Strategie
Fragen an einen Startup-Chef: Wie schwer ist eine Firmengründung?

Beinahe jedem schwirren Idee für neue Unternehmen oder Produkte durch den Kopf - doch die wenigsten setzen sie wirklich um. Bei Lieferheld-Gründer Claude Ritter ist das anders. Aber wie schwierig ist so eine Gründung eigentlich?

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Gründer Claude Ritter
Gründer Claude Ritter
© dpa/picturealliance

Erst vermittelte er Fastfood, jetzt Putzfrauen: Der Unternehmer Claude Ritter (33) hat in Berlin mit einem Geschäftspartner gerade sein viertes Start-up auf den Markt gebracht. Der Schweizer erklärt im Interview, dass nicht nur Millionäre neue Unternehmen gründen können.

Herr Ritter, wie viele Millionen braucht man für ein Start-up?

Abhängig vom Geschäftsmodell brauchen Sie häufig gar nicht so viel Geld. Es hilft zum Beispiel, wenn Sie damit leben können, eine Zeit lang mal kein Top-Gehalt zu verdienen. Selbst bei Lieferheld – und da hatten wir den Massenmarkt im Fokus – reichte uns für den Start ein sechsstelliges Guthaben auf dem Konto. Größere Beträge kamen erst, als sich Erfolge abzeichneten und klar wurde, dass das Ganze tatsächlich sehr, sehr groß werden könnte.

Wie leicht ist es, in Deutschland ein Start-up zu gründen?

Die Gründung an sich ist natürlich relativ einfach. Aber in Deutschland ist es besonders schwierig, hoch innovative Unternehmen zu gründen. Zum Beispiel glaube ich nicht, dass das nächste Twitter, das nächste Facebook oder das nächste sonst wie revolutionäre Technologieunternehmen aus Deutschland kommt. Das liegt nicht daran,
dass es zu wenige Talente oder zu wenig Unternehmergeist gibt, sondern an der Investorenlandschaft. Geldgeber sind hierzulande einfach sehr stark auf E-Commerce fokussiert.

Das bedeutet?

Sie investieren in Online-Shops oder Service-Unternehmen. So etwas ist einfacher zu finanzieren, als wenn Sie sagen: Ich baue jetzt die intelligenteste Lösung, um automatisiert Börsenhandel zu betreiben. Wenn sie einen MIT-Abschluss* haben, würden Sie so etwas in den USA sofort finanziert bekommen. Aber in Deutschland finden Sie
keinen Investor dafür. Anstatt Innovation zu fördern, wird lieber auf Modelle gesetzt, die an anderen Orten bereits erfolgreich sind und bei denen der Businessplan schnelles Geld verspricht.

Gab es Ideen, die Sie deswegen schon verworfen haben?

Ja, natürlich. Ich habe ein Google-Spreadsheet, da sind bestimmt 80 Sachen drauf, die ich gerne machen würde. Und wenn Sie in der Branche fragen: Fast jeder hat so etwas. Zum Beispiel könnte man eine App bauen, die automatisch entscheidet, welche Anrufe aufgezeichnet werden sollen. Solche Dinge sieht man die ganze Zeit. Aber wir arbeiten im Schnitt auch schon von morgens um neun bis nachts um eins an einem Projekt. Und mehr als eine Sache vernünftig
zu machen, geht einfach nicht.

*Massachusetts Institute of Technology (Anm. d. Red.)

 

Der Unternehmer Claude Ritter (33) kommt aus der Schweiz und lebt in Berlin. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Nikita Fahrenholz gründete er 2010 die Mobile-App Lieferheld, über die Menschen Fastfood wie Pizza oder Sushi nach Hause bestellen können. Im Interview sagt er irgendwann, wir müssten aufhören über seine vielen neuen Ideen zu reden – „sonst platzt mir der Kopf“.
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Erst vermittelte er Fastfood, jetzt Putzfrauen: Der Unternehmer Claude Ritter (33) hat in Berlin mit einem Geschäftspartner gerade sein viertes Start-up auf den Markt gebracht. Der Schweizer erklärt im Interview, dass nicht nur Millionäre neue Unternehmen gründen können. Herr Ritter, wie viele Millionen braucht man für ein Start-up? Abhängig vom Geschäftsmodell brauchen Sie häufig gar nicht so viel Geld. Es hilft zum Beispiel, wenn Sie damit leben können, eine Zeit lang mal kein Top-Gehalt zu verdienen. Selbst bei Lieferheld - und da hatten wir den Massenmarkt im Fokus - reichte uns für den Start ein sechsstelliges Guthaben auf dem Konto. Größere Beträge kamen erst, als sich Erfolge abzeichneten und klar wurde, dass das Ganze tatsächlich sehr, sehr groß werden könnte. Wie leicht ist es, in Deutschland ein Start-up zu gründen? Die Gründung an sich ist natürlich relativ einfach. Aber in Deutschland ist es besonders schwierig, hoch innovative Unternehmen zu gründen. Zum Beispiel glaube ich nicht, dass das nächste Twitter, das nächste Facebook oder das nächste sonst wie revolutionäre Technologieunternehmen aus Deutschland kommt. Das liegt nicht daran, dass es zu wenige Talente oder zu wenig Unternehmergeist gibt, sondern an der Investorenlandschaft. Geldgeber sind hierzulande einfach sehr stark auf E-Commerce fokussiert. Das bedeutet? Sie investieren in Online-Shops oder Service-Unternehmen. So etwas ist einfacher zu finanzieren, als wenn Sie sagen: Ich baue jetzt die intelligenteste Lösung, um automatisiert Börsenhandel zu betreiben. Wenn sie einen MIT-Abschluss* haben, würden Sie so etwas in den USA sofort finanziert bekommen. Aber in Deutschland finden Sie keinen Investor dafür. Anstatt Innovation zu fördern, wird lieber auf Modelle gesetzt, die an anderen Orten bereits erfolgreich sind und bei denen der Businessplan schnelles Geld verspricht. Gab es Ideen, die Sie deswegen schon verworfen haben? Ja, natürlich. Ich habe ein Google-Spreadsheet, da sind bestimmt 80 Sachen drauf, die ich gerne machen würde. Und wenn Sie in der Branche fragen: Fast jeder hat so etwas. Zum Beispiel könnte man eine App bauen, die automatisch entscheidet, welche Anrufe aufgezeichnet werden sollen. Solche Dinge sieht man die ganze Zeit. Aber wir arbeiten im Schnitt auch schon von morgens um neun bis nachts um eins an einem Projekt. Und mehr als eine Sache vernünftig zu machen, geht einfach nicht. *Massachusetts Institute of Technology (Anm. d. Red.)   Der Unternehmer Claude Ritter (33) kommt aus der Schweiz und lebt in Berlin. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Nikita Fahrenholz gründete er 2010 die Mobile-App Lieferheld, über die Menschen Fastfood wie Pizza oder Sushi nach Hause bestellen können. Im Interview sagt er irgendwann, wir müssten aufhören über seine vielen neuen Ideen zu reden - "sonst platzt mir der Kopf".
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