Food Porn
Wieso fotografieren so viele Leute ihr Essen?

Im Internet wimmelt es von Bildern mit Kaffee, Hamburgern und Kuchen. Welche Menschen fotografieren eigentlich ihr Essen? Und warum?

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Erst das Foto, dann darf gegessen werden - das ist die wichtigste Regel der "Food Porn"-Anhänger.
Erst das Foto, dann darf gegessen werden - das ist die wichtigste Regel der "Food Porn"-Anhänger.
© glisic_albina / Fotolia.com

Haben Sie das in der letzten Zeit auch schon beobachtet: Menschen, die in Restaurants und auf Straßenmärkten Burger und Kuchen fotografieren, bevor sie mit dem Essen beginnen? In Sozialen Netzwerken finden sich unter dem Schlagwort „Food Porn“ tausende Bilder von hübsch dekorierten Tellern und dampfenden Kaffeetassen.

Im Interview erklärt die österreichische Trendforscherin und Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler, was es mit dem Trend auf sich hat.

Frau Rützler, Was ist „Food Porn“?

Hanni Rützler: Das beschreibt ein Phänomen, dass Menschen sich über das, was sie essen, darstellen und nach außen kommunizieren. Essen ist wirklich zu einem Phänomen geworden, mit dem man die eigenen Werte, Vorlieben und Orientierungsgrößen kommunizieren kann.

https://instagram.com/p/8SiK0eLKk1/

Warum stellen die Leute Bilder von ihrem Essen ins Internet?

Das ist ein absolutes Zeitgeistphänomen. Man könnte jetzt weit ausholen: Der gedeckte Tisch war schon immer ein Ausdruck der Zeit. Es gibt eine wunderschöne Analyse, was die Jünger beim letzten Mahl auf dem Tisch hatten: Über die Jahrhunderte hat sich das deutlich verändert. Im Moment tritt das alles sehr individualisiert zutage. Essen ist ein wunderbares Mittel, Individualität auszudrücken.

Zur Person
Hanni Rützler (53) ist Expertin für die Zukunft des Essens und eine der Autoren des jährlichen "Foodreports" im Zukunftsinstituts-Verlag. Sie testete 2013 in London den ersten Burger, der aus Stammzellen im Labor entstand.

Was ist denn am Bild einer Kaffeetasse mit Milchschaum individuell?

Es geht auch um das vernetzte Wir. Nehmen Sie den Latte Macchiato. Er ist zu einem Code eines ganz bestimmten Lifestyles geworden. Früher waren es Mode-Codes oder bestimmte Musikstile, mit denen man seine Individualität und zugleich seine Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppierungen zum Ausdruck brachte. Heute ist es Essen und Trinken. Wenn Sie heute einen Latte Macchiato oder – in einem Restaurant – Ceviche (eine peruanische Spezialität) bestellen, dann signalisieren Sie immer auch, wer Sie sein wollen.

https://instagram.com/p/8SX6FeqZlQ/

Was kann beim Mega-Thema Essen noch als nächstes kommen? Wo es peruanische oder koreanische Restaurants gibt und in vielen Städten Märkte mit Imbissbuden, den Foodtrucks?

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Die Globalisierung zeichnet sich in den Städten schon länger ab, jetzt auf einem tieferen Niveau. Wir sprechen nicht mehr von Chinesisch oder Italienisch, sondern von spezifischen Regionen. Gleichzeitig spiegelt sich ein neues Selbstbewusstsein: Gerade bei der lateinamerikanischen Küche wie etwa in Peru. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung kam da das Selbstbewusstsein. Das spiegelt sich im Stolz auf die eigene Küche wieder. Die wollen nicht alle Europäer oder Amerikaner werden. Die wollen ihre Küche, ihre Tradition, ihre Gewürzkombination.

Zum Thema Foodtrucks: Wir haben da viele männliche Quereinsteiger, Autodidakten, für die Kochen ein sinnliches Tun geworden ist. Essen ist etwas wunderbar Sinnliches.

Haben Sie selbst schon ein Bild von Essen gepostet?

Ich habe jahrelang alles fotografiert, was ich gegessen habe, und sicher auch einige Bilder veröffentlicht. Ich war früher Test-Esserin und finde das Dokumentieren spannend. Vor zwei Jahren habe ich mich zurückgenommen, als es überhandgenommen hat. Kein Food Porn also.

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