Ganz ehrlich: Die Bäckerei an der Ecke war schon immer verdächtig. Durch „Pokémon Go“ ist nun auch klar, warum. Der Familienbetrieb in Berlin-Kreuzberg ist nämlich in Wirklichkeit eine Pokémon-Arena. Hier kämpfen kleine digitale Monster mit Feuer, Blitz, Wasser und Krallen für den Ruhm ihrer Trainer. Wer allerdings keine „Pokémon Go“-App auf seinem Smartphone installiert hat, bekommt davon rein gar nichts mit.
Der Kreuzberger Bäcker dürfte sich über die Arena freuen – „Pokémon Go“ ist gerade der jüngste Digital-Hype. Seit dem Start am 6. Juli in den USA und einigen weiteren Ländern verbreitet sich das von Nintendo und dem Google-Spinoff Niantic Labs entwickelte Spiel explosionsartig. „Pokémon Go“ verbindet kleine niedliche Monster, Smartphones, GPS und Karten zu einer virtuellen Monsterjagd mit Duellen und Rollenspiel-Elementen. Seit Mittwoch (13. Juli) ist „Pokémon Go“ in Deutschland verfügbar.
Wer Monster fangen will, muss sich bewegen
Das Besondere an „Pokémon Go“: Genau wie beim ähnlich funktionierenden „Ingress“ muss man sich tatsächlich physisch bewegen, um Orte im Spiel zu erreichen. Die Spielwelt ist eine bunte Ausgabe tatsächlicher Orte. Berliner jagen Pokémon in Berlin, Frankfurter in Frankfurt, Düsseldorfer in Düsseldorf. Über die reale Welt wird eine virtuelle Welt gestülpt. Nur Spieler können sie sehen und mit ihr interagieren. Alle anderen sehen nur manisch auf das Smartphone starrende Passanten.
Die gefangenen Monster mit Namen wie Schiggy, Taubsi oder Zubat trägt man nach dem Einfangen nicht einfach nur mit sich herum. Das digitale Getier kann auch in Arenakämpfen aufeinander gehetzt werden. Dazu setzt man sie in den Arenen ab. Andere Spieler können dann ihre Pokémon mit den eigenen messen. Pokémon können so immer mehr Erfahrung sammeln. Auch der Trainer steigt auf immer höhere Erfahrungsstufen auf.
An so genannten Pokéstops kann man Belohnungen wie Pokémon-Eier oder Pokébälle einsammeln. Pokéstops? Das sind zahlreiche Punkte in der Umgebung. In Berlin etwa eine Gedenktafel für die Mauertoten, eine Statue, der Reichstag oder das Brandenburger Tor. Um sie zu aktivieren, muss man sich möglichst nah an die Orte begeben.
Wie Unternehmen den Hype um „Pokémon“ nutzen
In den USA nutzen bereits die ersten Unternehmen den Hype um das Augmented-Reality-Spiel für ihr Marketing. So wirbt etwa das Restaurant „Cicasso’s“ damit, dass man von seinem Gastraum aus zwei Pokéstops erreichen kann.
"Pokémon Go" - der Hype unter der Lupe
Sie wollen wissen, was es mit "Pokémon Go" überhaupt auf sich hat? Dann sollten Sie unseren Artikel "Pokémon Go: Was steckt hinter dem Wirbel um die Monsterjagd auf dem Handy?" lesen. Dort erklären wir, warum die virtuelle Schnitzeljagd Spaß macht und welche Risiken es gibt.
Auf ähnliche Weise versucht auch ein Modeladen neue Kunden zu ködern:
So locken Sie Pokémon an – und damit auch Kunden
Im Spiel kann man auch Lockmodule kaufen, die 30 Minuten lang Pokémon anlocken. Und je mehr der niedlichen Mini-Monster sich im eigenen Laden tummeln, desto größer die Chance, dass sich Monsterjäger einfinden. Das amerikanische Portal Inc.com zitiert mehrere Unternehmer, die auf diese Weise in wenigen Minuten dutzende Kunden in den Laden lockten. Die Lockmodule funktionieren allerdings nur in der Nähe von Pokéstops.
Die Lockmodule gibt es im virtuellen Ingame-Shop zu kaufen. Die Kosten sind überschaubar: 100 Pokémünzen pro Stück, umgerechnet 99 Cent. Zudem gibt es Mengenrabatte: Wer etwa gleich acht Lockmodule kauft, zahlt nur 680 Münzen – und auch die Münzen werden in großen Mengen günstiger. Rabattaktionen für Pokémon-Spieler dürften für noch mehr Laufkundschaft sorgen – vor allem, wenn man mit Hashtags wie #Pokemon oder #PokemonGo in sozialen Netzwerken darauf aufmerksam macht, dass es sich für Monsterjäger lohnt, im eigenen Laden vorbeizuschauen. Dieser Comicbuchladen macht es vor:
Yo, if you catch any #PokemonGO at @FantomComics you get a discount! pic.twitter.com/TRZb0K4dM5
— Alex Lupp (@TheComicAge) 13. Juli 2016
Ob der eigene Laden, das eigene Café zum Treffpunkt von Pokémon-Fans wird, können Unternehmer derzeit nicht beeinflussen: Die Orte, an denen sich Pokéstops und Arenen befinden, hat der Spieleentwickler-Firma Niantic vordefiniert. Nach Informationen der „New York Times“ will Niantic aber in Zukunft „sponsored locations“ anbieten. Genaueres ist allerdings noch nicht bekannt.
mit Material von DPA
Nicht nur Läden können Dank Pokémon GO mehr Kunden erreichen. In der „realen“ Welt und insbesondere Online lässt sich das Thema Pokémon GO hervorragend für verschiedene Marketing-Aktionen nutzen, um die Sichtbarkeit der Unternehmen im Internet zu steigern. Ein Trendthema, bei dem sich Newsjacking lohnt.