Beispiele für Social-Media-Marketing
Vier Unternehmer zeigen, was sie erfolgreich auf Facebook und Instagram posten

Egal ob Facebook, Instagram oder Snapchat - viele Unternehmen nutzen die sozialen Plattformen, um für ihre Produkte zu werben. Vier Unternehmer erzählen von ihren Erfolgs-Postings.

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Ob auf Facebook, Instagram oder Snapchat - viele Unternehmen nutzen die sozialen Medien, um für ihre Produkte zu werben.
Ob auf Facebook, Instagram oder Snapchat - viele Unternehmen nutzen die sozialen Medien, um für ihre Produkte zu werben.
© impulse

Kerstin Görling: Instagram als Schaufenster

„Instagram ist mein wichtigstes Marketinginstrument. Ich mag die Plattform, weil sie – genau wie meine Mode – stark über die Optik funktioniert. Ich nutze In­stagram zudem lieber als Facebook, weil man als Firma auf Instagram derzeit noch sehr gute Reichweiten ohne das Bewerben einzelner Postings erzielt. Es ist wie ein zusätzliches virtuelles Schaufenster.

Am besten laufen Fotos, bei denen ich – oder eine meiner vier Mitarbeiterinnen – einfach vorm Spiegel ein Selfie mache und dabei eines unserer Kleider aus dem Laden trage. Bei der Auswahl der Mode achten wir darauf, dass sie zum einen ­verfügbar und zum anderen mit einem Preis versehen ist. Zwar biete ich einen Teil meines Sortiments auch online über den Designermarkt Farfetch an. Der Großteil meiner Kunden kommt jedoch direkt in meine Boutique nach Frankfurt – nicht selten mit dem Posting ihres Wunschkleides in der Hand. Und dann will man sich natürlich sicher sein, dass das Kleid zum genannten Preis verfügbar ist.

„Für meine Fans möchte ich vor allem ­nahbar sein“
Für meine Fans möchte ich vor allem ­nahbar sein. Ich nehme sie mit auf die Fashion Weeks dieser Welt, wo ich die Mode direkt einkaufe, und poste Bilder – oder neuerdings auch kurze Snapchat-­Videos – vom Catwalk. Auch Urlaubsfotos oder private Neuigkeiten teile ich mit meinen Instagram-Followern. Natürlich ist diese starke Personalisierung auch anstrengend. Aber ich glaube, dass genau dieser persönliche Blick meinen Erfolg auf Social Media ausmacht.

Nicht jeder meiner Instagram-Fans ist auch mein Kunde. Aber so gut wie jeder meiner Kunden folgt mir auch digital. Das weiß ich zum einen aus Kundengesprächen, aber auch durch einzelne Postings – etwa wenn ich einmal im Jahr nur über Instagram zu meinem Sommer- und Winterschlussverkauf aufrufe und am nächsten Tag eine Riesenschlange vor meinem Laden wartet.“

Posting-Beispiel

Kerstin Görling braucht keine Models, sie präsentiert ihre Mode einfach selbst. Ihren Instagram-Fans gefällt's.

Kerstin Görling braucht keine Models, sie präsentiert ihre Mode einfach selbst. Ihren Instagram-Fans gefällt’s.© Unternehmen

 

Das sagt Kerstin Görling, Inhaberin der Boutique Hayashi in Frankfurt am Main, vier Mitarbeiter, Umsatz: keine Angabe:
„Für dieses Bild von meiner Reise zur Fashion Week nach Mailand bekam ich auf Instagram 274 Gefällt-mir-Angaben und 15 Kommentare. Das Outfit war nach dem Posting sofort ausverkauft.“

Das sagt Felix Beilharz, Expertee für Media-Marketing:
„Selfies und Personenfotos sind besonders auf Instagram extrem beliebt, die Hashtags #me und #selfies sind dauerhaft unter den Top-Begriffen zu finden. Außerdem wird das Produkt hier mit normalen Menschen in einer Alltagssituation statt mit eingekauften Models inszeniert. So entsteht eine ganz eigene Authentizität, die von Fans sehr geschätzt wird. Auf Instagram funktionieren weniger Hochglanz-Werbefotos, sondern eher Schnappschüsse und hübsch inszenierte Aufnahmen – das Foto ist dafür ein Paradebeispiel.“


 Jutta Zeisset: Per Kommentar reservieren

„Seit 2009 versuche ich über Facebook, Leute für unser Frühstücksbuffet an Feiertagen zu begeistern. Anfangs postete ich einen Link zu unserer Webseite und zählte auf, was wir alles servieren. Meist klickten zwei Leute auf „Gefällt mir“, ­Anmeldungen blieben aus. Bis ein Freund sagte: „Mach doch mal ein Foto davon, was bei eurem Frühstück auf den Tisch kommt – das kann man ja gar nicht alles beschreiben.“ Ich machte den Test – und war platt: Mit einem Mal waren alle 75 Plätze ausgebucht! Die Leute reservierten teilweise direkt per Kommentar. Heute bieten wir jeden Sonntag ein Frühstücksbuffet an, vier Wochen im Voraus sind wir ausgebucht. Durch unsere Social-Media-Strategie haben wir etwa 50.000 Euro Umsatz extra eingespielt.

Inzwischen schalte ich keine Werbung in der Zeitung mehr, sondern setze voll auf Facebook, Instagram, Pinterest, Snapchat. Jede Plattform hat ihr eigenes Gesetz. Bei Pinterest habe ich 60 verschiedene Pinnwände, pro Produkt eine. Auf der einen Pinnwand sammle ich nur Fotos von unserem selbst gebackenen Brot, auf einer anderen nur Hochzeitstorten. So werden wir besser auf der Plattform gefunden, etwa wenn jemand eine Tortenidee für seine Hochzeit braucht.

Dank Social Media erreichen wir auch Leute unter 35 Jahren“
Obwohl wir ein alteingesessener Familienbetrieb sind – wir haben als Legehennenbetrieb angefangen und sind nun ein Café –, erreichen wir dank Social Media auch Leute unter 35. Wenn jemand unsere Postings kommentiert, stehen da auch Name und Gesicht. Ich kann direkt interagieren. Und wenn jemand unter ein Foto mit ­frischer Schokolade schreibt „Ich hätte gerne ein Kilo“, dann sind das 30 bis 40 Euro, die über die Ladentheke gehen. Ich glaube, dadurch, dass die Leute auf Instagram und Co. sehen, was sie erwartet, haben sie weniger Hemmungen zuzuschlagen, als wenn sie an eine anonyme Firmen-Mailadresse schreiben oder eine Nummer wählen müssen.“

Posting-Beispiel

2015 hatten die Inhaber des Museumscafés und Hofladen Zeisset in Weisweil die Idee, festzuhalten, wie der Zwetschgenkuchen entsteht und bei den Gästen ankommt. Dafür bekamen sie allein auf Facebook mehr als 200 Gefällt-Mir-Klicks.

2015 hatten die Inhaber des Museumscafés und Hofladen Zeisset in Weisweil die Idee, festzuhalten, wie der Zwetschgenkuchen entsteht und bei den Gästen ankommt. Dafür bekamen sie allein auf Facebook mehr als 200 Gefällt-Mir-Klicks.

 

In eigener Sache
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Das sagt Jutta Zeisset, Inhaberin des Museumscafés und Hofladens Zeisset in Weisweil, 25 Mitarbeiter, Umsatz: 450.000 Euro:
„2015 hatten wir die Idee, festzuhalten, wie unser beliebter Zwetschgenkuchen entsteht und bei den Gästen ankommt. Auf Facebook war das der Renner: 200 Mal „Gefällt mir“, 50 Leute teilten es und einige Leute kündigten sich per Kommentar auf ein Stück an. Als die Zwetschgensaison wieder losging, posteten wir das Video erneut, das Rezept ist zeitlos.“

Das sagt Gero Pflüger, Berater für Social-Media-Marketing:
„Das Video ist eine Mischung aus Nahaufnahmen des Kuchens – das weckt Begehrlichkeiten – und einem Erklärvideo. Dadurch erhält der Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen und hat beim nächsten Cafébesuch das Gefühl, die größten Geheimnisse des Betriebs zu kennen. Das ist super. Das Posting hätte vermutlich mit einem attraktiven Video-Vorschaubild noch mehr Erfolg haben können. In der vorliegenden Fassung war das Vorschaubild einfach weiß.“


Nicolas Lecloux: Vor allem unterhalten

Die Menschen wollen auf Social Media in erster Linie unterhalten werden. Als wir 2008 anfingen, Facebook für unser Start-up zu nutzen, hatten wir vor allem gepostet, was uns Gründern wichtig war: Dass in unseren Smoothies keine Farb- und Konservierungsstoffe stecken. Dass wir exotische Früchte verarbeiten, die sonst keiner im Sortiment hat. Das Problem: Niemand interessierte sich dafür. Das sah man an den wenigen Gefällt-mir-Angaben.

Ein Markenzeichen unseres Produkts ist unsere Flasche. Oft drucken wir lustige Texte oder Anekdoten auf die Rückseite. Als wir das erste Mal einen unserer Flaschentexte auf Facebook geteilt haben, schoss die Zahl der Reaktionen nach oben. Seither sprechen wir Kunden auf Social Media genauso an wie auf unseren Flaschen: direkt und humoristisch.

Hashtags auf den Smoothie-Flaschen
Wir setzen im Marketing voll auf Social Media und sind so binnen zehn Jahren in Deutschland zum Marktführer avanciert. Auch wenn es bei unseren Postings oft um Wortwitz geht, werden wir nur deshalb so stark wahrgenommen, weil wir ­unsere Texte als Foto teilen – und sogar unser Produktdesign an Social Media anpassen. So drucken wir neben den kurzen Texten seit einigen Jahren auch extra Hashtags auf unsere Flaschen – zum Beispiel #ohnemett auf unsere grünen oder #einhornkotze auf unsere pinken Smoothies. Diese Schlagworte werden dann von unseren Fans auf Instagram manchmal sogar mehr als 2000 Mal ­geteilt. So bleiben wir im Gespräch und sehen live, wie unsere Produkte beim Kunden ankommen.

Um den unterschiedlichen Kanäle gerecht zu werden, überlegen sich unsere zwei Social-Media-Manager einmal pro Woche, welche Postings, wo, wann und wie veröffentlicht werden. Wie das Posting oben zeigt, achten die Kollegen dabei auch auf aktuelle Ereignisse, die sich auf eine witzige Art mit unseren Produkten verbinden lassen. Dann ist die Interaktion oft am stärksten.

Posting-Beispiel

 

In eigener Sache
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17 Seiten Prompt-Tipps, Anwendungsbeispiele und über 100 Beispiel-Prompts
Das Unternehmen True Fruits postete dieses Bild mit dem Hastag #gdl und erreichte damit fast eine halbe Million Menschen. Das Bewerben hat gerade einmal 300 Euro gekostet.

Das Unternehmen True Fruits postete dieses Bild mit dem Hastag #gdl und erreichte damit fast eine halbe Million Menschen. Das Bewerben hat gerade einmal 300 Euro gekostet.© True Fruits GmbH

 

Das sagt Nicolas Lecloux, Geschäftsführer Marketing, True Fruits GmbH in Bonn, 24 Mitarbeiter, Umsatz: 29 Mio. Euro
„Zu einem der vielen Lokführerstreiks 2015 haben wir dieses Foto mit dem Hashtag #gdl und dem Hinweis gepostet: „Muss man nicht in einem Zug trinken. Schmeckt auch im Bus.“ Das Bild hat fast eine halbe Million Menschen auf Facebook erreicht. Das Bewerben hat gerade einmal 300 Euro gekostet. Ich möchte nicht wissen, was eine gedruckte Anzeige mit ähnlicher Wirkung kosten würde.“

Das sagt Felix Beilharz, Expertee für Media-Marketing:
„True Fruits ist es hier gelungen, ein aktuelles Ereignis, das alle nervt und über das jeder spricht, humoristisch aufzugreifen und so an einer Debatte teilzunehmen. Im Fachjargon wird diese Art von Postings „Newsjacking“ genannt. Durch die ohnehin hohe Reichweite der Firma, die Hashtags und die Unterstützung durch Facebook Ads konnte so eine sehr hohe Reichweite erzielt werden. Chapeau!“


Christian Pietsch: Besser dank Video

Seit 2015 zeigen wir auf Facebook verstärkt kurze Videos. Innerhalb von 10 bis 20 Sekunden stellen wir darin neue Taschen oder Rucksäcke vor und fragen die User gezielt nach ihrer Meinung, die sie im Kommentarfeld hinterlassen können. Innerhalb der Videos stellen wir ­maximal zwei Fragen, damit die Streuung der Kommentare nicht zu groß wird. Die Fragen handeln von Design, Innenfutter, Form, Preis oder Funktionalität – je nachdem, was zu dem Produkt passt. Zusätz­licher Anreiz: Jeder, der kommentiert, kann das gezeigte Produkt gewinnen.

Die Idee dazu entstand im letzten Jahr, als wir unseren Social-Media-Bereich neu ausrichteten. Als Unternehmen ist es uns wichtig, unsere fairen Produktionsbedingungen offenzulegen. Allerdings erwies sich Facebook als falsches Medium dafür. Wir mussten feststellen, dass die Leute in erster Linie am Produkt interessiert sind, Bedingungen und Herkunft werden als positives Add-on angesehen.

„Durch unsere Videos sind wir so nah wie möglich an unseren Kunden“
Gleichzeitig hatten wir zunehmende Schwierigkeiten in der Produktentwicklung. Einerseits fehlte uns in speziellen Nischen wie Fahrradtaschen die Expertise, andererseits wurden Produkte nicht zu Ende gedacht und waren somit fehlerhaft. Also entschieden wir uns dafür, die Produktentwicklung neu zu organisieren – und wir haben es geschafft, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Die Kurzclips stellten sich schnell als Erfolgsgarant heraus. Durch unsere Videos sind wir so nah wie möglich an unseren Kunden, fangen ein aktuelles Stimmungsbild ein und umgehen somit das Problem, an ihm vorbei zu produzieren. Schon 300 Produkte konnten dadurch verbessert werden. Dank der vielen Kommentare unter unseren Postings liegt unsere Interaktionsrate auf Facebook bei 1,9 Prozent. Damit liegen wir weit über dem deutschen Durchschnitt von 0,25 Prozent und sogar über den Interaktionsraten großer Marken wie Audi oder Pepsi.

Posting-Beispiel

Auch der Lederwarenhandel Gusti Leder in Rostock nutzt die sozialen Medien als Marketingstrategie.

Auch der Lederwarenhandel Gusti Leder in Rostock nutzt die sozialen Medien als Marketingstrategie.

 

Das sagt Christian Pietsch, 32, Geschäftsführer des Lederwarenhandels Gusti Leder in Rostock, 70 Mitarbeiter, Umsatz: 7 Mio. Euro:
„Die User – unsere Kunden – möchten mitentscheiden, wie die nächste Tasche aussieht. In unseren Facebook-Videos bittet unsere Social-Media-Managerin sie regelmäßig um ihre Meinung (siehe Protokoll unten). Bei diesem Video haben wir uns zusätzlich einen Gag erlaubt: Der Chef läuft in Unterhose durchs Bild. Nicht zuletzt deshalb ging das Video viral.“

Das sagt Gero Pflüger, Berater für Social-Media-Marketing:
„Ein klasse Video. In nur 14 Sekunden gibt es eine Produktvorschau, ein Gewinnspiel und einen Überraschungseffekt samt Flitzer in leuchtend roter Unterhose. Das lädt zum Kommentieren und Emotions-Klicken ein. Der Flitzer ist zudem im Vorschau-Standbild des Postings zu erkennen und löst bewusst Irritation aus. Nach dem Motto: „Irgendwas passt dort nicht, das muss ich mir mal angucken.“

In eigener Sache
Das ChatGPT-Prompt-Handbuch
Für Unternehmerinnen und Unternehmer
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17 Seiten Prompt-Tipps, Anwendungsbeispiele und über 100 Beispiel-Prompts
Kerstin Görling: Instagram als Schaufenster "Instagram ist mein wichtigstes Marketinginstrument. Ich mag die Plattform, weil sie – genau wie meine Mode – stark über die Optik funktioniert. Ich nutze In­stagram zudem lieber als Facebook, weil man als Firma auf Instagram derzeit noch sehr gute Reichweiten ohne das Bewerben einzelner Postings erzielt. Es ist wie ein zusätzliches virtuelles Schaufenster. Am besten laufen Fotos, bei denen ich – oder eine meiner vier Mitarbeiterinnen – einfach vorm Spiegel ein Selfie mache und dabei eines unserer Kleider aus dem Laden trage. Bei der Auswahl der Mode achten wir darauf, dass sie zum einen ­verfügbar und zum anderen mit einem Preis versehen ist. Zwar biete ich einen Teil meines Sortiments auch online über den Designermarkt Farfetch an. Der Großteil meiner Kunden kommt jedoch direkt in meine Boutique nach Frankfurt – nicht selten mit dem Posting ihres Wunschkleides in der Hand. Und dann will man sich natürlich sicher sein, dass das Kleid zum genannten Preis verfügbar ist. "Für meine Fans möchte ich vor allem ­nahbar sein" Für meine Fans möchte ich vor allem ­nahbar sein. Ich nehme sie mit auf die Fashion Weeks dieser Welt, wo ich die Mode direkt einkaufe, und poste Bilder – oder neuerdings auch kurze Snapchat-­Videos – vom Catwalk. Auch Urlaubsfotos oder private Neuigkeiten teile ich mit meinen Instagram-Followern. Natürlich ist diese starke Personalisierung auch anstrengend. Aber ich glaube, dass genau dieser persönliche Blick meinen Erfolg auf Social Media ausmacht. Nicht jeder meiner Instagram-Fans ist auch mein Kunde. Aber so gut wie jeder meiner Kunden folgt mir auch digital. Das weiß ich zum einen aus Kundengesprächen, aber auch durch einzelne Postings – etwa wenn ich einmal im Jahr nur über Instagram zu meinem Sommer- und Winterschlussverkauf aufrufe und am nächsten Tag eine Riesenschlange vor meinem Laden wartet." Posting-Beispiel [caption id="attachment_3541564" align="alignnone" width="600"] Kerstin Görling braucht keine Models, sie präsentiert ihre Mode einfach selbst. Ihren Instagram-Fans gefällt's.[/caption]   Das sagt Kerstin Görling, Inhaberin der Boutique Hayashi in Frankfurt am Main, vier Mitarbeiter, Umsatz: keine Angabe: "Für dieses Bild von meiner Reise zur Fashion Week nach Mailand bekam ich auf Instagram 274 Gefällt-mir-Angaben und 15 Kommentare. Das Outfit war nach dem Posting sofort ausverkauft." Das sagt Felix Beilharz, Expertee für Media-Marketing: "Selfies und Personenfotos sind besonders auf Instagram extrem beliebt, die Hashtags #me und #selfies sind dauerhaft unter den Top-Begriffen zu finden. Außerdem wird das Produkt hier mit normalen Menschen in einer Alltagssituation statt mit eingekauften Models inszeniert. So entsteht eine ganz eigene Authentizität, die von Fans sehr geschätzt wird. Auf Instagram funktionieren weniger Hochglanz-Werbefotos, sondern eher Schnappschüsse und hübsch inszenierte Aufnahmen – das Foto ist dafür ein Paradebeispiel."  Jutta Zeisset: Per Kommentar reservieren "Seit 2009 versuche ich über Facebook, Leute für unser Frühstücksbuffet an Feiertagen zu begeistern. Anfangs postete ich einen Link zu unserer Webseite und zählte auf, was wir alles servieren. Meist klickten zwei Leute auf „Gefällt mir“, ­Anmeldungen blieben aus. Bis ein Freund sagte: „Mach doch mal ein Foto davon, was bei eurem Frühstück auf den Tisch kommt – das kann man ja gar nicht alles beschreiben.“ Ich machte den Test – und war platt: Mit einem Mal waren alle 75 Plätze ausgebucht! Die Leute reservierten teilweise direkt per Kommentar. Heute bieten wir jeden Sonntag ein Frühstücksbuffet an, vier Wochen im Voraus sind wir ausgebucht. Durch unsere Social-Media-Strategie haben wir etwa 50.000 Euro Umsatz extra eingespielt. Inzwischen schalte ich keine Werbung in der Zeitung mehr, sondern setze voll auf Facebook, Instagram, Pinterest, Snapchat. Jede Plattform hat ihr eigenes Gesetz. Bei Pinterest habe ich 60 verschiedene Pinnwände, pro Produkt eine. Auf der einen Pinnwand sammle ich nur Fotos von unserem selbst gebackenen Brot, auf einer anderen nur Hochzeitstorten. So werden wir besser auf der Plattform gefunden, etwa wenn jemand eine Tortenidee für seine Hochzeit braucht. "Dank Social Media erreichen wir auch Leute unter 35 Jahren" Obwohl wir ein alteingesessener Familienbetrieb sind – wir haben als Legehennenbetrieb angefangen und sind nun ein Café –, erreichen wir dank Social Media auch Leute unter 35. Wenn jemand unsere Postings kommentiert, stehen da auch Name und Gesicht. Ich kann direkt interagieren. Und wenn jemand unter ein Foto mit ­frischer Schokolade schreibt „Ich hätte gerne ein Kilo“, dann sind das 30 bis 40 Euro, die über die Ladentheke gehen. Ich glaube, dadurch, dass die Leute auf Instagram und Co. sehen, was sie erwartet, haben sie weniger Hemmungen zuzuschlagen, als wenn sie an eine anonyme Firmen-Mailadresse schreiben oder eine Nummer wählen müssen." Posting-Beispiel [caption id="attachment_3538700" align="alignnone" width="600"] 2015 hatten die Inhaber des Museumscafés und Hofladen Zeisset in Weisweil die Idee, festzuhalten, wie der Zwetschgenkuchen entsteht und bei den Gästen ankommt. Dafür bekamen sie allein auf Facebook mehr als 200 Gefällt-Mir-Klicks.[/caption]   Das sagt Jutta Zeisset, Inhaberin des Museumscafés und Hofladens Zeisset in Weisweil, 25 Mitarbeiter, Umsatz: 450.000 Euro: "2015 hatten wir die Idee, festzuhalten, wie unser beliebter Zwetschgenkuchen entsteht und bei den Gästen ankommt. Auf Facebook war das der Renner: 200 Mal „Gefällt mir“, 50 Leute teilten es und einige Leute kündigten sich per Kommentar auf ein Stück an. Als die Zwetschgensaison wieder losging, posteten wir das Video erneut, das Rezept ist zeitlos." Das sagt Gero Pflüger, Berater für Social-Media-Marketing: "Das Video ist eine Mischung aus Nahaufnahmen des Kuchens – das weckt Begehrlichkeiten – und einem Erklärvideo. Dadurch erhält der Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen und hat beim nächsten Cafébesuch das Gefühl, die größten Geheimnisse des Betriebs zu kennen. Das ist super. Das Posting hätte vermutlich mit einem attraktiven Video-Vorschaubild noch mehr Erfolg haben können. In der vorliegenden Fassung war das Vorschaubild einfach weiß." Nicolas Lecloux: Vor allem unterhalten Die Menschen wollen auf Social Media in erster Linie unterhalten werden. Als wir 2008 anfingen, Facebook für unser Start-up zu nutzen, hatten wir vor allem gepostet, was uns Gründern wichtig war: Dass in unseren Smoothies keine Farb- und Konservierungsstoffe stecken. Dass wir exotische Früchte verarbeiten, die sonst keiner im Sortiment hat. Das Problem: Niemand interessierte sich dafür. Das sah man an den wenigen Gefällt-mir-Angaben. Ein Markenzeichen unseres Produkts ist unsere Flasche. Oft drucken wir lustige Texte oder Anekdoten auf die Rückseite. Als wir das erste Mal einen unserer Flaschentexte auf Facebook geteilt haben, schoss die Zahl der Reaktionen nach oben. Seither sprechen wir Kunden auf Social Media genauso an wie auf unseren Flaschen: direkt und humoristisch. Hashtags auf den Smoothie-Flaschen Wir setzen im Marketing voll auf Social Media und sind so binnen zehn Jahren in Deutschland zum Marktführer avanciert. Auch wenn es bei unseren Postings oft um Wortwitz geht, werden wir nur deshalb so stark wahrgenommen, weil wir ­unsere Texte als Foto teilen – und sogar unser Produktdesign an Social Media anpassen. So drucken wir neben den kurzen Texten seit einigen Jahren auch extra Hashtags auf unsere Flaschen – zum Beispiel #ohnemett auf unsere grünen oder #einhornkotze auf unsere pinken Smoothies. Diese Schlagworte werden dann von unseren Fans auf Instagram manchmal sogar mehr als 2000 Mal ­geteilt. So bleiben wir im Gespräch und sehen live, wie unsere Produkte beim Kunden ankommen. Um den unterschiedlichen Kanäle gerecht zu werden, überlegen sich unsere zwei Social-Media-Manager einmal pro Woche, welche Postings, wo, wann und wie veröffentlicht werden. Wie das Posting oben zeigt, achten die Kollegen dabei auch auf aktuelle Ereignisse, die sich auf eine witzige Art mit unseren Produkten verbinden lassen. Dann ist die Interaktion oft am stärksten. Posting-Beispiel   [caption id="attachment_3538707" align="alignnone" width="600"] Das Unternehmen True Fruits postete dieses Bild mit dem Hastag #gdl und erreichte damit fast eine halbe Million Menschen. Das Bewerben hat gerade einmal 300 Euro gekostet.[/caption]   Das sagt Nicolas Lecloux, Geschäftsführer Marketing, True Fruits GmbH in Bonn, 24 Mitarbeiter, Umsatz: 29 Mio. Euro "Zu einem der vielen Lokführerstreiks 2015 haben wir dieses Foto mit dem Hashtag #gdl und dem Hinweis gepostet: „Muss man nicht in einem Zug trinken. Schmeckt auch im Bus.“ Das Bild hat fast eine halbe Million Menschen auf Facebook erreicht. Das Bewerben hat gerade einmal 300 Euro gekostet. Ich möchte nicht wissen, was eine gedruckte Anzeige mit ähnlicher Wirkung kosten würde." Das sagt Felix Beilharz, Expertee für Media-Marketing: "True Fruits ist es hier gelungen, ein aktuelles Ereignis, das alle nervt und über das jeder spricht, humoristisch aufzugreifen und so an einer Debatte teilzunehmen. Im Fachjargon wird diese Art von Postings „Newsjacking“ genannt. Durch die ohnehin hohe Reichweite der Firma, die Hashtags und die Unterstützung durch Facebook Ads konnte so eine sehr hohe Reichweite erzielt werden. Chapeau!" Christian Pietsch: Besser dank Video Seit 2015 zeigen wir auf Facebook verstärkt kurze Videos. Innerhalb von 10 bis 20 Sekunden stellen wir darin neue Taschen oder Rucksäcke vor und fragen die User gezielt nach ihrer Meinung, die sie im Kommentarfeld hinterlassen können. Innerhalb der Videos stellen wir ­maximal zwei Fragen, damit die Streuung der Kommentare nicht zu groß wird. Die Fragen handeln von Design, Innenfutter, Form, Preis oder Funktionalität – je nachdem, was zu dem Produkt passt. Zusätz­licher Anreiz: Jeder, der kommentiert, kann das gezeigte Produkt gewinnen. Die Idee dazu entstand im letzten Jahr, als wir unseren Social-Media-Bereich neu ausrichteten. Als Unternehmen ist es uns wichtig, unsere fairen Produktionsbedingungen offenzulegen. Allerdings erwies sich Facebook als falsches Medium dafür. Wir mussten feststellen, dass die Leute in erster Linie am Produkt interessiert sind, Bedingungen und Herkunft werden als positives Add-on angesehen. "Durch unsere Videos sind wir so nah wie möglich an unseren Kunden" Gleichzeitig hatten wir zunehmende Schwierigkeiten in der Produktentwicklung. Einerseits fehlte uns in speziellen Nischen wie Fahrradtaschen die Expertise, andererseits wurden Produkte nicht zu Ende gedacht und waren somit fehlerhaft. Also entschieden wir uns dafür, die Produktentwicklung neu zu organisieren – und wir haben es geschafft, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Die Kurzclips stellten sich schnell als Erfolgsgarant heraus. Durch unsere Videos sind wir so nah wie möglich an unseren Kunden, fangen ein aktuelles Stimmungsbild ein und umgehen somit das Problem, an ihm vorbei zu produzieren. Schon 300 Produkte konnten dadurch verbessert werden. Dank der vielen Kommentare unter unseren Postings liegt unsere Interaktionsrate auf Facebook bei 1,9 Prozent. Damit liegen wir weit über dem deutschen Durchschnitt von 0,25 Prozent und sogar über den Interaktionsraten großer Marken wie Audi oder Pepsi. Posting-Beispiel [caption id="attachment_3538713" align="alignnone" width="600"] Auch der Lederwarenhandel Gusti Leder in Rostock nutzt die sozialen Medien als Marketingstrategie.[/caption]   Das sagt Christian Pietsch, 32, Geschäftsführer des Lederwarenhandels Gusti Leder in Rostock, 70 Mitarbeiter, Umsatz: 7 Mio. Euro: "Die User – unsere Kunden – möchten mitentscheiden, wie die nächste Tasche aussieht. In unseren Facebook-Videos bittet unsere Social-Media-Managerin sie regelmäßig um ihre Meinung (siehe Protokoll unten). Bei diesem Video haben wir uns zusätzlich einen Gag erlaubt: Der Chef läuft in Unterhose durchs Bild. Nicht zuletzt deshalb ging das Video viral." Das sagt Gero Pflüger, Berater für Social-Media-Marketing: "Ein klasse Video. In nur 14 Sekunden gibt es eine Produktvorschau, ein Gewinnspiel und einen Überraschungseffekt samt Flitzer in leuchtend roter Unterhose. Das lädt zum Kommentieren und Emotions-Klicken ein. Der Flitzer ist zudem im Vorschau-Standbild des Postings zu erkennen und löst bewusst Irritation aus. Nach dem Motto: „Irgendwas passt dort nicht, das muss ich mir mal angucken.“