Mit Bitcoin bezahlen
„Bitcoin ist als Zahlungsmittel ideal“

Bei Manuel Krämer können Kunden in Bitcoin bezahlen. Trotz Kurssturz ist der Dachdecker überzeugt, dass die Kryptowährung das ideale Zahlungsmittel für Handwerker und andere Unternehmer ist.

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Manuel Krämer tastet sich mit seinem Handwerksbetrieb ins Bitcoin-Geschäft vor. Er glaubt an die Kryptowährung als Zahlungsmittel, auch wenn der Kurswert in Schieflage gerät.
Manuel Krämer tastet sich mit seinem Handwerksbetrieb ins Bitcoin-Geschäft vor. Er glaubt an die Kryptowährung als Zahlungsmittel, auch wenn der Kurswert in Schieflage gerät.
© Manuel Krämer

impulse: Herr Krämer, Ihre Kunden können seit Anfang des Jahres in Bitcoin bezahlen. Warum?

Manuel Krämer:  Ein Freund hat mir letztes Jahr von Bitcoin erzählt. Ich war völlig begeistert, wie viel Logik und Demokratie in dem System steckt. Aber ich habe auch das Problem erkannt: Bitcoin ist eher etwas für moderne Unternehmen oder Start-ups. Für Normalverbraucher ist das Thema sehr weit weg. Ich will da eine Brücke schlagen: Wenn ich anfange, Bitcoins als Zahlungsmittel anzubieten, fragen sich hoffentlich viele: „Selbst der Dachdecker kapiert das, was hat es denn damit auf sich?“

Was macht die Bitcoin-Überweisung für Sie denn besser als die traditionelle?

Eine normale Auslandsüberweisung dauert einfach sehr lange. Als Beispiel: Ich habe in China aufblasbare Sofas bestellt, die ich als Nebengeschäft online an Reisende vertreiben wollte. Das Projekt konnte ich letztlich nicht umsetzen, aber meine Erfahrung war, dass eine normale Überweisung nach China mindestens zwei Wochen braucht. Das Geld wandert in dieser Zeit einmal durch die Banken-Cloud. Währenddessen kann ich nicht über das Geld verfügen oder es verfolgen. Ich weiß nur: Irgendwann wird es auf dem Bankkonto in China verbucht.

Immerhin, das System funktioniert.

Ja, aber bei der Blockchain-Technologie von Bitcoin kann jeder Nutzer sehen, wo Beträge gerade stecken, wer sie hat und was damit getätigt wird. Jeder Bitcoin hinterlässt eine Spur in der Blockchain, die nicht zu löschen ist. Bei der herkömmlichen Überweisung überlässt man der Bank die Kontrolle über sein Geld; bei Bitcoin hat man die Kontrolle selbst und trägt seine eigene Bank quasi mit dem Smartphone in der Hosentasche. Dazu muss man sich aber ein bisschen reinfuchsen.

Wie lange haben Sie gebraucht, um zu verstehen, wie Bitcoin funktioniert?

Zur Person
Manuel Krämer, Inhaber von LaGrand Handwerk UG in Bremen, hat sich auf Regenrinnenreinigungen und Dachreparaturen spezialisiert.

Eine Woche. Es ist schon ein Fulltime-Job, wenn man sich wirklich intensiv damit befasst. Ich will mich nicht als Experten bezeichnen, aber ich weiß jetzt, dass diese Währung durch die Finanzkrise 2008 entstanden ist, als die Missstände im Bankensektor spürbar wurden. Und ich habe erkannt, wie gefährdet unser Geld ist, wenn wir es komplett der Bank anvertrauen. Bitcoin ist so eine Art Puffer, wenn das eigentliche Geldsystem versagt.

Naja, eine sichere Bank sind sie aber auch nicht. Der Kurs ist zuletzt rapide abgestürzt. Haben Sie keine Angst, dass Ihre Bitcoins wertlos werden?

Nein, im Gegenteil. Ich beobachte den Kurs von Bitcoin mit Gelassenheit und halte es dabei wie bei Aktien: Falls der Kurs fällt und ich nach wie vor vom Wert überzeugt bin, dann kaufe ich nach. Außerdem muss man erst einmal entscheiden, ob Bitcoin eine Geldanlage ist oder ein Zahlungsmittel.

Wie meinen Sie das?

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Die eigentliche Intention dieser Währung ist ja, dass sie als Zahlungsmittel gebraucht wird. Durch die Medien sind viele Menschen aufmerksam geworden und kaufen Bitcoins. Es gibt aber leider auch Leute, die Kredite aufnehmen, um Bitcoins zu kaufen, und hoffen, dass der Kurs weiter steigt. Fakt ist: Man weiß nicht, ob der Kurs in diesem Jahr steigen oder fallen wird. Man kann nur sagen: Bitcoin ist als Zahlungsmittel ideal, aber als Wertanlage sinnlos. Es gibt keinen messbaren Wert dahinter, lediglich Codes. Das heißt: Das Vertrauen, damit tatsächliche Werte kaufen zu können, bestimmt den Kurs.

Sie nutzen Bitcoin also nur als Zahlungsmittel?

Richtig. Ich habe zwar ein paar hundert Euro in Bitcoins, aber das Geld ist für mich nicht so relevant, dass ich Verlustängste haben müsste. Es ist mir wichtig, Reserven in Bitcoin zu haben, aber es ist für mich kein Geldersatz –  das war auch nie der Sinn der Währung.

Durch die Bitcoin-Zahlung fallen doch auch zusätzliche Kosten an.

Das hängt von mir ab: Wenn ich Bitcoins sofort umwandeln will, dann zahle ich momentan ein Prozent Gebühr. Das klingt erstmal viel, aber das System ist auch noch neu. Im Moment sind die Gebühren sehr hoch, weil es einfach mehr Nachfrage als Angebot gibt. Die sogenannten Miner, die quasi Bitcoins herstellen, verlangen eben Gebühren für ihre Arbeit. Wer die Bitcoins aber nicht sofort in Euro umwandeln will, der zahlt auch nicht so hohe Gebühren.

Hat denn schon ein Kunde in Bitcoin bezahlt?

Nein, ich biete das ja erst seit ein paar Wochen an. Im Laufe des Jahres wird sich zeigen, wie viele Kunden wirklich Interesse haben. Ich habe aber viele Anrufe und Nachfragen bekommen, wie das funktioniert. Wenn sich zeigen sollte, dass niemand mit Bitcoins bezahlt, werde ich zehn Prozent Rabatt auf Bitcoin-Überweisungen geben. Der Vorteil ist für mich, dass ich den Betrag sehr schnell erhalte, weil die Transaktion vor Ort über das Smartphone abgewickelt werden kann.

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Ist das Ganze nicht eher ein Marketing-Gag Ihrerseits, um Ihr Unternehmen bekannter zu machen?

Nein. Mein Unternehmen funktioniert auch mit Euros wunderbar, da muss ich keinen Störfaktor in Form von Bitcoin einbauen. Es ist für mich ein ideeller Reiz, Teil von etwas Großem zu sein. Ich hoffe natürlich, dass auch andere Handwerksunternehmen, Betriebe oder vielleicht auch Kioske mitziehen.

Kennen Sie denn noch andere kleinere Unternehmen, die mit Bitcoin zahlen oder sich bezahlen lassen?

Es gibt noch einen Zimmerermeister in Oldenburg, der dasselbe sagt wie ich: Der Nutzen von Bitcoin ist einfach überwältigend.

Auch wenn noch niemand bei Ihnen mit Bitcoin bezahlt hat – Sie selbst nutzen das System, um zu bezahlen. Wie hat sich die erste Transaktion angefühlt?

Ich war sehr skeptisch. Trotzdem habe ich 50 Euro investiert und an einen Bitcoin-Händler überwiesen. Ich dachte: Vielleicht ist das Geld jetzt weg, schließlich ist alles anonym. Tatsächlich war aber der ganze Vorgang über die Tauschbörse sehr einfach und vertrauenswürdig: Sobald der Händler das Geld hatte, habe ich innerhalb von 15 Minuten den entsprechenden Bitcoin-Betrag erhalten. Eigentlich wollte ich damit ein Online-Tutorial bei einem Programmierer kaufen, der ausschließlich Bitcoin als Zahlungsmittel annahm. Ich habe mich aber doch für jemand anderen entschieden und die Bitcoins liegen lassen. Als der Kurs dann explodiert ist, hatte ich statt  50 auf einmal 100 Euro in Bitcoins. Die erste Erfahrung lief also gut.

Was müssen Unternehmer mitbringen, die auch Bitcoin nutzen wollen?

Ich glaube, dass man vor allem Neugier braucht. In Mitteleuropa haben wir den Luxus, dass wir unseren Banken vertrauen können. In anderen Ländern ist das nicht so. In Griechenland beispielsweise weiß man: Vertrau der Bank nicht, vertrau dem Staat nicht; Inflation und Enteignung sind da an der Tagesordnung. Dort ist man wahrscheinlich eher geneigt, eine neue, unabhängige Währung auszuprobieren.

Das Projekt ist jetzt erst angelaufen. Haben Sie sich selbst eine Deadline gesetzt?

Es gibt keine Deadline. Es frisst ja kein Brot, wenn es einfach angeboten wird. Natürlich spielt meine Überzeugung eine große Rolle, dass das Thema Bitcoin in den nächsten zwei bis drei Jahren exponentiell wächst und die Menschen dann von sich aus auf mich zukommen und mit Bitcoin bezahlen wollen.

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Das Geld wandert in dieser Zeit einmal durch die Banken-Cloud. Währenddessen kann ich nicht über das Geld verfügen oder es verfolgen. Ich weiß nur: Irgendwann wird es auf dem Bankkonto in China verbucht. Immerhin, das System funktioniert. Ja, aber bei der Blockchain-Technologie von Bitcoin kann jeder Nutzer sehen, wo Beträge gerade stecken, wer sie hat und was damit getätigt wird. Jeder Bitcoin hinterlässt eine Spur in der Blockchain, die nicht zu löschen ist. Bei der herkömmlichen Überweisung überlässt man der Bank die Kontrolle über sein Geld; bei Bitcoin hat man die Kontrolle selbst und trägt seine eigene Bank quasi mit dem Smartphone in der Hosentasche. Dazu muss man sich aber ein bisschen reinfuchsen. Wie lange haben Sie gebraucht, um zu verstehen, wie Bitcoin funktioniert? Eine Woche. Es ist schon ein Fulltime-Job, wenn man sich wirklich intensiv damit befasst. Ich will mich nicht als Experten bezeichnen, aber ich weiß jetzt, dass diese Währung durch die Finanzkrise 2008 entstanden ist, als die Missstände im Bankensektor spürbar wurden. Und ich habe erkannt, wie gefährdet unser Geld ist, wenn wir es komplett der Bank anvertrauen. Bitcoin ist so eine Art Puffer, wenn das eigentliche Geldsystem versagt. Naja, eine sichere Bank sind sie aber auch nicht. Der Kurs ist zuletzt rapide abgestürzt. Haben Sie keine Angst, dass Ihre Bitcoins wertlos werden? Nein, im Gegenteil. Ich beobachte den Kurs von Bitcoin mit Gelassenheit und halte es dabei wie bei Aktien: Falls der Kurs fällt und ich nach wie vor vom Wert überzeugt bin, dann kaufe ich nach. Außerdem muss man erst einmal entscheiden, ob Bitcoin eine Geldanlage ist oder ein Zahlungsmittel. Wie meinen Sie das? Die eigentliche Intention dieser Währung ist ja, dass sie als Zahlungsmittel gebraucht wird. Durch die Medien sind viele Menschen aufmerksam geworden und kaufen Bitcoins. Es gibt aber leider auch Leute, die Kredite aufnehmen, um Bitcoins zu kaufen, und hoffen, dass der Kurs weiter steigt. Fakt ist: Man weiß nicht, ob der Kurs in diesem Jahr steigen oder fallen wird. Man kann nur sagen: Bitcoin ist als Zahlungsmittel ideal, aber als Wertanlage sinnlos. Es gibt keinen messbaren Wert dahinter, lediglich Codes. Das heißt: Das Vertrauen, damit tatsächliche Werte kaufen zu können, bestimmt den Kurs. Sie nutzen Bitcoin also nur als Zahlungsmittel? Richtig. Ich habe zwar ein paar hundert Euro in Bitcoins, aber das Geld ist für mich nicht so relevant, dass ich Verlustängste haben müsste. Es ist mir wichtig, Reserven in Bitcoin zu haben, aber es ist für mich kein Geldersatz –  das war auch nie der Sinn der Währung. Durch die Bitcoin-Zahlung fallen doch auch zusätzliche Kosten an. Das hängt von mir ab: Wenn ich Bitcoins sofort umwandeln will, dann zahle ich momentan ein Prozent Gebühr. Das klingt erstmal viel, aber das System ist auch noch neu. Im Moment sind die Gebühren sehr hoch, weil es einfach mehr Nachfrage als Angebot gibt. Die sogenannten Miner, die quasi Bitcoins herstellen, verlangen eben Gebühren für ihre Arbeit. Wer die Bitcoins aber nicht sofort in Euro umwandeln will, der zahlt auch nicht so hohe Gebühren. Hat denn schon ein Kunde in Bitcoin bezahlt? Nein, ich biete das ja erst seit ein paar Wochen an. Im Laufe des Jahres wird sich zeigen, wie viele Kunden wirklich Interesse haben. Ich habe aber viele Anrufe und Nachfragen bekommen, wie das funktioniert. Wenn sich zeigen sollte, dass niemand mit Bitcoins bezahlt, werde ich zehn Prozent Rabatt auf Bitcoin-Überweisungen geben. Der Vorteil ist für mich, dass ich den Betrag sehr schnell erhalte, weil die Transaktion vor Ort über das Smartphone abgewickelt werden kann. Ist das Ganze nicht eher ein Marketing-Gag Ihrerseits, um Ihr Unternehmen bekannter zu machen? Nein. Mein Unternehmen funktioniert auch mit Euros wunderbar, da muss ich keinen Störfaktor in Form von Bitcoin einbauen. Es ist für mich ein ideeller Reiz, Teil von etwas Großem zu sein. Ich hoffe natürlich, dass auch andere Handwerksunternehmen, Betriebe oder vielleicht auch Kioske mitziehen. Kennen Sie denn noch andere kleinere Unternehmen, die mit Bitcoin zahlen oder sich bezahlen lassen? Es gibt noch einen Zimmerermeister in Oldenburg, der dasselbe sagt wie ich: Der Nutzen von Bitcoin ist einfach überwältigend. Auch wenn noch niemand bei Ihnen mit Bitcoin bezahlt hat – Sie selbst nutzen das System, um zu bezahlen. Wie hat sich die erste Transaktion angefühlt? Ich war sehr skeptisch. Trotzdem habe ich 50 Euro investiert und an einen Bitcoin-Händler überwiesen. Ich dachte: Vielleicht ist das Geld jetzt weg, schließlich ist alles anonym. Tatsächlich war aber der ganze Vorgang über die Tauschbörse sehr einfach und vertrauenswürdig: Sobald der Händler das Geld hatte, habe ich innerhalb von 15 Minuten den entsprechenden Bitcoin-Betrag erhalten. Eigentlich wollte ich damit ein Online-Tutorial bei einem Programmierer kaufen, der ausschließlich Bitcoin als Zahlungsmittel annahm. Ich habe mich aber doch für jemand anderen entschieden und die Bitcoins liegen lassen. Als der Kurs dann explodiert ist, hatte ich statt  50 auf einmal 100 Euro in Bitcoins. Die erste Erfahrung lief also gut. Was müssen Unternehmer mitbringen, die auch Bitcoin nutzen wollen? Ich glaube, dass man vor allem Neugier braucht. In Mitteleuropa haben wir den Luxus, dass wir unseren Banken vertrauen können. In anderen Ländern ist das nicht so. In Griechenland beispielsweise weiß man: Vertrau der Bank nicht, vertrau dem Staat nicht; Inflation und Enteignung sind da an der Tagesordnung. Dort ist man wahrscheinlich eher geneigt, eine neue, unabhängige Währung auszuprobieren. Das Projekt ist jetzt erst angelaufen. Haben Sie sich selbst eine Deadline gesetzt? Es gibt keine Deadline. Es frisst ja kein Brot, wenn es einfach angeboten wird. Natürlich spielt meine Überzeugung eine große Rolle, dass das Thema Bitcoin in den nächsten zwei bis drei Jahren exponentiell wächst und die Menschen dann von sich aus auf mich zukommen und mit Bitcoin bezahlen wollen.
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