Ratingnote verbessern
Hilfe, die Bank gibt meiner Firma keinen Kredit!

Wer als Unternehmer einen Kredit beantragt, braucht vor allem eins: eine gute Ratingnote. Und wenn die schlecht ist? Oder die Bank aus anderen Gründen ablehnt? Unser Experte erklärt, was dann zu tun ist.

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Hilfe, warum gibt mir die Bank keinen Kredit? Wenn es Ihnen ähnlich geht, sollten Sie möglicherweise Ihre Ratingnote verbessern.
Hilfe, warum gibt mir die Bank keinen Kredit? Wenn es Ihnen ähnlich geht, sollten Sie möglicherweise Ihre Ratingnote verbessern.

Das Lager muss aufgefüllt, eine defekte Maschine repariert und die Steuern überwiesen werden. Aber auf dem Geschäftskonto herrscht Ebbe und der Überziehungskredit ist längst ausgeschöpft. Unternehmer sind dann auf einen Kredit angewiesen. Und wenn Banken keinen gewähren? Dann sollte man dringend an seiner Kreditwürdigkeit, beziehungsweise an seinem Rating arbeiten. Denn davon hängt die Entscheidung der Bank ab. Christoph Rasche weiß aus seiner Arbeit als KMU-Berater, worauf es bei der Kreditvergabe ankommt, warum die Ratingnote so wichtig ist, an welchen Stellschrauben Unternehmer drehen können, um sie zu verbessern, und welche Alternativen es gibt, um flüssig zu bleiben. Seine Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Macht jede Bank bei der Kreditvergabe ein Rating?

„Ja. Jede Institutsgruppe hat zwar ihr eigenes Ratingsystem, aber alle funktionieren nach denselben Regeln“, sagt Rasche.

Warum ist es für Unternehmer wichtig, die Ratingnote zu kennen?

Unternehmer können mit den Ratingnoten oft nichts anfangen – zu unterschiedlich sind die Ratingsysteme und die Bezeichnung. „Wir als KMU-Berater haben darum gerade eine Übersicht veröffentlicht, in der wir für Unternehmer die Ratingnoten (über die dahinter liegenden Kreditausfallwahrscheinlichkeiten) vergleichbar machen und  in Handlungsempfehlungen übersetzen“, so Rasche. Die Übersicht ist auf der Homepage des Verbandes abrufbar.

Habe ich mit einer schlechten Ratingnote noch Chancen auf einen Kredit?

„Ich habe auf jeden Fall ein Problem, schnell einen Kredit zu bekommen“, sagt Rasche. Er empfiehlt Unternehmern darum, schon im Vorfeld alles dafür zu tun, dass er bei seiner Bank gut geratet wird.

Gibt es einen Unterschied zwischen Rating und Bonität?

„Ratingnote und Bonität werden weitgehend synonym gebraucht. Es geht dabei um die Gesamtaussage zur Kreditwürdigkeit“, sagt Rasche.

Kann ein Unternehmer sein Rating beeinflussen?

„Da gibt es viele Dinge, die ich angehen kann“, sagt Rasche. Der erste Schritt sei eine gute und ständige Kommunikation mit der Bank. Rating sei immer ein laufender Prozess, der Jahr für Jahr neu stattfinde. Ein Unternehmer müsse darum dafür sorgen, dass die Bank immer alle Informationen habe, um ein zutreffendes Rating zu ermitteln. Der Unternehmer habe hier eine Bringschuld.  „Am besten fragt man bei der Hausbank nach, welche Unterlagen und Informationen sie regelmäßig benötigt“, rät Rasche.

Welche Unterlagen sollte die Bank auf jeden Fall bekommen?

  • Die unterjährige Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA):  „Ich empfehle, diese Unterlagen nicht unkommentiert abzugeben, sondern ein kurzes Reporting beizufügen, in dem man über wesentliche Entwicklungen berichtet. So schließt man aus, dass die Bank falsche Rückschlüsse zieht“, rät Rasche.
  • Die Jahresabschlussunterlagen – und zwar so zeitnah wie möglich, idealerweise spätestens sechs Monate nach Bilanzstichtag.
  • Die Unternehmensplanungen: Rasche empfiehlt, jährlich eine Unternehmensplanung zu erstellen und der Bank monatlich, mindestens aber quartalsweise eine Abweichungsanalyse der Plan- und Ist-Entwicklung zu geben, also aufzuschreiben, warum die tatsächlichen Ergebnisse (Ist) von den geplanten Werten (Plan) abweichen.
  • Informationen über aktuelle Entwicklungen, die sich nicht in den Zahlen wiederspiegeln. Zum Beispiel: Habe ich neue Kunden akquiriert, ein neues Fertigungsverfahren entwickelt, gehe ich mit einem neuen Produkt an den Markt? „Solche Infos lassen sich nicht zwingend aus dem Jahresabschluss oder der BWA erkennen, sind aber wesentlich für das Rating“, sagt Rasche.

Zählen beim Ratingverfahren nur Zahlen und harte Fakten?

„Die harten Fakten und Zahlen aus der Bilanz, BWA und Planung machen über 50 Prozent aus. Aber es zählen auch weiche, qualitative Faktoren im Ratingverfahren“, so der KMU-Berater. Zum Beispiel: Wie schätzt die Bank die Unternehmensführung ein? Wie beurteilt sie den Markt? Sind die Produkte wettbewerbsfähig? Rasche ist sicher, dass diese Faktoren durch eine gute Bankkommunikation beeinflusst werden können. „Ich empfehle, solche Informationen immer schriftlich einzureichen, damit sie eins zu eins alle Entscheidungsträger in der Bank oder Sparkasse erreichen“, sagt er.

Unser Experte
Christoph Rasche ist Diplom Kaufmann, KMU-Berater und stellvertretender Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating im Bundesverband freier Berater. Er berät vor allem mittelständische Unternehmen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Rating, Finanzierung und Bankkommunikation.

Mit welchen Maßnahmen kann ich mein Rating noch verbessern?

„Es geht im Kern darum, Risiken zu reduzieren, die die Bank in einem Unternehmen sieht“, erklärt Rasche. Zu den typischen Maßnahmen gehören folgende:

  • Abhängigkeit von einzelnen Kunden und Lieferanten reduzieren: „Wenn ich 80 Prozent meines Umsatzes mit nur einem Kunden mache, ist das ein Risiko. Denn wenn dieser Kunde abspringt, bricht meine wichtigste Einnahmequelle weg“, so Rasche.
  • Versicherungsschutz prüfen: „Als Unternehmer sollte man einmal jährlich seinen Versicherungsschutz am besten mit einem unabhängigen Versicherungsmakler auf Effizienz überprüfen“, empfiehlt Rasche.  Viele hätten teils unnötige Versicherungen, während wichtige fehlen, häufig zum Beispiel eine Betriebsunterbrechungsversicherung: „Viele haben eine Feuerversicherung, die deckt bei einem Brand die Schäden am Gebäude oder den Maschinen. Aber wenn das Unternehmen aufgrund der Schäden nicht mehr produzieren kann, tritt die Feuerversicherung nicht ein, dann greift nur eine Betriebsunterbrechungsversicherung“, erklärt der Berater.
  • Nachfolge regeln: Wer übernimmt, wenn der Chef in Rente geht oder stirbt?
  • Vertretung regeln: Was passiert, wenn der Unternehmer krank wird oder aus anderen Gründen ausfällt?
  • Markt analysieren: Wo habe ich im Vergleich zum Wettbewerber meine Kernkompetenzen und wie kann ich die ausbauen? Gibt es für mich neue Geschäftsfelder, in denen ich einen Wettbewerbsvorteil habe? Wie kann ich meine Vertriebsstrategie optimieren?
  • Unternehmenssteuerung optimieren: „Was gerade bei KMUs im Argen liegt und worauf Banken sehr achten: Ob ein Mindestmaß an Unternehmenssteuerung und Controllinginstrumenten vorhanden ist“, sagt Rasche. Es gebe zum Beispiel oft keine regelmäßige Unternehmensplanung und kein Risikomanagementsystem.
  • Gewinne steigern: Wie können Umsätze gesteigert und Kosten eingespart werden? Aber auch andere, weiche Faktoren spielen laut Rasche hier eine wichtige Rolle. Zum Beispiel das Personalmanagement: Fördere ich meine Mitarbeiter richtig, sodass sie motiviert sind, das Beste zu leisten?
  • Bankkommunikation verbessern: „Unternehmer sollten grundsätzlich Zusagen einhalten, die sie Banken gegeben haben, den Kreditrahmen nicht überziehen, regelmäßig Kontakt zur Hausbank haben und frühzeitig und offen auch über unerwartete und negative Entwicklungen informieren“, rät Rasche. Nur wenn ein Unternehmer auch in schwierigen Situationen die Bank offen informiere, könne er auf ihre Unterstützung vertrauen.

Woher weiß ich, welche Maßnahmen zur Verbesserung des Ratings die richtigen für das Unternehmen sind?

„Jeder Unternehmer sollte mal ein Selbstrating machen“, empfiehlt Rasche. Rating heiße nichts anders als das Unternehmen systematisch auf Stärken und Schwächen zu durchleuchten. KMU-Berater mit dem Beratungsschwerpunkt „Rating“ können hier sinnvoll und schnell Unterstützung leisten. Nur wer die Schwachstellen seines Unternehmens kenne, könne sie auch beseitigen.

Hängt die Kreditvergabe nur vom Rating ab?

Für die Kreditentscheidung sind auch weitere Faktoren wichtig. Zum Beispiel, ob man die Zinsen und Tilgungsraten zahlen kann (Kapitaldienstfähigkeit) und ob Kreditsicherheiten gestellt werden können. Im Zentrum der Kreditentscheidung steht aber die Ratingnote. Einige Banken berücksichtigen neben der eigenen Note auch die externer Ratingagenturen und Auskunfteien, wie den Creditreform-Bonitäts-Index. „Jeder Unternehmer sollte ihn kennen“, so Rasche. Es gebe noch andere Auskunfteien wie etwa Bürgel, doch Creditreform sei wohl die bekannteste.  „Unternehmer können dort einen Antrag auf Selbstauskunft stellen. Dann wissen sie auch, wie externe Wirtschaftsauskunfteien ihre Bonität beurteilen“, so Rasche.

Was kann ich tun, wenn die Bank für einen Kredit mehr Sicherheiten verlangt?

Wenn es allein an den Sicherheiten hapert, können Bürgschaften helfen. Für solche Fälle gebe es laut Rasche in allen Bundesländern Bürgschaftsbanken. Dort können sogenannte Ausfallbürgschaften beantragt werden. „Damit kann der Unternehmer zum Beispiel zu seiner Bank gehen und sagen, für einen Kredit in Höhe von 100.000 Euro habe ich hier eine 80-prozentige Ausfallbürgschaft von der Bürgschaftsbank. Das ist für die Bank eine erstklassige Sicherheit“, erklärt Rasche. Allerdings gelte in der Regel das Hausbankprinzip. Der Unternehmer kann also nur über seine Hausbank einen Antrag bei der Bürgschaftsbank stellen. Über Ausnahmen, etwa bei geringeren Bürgschaftsbeträgen, sollten sich Unternehmer direkt bei der zuständigen Bürgschaftsbank erkundigen.

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Mit welchen Maßnahmen lässt sich eine zu niedrige Eigenkapitalquote erhöhen?

  • Gewinne nicht entnehmen: „Ein Unternehmer kann die Eigenkapitalquote am einfachsten und effektivsten erhöhen, indem er Gewinne nicht entnimmt, sondern sie im Unternehmen belässt“, erklärt Rasche.
  • Frisches Kapital: „Man kann dem Unternehmen auch frisches Kapital zuführen, beispielsweise über ein Gesellschafterdarlehen oder stille Beteiligungspartner, die Gelder zur Verfügung stellen“, sagt Rasche. Für Unternehmer in der Gründungsphase gebe es zudem das KFW-Programm „Kapital für Gründung“. Das Kapital für Gründung werde von der KfW ohne Sicherheiten allerdings nur in der Gründungsphase zur Verfügung gestellt.
  • Leasing: Rasche gibt folgendes Beispiel: Ein Unternehmer braucht eine neue Maschine – Kosten: 500.000 Euro. Er kann die Maschine über einen Bankkredit finanzieren. Dadurch sinkt die Eigenkapitalquote, weil der Kredit in der eigenen Bilanz steht. Die Alternative: Die gleiche Maschine über Leasing finanzieren. Der Unternehmer kann die Maschine nutzen, aber sie taucht in der Bilanz des Leasinggebers auf. Die Eigenkapitalquote wird also nicht belastet. Mehr zu den wichtigsten Leasingarten lesen Sie hier.
  • Factoring: Factoring-Gesellschaften kaufen den Unternehmen Forderungen aus laufenden Geschäften ab. „Weil die Forderungen verkauft werden, tauchen sie nicht in der Bilanz auf“, erklärt der KMU-Berater. Auf diese Weise helfe Factoring, die Eigenkapitalquote zu erhöhen. Was die Vor- und Nachteile von Factoring sind, lesen Sie hier.

Wie bleibe ich trotz Kreditablehnung liquide?

„Die Liquidität ist der Schmierstoff fürs ganze Unternehmen. Wenn es da hakt, hakt es im ganzen Unternehmen“, sagt Rasche. Wenn über die Hausbank keine ausreichenden Betriebsmittelkredite bereitgestellt werden, gebe es aber verschiedene alternative Wege, um Liquiditätsengpässe zu meistern. Neben weithin bekannten alternativen Finanzierungsformen wie dem Factoring zum Beispiel auch:

  • Finetrading: „Man nutzt es, um Wareneinkäufe zu finanzieren“, erklärt Rasche. In der Regel haben Lieferanten kurze Zahlungsfristen oder liefern nur gegen Vorkasse. Bei wenig Cash im Unternehmen kann das zum Problem werden. Dann können Finetrader helfen, die sich beim Wareneinkauf zwischen Unternehmer und Lieferanten schalten: Sie bezahlen den Lieferanten fristgerecht, während das Unternehmen sich gegen Gebühr häufig bis zu 120 Tage Zeit lassen kann, um die Wareneinkaufsrechnungen gegenüber dem Finetrader zu begleichen.
  • Sale-Lease-Back: Besitzt eine Firma Maschinen, Fahrzeuge oder Immobilien und hat einen Liquiditätsengpass, kann sie diese verkaufen und zurückleasen. Solche Gegenstände des Anlagevermögens sind auf dem Markt oft mehr wert, als in der Bilanz steht.

Welche sonstigen Alternativen gibt es zum Bankkredit?

„Es gibt beispielweise immer mehr sogenannte FinTechs, die zum Beispiel kurzlaufende Investitionskredite oder Betriebsmittelkredite für Selbstständige, Freiberufler und KMUs anbieten“, sagt Rasche. Der Begriff FinTech setzt sich aus Financial Services und Technology zusammen. FinTech-Unternehmen bieten unter Verwendung digitaler Technologien neue und innovative Finanzdienstleistungen an. „Sie gestalten die Kreditvergabe ganz schlank und verzichten regelmäßig auf Sicherheiten“, so Rasche. Die FinTechs seien teilweise bereit,  gegen entsprechende Gebühren Kreditrisiken zu übernehmen, die die Hausbanken nicht mehr zu tragen bereit sind. Sie können Kreditentscheidungen häufig sehr schnell treffen.

Auch FinTechs prüfen aber mit eigenen Ratinginstrumenten die Bonität ihrer Kunden. Generell empfiehlt Rasche Unternehmern, sich Hilfe von erfahrenen Finanzierungsberatern zu suchen, wenn es um solche alternative Finanzierungsmodelle gehe. “Der Markt für alternative Finanzierungen wächst sehr schnell und ist noch sehr intransparent, weshalb das Risiko hoch ist, alternative Finanzierungsverträge zu nicht optimalen Bedingungen abzuschließen“, warnt Rasche.

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Das Lager muss aufgefüllt, eine defekte Maschine repariert und die Steuern überwiesen werden. Aber auf dem Geschäftskonto herrscht Ebbe und der Überziehungskredit ist längst ausgeschöpft. Unternehmer sind dann auf einen Kredit angewiesen. Und wenn Banken keinen gewähren? Dann sollte man dringend an seiner Kreditwürdigkeit, beziehungsweise an seinem Rating arbeiten. Denn davon hängt die Entscheidung der Bank ab. Christoph Rasche weiß aus seiner Arbeit als KMU-Berater, worauf es bei der Kreditvergabe ankommt, warum die Ratingnote so wichtig ist, an welchen Stellschrauben Unternehmer drehen können, um sie zu verbessern, und welche Alternativen es gibt, um flüssig zu bleiben. Seine Antworten auf die wichtigsten Fragen: Macht jede Bank bei der Kreditvergabe ein Rating? „Ja. Jede Institutsgruppe hat zwar ihr eigenes Ratingsystem, aber alle funktionieren nach denselben Regeln“, sagt Rasche. Warum ist es für Unternehmer wichtig, die Ratingnote zu kennen? Unternehmer können mit den Ratingnoten oft nichts anfangen – zu unterschiedlich sind die Ratingsysteme und die Bezeichnung. „Wir als KMU-Berater haben darum gerade eine Übersicht veröffentlicht, in der wir für Unternehmer die Ratingnoten (über die dahinter liegenden Kreditausfallwahrscheinlichkeiten) vergleichbar machen und  in Handlungsempfehlungen übersetzen“, so Rasche. Die Übersicht ist auf der Homepage des Verbandes abrufbar. Habe ich mit einer schlechten Ratingnote noch Chancen auf einen Kredit? „Ich habe auf jeden Fall ein Problem, schnell einen Kredit zu bekommen“, sagt Rasche. Er empfiehlt Unternehmern darum, schon im Vorfeld alles dafür zu tun, dass er bei seiner Bank gut geratet wird. Gibt es einen Unterschied zwischen Rating und Bonität? „Ratingnote und Bonität werden weitgehend synonym gebraucht. Es geht dabei um die Gesamtaussage zur Kreditwürdigkeit“, sagt Rasche. Kann ein Unternehmer sein Rating beeinflussen? „Da gibt es viele Dinge, die ich angehen kann“, sagt Rasche. Der erste Schritt sei eine gute und ständige Kommunikation mit der Bank. Rating sei immer ein laufender Prozess, der Jahr für Jahr neu stattfinde. Ein Unternehmer müsse darum dafür sorgen, dass die Bank immer alle Informationen habe, um ein zutreffendes Rating zu ermitteln. Der Unternehmer habe hier eine Bringschuld.  „Am besten fragt man bei der Hausbank nach, welche Unterlagen und Informationen sie regelmäßig benötigt“, rät Rasche. Welche Unterlagen sollte die Bank auf jeden Fall bekommen? Die unterjährige Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA):  „Ich empfehle, diese Unterlagen nicht unkommentiert abzugeben, sondern ein kurzes Reporting beizufügen, in dem man über wesentliche Entwicklungen berichtet. So schließt man aus, dass die Bank falsche Rückschlüsse zieht“, rät Rasche. Die Jahresabschlussunterlagen - und zwar so zeitnah wie möglich, idealerweise spätestens sechs Monate nach Bilanzstichtag. Die Unternehmensplanungen: Rasche empfiehlt, jährlich eine Unternehmensplanung zu erstellen und der Bank monatlich, mindestens aber quartalsweise eine Abweichungsanalyse der Plan- und Ist-Entwicklung zu geben, also aufzuschreiben, warum die tatsächlichen Ergebnisse (Ist) von den geplanten Werten (Plan) abweichen. Informationen über aktuelle Entwicklungen, die sich nicht in den Zahlen wiederspiegeln. Zum Beispiel: Habe ich neue Kunden akquiriert, ein neues Fertigungsverfahren entwickelt, gehe ich mit einem neuen Produkt an den Markt? „Solche Infos lassen sich nicht zwingend aus dem Jahresabschluss oder der BWA erkennen, sind aber wesentlich für das Rating“, sagt Rasche. Zählen beim Ratingverfahren nur Zahlen und harte Fakten? „Die harten Fakten und Zahlen aus der Bilanz, BWA und Planung machen über 50 Prozent aus. Aber es zählen auch weiche, qualitative Faktoren im Ratingverfahren“, so der KMU-Berater. Zum Beispiel: Wie schätzt die Bank die Unternehmensführung ein? Wie beurteilt sie den Markt? Sind die Produkte wettbewerbsfähig? Rasche ist sicher, dass diese Faktoren durch eine gute Bankkommunikation beeinflusst werden können. „Ich empfehle, solche Informationen immer schriftlich einzureichen, damit sie eins zu eins alle Entscheidungsträger in der Bank oder Sparkasse erreichen“, sagt er. Mit welchen Maßnahmen kann ich mein Rating noch verbessern? „Es geht im Kern darum, Risiken zu reduzieren, die die Bank in einem Unternehmen sieht“, erklärt Rasche. Zu den typischen Maßnahmen gehören folgende: Abhängigkeit von einzelnen Kunden und Lieferanten reduzieren: „Wenn ich 80 Prozent meines Umsatzes mit nur einem Kunden mache, ist das ein Risiko. Denn wenn dieser Kunde abspringt, bricht meine wichtigste Einnahmequelle weg“, so Rasche. Versicherungsschutz prüfen: „Als Unternehmer sollte man einmal jährlich seinen Versicherungsschutz am besten mit einem unabhängigen Versicherungsmakler auf Effizienz überprüfen“, empfiehlt Rasche.  Viele hätten teils unnötige Versicherungen, während wichtige fehlen, häufig zum Beispiel eine Betriebsunterbrechungsversicherung: „Viele haben eine Feuerversicherung, die deckt bei einem Brand die Schäden am Gebäude oder den Maschinen. Aber wenn das Unternehmen aufgrund der Schäden nicht mehr produzieren kann, tritt die Feuerversicherung nicht ein, dann greift nur eine Betriebsunterbrechungsversicherung“, erklärt der Berater. Nachfolge regeln: Wer übernimmt, wenn der Chef in Rente geht oder stirbt? Vertretung regeln: Was passiert, wenn der Unternehmer krank wird oder aus anderen Gründen ausfällt? Markt analysieren: Wo habe ich im Vergleich zum Wettbewerber meine Kernkompetenzen und wie kann ich die ausbauen? Gibt es für mich neue Geschäftsfelder, in denen ich einen Wettbewerbsvorteil habe? Wie kann ich meine Vertriebsstrategie optimieren? Unternehmenssteuerung optimieren: „Was gerade bei KMUs im Argen liegt und worauf Banken sehr achten: Ob ein Mindestmaß an Unternehmenssteuerung und Controllinginstrumenten vorhanden ist“, sagt Rasche. Es gebe zum Beispiel oft keine regelmäßige Unternehmensplanung und kein Risikomanagementsystem. Gewinne steigern: Wie können Umsätze gesteigert und Kosten eingespart werden? Aber auch andere, weiche Faktoren spielen laut Rasche hier eine wichtige Rolle. Zum Beispiel das Personalmanagement: Fördere ich meine Mitarbeiter richtig, sodass sie motiviert sind, das Beste zu leisten? Bankkommunikation verbessern: „Unternehmer sollten grundsätzlich Zusagen einhalten, die sie Banken gegeben haben, den Kreditrahmen nicht überziehen, regelmäßig Kontakt zur Hausbank haben und frühzeitig und offen auch über unerwartete und negative Entwicklungen informieren“, rät Rasche. Nur wenn ein Unternehmer auch in schwierigen Situationen die Bank offen informiere, könne er auf ihre Unterstützung vertrauen. Woher weiß ich, welche Maßnahmen zur Verbesserung des Ratings die richtigen für das Unternehmen sind? „Jeder Unternehmer sollte mal ein Selbstrating machen“, empfiehlt Rasche. Rating heiße nichts anders als das Unternehmen systematisch auf Stärken und Schwächen zu durchleuchten. KMU-Berater mit dem Beratungsschwerpunkt „Rating“ können hier sinnvoll und schnell Unterstützung leisten. Nur wer die Schwachstellen seines Unternehmens kenne, könne sie auch beseitigen. Hängt die Kreditvergabe nur vom Rating ab? Für die Kreditentscheidung sind auch weitere Faktoren wichtig. Zum Beispiel, ob man die Zinsen und Tilgungsraten zahlen kann (Kapitaldienstfähigkeit) und ob Kreditsicherheiten gestellt werden können. Im Zentrum der Kreditentscheidung steht aber die Ratingnote. Einige Banken berücksichtigen neben der eigenen Note auch die externer Ratingagenturen und Auskunfteien, wie den Creditreform-Bonitäts-Index. „Jeder Unternehmer sollte ihn kennen“, so Rasche. Es gebe noch andere Auskunfteien wie etwa Bürgel, doch Creditreform sei wohl die bekannteste.  „Unternehmer können dort einen Antrag auf Selbstauskunft stellen. Dann wissen sie auch, wie externe Wirtschaftsauskunfteien ihre Bonität beurteilen“, so Rasche. Was kann ich tun, wenn die Bank für einen Kredit mehr Sicherheiten verlangt? Wenn es allein an den Sicherheiten hapert, können Bürgschaften helfen. Für solche Fälle gebe es laut Rasche in allen Bundesländern Bürgschaftsbanken. Dort können sogenannte Ausfallbürgschaften beantragt werden. „Damit kann der Unternehmer zum Beispiel zu seiner Bank gehen und sagen, für einen Kredit in Höhe von 100.000 Euro habe ich hier eine 80-prozentige Ausfallbürgschaft von der Bürgschaftsbank. Das ist für die Bank eine erstklassige Sicherheit“, erklärt Rasche. Allerdings gelte in der Regel das Hausbankprinzip. Der Unternehmer kann also nur über seine Hausbank einen Antrag bei der Bürgschaftsbank stellen. Über Ausnahmen, etwa bei geringeren Bürgschaftsbeträgen, sollten sich Unternehmer direkt bei der zuständigen Bürgschaftsbank erkundigen. Mit welchen Maßnahmen lässt sich eine zu niedrige Eigenkapitalquote erhöhen? Gewinne nicht entnehmen: "Ein Unternehmer kann die Eigenkapitalquote am einfachsten und effektivsten erhöhen, indem er Gewinne nicht entnimmt, sondern sie im Unternehmen belässt“, erklärt Rasche. Frisches Kapital: „Man kann dem Unternehmen auch frisches Kapital zuführen, beispielsweise über ein Gesellschafterdarlehen oder stille Beteiligungspartner, die Gelder zur Verfügung stellen“, sagt Rasche. Für Unternehmer in der Gründungsphase gebe es zudem das KFW-Programm „Kapital für Gründung“. Das Kapital für Gründung werde von der KfW ohne Sicherheiten allerdings nur in der Gründungsphase zur Verfügung gestellt. Leasing: Rasche gibt folgendes Beispiel: Ein Unternehmer braucht eine neue Maschine - Kosten: 500.000 Euro. Er kann die Maschine über einen Bankkredit finanzieren. Dadurch sinkt die Eigenkapitalquote, weil der Kredit in der eigenen Bilanz steht. Die Alternative: Die gleiche Maschine über Leasing finanzieren. Der Unternehmer kann die Maschine nutzen, aber sie taucht in der Bilanz des Leasinggebers auf. Die Eigenkapitalquote wird also nicht belastet. Mehr zu den wichtigsten Leasingarten lesen Sie hier. Factoring: Factoring-Gesellschaften kaufen den Unternehmen Forderungen aus laufenden Geschäften ab. „Weil die Forderungen verkauft werden, tauchen sie nicht in der Bilanz auf“, erklärt der KMU-Berater. Auf diese Weise helfe Factoring, die Eigenkapitalquote zu erhöhen. Was die Vor- und Nachteile von Factoring sind, lesen Sie hier. Wie bleibe ich trotz Kreditablehnung liquide? „Die Liquidität ist der Schmierstoff fürs ganze Unternehmen. Wenn es da hakt, hakt es im ganzen Unternehmen“, sagt Rasche. Wenn über die Hausbank keine ausreichenden Betriebsmittelkredite bereitgestellt werden, gebe es aber verschiedene alternative Wege, um Liquiditätsengpässe zu meistern. Neben weithin bekannten alternativen Finanzierungsformen wie dem Factoring zum Beispiel auch: Finetrading: „Man nutzt es, um Wareneinkäufe zu finanzieren“, erklärt Rasche. In der Regel haben Lieferanten kurze Zahlungsfristen oder liefern nur gegen Vorkasse. Bei wenig Cash im Unternehmen kann das zum Problem werden. Dann können Finetrader helfen, die sich beim Wareneinkauf zwischen Unternehmer und Lieferanten schalten: Sie bezahlen den Lieferanten fristgerecht, während das Unternehmen sich gegen Gebühr häufig bis zu 120 Tage Zeit lassen kann, um die Wareneinkaufsrechnungen gegenüber dem Finetrader zu begleichen. Sale-Lease-Back: Besitzt eine Firma Maschinen, Fahrzeuge oder Immobilien und hat einen Liquiditätsengpass, kann sie diese verkaufen und zurückleasen. Solche Gegenstände des Anlagevermögens sind auf dem Markt oft mehr wert, als in der Bilanz steht. Welche sonstigen Alternativen gibt es zum Bankkredit? „Es gibt beispielweise immer mehr sogenannte FinTechs, die zum Beispiel kurzlaufende Investitionskredite oder Betriebsmittelkredite für Selbstständige, Freiberufler und KMUs anbieten“, sagt Rasche. Der Begriff FinTech setzt sich aus Financial Services und Technology zusammen. FinTech-Unternehmen bieten unter Verwendung digitaler Technologien neue und innovative Finanzdienstleistungen an. „Sie gestalten die Kreditvergabe ganz schlank und verzichten regelmäßig auf Sicherheiten“, so Rasche. Die FinTechs seien teilweise bereit,  gegen entsprechende Gebühren Kreditrisiken zu übernehmen, die die Hausbanken nicht mehr zu tragen bereit sind. Sie können Kreditentscheidungen häufig sehr schnell treffen. Auch FinTechs prüfen aber mit eigenen Ratinginstrumenten die Bonität ihrer Kunden. Generell empfiehlt Rasche Unternehmern, sich Hilfe von erfahrenen Finanzierungsberatern zu suchen, wenn es um solche alternative Finanzierungsmodelle gehe. “Der Markt für alternative Finanzierungen wächst sehr schnell und ist noch sehr intransparent, weshalb das Risiko hoch ist, alternative Finanzierungsverträge zu nicht optimalen Bedingungen abzuschließen“, warnt Rasche.
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