeswehr umzurüsten und zu warten. Als Unternehmer sei er in der Südsee nicht aktiv, sagt Bockhold. Er fliege aber alle zwei bis drei Jahre nach Papua-Neuguinea, um alte Weggefährten zu treffen. In seiner Nebentätigkeit als Konsul habe er im Februar bei einer dreiwöchigen Reise die Gouverneure der einzelnen Provinzen kennengelernt. Zuhause wirbt er bei Unternehmen für Geschäftsmöglichkeiten in der ehemaligen Kolonie, bei Politikern fordert er mehr Entwicklungshilfe. „Mir geht es ganz allgemein darum, die bilateralen Beziehungen zwischen den Ländern zu intensivieren.“ Für die Lobbyarbeit hat er sogar ein kleines Büro in Sichtweite des Auswärtigen Amts in Berlin gemietet. Bei Visumsanfragen muss Bockhold an die Botschaft in Brüssel verweisen. Professionelle Diplomaten in Deutschland beschäftigt Papua-Neuguinea nicht. Alexander Fackelmann: Das Amt des Honorarkonsuls als Türöffner Alexander Fackelmann ist seit 1992 Geschäftsführer des Haushaltswarenherstellers Fackelmann. Als Honorarkonsul vertritt er in Franken und der Pfalz die Interessen der Niederlande. Seine Firma hat 3500 Mitarbeiter, setzt über 300 Millionen Euro um – und erfordert seine volle Aufmerksamkeit. „Da bleibt eigentlich keine Zeit für Ehrenämter“, sagt Alexander Fackelmann, Chef des vom Vater gegründeten Haushaltswarenherstellers. Dennoch sagte er schließlich zu, als man ihn fragte, die Niederlande in Franken und der Oberpfalz zu vertreten. Empfohlen wurde er von Wolfang Bühler. Der Ex-Mann von Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz hatte das Amt vorher inne. Befürchtungen, der Arbeitsaufwand könne zu hoch sein, stellten sich als unbegründet heraus – seit seiner Ernennung April 2012 habe er gerade einmal vier Anfragen bekommen, berichtet Fackelmann. „Das meiste macht das Generalkonsulat in München.“ Für Fackelmann selbst sind die Niederlande ein Absatzmarkt von vielen, als Honorarkonsul will er andere Unternehmen in der Region auf wirtschaftliche Chancen im Nachbarland aufmerksam machen. „Gerade in Bayern orientieren wir uns zuerst nach Österreich, da werden die Niederlande gerne übersehen.“ Im vergangenen Jahr organisierte der Familienunternehmer in Nürnberg einen Wirtschaftsempfang zum Königstag. Die Konsultätigkeit betrachtet der 58-Jährige auch als Türöffner in die Politik: „Mit dem Amt bekommt man einen guten Zugang zu Ministerien, sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden.“ Honorarkonsul Thomas Herzog: Ein Stück Karibik in Frankfurt Thomas Herzog, ehemaliger Tourismusunternehmer, ist Honorarkonsul der Bahamas. „Die deutsch-bahamaischen Beziehungen sind freundschaftlich und unproblematisch, allerdings wenig intensiv“, schreibt das Auswärtige Amt auf seinen Internetseiten. Für einen größeren Austausch soll Thomas Herzog sorgen: Anfang 2012 haben die Bahamas den ehemaligen Tourismusunternehmer, dessen Marketing-Agentur unter anderem das Bahamas Tourist Office in Deutschland repräsentierte, zum Honorarkonsul ernannt. Damit ist der 65-Jährige der einzige diplomatische Vertreter des Inselstaates in Deutschland. „Ich bin beispielsweise zuständig für die Betreuung der Bahamaer Staatsbürger in Deutschland und Ansprechpartner, wenn es um wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen geht“, sagt Herzog. Bei Visumsanfragen Deutscher sei er vermittelnd tätig – letztlich zuständig ist die „High Commission“, also die diplomatische Vertretung der Bahamas in Großbritannien. Herzogs Kontakte in die Bahamas reichen bis in 70er Jahre zurück. Damals baute er für eine Hotelvereinigung der Bahamas eine Vertretung in Deutschland auf und war für die Werbung und den Vertrieb zuständig. Heute hat sich Herzog aus dem Touristikgeschäft weitgehend zurückgezogen, die Faszination für das Karibik-Paradies ist geblieben: „Die Bahamas sind mit ihren 700 Inseln und dem flachen, klaren Wasser einzigartig.“ Herausragend sei zudem die Offenheit und die Freundlichkeit der Bewohner. Interessant für deutsche Unternehmen ist nach Einschätzung Herzogs neben dem Tourismus auch der wachsende Energiesektor. Honorarkonsulin Christa Brigitte Güntermann: Hilfe für El Salvador Christa Brigitte Güntermann ist Immobilien-Investorin. Zudem engagiert sie sich als Honorarkonsulin der Republik El Salvador für Bayern. Ehrenämter spielen im Leben der Immobilien-Investorin Christa Brigitte Güntermann eine wichtige Rolle: 18 Jahre lang war sie Handelsrichterin, dem Förderverein des Bayerischen Staatsorchesters steht sie als Präsidentin vor. In die Reihe gehört auch ihre Konsultätigkeit: Seit 14 Jahren vertritt Güntermann in Bayern und Sachsen die Republik El Salvador. Freunde von ihr seien damals in die Regierung gekommen und hätten ihr das Amt angetragen. Güntermann sagt, sie bewundere den Optimismus der Menschen in dem mittelamerikanischen Land, das sich bis heute nicht richtig von dem verheerenden Bürgerkrieg in den 1980er Jahren erholt hat: Ein großer Teil der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. „Die Menschen jammern aber nicht, sie sind stolz auf ihr Land.“ Etwa zehn Mal sei sie schon in El Salvador gewesen, sagt Güntermann – zuletzt oft auf Einladung der Regierung gemeinsam mit anderen Konsuln und Wirtschaftsvertretern. Mit ihre Stiftung „El Sa Care“ hat die Unternehmerin unter anderem ein Kinderkrankenhaus und ein Bildungszentrum finanziell unterstützt hat. „Es berührt mich sehr, wenn ich vor Ort sehen kann, dass ich etwas bewegt habe.“ Anfragen an das Konsulat in München richteten vor allem von Menschen aus El Salvador, die in Deutschland leben. Honorarkonsul Karsten Meyer: Stempeln für den Staat Karsten Meyer ist Inhaber von Urhammer Lehrmittel. Seit Mitte 2009 ist er Honorarkonsul der Republik Italien in Kiel und zuständig für das Land Schleswig-Holstein. Von Verwaltungsarbeiten sind viele Honorarkonsuln ausgenommen – nicht so Karsten Meyer. Bescheinigungen, Anträge, Vollmachten: Für die rund 1.500 in Schleswig-Holstein lebenden Italiener, die beim Generalkonsulat registriert sind, ist Meyers Ladenlokal in Kiel die Anlaufstelle für staatliche Formalitäten. Hauptberuflich ist Meyer Inhaber von Urhammer Lehrmittel. Das Geschäft mit angeschlossenem Online-Shop ist auf den Verkauf von Experimentierzubehör und Geräten für den naturwissenschaftlichen Unterricht spezialisiert. Zum Konsulat verwandelt sich Meyers Büro jeden Montag und Mittwoch. „Die vier Stunden sind immer voll ausgefüllt“, sagt der 47-Jährige. Gemeinsam mit seiner Frau versucht er, die vielen Anfragen abzuarbeiten. Besonders viel zu tun haben sie seit der Wirtschaftskrise – und das nicht nur, weil 2011 aus Kostengründen das Generalkonsulat in Hamburg geschlossen worden ist. Um Betrügern das Handwerk zu legen, verlangt der Staat nun von italienischen Rentnern, regelmäßig im Konsulat vorstellig zu werden. Meyer bestätigt dann, dass sie noch leben und ihre Rente somit rechtmäßig beziehen. Stempeln muss der Unternehmer auch im Kieler Hafen: Er unterstützt die Besatzungsmitglieder von Kreuzfahrtschiffen unter italienischer Flagge bei bürokratischen Angelegenheiten Warum tut sich Meyer die ganze Bürokratie an – seit fünf Jahren, ohne Aufwandsentschädigung? „Ich lerne viele unglaublich nette Menschen kennen“, sagt er. Vorgeschlagen hatte ihn sein Vorgänger, der aus Altersgründen aufhörte und wie Meyers Frau in dem italienischen Kulturverein Società Dante Alighier in Kiel engagiert war. Dass die Meyers eine große Affinität zu Italien haben, erklärt sich von selbst. In die Sommerferien ging es zuletzt aber nach Spanien – auch der Konsul braucht mal Erholung vom „schönsten Land der Welt“.
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