Storytelling-Beispiele
Diese 11 Sätze machen Ihre Story unwiderstehlich

Starke Geschichten entstehen durch starke Sätze. Mit diesen elf Sätzen werden Sie Ihre Leser fesseln.

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Storytelling Beispielsätze

Hinweis: Natürlich sollen Sie nicht genau diese Sätze verwenden. Nutzen Sie sie vielmehr als Inspiration!

1. „Eigentlich bin ich Fliesenleger.“

Auf einer Handwerkermesse wäre dieser Satz nichts Besonderes. Stellen Sie sich aber vor, diesen Satz von einem erfolgreichen Hotelier zu hören, einem Start-up-Gründer, einem Werbeagentur-Chef, einem promovierten Physiker. Dann ist sicher: Sie werden die erste Karriere dieses Mannes niemals wieder vergessen.

Warum? Weil das nicht zueinander passt. Jemand, der eine Werbeagentur führt, hat nicht den Beruf des Fliesenlegers gelernt.

Gegensätze sind ein Klassiker des Storytellings. Menschen mögen Helden, die zwei Seiten haben, sie lieben Geschichten der Wandlung: vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Frosch zum Prinzen, von Clark Kent zu Superman.

Helden, die nicht in ihrem Schema bleiben, die etwas tun, was für sie nicht vorgesehen war, faszinieren. Gegensätze erzeugen Spannung und Neugier. Sie werfen Fragen auf: Wie kann es sein, dass jemand, der das Potenzial zum Topunternehmer hat, mal Fliesenleger war? Warum hat er sich entschieden, dann doch einen anderen Kurs einzuschlagen? Was hat ihn motiviert? Wie hat er sich hochgekämpft?

Was tun gute Storyteller? Sie suchen nach Gegensätzen und arbeiten Wandlungen heraus.

2. „Sie fiel vom Stuhl, einfach so.“

Steigen Sie direkt in die Geschichte ein. Ohne Umwege.

In der Schule haben wir gelernt, Einleitungen zu schreiben: Was ist das Thema des Textes, was ist sein Ziel? Das Problem dabei: Während man mühsam erklärt, worum es in einem Text gehen wird, hat die Hälfte der Leser ihn schon wieder beiseitegelegt. Langweilig!

In der Journalistenschule lernt man daher etwas anderes: Steig mit einer Handlung ein, einer konkreten Beobachtung. Der erste Satz ist der wichtigste des ganzen Textes. Also: Lass es krachen.

Zur Person
Nicole BaselNicole Basel leitet als Chefredakteurin die impulse-Redakteurin. Sie schreibt vor allem zu Führungs- und Marketingthemen. Als Schreibcoach zeigt Sie Unternehmerinnen und Unternehmern, mit welchen Kniffen sie Texte schreiben, die verkaufen.

Warum? Nicht alle Menschen sind wissenshungrig. Aber alle sind neugierig. Und daher funktioniert ein Einstiegssatz wie der obige so gut. Denn man will wissen: Wer ist diese „sie“, die da vom Stuhl fiel? Und warum fiel sie, war sie bewusstlos? Hat sie sich verletzt? Wir wollen wissen, wie es weitergeht.
Dieser Einstieg spielt mit der Neugier der Menschen, weil er bewusst relevante Informationen weglässt. Dadurch wird er zu einem Versprechen: Lies weiter, und ich verrate dir, was du wissen willst. Er ist der Beginn einer Szene, die vielleicht lustig enden wird – vielleicht aber auch dramatisch.

Natürlich braucht jede Geschichte auch ein paar erklärende Sätze: Worum geht es hier? Warum ist diese Geschichte für mich wichtig? Aber: Der Einstieg ist dafür viel zu schade. Denn er entscheidet darüber, ob man einen Leser oder Zuhörer fesselt – oder eben nicht.

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Ein Einstieg mit einer Szene eignet sich besonders auch für Reden. Verzichten Sie darauf, Ihr Publikum zu grüßen, sich fürs Kommen zu bedanken. Das können Sie später immer noch tun. Beginnen Sie direkt mit einer ganz konkreten Beobachtung, die Sie gemacht haben – und die Aufmerksamkeit wird Ihnen sicher sein.

Was tun gute Storyteller? Sie machen keine Umwege, sondern gehen direkt dorthin, wo es spannend ist.

3. „Plötzlich war da ein riesiges Loch im Budget.“

„Erstmals“, „Plötzlich“, „Auf einmal …“ – das sind Zauberwörter beim Geschichtenerzählen. Der Leser ist dann ganz Ohr, denn er weiß: Jetzt passiert etwas Unerwartetes, Unerhörtes oder gar Unvorstellbares. Jetzt nimmt die Geschichte eine Wendung, jetzt nimmt sie Fahrt auf.

Solche Signalwörter sind Fluch und Segen zugleich. Denn sie können eine Geschichte zum Blühen bringen – oder zerstören. Warum? Signalwörter lösen beim Zuhörer eine Erwartungshaltung aus. Das heißt: Jetzt MUSS etwas passieren, mit dem man nicht gerechnet hatte.

„Auf einmal ging die Tür auf und da stand Hans Müller“ ist nur dann ein guter Satz, wenn es gänzlich unwahrscheinlich war, dass Hans Müller vor der Tür stand.

„Plötzlich sprang der Motor an“ ist nur dann sinnvoll, wenn das Auto kaputt war und der Held nun doch noch pünktlich zum alles entscheidenden Kundentermin kam.

„Plötzlich klaffte ein riesiges Loch im Budget“ ist nur dann ein Satz, der Spannung erzeugt, wenn vorher im Unternehmen alles nach Plan lief.

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Gute Geschichten brauchen Wendungen, einen Kontrast: Eben war noch alles wie immer – plötzlich/auf einmal/erstmals ändert sich etwas. Man darf solche Signalwörter daher nur sparsam einsetzen, an den Stellen, an denen es wirklich spannend wird. Plätschert die Geschichte stattdessen nach einem Signalwort einfach weiter, fühlt sich der Zuhörer oder Leser getäuscht.

Was tun gute Storyteller? Sie setzen Signalwörter wie „erstmals“ oder „plötzlich“ gezielt ein – sparsam und an genau der richtigen Stelle.

4. „Zunächst fehlten immer mal wieder zehn Euro in der Kasse – dann stand die Polizei vor der Tür.“

Eine der wichtigsten Regeln, die man an der Journalistenschule lernt, ist „don’t make me think“ – „zwing mich nicht zum Denken.“ Damit ist gemeint, dass man es dem Leser leicht machen soll. Erzähle so verständlich wie möglich. Nimm den Leser an die Hand.

Wörter wie „zunächst“, „dann“, „später“, „nachher“ sind dafür hilfreich. Denn sie bringen die Geschehnisse in eine zeitliche Abfolge, geben dem Text Struktur. Auch Wörter, die Zusammenhänge klar machen, etwa „daher“ und „deswegen“, verschaffen dem Leser Orientierung.

Doch ein Satz wie der obige ist noch aus einem anderen Grund ein Gewinn für jede Geschichte: Er lässt einen ganz nah an den Erzähler heran, man fühlt geradezu mit ihm. Welche Nachricht die Polizei wohl überbringen wird? Wir wollen es wissen und bleiben gespannt.

Was tun gute Storyteller? Sie geben ihrem Publikum mit Worten, die Abläufe oder Zusammenhänge anzeigen, Orientierung.

5. „Was zum Teufel wollte der eigentlich von mir?“

Fragen gehören zu den klassischen Elementen guten Storytellings. Fragen erzeugen Spannung. Fragen binden den Zuhörer ein, denn sie lösen automatisch das Verlangen nach Antworten aus.

Wichtig dabei: Eine Frage entfaltet nur dann ihre volle Wirkung, wenn die Antwort nicht klar ist. Wenn sie dem Leser oder Zuhörer Raum für eigene Überlegungen gibt.

Etwa: „Wie würde meine Frau auf diese Nachricht reagieren?“ oder: „Sollte ich meinen großen Traum einfach begraben?“

Solche Fragen sorgen auch für Ruhe in einer Erzählung. Sie fassen in einem Satz zusammen, was bisher geschah, etwa eine Niederlage, die man erlitten hat, oder eine große Chance, die sich auftat. Auf der anderen Seite geben sie der Geschichte die Möglichkeit, eine Wendung zu nehmen, und sorgen so für einen perfekten Übergang.

Was tun gute Storyteller? Sie setzen an der richtigen Stelle offene Fragen ein.

6. „Dann legte ich den Hörer auf und konnte es nicht fassen: Ich hatte meinen ersten Kunden gewonnen.“

Seine Gründungsgeschichte sollte jeder Unternehmer immer parat haben. Gründungsgeschichten erklären, warum wir tun, was wir tun. Sie haben oft alle Elemente, die gute Geschichten ausmachen: einen Helden, der eine Vision hat und sie angeht, der mit Widrigkeiten kämpft, dem Steine im Weg liegen und der am Ende – entgegen aller Wahrscheinlichkeit – doch erfolgreich ist.

Was viele Unternehmer falsch machen, wenn sie ihre Gründungsgeschichte erzählen: Sie bleiben unkonkret. „Es war eine schwere Zeit.“ Oder: „Wir hatten anfangs auch Probleme.“ Oder: „Natürlich muss man kämpfen.“

Das ist doch nicht das echte Leben! Gute Geschichten brauchen konkrete Beschreibungen. Nur dann fiebert der Leser mit. Nur dann entsteht bei ihm ein Bild im Kopf. Etwa: „Ich dachte damals: Ich haue einfach ab. Ich nehme den Autoschlüssel, setze mich hinters Lenkrad, auf Nimmerwiedersehen. Dann stand mein Mitgründer plötzlich mit einem großen Grinsen vor der Tür. Endlich glaubte eine Bank an unsere Idee.“

Oder: „Ich trommelte mein Team zusammen, wir bestellten Pizza und Bier. Wir saßen auf dem Boden, malten Pläne auf alte Tapete. Am nächsten Morgen stand das Konzept.“

Gutes Storytelling braucht Szenen und Details: Wie hat man sich gefühlt? Wie sah der Raum aus, in dem sich alles abspielte? Wer war dabei?

Viele Unternehmer fragen sich: Wer interessiert sich schon für diese ganzen Einzelheiten? Das langweilt doch! Und tatsächlich: Man darf sich nicht in Details verlieren. Die Kunst des Storytellings besteht darin, nicht alle Details zu erzählen, sondern nur die, die etwas aussagen, die für etwas stehen. Für Kampfgeist etwa, für Charakter, für Glück, für Passion.

Was tun gute Storyteller? Sie variieren im Tempo: fassen zusammen, wenn nichts Spannendes passiert, und beschreiben an anderen Stellen kleinste Details, wenn es ums Wesentliche geht.

7. „Ich fuhr zum Kiosk und kaufte eine Flasche Schampus.“

Wie aber wählt man Details aus, die eine Geschichte wirklich interessant machen? Das Wichtigste, was eine Geschichte leisten muss, ist Emotionen zu wecken: Das kann Mitgefühl sein, Trauer, Euphorie, Frust, Ekel oder sogar Hass oder Liebe. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, welcher Teil der Unternehmensgeschichte bei einem selbst Gefühle auslöst.

Das kann etwa das Glück sein, seinen ersten Kunden gewonnen zu haben. Oder der Frust über ein vermasseltes Projekt. Das kann die Dankbarkeit dafür sein, dass gute Freunde nach durchgearbeiteten Nächten mit Kaffee vor der Tür standen. Oder das belastende Gefühl, am Ende doch immer für alles allein verantwortlich sein.

Wichtig dabei: Gute Storyteller sagen nicht plump, wie sie sich fühlten, etwa „ich war traurig“ oder „ich war glücklich“. Sie beschreiben durch Handlungen, wie die Stimmung war. „Dann fuhr ich zum Kiosk und kaufte eine Flasche Sekt.“

Was tun gute Storyteller? Sie arbeiten emotionale Details heraus.

8. „Dann hatte meine Mutter eine grandiose Idee.“

Jede gute Geschichte braucht einen Helden. Das darf ruhig der Unternehmer oder die Unternehmerin selbst sein. Was ist schließlich kraftraubender und fordernder, als eine Firma erfolgreich am Markt zu halten?
Und doch sollte man Ausschau nach anderen Helden halten. Denn wer eine Geschichte erzählt, in der er einem anderen die Bühne bereitet, der wirkt besonders sympathisch.

Was tun gute Storyteller? Sie machen andere zum Star.

9. „Ich habe zwei richtige Katastrophen erlebt.“

Dieser Satz enthält gleich drei Elemente guten Storytellings:

  1. Eine Ankündigung
    Ankündigungen werden von Geschichtenerzählern seit jeher genutzt. „Zunächst musste der Prinz fünf Prüfungen bestehen.“ Oder: „Was sie nicht ahnte: Im nächsten Jahr würden sie drei Schicksalsschläge treffen.“ Solche Sätze sind vor allem für Storytelling-Anfänger eine echte Wunderwaffe: Sie machen nicht nur neugierig, sondern erleichtern auch das Erzählen ungemein. Denn sie geben einer Geschichte Struktur.
  2. Ein starkes Signalwort
    Das Wort „Katastrophe“ ist ein Signalwort, genau wie „Krise“ oder „Wunder“. Solche Superlative sollten nur sparsam eingesetzt werden – dann, wenn sie wirklich für eine Situation angemessen sind. Ist dies der Fall, dann gilt: keine falsche Zurückhaltung. Starke Wörter sorgen dafür, dass alle ganz Ohr sind.
  3. Eine ehrliche Abrechnung
    Viele Unternehmer neigen dazu, nur über Erfolge zu sprechen. Immer läuft alles nach Plan, eitel Sonnenschein. Wie langweilig – und unglaubwürdig.
    Menschen mögen nicht die Geschichte vom Streber oder vom Hans im Glück, dem alles zufliegt. Sie lieben Geschichten von David gegen Goliath, vom Kämpfer, der sich nicht unterkriegen lässt, von der Bordsteinschwalbe, die zur Pretty Woman wird.

Was tun gute Storyteller? Sie lassen ihre Zuhörer mit ihnen durch das Tal der Tränen gehen – dann wirkt der Triumph am Ende umso schillernder.

10. „’Das kannst du nicht’, sagte sie.“

In guten Geschichten kommen Menschen zum Sprechen. Denn so entstehen Szenen, an denen der Zuhörer oder Leser teilhaben kann.

Aber Vorsicht. Nicht jedes gesagtes Wort tut einer Geschichte gut. Denn: Die Person muss wirklich etwas Spannendes zu sagen haben. Etwa weil sie einen schlauen Gedanken hat, eine Meinung oder eine gute Frage.

Was tun gute Storyteller? Sie bauen Dialoge in ihre Geschichte ein.

11. „Auf einmal wusste ich, worauf es ankommt.“

Sie kennen das aus vielen Hollywoodfilmen: Der Held muss zig Prüfungen bestehen. Alles geht schief, aber er kämpft. Wir bangen mit ihm. Und dann schafft er es im letzten Augenblick. Er erreicht das Flugzeug. Er küsst die von ihm Begehrte. Er hat die rettende Idee.

Solche Wendepunkte sind ein klassisches Element im Storytelling. Für Unternehmer bieten sie die Möglichkeit, dem Publikum eine Botschaft zu vermitteln, denn ohne Botschaft ist Storytelling sinnlos. Etwa: „Da wusste ich: Bei der Qualität würden wir nie wieder Kompromisse machen.“ Oder: „Bis dahin hatte ich geglaubt, mit Fleiß erfolgreich zu werden. Dann wusste ich: Man muss wenige Dinge machen, die aber richtig.“ Oder: „Endlich verstand ich: Ohne Mitarbeiter bin ich nichts.“

Was tun gute Storyteller? Sie lassen ihre Geschichte auf einen Wendepunkt zulaufen – und verlieren ihre Botschaft nicht aus dem Blick.

Hinweis: Natürlich sollen Sie nicht genau diese Sätze verwenden. Nutzen Sie sie vielmehr als Inspiration! 1. „Eigentlich bin ich Fliesenleger.“ Auf einer Handwerkermesse wäre dieser Satz nichts Besonderes. Stellen Sie sich aber vor, diesen Satz von einem erfolgreichen Hotelier zu hören, einem Start-up-Gründer, einem Werbeagentur-Chef, einem promovierten Physiker. Dann ist sicher: Sie werden die erste Karriere dieses Mannes niemals wieder vergessen. Warum? Weil das nicht zueinander passt. Jemand, der eine Werbeagentur führt, hat nicht den Beruf des Fliesenlegers gelernt. Gegensätze sind ein Klassiker des Storytellings. Menschen mögen Helden, die zwei Seiten haben, sie lieben Geschichten der Wandlung: vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Frosch zum Prinzen, von Clark Kent zu Superman. Helden, die nicht in ihrem Schema bleiben, die etwas tun, was für sie nicht vorgesehen war, faszinieren. Gegensätze erzeugen Spannung und Neugier. Sie werfen Fragen auf: Wie kann es sein, dass jemand, der das Potenzial zum Topunternehmer hat, mal Fliesenleger war? Warum hat er sich entschieden, dann doch einen anderen Kurs einzuschlagen? Was hat ihn motiviert? Wie hat er sich hochgekämpft? Was tun gute Storyteller? Sie suchen nach Gegensätzen und arbeiten Wandlungen heraus. 2. „Sie fiel vom Stuhl, einfach so.“ Steigen Sie direkt in die Geschichte ein. Ohne Umwege. In der Schule haben wir gelernt, Einleitungen zu schreiben: Was ist das Thema des Textes, was ist sein Ziel? Das Problem dabei: Während man mühsam erklärt, worum es in einem Text gehen wird, hat die Hälfte der Leser ihn schon wieder beiseitegelegt. Langweilig! In der Journalistenschule lernt man daher etwas anderes: Steig mit einer Handlung ein, einer konkreten Beobachtung. Der erste Satz ist der wichtigste des ganzen Textes. Also: Lass es krachen. [zur-person] Warum? Nicht alle Menschen sind wissenshungrig. Aber alle sind neugierig. Und daher funktioniert ein Einstiegssatz wie der obige so gut. Denn man will wissen: Wer ist diese „sie“, die da vom Stuhl fiel? Und warum fiel sie, war sie bewusstlos? Hat sie sich verletzt? Wir wollen wissen, wie es weitergeht. Dieser Einstieg spielt mit der Neugier der Menschen, weil er bewusst relevante Informationen weglässt. Dadurch wird er zu einem Versprechen: Lies weiter, und ich verrate dir, was du wissen willst. Er ist der Beginn einer Szene, die vielleicht lustig enden wird – vielleicht aber auch dramatisch. Natürlich braucht jede Geschichte auch ein paar erklärende Sätze: Worum geht es hier? Warum ist diese Geschichte für mich wichtig? Aber: Der Einstieg ist dafür viel zu schade. Denn er entscheidet darüber, ob man einen Leser oder Zuhörer fesselt - oder eben nicht. Ein Einstieg mit einer Szene eignet sich besonders auch für Reden. Verzichten Sie darauf, Ihr Publikum zu grüßen, sich fürs Kommen zu bedanken. Das können Sie später immer noch tun. Beginnen Sie direkt mit einer ganz konkreten Beobachtung, die Sie gemacht haben – und die Aufmerksamkeit wird Ihnen sicher sein. Was tun gute Storyteller? Sie machen keine Umwege, sondern gehen direkt dorthin, wo es spannend ist. 3. „Plötzlich war da ein riesiges Loch im Budget.“ „Erstmals“, „Plötzlich“, „Auf einmal …“ – das sind Zauberwörter beim Geschichtenerzählen. Der Leser ist dann ganz Ohr, denn er weiß: Jetzt passiert etwas Unerwartetes, Unerhörtes oder gar Unvorstellbares. Jetzt nimmt die Geschichte eine Wendung, jetzt nimmt sie Fahrt auf. Solche Signalwörter sind Fluch und Segen zugleich. Denn sie können eine Geschichte zum Blühen bringen – oder zerstören. Warum? Signalwörter lösen beim Zuhörer eine Erwartungshaltung aus. Das heißt: Jetzt MUSS etwas passieren, mit dem man nicht gerechnet hatte. „Auf einmal ging die Tür auf und da stand Hans Müller“ ist nur dann ein guter Satz, wenn es gänzlich unwahrscheinlich war, dass Hans Müller vor der Tür stand. „Plötzlich sprang der Motor an“ ist nur dann sinnvoll, wenn das Auto kaputt war und der Held nun doch noch pünktlich zum alles entscheidenden Kundentermin kam. „Plötzlich klaffte ein riesiges Loch im Budget“ ist nur dann ein Satz, der Spannung erzeugt, wenn vorher im Unternehmen alles nach Plan lief. Gute Geschichten brauchen Wendungen, einen Kontrast: Eben war noch alles wie immer – plötzlich/auf einmal/erstmals ändert sich etwas. Man darf solche Signalwörter daher nur sparsam einsetzen, an den Stellen, an denen es wirklich spannend wird. Plätschert die Geschichte stattdessen nach einem Signalwort einfach weiter, fühlt sich der Zuhörer oder Leser getäuscht. Was tun gute Storyteller? Sie setzen Signalwörter wie „erstmals“ oder „plötzlich“ gezielt ein - sparsam und an genau der richtigen Stelle. [mehr-zum-thema] 4. „Zunächst fehlten immer mal wieder zehn Euro in der Kasse – dann stand die Polizei vor der Tür.“ Eine der wichtigsten Regeln, die man an der Journalistenschule lernt, ist „don’t make me think“ – „zwing mich nicht zum Denken.“ Damit ist gemeint, dass man es dem Leser leicht machen soll. Erzähle so verständlich wie möglich. Nimm den Leser an die Hand. Wörter wie „zunächst“, „dann“, „später“, „nachher“ sind dafür hilfreich. Denn sie bringen die Geschehnisse in eine zeitliche Abfolge, geben dem Text Struktur. Auch Wörter, die Zusammenhänge klar machen, etwa „daher“ und „deswegen“, verschaffen dem Leser Orientierung. Doch ein Satz wie der obige ist noch aus einem anderen Grund ein Gewinn für jede Geschichte: Er lässt einen ganz nah an den Erzähler heran, man fühlt geradezu mit ihm. Welche Nachricht die Polizei wohl überbringen wird? Wir wollen es wissen und bleiben gespannt. Was tun gute Storyteller? Sie geben ihrem Publikum mit Worten, die Abläufe oder Zusammenhänge anzeigen, Orientierung. 5. „Was zum Teufel wollte der eigentlich von mir?“ Fragen gehören zu den klassischen Elementen guten Storytellings. Fragen erzeugen Spannung. Fragen binden den Zuhörer ein, denn sie lösen automatisch das Verlangen nach Antworten aus. Wichtig dabei: Eine Frage entfaltet nur dann ihre volle Wirkung, wenn die Antwort nicht klar ist. Wenn sie dem Leser oder Zuhörer Raum für eigene Überlegungen gibt. Etwa: „Wie würde meine Frau auf diese Nachricht reagieren?“ oder: „Sollte ich meinen großen Traum einfach begraben?“ Solche Fragen sorgen auch für Ruhe in einer Erzählung. Sie fassen in einem Satz zusammen, was bisher geschah, etwa eine Niederlage, die man erlitten hat, oder eine große Chance, die sich auftat. Auf der anderen Seite geben sie der Geschichte die Möglichkeit, eine Wendung zu nehmen, und sorgen so für einen perfekten Übergang. Was tun gute Storyteller? Sie setzen an der richtigen Stelle offene Fragen ein. 6. „Dann legte ich den Hörer auf und konnte es nicht fassen: Ich hatte meinen ersten Kunden gewonnen.“ Seine Gründungsgeschichte sollte jeder Unternehmer immer parat haben. Gründungsgeschichten erklären, warum wir tun, was wir tun. Sie haben oft alle Elemente, die gute Geschichten ausmachen: einen Helden, der eine Vision hat und sie angeht, der mit Widrigkeiten kämpft, dem Steine im Weg liegen und der am Ende – entgegen aller Wahrscheinlichkeit – doch erfolgreich ist. Was viele Unternehmer falsch machen, wenn sie ihre Gründungsgeschichte erzählen: Sie bleiben unkonkret. „Es war eine schwere Zeit.“ Oder: „Wir hatten anfangs auch Probleme.“ Oder: „Natürlich muss man kämpfen.“ Das ist doch nicht das echte Leben! Gute Geschichten brauchen konkrete Beschreibungen. Nur dann fiebert der Leser mit. Nur dann entsteht bei ihm ein Bild im Kopf. Etwa: „Ich dachte damals: Ich haue einfach ab. Ich nehme den Autoschlüssel, setze mich hinters Lenkrad, auf Nimmerwiedersehen. Dann stand mein Mitgründer plötzlich mit einem großen Grinsen vor der Tür. Endlich glaubte eine Bank an unsere Idee.“ Oder: „Ich trommelte mein Team zusammen, wir bestellten Pizza und Bier. Wir saßen auf dem Boden, malten Pläne auf alte Tapete. Am nächsten Morgen stand das Konzept.“ Gutes Storytelling braucht Szenen und Details: Wie hat man sich gefühlt? Wie sah der Raum aus, in dem sich alles abspielte? Wer war dabei? Viele Unternehmer fragen sich: Wer interessiert sich schon für diese ganzen Einzelheiten? Das langweilt doch! Und tatsächlich: Man darf sich nicht in Details verlieren. Die Kunst des Storytellings besteht darin, nicht alle Details zu erzählen, sondern nur die, die etwas aussagen, die für etwas stehen. Für Kampfgeist etwa, für Charakter, für Glück, für Passion. Was tun gute Storyteller? Sie variieren im Tempo: fassen zusammen, wenn nichts Spannendes passiert, und beschreiben an anderen Stellen kleinste Details, wenn es ums Wesentliche geht. 7. „Ich fuhr zum Kiosk und kaufte eine Flasche Schampus.“ Wie aber wählt man Details aus, die eine Geschichte wirklich interessant machen? Das Wichtigste, was eine Geschichte leisten muss, ist Emotionen zu wecken: Das kann Mitgefühl sein, Trauer, Euphorie, Frust, Ekel oder sogar Hass oder Liebe. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, welcher Teil der Unternehmensgeschichte bei einem selbst Gefühle auslöst. Das kann etwa das Glück sein, seinen ersten Kunden gewonnen zu haben. Oder der Frust über ein vermasseltes Projekt. Das kann die Dankbarkeit dafür sein, dass gute Freunde nach durchgearbeiteten Nächten mit Kaffee vor der Tür standen. Oder das belastende Gefühl, am Ende doch immer für alles allein verantwortlich sein. Wichtig dabei: Gute Storyteller sagen nicht plump, wie sie sich fühlten, etwa „ich war traurig“ oder „ich war glücklich“. Sie beschreiben durch Handlungen, wie die Stimmung war. „Dann fuhr ich zum Kiosk und kaufte eine Flasche Sekt.“ Was tun gute Storyteller? Sie arbeiten emotionale Details heraus. 8. „Dann hatte meine Mutter eine grandiose Idee.“ Jede gute Geschichte braucht einen Helden. Das darf ruhig der Unternehmer oder die Unternehmerin selbst sein. Was ist schließlich kraftraubender und fordernder, als eine Firma erfolgreich am Markt zu halten? Und doch sollte man Ausschau nach anderen Helden halten. Denn wer eine Geschichte erzählt, in der er einem anderen die Bühne bereitet, der wirkt besonders sympathisch. Was tun gute Storyteller? Sie machen andere zum Star. 9. „Ich habe zwei richtige Katastrophen erlebt.“ Dieser Satz enthält gleich drei Elemente guten Storytellings: Eine Ankündigung Ankündigungen werden von Geschichtenerzählern seit jeher genutzt. „Zunächst musste der Prinz fünf Prüfungen bestehen.“ Oder: „Was sie nicht ahnte: Im nächsten Jahr würden sie drei Schicksalsschläge treffen.“ Solche Sätze sind vor allem für Storytelling-Anfänger eine echte Wunderwaffe: Sie machen nicht nur neugierig, sondern erleichtern auch das Erzählen ungemein. Denn sie geben einer Geschichte Struktur. Ein starkes Signalwort Das Wort „Katastrophe“ ist ein Signalwort, genau wie „Krise“ oder „Wunder“. Solche Superlative sollten nur sparsam eingesetzt werden – dann, wenn sie wirklich für eine Situation angemessen sind. Ist dies der Fall, dann gilt: keine falsche Zurückhaltung. Starke Wörter sorgen dafür, dass alle ganz Ohr sind. Eine ehrliche Abrechnung Viele Unternehmer neigen dazu, nur über Erfolge zu sprechen. Immer läuft alles nach Plan, eitel Sonnenschein. Wie langweilig – und unglaubwürdig. Menschen mögen nicht die Geschichte vom Streber oder vom Hans im Glück, dem alles zufliegt. Sie lieben Geschichten von David gegen Goliath, vom Kämpfer, der sich nicht unterkriegen lässt, von der Bordsteinschwalbe, die zur Pretty Woman wird. Was tun gute Storyteller? Sie lassen ihre Zuhörer mit ihnen durch das Tal der Tränen gehen – dann wirkt der Triumph am Ende umso schillernder. 10. „’Das kannst du nicht’, sagte sie.“ In guten Geschichten kommen Menschen zum Sprechen. Denn so entstehen Szenen, an denen der Zuhörer oder Leser teilhaben kann. Aber Vorsicht. Nicht jedes gesagtes Wort tut einer Geschichte gut. Denn: Die Person muss wirklich etwas Spannendes zu sagen haben. Etwa weil sie einen schlauen Gedanken hat, eine Meinung oder eine gute Frage. Was tun gute Storyteller? Sie bauen Dialoge in ihre Geschichte ein. 11. „Auf einmal wusste ich, worauf es ankommt.“ Sie kennen das aus vielen Hollywoodfilmen: Der Held muss zig Prüfungen bestehen. Alles geht schief, aber er kämpft. Wir bangen mit ihm. Und dann schafft er es im letzten Augenblick. Er erreicht das Flugzeug. Er küsst die von ihm Begehrte. Er hat die rettende Idee. Solche Wendepunkte sind ein klassisches Element im Storytelling. Für Unternehmer bieten sie die Möglichkeit, dem Publikum eine Botschaft zu vermitteln, denn ohne Botschaft ist Storytelling sinnlos. Etwa: „Da wusste ich: Bei der Qualität würden wir nie wieder Kompromisse machen.“ Oder: „Bis dahin hatte ich geglaubt, mit Fleiß erfolgreich zu werden. Dann wusste ich: Man muss wenige Dinge machen, die aber richtig.“ Oder: „Endlich verstand ich: Ohne Mitarbeiter bin ich nichts.“ Was tun gute Storyteller? Sie lassen ihre Geschichte auf einen Wendepunkt zulaufen – und verlieren ihre Botschaft nicht aus dem Blick.