Grippeimpfung
Weniger Krankentage? Was Unternehmer zur Grippeimpfung wissen sollten

Die Grippewelle verursachte im vergangenen Winter Millionen Fehltage. Grund genug, sich als Unternehmer über eine Impfung Gedanken zu machen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Wer hat Angst vorm kleinen Pieks? Am besten keiner: Eine Grippeimpfung kann Ausfallzeiten vorbeugen.
Wer hat Angst vorm kleinen Pieks? Am besten keiner: Eine Grippeimpfung kann Ausfallzeiten vorbeugen.
© Dan Meshkov / iStock / Getty Images Plus / Getty Images

Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts sind eindrücklich: In der vergangenen Grippesaison, im Winter 2018/2019, bescheinigten Ärzte geschätzt zwei Millionen Mal eine Influenza-bedingte Arbeitsunfähigkeit. 18.000 Grippekranke mussten ins Krankenhaus, knapp 1000 Patienten mit Influenzainfektion starben laborbestätigt daran.

Neben dem persönlichen Leid bedeutet eine Grippewelle also auch einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Aber was genau unterscheidet eigentlich eine Grippe von einem grippalen Infekt, warum sollten gerade Unternehmer über eine Grippeschutzimpfung nachdenken – und wie gut bewahrt einen diese vor einer Infektion? Wir haben nachgefragt bei Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbands für Betriebs- und Werksärzte.

impulse: Frau Wahl-Wachendorf, das Robert-Koch-Institut empfiehlt bislang nur Risikogruppen, sich eine Grippeschutzimpfung zu holen – etwa Menschen, die älter sind als 60. Alle anderen können sich also entspannt zurücklehnen?

Anette Wahl-Wachendorf: Nein! Ich empfehle jedem, über eine Grippeschutzimpfung ernsthaft nachzudenken. Es stimmt zwar, dass die ausgesprochene Empfehlung nur für bestimmte Patientengruppen gilt. Aber: Eine solche Empfehlung bedeutet immer eine Abwägung – und für Risikopatienten liegen einfach deutlich mehr wissenschaftliche Daten zum Nutzen vor. Wir Ärzte beobachten aber, dass  jeder, insbesondere bei einer vorliegenden Grunderkrankung, von einer Grippeimpfung profitiert – auch die jüngeren, auch die allgemein gesunden.

Schützt die Impfung zu 100 Prozent vor der Grippe?

Das leider nicht. Aber: Auch in dieser Saison wird – wie in der vergangenen – obligatorisch ein Vierfach-Impfstoff genutzt, nicht mehr nur ein Dreifach-Impfstoff wie zu Beginn der außergewöhnlich schweren Saison 2017/2018. Hinzu kommt: Wer geimpft ist und sich trotzdem mit Grippeerregern ansteckt, bei dem fallen die Symptome deutlich schwächer aus als bei nicht geimpften Menschen.

Wie kann ich eine echte Grippe von einem grippalen Infekt unterscheiden, der jeden von uns ein bis zweimal trifft pro Jahr?

Zur Person
Anette Wahl-WachendorfDr. Anette Wahl-Wachendorf ist Vizepräsidentin beim Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte.

Mit einem grippalen Infekt hat eine echte Grippe nicht viel zu tun. Deshalb fragt sich auch niemand, der eine Influenza hat, ob es vielleicht nur ein Infekt sein könnte. Dazu ist das Krankheitsgefühl zu extrem, sind die typischen Symptome wie Fieber, Husten, Hals-, Glieder- und Kopfschmerzen viel zu stark.

Wer eine echte Grippe hat, fällt also aus?

Definitiv! Ob Chef oder Mitarbeiter: Grippepatienten können sich nicht mehr zur Arbeit schleppen – und fehlen nicht selten drei Wochen. Selbst wenn der Verlauf extrem günstig ist, können Betroffene mindestens acht bis zehn Tage nicht ins Büro oder auf die Baustelle. Und: Nach einer Grippeinfektion ist das Immunsystem so geschwächt, dass Patienten nicht direkt wieder topfit sind – sondern im Gegenteil noch für eine gewisse Zeit ein höheres Risiko haben, sich Folgeinfektionen einzufangen.

Sie raten also jedem Unternehmer, sich gegen Grippe impfen zu lassen?

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Nein. Was ich aber sagen kann: Die allermeisten Menschen profitieren von einer Impfung und sollten sich professionell beraten lassen.

Wie können Unternehmer ihre Mitarbeiter für das Thema Grippeschutzimpfung sensibilisieren?

Hilfreich ist es immer, wenn sich Chefs selbst gegen Grippe impfen lassen – und dann beispielsweise in Betriebsversammlungen das Gespräch darauf bringen. Aushänge sind natürlich auch sinnvoll. Außerdem kann eine betriebseigene Impfaktion die Impfrate in der Belegschaft wirkungsvoll erhöhen.

Was kostet solch eine Impfaktion – und wer trägt die Kosten?

Das ist ganz unterschiedlich. Deshalb ist hierfür der Betriebsarzt der richtige Ansprechpartner. Dieser kann ein Angebot machen – oder über die entsprechenden Angebote der Krankenkassen informieren. Zur Kostenübernahme: Zumindest die allermeisten gesetzlichen Krankenkassen bezahlen inzwischen Impfstoff und Impfung.

Wann ist der ideale Zeitpunkt für eine Grippeschutzimpfung?

Jetzt im November – dann hat die Grippewelle noch nicht begonnen. Aber auch später, selbst im Januar und Februar, bringt die Grippeschutzimpfung noch etwas. Ehe die volle Schutzwirkung eintritt, dauert es etwa zwei Wochen.

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Kann es nicht sein, dass Mitarbeiter aufgrund von Nebenwirkungen der Grippeschutzimpfung ausfallen?

Nein. Es gibt nicht einen einzigen wissenschaftlich gültigen Hinweis darauf, dass die Grippeschutzimpfung eine Grippeerkrankung auslösen kann. Eine Grippe braucht nach der Ansteckung bis zu drei Tage, ehe sie ausbricht. Es könnte also passieren, dass ein Mitarbeiter infiziert ist, ohne es zu wissen, sich impfen lässt und kurz danach krank wird. Dann besteht ein zeitlicher Zusammenhang – aber kein ursächlicher.

Hat die Grippeschutzimpfung gar keine Nebenwirkungen?

Doch, aber keine gravierenden. Wie bei jeder Impfung kann es an der Einstichstelle zu Rötungen, Schwellungen, leichten Schmerzen kommen, in seltenen Fällen fühlen sich Menschen müde. Diese Symptome klingen aber innerhalb von ein, zwei Tagen wieder ab.

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