Aus der ersten impulse-Ausgabe
Warum Robinson impulse nicht brauchte

Zum 40. Geburtstag blicken wir zurück auf unsere Anfänge: Dieser Text von impulse-Gründer Johannes Gross erschien im September 1980 in der ersten Ausgabe.

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Allein auf einer Palmeninsel - Robinson war für den impulse-Herausgeber Johannes Gross das Urbild des Selbstständigen.
Allein auf einer Palmeninsel - Robinson war für den impulse-Herausgeber Johannes Gross das Urbild des Selbstständigen.
© © Anton Gvozdikov / Fotolia.com

Robinson Crusoe ist ein Urbild des Selbstständigen. Er hieß eigentlich Kreutzner und entstammte, wie Daniel Defoe mitteilt, einer Kaufmannsfamilie in Bremen. Als er sich ungewollt selbstständig machte, brauchte er zum Überleben alle Eigenschaften, die dem Unternehmer zugeordnet werden – Schaffenskraft, Arbeitsfreude, Erfindungsgeist, Risikobereitschaft.

Er hatte es ­bei seinem Unternehmen schwer: Die Rohstoffe musste er selber ­organisieren, es gab keine ausge­bildeten Mitarbeiter, selbst die Werkzeuge fehlten. Aber er kam durch, zur Bewunderung aller Geschlechter von 1719 bis auf den heutigen Tag.

In vieler Hinsicht hatte es Robinson leichter als andere Selbstständige

So schwer es Robinson auch wurde – in vieler Hinsicht hatte er’s leichter als andere Selbststän­dige. Er hatte 1. keine Konkurrenz, denn er war der einzige Produzent. Er brauchte 2. kein Marketing und keine Werbung, konnte Produktion genau auf den Markt abstimmen, denn er war der einzige Konsument. Er hatte 3. keine Geldsorgen, denn es gab keins, er brauchte keine Bank, weder für Kredite noch für Geldanlagen.

Es gab 4. kein Finanzamt, er brauchte seinen Gewinn keiner Obrigkeit anzuzeigen und ihn mit ihr zu teilen. Er hatte 5. keine Managementprobleme, denn der einzige Mitarbeiter, der treue Lehrling Freitag, verursachte keine. Er hatte 6. keinen Ärger mit Gewerkschaften oder Bürokratie. Und 7. fehlten ihm auch die mithelfenden oder störenden Familienangehörigen oder Erben, für die er vorzusorgen hätte. Selbst um Urlaubsfreuden auf einer fernen, palmenbestandenen Insel brauchte er sich nicht zu kümmern, denn da war er schon.

Mit einem Wort: Robinson brauch­te impulse nicht.

Der Selbstständige ist als Robinson verloren

Die modernen Selbstständigen, die als Teil einer hoch entwickelten Industriegesellschaft ihr gutes Auskommen und die Sicherung ihres Unternehmens suchen, haben nicht mit wilden Tieren und nur selten mit der Bösartigkeit der Natur zu kämpfen, aber jeden Tag mit einem Umfeld, das ihnen die Arbeit sauer macht.

Sie sind auf sich gestellt, sind fast nirgends die großen Anbieter oder die großen Kunden. Sie bilden keine Tarifgemeinschaft und haben keine Partei, die ihr Interesse ausspricht. Sie stellen zwar 90 Prozent der deutschen Wirtschaft, aber wenn von „Wirtschaft“ die Rede ist bei Staat, Verwaltung und Gewerkschaften, stellen die anderen wenigen das Ganze vor.

erste-impulse-ausgabe Der vorliegende Text stammt aus der ersten impulse-Ausgabe, erschienen im September 1980.

Der Selbstständige ist als Einzelgänger, als Robinson, verloren. Er braucht die starke Stimme aller; die Gemeinschaft mit den Kampfgenossen in allen Branchen; den besten Rat gegenüber all den Räten, die nur den anderen nützen. Er hat ein Recht auf sein eigenes, sein gutes Recht. Deshalb impulse.

 

Johannes Gross war Gründer, Herausgeber und Spiritus rector des Wirtschaftsmagazins impulse. In seinen Editorials zeigte der scharfzüngige Publizist den Lesern die politische Welt oft aus einem bis dahin ungewohnten Blickwinkel. Und sorgte so häufig für heftige öffentliche Diskussionen. Johannes Gross starb 1999 im Alter von 67 Jahren.

Robinson Crusoe ist ein Urbild des Selbstständigen. Er hieß eigentlich Kreutzner und entstammte, wie Daniel Defoe mitteilt, einer Kaufmannsfamilie in Bremen. Als er sich ungewollt selbstständig machte, brauchte er zum Überleben alle Eigenschaften, die dem Unternehmer zugeordnet werden - Schaffenskraft, Arbeitsfreude, Erfindungsgeist, Risikobereitschaft. Er hatte es ­bei seinem Unternehmen schwer: Die Rohstoffe musste er selber ­organisieren, es gab keine ausge­bildeten Mitarbeiter, selbst die Werkzeuge fehlten. Aber er kam durch, zur Bewunderung aller Geschlechter von 1719 bis auf den heutigen Tag. In vieler Hinsicht hatte es Robinson leichter als andere Selbstständige So schwer es Robinson auch wurde - in vieler Hinsicht hatte er's leichter als andere Selbststän­dige. Er hatte 1. keine Konkurrenz, denn er war der einzige Produzent. Er brauchte 2. kein Marketing und keine Werbung, konnte Produktion genau auf den Markt abstimmen, denn er war der einzige Konsument. Er hatte 3. keine Geldsorgen, denn es gab keins, er brauchte keine Bank, weder für Kredite noch für Geldanlagen. Es gab 4. kein Finanzamt, er brauchte seinen Gewinn keiner Obrigkeit anzuzeigen und ihn mit ihr zu teilen. Er hatte 5. keine Managementprobleme, denn der einzige Mitarbeiter, der treue Lehrling Freitag, verursachte keine. Er hatte 6. keinen Ärger mit Gewerkschaften oder Bürokratie. Und 7. fehlten ihm auch die mithelfenden oder störenden Familienangehörigen oder Erben, für die er vorzusorgen hätte. Selbst um Urlaubsfreuden auf einer fernen, palmenbestandenen Insel brauchte er sich nicht zu kümmern, denn da war er schon. Mit einem Wort: Robinson brauch­te impulse nicht. Der Selbstständige ist als Robinson verloren Die modernen Selbstständigen, die als Teil einer hoch entwickelten Industriegesellschaft ihr gutes Auskommen und die Sicherung ihres Unternehmens suchen, haben nicht mit wilden Tieren und nur selten mit der Bösartigkeit der Natur zu kämpfen, aber jeden Tag mit einem Umfeld, das ihnen die Arbeit sauer macht. Sie sind auf sich gestellt, sind fast nirgends die großen Anbieter oder die großen Kunden. Sie bilden keine Tarifgemeinschaft und haben keine Partei, die ihr Interesse ausspricht. Sie stellen zwar 90 Prozent der deutschen Wirtschaft, aber wenn von "Wirtschaft" die Rede ist bei Staat, Verwaltung und Gewerkschaften, stellen die anderen wenigen das Ganze vor. Der Selbstständige ist als Einzelgänger, als Robinson, verloren. Er braucht die starke Stimme aller; die Gemeinschaft mit den Kampfgenossen in allen Branchen; den besten Rat gegenüber all den Räten, die nur den anderen nützen. Er hat ein Recht auf sein eigenes, sein gutes Recht. Deshalb impulse.   Johannes Gross war Gründer, Herausgeber und Spiritus rector des Wirtschaftsmagazins impulse. In seinen Editorials zeigte der scharfzüngige Publizist den Lesern die politische Welt oft aus einem bis dahin ungewohnten Blickwinkel. Und sorgte so häufig für heftige öffentliche Diskussionen. Johannes Gross starb 1999 im Alter von 67 Jahren.