Firmenwagen-Psychologie
Warum nicht ein Alfa Romeo? Was Ihr Firmenauto über Sie verrät

Audi A6, 5er-BMW, Mercedes E-Klasse – Dienstwagen von Angestellten sind vor allem eines: eintönig unauffällig. Selbständige sollten mit der Wahl ihres Firmenwagen eine andere Botschaft senden, rät ein Wirtschaftspsychologe.

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Von Fans geliebt, von Fuhrparkmanagern gemieden: Alfa Romeo. Mindestens 33.000 Euro kostet das Modell Guilia.
Von Fans geliebt, von Fuhrparkmanagern gemieden: Alfa Romeo. Mindestens 33.000 Euro kostet das Modell Guilia.
© Alfa Romeo

Kleiner Test zum Einstieg: Was denken Sie, wenn ein Geschäftspartner mit einem Porsche 911-er auf Ihren Firmenparkplatz rollt?

  1. Der Mann hat Erfolg, der Mann muss gut sein – genau der Richtige für mich.
  2. Offenbar zahle ich ihm zu viel, vielleicht sollten wir die Preise neu verhandeln?
  3. So ein alberner Angeber.
  4. Geil, ein 911er, will ich auch.

Sie sehen: ein Dilemma.

Die Wirkung von Firmenautos unterscheidet sich von Betrachter zu Betrachter. Das Image kann je nach Branche, Region oder Gesprächspartner ein völlig anderes sein. Deshalb herrscht auf den meisten Parkplätzen auch Eintönigkeit: In vielen Firmen lässt sich die Auswahl von Dienstwagen mit „VW Passat oder Audi A4?“ zusammenfassen.

„So emotional das Thema Auto in Deutschland aufgeladen ist, so scheinbar rational sind die Richtlinien in vielen Unternehmen: Es geht um Risikominimierung“, sagt der Wirtschaftspsychologe Rüdiger Hossiep von der Ruhr-Universität Bochum. Bloß nicht anecken, ist die Devise. Nicht bei Geschäftspartnern und auch nicht bei Kollegen oder Vorgesetzten. In der Chefetage ist das Bild nicht viel bunter: Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse sind weit verbreitet. „Es ist ein automobiles Einerlei, obwohl es ja viele Alternativen auf dem Markt gibt, die nicht teurer sind“, beobachtet Hossiep. Doch einen Lexus oder Maserati wählen die wenigsten. „Es fehlt der Mut“, glaubt der Experte, „niemand will aus der Masse herausstechen, möglicherweise als extravagant gelten.“

Skoda galt lange als zu billig, Jaguar als zu abgehoben

Das gilt in alle Richtungen: Eher günstige Autos wie die von Skoda hatten lange keine Chance auf dem Markt für Firmenautos, weil ihr Billig-Image nicht mit der eigenen Firma in Verbindung gebracht werden sollte. Das ändert sich erst seit wenigen Jahren. Umgekehrt hat Jaguar noch immer einen schweren Stand: Auch wenn die Jaguar-Limousinen nicht teurer sind als vergleichbare Modelle von Audi, BMW und Mercedes sind sie selten in Fuhrparks zu finden – zu edel, zu versnobt, so der Ruf. Und außerdem nicht in Deutschland zusammengeschraubt.

Größe bedeutet Macht und Einfluss – so simple psychologische Binsen wirken bei Autos immer noch. Der Siegeszug der SUV auch als Dienstwagen zeugt davon. „Völlig irrational, und doch Wirklichkeit“, sagt Wissenschaftler Hossiep. „Eigentlich ein Zeugnis von wirtschaftlicher Fehlkalkulation, symbolisieren die höher gelegten Fahrzeuge doch Erfolg.“ Studien zeigten: Stehen SUVs an einer Ampel, hupen die dahinter Wartenden bei Grün deutlich seltener als bei Kleinwagen.

Knapp 70.000 Euro kosten Dienstwagen von GmbH-Chefs im Durchschnitt, so eine Studie der Unternehmensberatung BBE Media. Viel Geld, aber als Betriebsausgaben sind die Fahrzeuge steuerlich bevorzugt. Die Leasingraten fallen in vielen Firmen kaum ins Gewicht, sie helfen aber, wichtige Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden. Nutzt der Mitarbeiter den Wagen auch privat, gilt er als Teil des Gehalts, was sich für den Arbeitgeber lohnt, da mit sinkendem Bruttogehalt auch die Lohnnebenkosten sinken.

Der Experte
Rüdiger Hossiepp erforscht an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum das Verhältnis von Menschen zu ihren Autos. Wenn Sie wissen wollen, welches Auto zu Ihrem Charakter passt, können Sie diesen Fragebogen ausfüllen - die Auswertung bekommen Sie dann gratis per E-Mail.

Beim Firmenauto zeigt sich, wer das Sagen hat

Völlig freie Wahl des Dienstwagens hat in den meisten Unternehmen nur einer – die Chefin oder der Chef. „Als Selbständiger oder Inhaber vergebe ich die Chance für eine wichtige Botschaft nach außen zu senden, wenn ich ein Auto wähle, das alle anderen und meine Angestellten auch fahren könnten“, sagt Hossiep. „Fahre ich in einem Lexus, einem Mini oder auch einem Tesla als Firmenwagen vor, dann ist klar: Ich tue es, weil ich es kann.“ Dann wisse jeder sofort, wer die Entscheidungen treffe. Die Wahl des Autos wird so zum Statement an die Geschäftspartner: Ich bin es, den du überzeugen musst.

„Wenn der Mittelständler mit einem Alfa Romeo zum nächsten Termin düst, dann tut er es, weil er die Macht dazu hat“, erklärt der Psychologe. „Ich muss vielleicht damit rechnen, dass mich manche für einen Snob oder Proll oder Angeber halten, aber jeder weiß um meine Position.“ Chefs müssten sich nicht verleugnen und einen Audi fahren, nur weil das alle machen. Sie seien die einzigen, die ihrem Bauchgefühl folgen können, und das Auto wählen, mit dem sie selbst sich am meisten identifizieren – das kann dann auch ein Alfa Romeo sein.

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Kleiner Test zum Einstieg: Was denken Sie, wenn ein Geschäftspartner mit einem Porsche 911-er auf Ihren Firmenparkplatz rollt? Der Mann hat Erfolg, der Mann muss gut sein – genau der Richtige für mich. Offenbar zahle ich ihm zu viel, vielleicht sollten wir die Preise neu verhandeln? So ein alberner Angeber. Geil, ein 911er, will ich auch. Sie sehen: ein Dilemma. Die Wirkung von Firmenautos unterscheidet sich von Betrachter zu Betrachter. Das Image kann je nach Branche, Region oder Gesprächspartner ein völlig anderes sein. Deshalb herrscht auf den meisten Parkplätzen auch Eintönigkeit: In vielen Firmen lässt sich die Auswahl von Dienstwagen mit "VW Passat oder Audi A4?" zusammenfassen. "So emotional das Thema Auto in Deutschland aufgeladen ist, so scheinbar rational sind die Richtlinien in vielen Unternehmen: Es geht um Risikominimierung", sagt der Wirtschaftspsychologe Rüdiger Hossiep von der Ruhr-Universität Bochum. Bloß nicht anecken, ist die Devise. Nicht bei Geschäftspartnern und auch nicht bei Kollegen oder Vorgesetzten. In der Chefetage ist das Bild nicht viel bunter: Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse sind weit verbreitet. "Es ist ein automobiles Einerlei, obwohl es ja viele Alternativen auf dem Markt gibt, die nicht teurer sind", beobachtet Hossiep. Doch einen Lexus oder Maserati wählen die wenigsten. "Es fehlt der Mut", glaubt der Experte, "niemand will aus der Masse herausstechen, möglicherweise als extravagant gelten." Skoda galt lange als zu billig, Jaguar als zu abgehoben Das gilt in alle Richtungen: Eher günstige Autos wie die von Skoda hatten lange keine Chance auf dem Markt für Firmenautos, weil ihr Billig-Image nicht mit der eigenen Firma in Verbindung gebracht werden sollte. Das ändert sich erst seit wenigen Jahren. Umgekehrt hat Jaguar noch immer einen schweren Stand: Auch wenn die Jaguar-Limousinen nicht teurer sind als vergleichbare Modelle von Audi, BMW und Mercedes sind sie selten in Fuhrparks zu finden – zu edel, zu versnobt, so der Ruf. Und außerdem nicht in Deutschland zusammengeschraubt. Größe bedeutet Macht und Einfluss – so simple psychologische Binsen wirken bei Autos immer noch. Der Siegeszug der SUV auch als Dienstwagen zeugt davon. "Völlig irrational, und doch Wirklichkeit", sagt Wissenschaftler Hossiep. "Eigentlich ein Zeugnis von wirtschaftlicher Fehlkalkulation, symbolisieren die höher gelegten Fahrzeuge doch Erfolg." Studien zeigten: Stehen SUVs an einer Ampel, hupen die dahinter Wartenden bei Grün deutlich seltener als bei Kleinwagen. Knapp 70.000 Euro kosten Dienstwagen von GmbH-Chefs im Durchschnitt, so eine Studie der Unternehmensberatung BBE Media. Viel Geld, aber als Betriebsausgaben sind die Fahrzeuge steuerlich bevorzugt. Die Leasingraten fallen in vielen Firmen kaum ins Gewicht, sie helfen aber, wichtige Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden. Nutzt der Mitarbeiter den Wagen auch privat, gilt er als Teil des Gehalts, was sich für den Arbeitgeber lohnt, da mit sinkendem Bruttogehalt auch die Lohnnebenkosten sinken. Beim Firmenauto zeigt sich, wer das Sagen hat Völlig freie Wahl des Dienstwagens hat in den meisten Unternehmen nur einer – die Chefin oder der Chef. "Als Selbständiger oder Inhaber vergebe ich die Chance für eine wichtige Botschaft nach außen zu senden, wenn ich ein Auto wähle, das alle anderen und meine Angestellten auch fahren könnten", sagt Hossiep. "Fahre ich in einem Lexus, einem Mini oder auch einem Tesla als Firmenwagen vor, dann ist klar: Ich tue es, weil ich es kann." Dann wisse jeder sofort, wer die Entscheidungen treffe. Die Wahl des Autos wird so zum Statement an die Geschäftspartner: Ich bin es, den du überzeugen musst. "Wenn der Mittelständler mit einem Alfa Romeo zum nächsten Termin düst, dann tut er es, weil er die Macht dazu hat", erklärt der Psychologe. "Ich muss vielleicht damit rechnen, dass mich manche für einen Snob oder Proll oder Angeber halten, aber jeder weiß um meine Position." Chefs müssten sich nicht verleugnen und einen Audi fahren, nur weil das alle machen. Sie seien die einzigen, die ihrem Bauchgefühl folgen können, und das Auto wählen, mit dem sie selbst sich am meisten identifizieren – das kann dann auch ein Alfa Romeo sein.
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