Rassismus-Vorwurf
Unternehmer Neger will Logo nicht ändern

Thomas Neger kann nichts für seinen Nachnamen. Und auch das Logo seiner Firma hat er von seinem Großvater übernommen: ein stilisierter Afrikaner mit Riesenlippen. Warum verwendet er es noch? Seit einigen Wochen hagelt es Kritik.

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Seit vielen Jahren verwendet die Firma von Thomas Neger das Logo, das einst sein Großvater einführte. Trotz massiver Kritik will sich der Unternehmer nicht trennen.
Seit vielen Jahren verwendet die Firma von Thomas Neger das Logo, das einst sein Großvater einführte. Trotz massiver Kritik will sich der Unternehmer nicht trennen.
© dpa picture-alliance

Wer auf die Homepage des Mainzer Metallbauunternehmers Thomas Negers geht, merkt gleich: Dem Mann ist das alte Firmenlogo, das sein Großvater Ernst einst ersann, in keiner Weise unangenehm. Gleich 13-mal sieht man den stilisierten Afrikaner auf der Startseite, einen Rock tragend und die Ohrlöcher extrem geweitet.

Schon seit mehreren Jahrzehnten verwendet die Thomas Neger Metallsysteme und -bedachungen GmbH das Logo. Damals war es noch gängig, afrikanische Menschen so darzustellen. Doch während viele antisemitische und rassistische Symbole nach dem zweiten Weltkrieg mehr und mehr abgeschafft oder sogar verboten wurden, überlebte das Logo der Firma. Jahrelang schien es kaum jemanden zu stören, seit einigen Wochen gibt es jedoch massiven Gegenwind.

Die Facebook-Seite „Das Logo muss weg – Für eine Welt ohne Rassismus“ hat über 4500 Anhänger. „Das Logo soll geändert werden, das ist unsere Forderung. Wenn das passiert, ist alles gut“, sagte David Häuser, einer der Initiatoren der Aktion, zur Bild-Zeitung. „Dieses Logo zu ändern, da bricht er sich doch nichts ab.“

„Rassismus sollte keine Tradition sein“

Mainzer Studenten riefen Anfang März eine Fotokampagne unter dem Hashtag #wegmitdemlogo ins Leben. Menschen verschiedener Nationalitäten posteten in sozialen Netzwerken Selbstportraits, auf denen sie Schilder hochhalten. „Rassismus fängt im Alltag an“ oder „Das Logo ist Tradition, Rassismus sollte keine Tradition sein.“

Thomas Neger will sich derzeit auf Nachfrage nicht mehr zu dem Thema äußern. Anscheinend ficht ihn die Kritik aber nicht besonders an. Zur „Allgemeinen Zeitung“ sagte er über das Logo: „Wir identifizieren uns mit ihm. Und es ist offensichtlich, dass es die Überzeichnung eines Bildes ist, das auch nur so mancher viel, viel früher vielleicht von Schwarzen im Kopf hatte.“

Zur Bild-Zeitung sagte Neger Ende März: „Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Bisher hat sich nie jemand an unserem Firmenlogo gestört. Und jetzt kommen ein paar Studenten und wollen der Welt erklären, was Rassismus ist – und was nicht.“

Seit den 60er Jahren gilt das Wort „Neger“ als rassistisch

Matthias Krings, Professor für Ethnologie an der Universität Mainz, sieht dies anders. Er unterstützt seine Studenten. „Herr Neger kann nichts für seinen Nachnamen und soll ihn auch nicht ablegen“, sagte er zur Tageszeitung „Die Welt“. „Der Begriff ‚Neger‘ als Bezeichnung für Menschen afrikanischer Herkunft transportiert eine Ideologie der Herabwürdigung und Ausgrenzung.“

Das Wort wird im Deutschen seit dem 17. Jahrhundert verwendet. Insbesondere während des Nationalsozialismus wurde es als herabstufendes Schimpfwort genutzt.

Ethnologe: Die Darstellung ist „inakzeptabel“

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“ ‚Neger‘ zu sagen war in der Bundesrepublik bis in die 1960er-Jahre hinein durchaus Konsens. Aus der Zeit stammt das Logo“, sagte Ethnologe Krings. „Die Haltung, die es bildlich vermittelt, passt nicht ins Heute. Schwarze als Weißen unterlegene ‚Wilde‘ mit dicken Lippen, großen Ohrringen, Knochen im Haar und Bastrock darzustellen ist inakzeptabel.“

Der Begriff „Neger“ sei kein neutraler Begriff zur Bezeichnung von Menschen afrikanischer Herkunft, zitiert ihn die Bildzeitung. Er sei vielmehr mit abwertenden und ausgrenzenden Konnotationen verbunden, „(…) dazu zählen unter anderem die Vorstellungen, Afrikaner seien hässlich, faul, gefährlich, triebhaft, physisch besonders stark, Affen ähnlicher als Menschen, etc. Diese Konnotationen lassen sich vom Begriff ‚Neger‘ nicht ohne weiteres trennen, da sie sich durch die historischen Gebrauchskontexte des Begriffs an ihn angelagert haben.“

Auf seiner Facebookseite bekommt Thomas Neger hingegen auch viel Zuspruch. Inzwischen scheinen die Fronten so verhärtet, dass wohl nicht zu erwarten ist, dass Thomas Neger, der für die CDU im Mainzer Stadtrat sitzt, sein Firmenlogo ändert. Auf seinem Facebook-Profil hat er es am 6. April noch einmal gepostet.

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Wer auf die Homepage des Mainzer Metallbauunternehmers Thomas Negers geht, merkt gleich: Dem Mann ist das alte Firmenlogo, das sein Großvater Ernst einst ersann, in keiner Weise unangenehm. Gleich 13-mal sieht man den stilisierten Afrikaner auf der Startseite, einen Rock tragend und die Ohrlöcher extrem geweitet. Schon seit mehreren Jahrzehnten verwendet die Thomas Neger Metallsysteme und -bedachungen GmbH das Logo. Damals war es noch gängig, afrikanische Menschen so darzustellen. Doch während viele antisemitische und rassistische Symbole nach dem zweiten Weltkrieg mehr und mehr abgeschafft oder sogar verboten wurden, überlebte das Logo der Firma. Jahrelang schien es kaum jemanden zu stören, seit einigen Wochen gibt es jedoch massiven Gegenwind. Die Facebook-Seite "Das Logo muss weg – Für eine Welt ohne Rassismus" hat über 4500 Anhänger. "Das Logo soll geändert werden, das ist unsere Forderung. Wenn das passiert, ist alles gut", sagte David Häuser, einer der Initiatoren der Aktion, zur Bild-Zeitung. "Dieses Logo zu ändern, da bricht er sich doch nichts ab." "Rassismus sollte keine Tradition sein" Mainzer Studenten riefen Anfang März eine Fotokampagne unter dem Hashtag #wegmitdemlogo ins Leben. Menschen verschiedener Nationalitäten posteten in sozialen Netzwerken Selbstportraits, auf denen sie Schilder hochhalten. "Rassismus fängt im Alltag an" oder "Das Logo ist Tradition, Rassismus sollte keine Tradition sein." Thomas Neger will sich derzeit auf Nachfrage nicht mehr zu dem Thema äußern. Anscheinend ficht ihn die Kritik aber nicht besonders an. Zur „Allgemeinen Zeitung“ sagte er über das Logo: „Wir identifizieren uns mit ihm. Und es ist offensichtlich, dass es die Überzeichnung eines Bildes ist, das auch nur so mancher viel, viel früher vielleicht von Schwarzen im Kopf hatte.“ Zur Bild-Zeitung sagte Neger Ende März: "Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Bisher hat sich nie jemand an unserem Firmenlogo gestört. Und jetzt kommen ein paar Studenten und wollen der Welt erklären, was Rassismus ist – und was nicht." Seit den 60er Jahren gilt das Wort "Neger" als rassistisch Matthias Krings, Professor für Ethnologie an der Universität Mainz, sieht dies anders. Er unterstützt seine Studenten. „Herr Neger kann nichts für seinen Nachnamen und soll ihn auch nicht ablegen“, sagte er zur Tageszeitung „Die Welt“. „Der Begriff ‚Neger‘ als Bezeichnung für Menschen afrikanischer Herkunft transportiert eine Ideologie der Herabwürdigung und Ausgrenzung." Das Wort wird im Deutschen seit dem 17. Jahrhundert verwendet. Insbesondere während des Nationalsozialismus wurde es als herabstufendes Schimpfwort genutzt. Ethnologe: Die Darstellung ist "inakzeptabel" " 'Neger' zu sagen war in der Bundesrepublik bis in die 1960er-Jahre hinein durchaus Konsens. Aus der Zeit stammt das Logo", sagte Ethnologe Krings. "Die Haltung, die es bildlich vermittelt, passt nicht ins Heute. Schwarze als Weißen unterlegene 'Wilde' mit dicken Lippen, großen Ohrringen, Knochen im Haar und Bastrock darzustellen ist inakzeptabel." Der Begriff „Neger“ sei kein neutraler Begriff zur Bezeichnung von Menschen afrikanischer Herkunft, zitiert ihn die Bildzeitung. Er sei vielmehr mit abwertenden und ausgrenzenden Konnotationen verbunden, „(...) dazu zählen unter anderem die Vorstellungen, Afrikaner seien hässlich, faul, gefährlich, triebhaft, physisch besonders stark, Affen ähnlicher als Menschen, etc. Diese Konnotationen lassen sich vom Begriff 'Neger' nicht ohne weiteres trennen, da sie sich durch die historischen Gebrauchskontexte des Begriffs an ihn angelagert haben." Auf seiner Facebookseite bekommt Thomas Neger hingegen auch viel Zuspruch. Inzwischen scheinen die Fronten so verhärtet, dass wohl nicht zu erwarten ist, dass Thomas Neger, der für die CDU im Mainzer Stadtrat sitzt, sein Firmenlogo ändert. Auf seinem Facebook-Profil hat er es am 6. April noch einmal gepostet.
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