Strategie
Lokaltermin: Was darf es sein, Harald Seick?

Sein Herz schlägt für Südafrika, trotzdem verkauft der Gründer von Lifta weiter Treppenlifte in Köln. Dabei kam er eher zufällig zu der Geschäftsidee.

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Harals Seick gründete Lifta, nachdem seine Großmutter einen Treppenlift brauchte
Harals Seick gründete Lifta, nachdem seine Großmutter einen Treppenlift brauchte
© Sandra Stein für impulse

Speisekarten sind überflüssig bei einem Gast wie Harald Seick. Im Restaurant Teatro in der Kölner Südstadt sind die Tagesgerichte mit Kreide auf eine Tafel notiert. Der Unternehmer wirft kaum einen Blick drauf. Er weiß schon vorher, was er essen will. „Ich bin so ein Mensch, der sein Restaurant aussucht und immer genau weiß, welches Gericht er nimmt.“ Im Teatro ist es stets Kabeljau in Champagnersauce.

Neues probiert der 57-Jährige in seinen Stammlokalen ungern aus und nur, wenn es gar nicht anders geht. Etwa, wenn wie heute kein Kabeljau auf der Karte steht und die Kellnerin auch nach Diskussionen den Fisch nicht aus dem Ärmel zaubern kann. Dann eben Steinbutt. „Mit Honig-Senf-Sauce, wie auf der Karte?“ „Bitte nicht.“ Also Champagnersauce, wie immer.

Eigentlich wollte er längst in Südafrika leben

Die Stationen seines Lebens hakt Seick noch vor der Vorspeise ab: Aufgewachsen mit sieben Geschwistern, die Eltern führten eine Fabrik für Aufzüge. Eine streng katholische Familie, die dem Sohn das Fußballspielen an Sonntagen verbot. BWL-Studium in Köln. Selbstständig mit 23.

1977 gründete er Lifta und stellte seine ersten Treppenlifte her. Zwei Kinder. Trennung von der ersten Frau 1996. Ein Jahr später reiste er zum ersten Mal nach Südafrika. 2005 heiratete er dort die zweite Frau, die 2008 nach langer Krankheit gestorben ist.

Und jetzt? Eigentlich wollte er längst in Südafrika leben, das Leben bei Golf und gutem Wein genießen. Stattdessen verbringt er die meiste Zeit des Jahres in Köln und arbeitet in seinem Unternehmen. „Das Leben hat sich so entwickelt“, sagt er.

Ein Treppenlift für die Großmutter

Lifta GmbH Mehr als 100 000 Treppenlifte hat die Lifta Lift und Antrieb GmbH in deutsche Haushalte eingebaut. Gegründet von Harald Seick, der die Firma heute zusammen mit vier Geschäfts­führern leitet. Mitarbeiter zurzeit: 350. Ristorante Teatro Familie Spatola bringt italienisches Lebensgefühl in die Kölner Südstadt: eng­ste­hende Tische unter der Markise, üppiger Kronleuchter drinnen. Sohn Kevin zaubert in der Küche vor allem Fischspezialitäten.

Ab und zu sucht sich Seick in der Heimat ein Stück Südafrika. Zum Beispiel mit frischem Saft, den er jeden Morgen selbst auspresst und dann mit ins Büro nimmt. Oder mit Süßkartoffeln, auf denen die Jakobsmuscheln der Vorspeise im Restaurant Teatro gebettet sind und die fester Bestandteil der südafrikanischen Küche sind. „Ich mag eigentlich alles an Südafrika, das ist auch nicht schwer. Das Paradies oder Garten Eden muss irgendwo da gewesen sein“, sagt Seick. Seine Begeisterung duldet kein Zögern, er besteht darauf, einen Löffel vom Süßkartoffelpüree zum Probieren abzugeben.

Seick hat zwei ältere Brüder, für sich sah er nie Platz im Familienunternehmen. Er wollte lieber mit dem Rucksack durch Australien reisen. Damals unterbreitete ihm der Vater einen Vorschlag. „Er hatte wohl Angst, dass ich nicht wiederkomme.“ Seick sollte eine Schwester­firma gründen – für Treppenlifte.

Die Idee kam auf, als Seicks Großmutter trotz ihrer Gehbehin­derung weiterhin im ersten Stock der Fabrik leben wollte – und kein Fahrstuhl in den engen Flur passte. Die Familie musste bei der Konkurrenz kaufen und entdeckte so das Marktpotenzial.

Die Kinder zu guten Unternehmern erziehen

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Ob seine eigenen Kinder mal bei Lifta ein­steigen? „Viel wichtiger war mir, sie zu guten
Unternehmern zu erziehen“, sagt Seick. Der Nachwuchs ist inzwischen erwachsen. Der Sohn will als Unternehmer Umzüge für Senioren organisieren. Seine Tochter ist nach dem Abitur allein durch Australien gereist, wie der Vater. Inzwischen hat sie ein Start-up für Modedesign gegründet.

Seick zeigt stolz ihre Entwürfe auf seinem Smartphone. „Meine Kinder können alles“, sagt er und lacht. Seine Tochter sucht auch Musik für ihn aus. „Für Daddy“ stehe dann auf CDs. Die hört er abends, der Fernseher bleibt bei ihm meist aus. „Ich schaue mir keinen negativen Filme an, Krimis gar nicht.“ Er wolle lieber das Leben genießen.

Und so bleibt der Unternehmer auch an diesem lauen Sommerabend in Köln noch lange sitzen, das Glas Wein vor ihm halb voll und nie halb leer. In einer Fensterfront spiegelt sich die untergehende Sonne. Klar, wo Harald Seick jetzt lieber wäre.

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Speisekarten sind überflüssig bei einem Gast wie Harald Seick. Im Restaurant Teatro in der Kölner Südstadt sind die Tagesgerichte mit Kreide auf eine Tafel notiert. Der Unternehmer wirft kaum einen Blick drauf. Er weiß schon vorher, was er essen will. „Ich bin so ein Mensch, der sein Restaurant aussucht und immer genau weiß, welches Gericht er nimmt.“ Im Teatro ist es stets Kabeljau in Champagnersauce. Neues probiert der 57-Jährige in seinen Stammlokalen ungern aus und nur, wenn es gar nicht anders geht. Etwa, wenn wie heute kein Kabeljau auf der Karte steht und die Kellnerin auch nach Diskussionen den Fisch nicht aus dem Ärmel zaubern kann. Dann eben Steinbutt. „Mit Honig-Senf-Sauce, wie auf der Karte?“ „Bitte nicht.“ Also Champagnersauce, wie immer. Eigentlich wollte er längst in Südafrika leben Die Stationen seines Lebens hakt Seick noch vor der Vorspeise ab: Aufgewachsen mit sieben Geschwistern, die Eltern führten eine Fabrik für Aufzüge. Eine streng katholische Familie, die dem Sohn das Fußballspielen an Sonntagen verbot. BWL-Studium in Köln. Selbstständig mit 23. 1977 gründete er Lifta und stellte seine ersten Treppenlifte her. Zwei Kinder. Trennung von der ersten Frau 1996. Ein Jahr später reiste er zum ersten Mal nach Südafrika. 2005 heiratete er dort die zweite Frau, die 2008 nach langer Krankheit gestorben ist. Und jetzt? Eigentlich wollte er längst in Südafrika leben, das Leben bei Golf und gutem Wein genießen. Stattdessen verbringt er die meiste Zeit des Jahres in Köln und arbeitet in seinem Unternehmen. „Das Leben hat sich so entwickelt“, sagt er. Ein Treppenlift für die Großmutter Ab und zu sucht sich Seick in der Heimat ein Stück Südafrika. Zum Beispiel mit frischem Saft, den er jeden Morgen selbst auspresst und dann mit ins Büro nimmt. Oder mit Süßkartoffeln, auf denen die Jakobsmuscheln der Vorspeise im Restaurant Teatro gebettet sind und die fester Bestandteil der südafrikanischen Küche sind. „Ich mag eigentlich alles an Südafrika, das ist auch nicht schwer. Das Paradies oder Garten Eden muss irgendwo da gewesen sein“, sagt Seick. Seine Begeisterung duldet kein Zögern, er besteht darauf, einen Löffel vom Süßkartoffelpüree zum Probieren abzugeben. Seick hat zwei ältere Brüder, für sich sah er nie Platz im Familienunternehmen. Er wollte lieber mit dem Rucksack durch Australien reisen. Damals unterbreitete ihm der Vater einen Vorschlag. „Er hatte wohl Angst, dass ich nicht wiederkomme.“ Seick sollte eine Schwester­firma gründen – für Treppenlifte. Die Idee kam auf, als Seicks Großmutter trotz ihrer Gehbehin­derung weiterhin im ersten Stock der Fabrik leben wollte – und kein Fahrstuhl in den engen Flur passte. Die Familie musste bei der Konkurrenz kaufen und entdeckte so das Marktpotenzial. Die Kinder zu guten Unternehmern erziehen Ob seine eigenen Kinder mal bei Lifta ein­steigen? „Viel wichtiger war mir, sie zu guten Unternehmern zu erziehen“, sagt Seick. Der Nachwuchs ist inzwischen erwachsen. Der Sohn will als Unternehmer Umzüge für Senioren organisieren. Seine Tochter ist nach dem Abitur allein durch Australien gereist, wie der Vater. Inzwischen hat sie ein Start-up für Modedesign gegründet. Seick zeigt stolz ihre Entwürfe auf seinem Smartphone. „Meine Kinder können alles“, sagt er und lacht. Seine Tochter sucht auch Musik für ihn aus. „Für Daddy“ stehe dann auf CDs. Die hört er abends, der Fernseher bleibt bei ihm meist aus. „Ich schaue mir keinen negativen Filme an, Krimis gar nicht.“ Er wolle lieber das Leben genießen. Und so bleibt der Unternehmer auch an diesem lauen Sommerabend in Köln noch lange sitzen, das Glas Wein vor ihm halb voll und nie halb leer. In einer Fensterfront spiegelt sich die untergehende Sonne. Klar, wo Harald Seick jetzt lieber wäre.
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