Ansprechbar als Führungskraft
„Wir wollten dich nicht stören“

Unternehmerin Anabel Ternès hat viel zu tun. So viel, dass ihre Mitarbeiter sich kaum noch trauten, ihre Chefin anzusprechen. Im impulse-Blog erzählt Ternès, wie sie wieder für mehr Austausch sorgt.

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Ansprechbar als Führungskraft
So ein Schild würde Anabel Ternès niemals an ihre Bürotür hängen: Ansprechbar zu sein, ist ihr wichtig.
© Eskay Lim / EyeEm / EyeEm / Getty Images

Wie eng sollte man Mitarbeiter bei ihren Aufgaben begleiten?

Früher war es bei mir so: Ich lief über den Gang, habe alle gegrüßt und gefragt, ob sie gut vorankommen, irgendwelche Fragen haben oder Unterstützung benötigen. Stärker habe ich bei den Mitarbeitern, die ich nicht direkt geführt habe, bewusst nicht nachgebohrt.

Denn der Output meiner Teams stimmte insgesamt. Und ich dachte: Wenn ich ständig nach Zwischenergebnissen frage, dann erhöhe ich nur den Druck. Die kommen schon auf mich zu, wenn sie Feedback brauchen.

Das Problem war: Mit der Zeit haben mich viele Mitarbeiter, die ich nicht direkt führte, immer seltener angesprochen, um mir Zwischenergebnisse zu zeigen oder Probleme zu besprechen. Das hat mich gestört. Denn wenn ich erst das Endergebnis zu sehen bekomme, ist das Ergebnis dann doch mal nicht so, wie es sein sollte – und dann steht eine Extraschleife an.

Meine Assistentin schottete mich ab

Ich fragte mich: Woran liegt es, dass sich diese Mitarbeiter so selten direkt an mich wenden?

Und wie es so oft ist, es gab nicht einen, sondern gleich mehrere Gründe.

Zum einen hatte ich eine Zeit lang eine Assistentin, die mich sehr vom Rest des Teams abgeschottet hat. Mitarbeiter sagten mir später, sie habe ihnen gesagt, sie müsse mich vor zu vielen Anfragen schützen. Als diese das Unternehmen verlassen hatte, kamen plötzlich wieder vermehrt Mitarbeiter auf mich zu. Offenbar hatte meine Assistentin eine Art Mauer um mich gezogen, die ich gar nicht wollte.

Meine Mitarbeiter trauten sich nicht

Zum anderen hatten meine Mitarbeiter offenbar verinnerlicht, dass sie mich besser nicht stören. Sie wollten mir gerne Zwischenergebnisse zeigen und mein Feedback haben, aber sie trauten sich nicht.

Als wir darüber sprachen, hörte ich immer wieder: „Du bist so beschäftigt. Wir wollten dich nicht unterbrechen und einfach reinplatzen mit unseren Sachen.“

Mir war nicht klar gewesen, dass sie sich vor allem aus Höflichkeit und Rücksichtnahme so verhielten. Es war also wichtig, laut und klar auszusprechen: „Leute, ihr stört mich nicht. Es ist gut, wenn wir frühzeitig reden, anstatt dass ihr in eine Sackgasse lauft.“

Ein Gespräch brachte Klarheit

Und dann gab es auch noch einen Grund, der bei mir lag. Ich hatte einer Mitarbeiterin die operative Leitung übertragen. Sie organisierte, klärte und leitete die nächsten Schritte mit dem Team. Ich hatte mich aus früheren Unternehmen erinnert, dass sich die zweite Führungsebene oft übergangen fühlt, wenn ich als Chef daran vorbeimarschiert und direkt in die Arbeit des Teams eingegriffen hatte. Aus diesem Grund hatte ich mich zurückgehalten bei Mitarbeitern, die nicht direkt an mich berichteten.

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Auch hier brachte ein Gespräch Klarheit. Die COO und auch das Team hatten längst verinnerlicht, dass wir im Sinne des agilen Arbeitens pragmatisch vorgehen wollen. Solche Gedanken wie „Da wird eine Führungskraft übergangen“ sind einfach Blödsinn, wenn die Kommunikationswege klar und transparent verlaufen.

Nicht alle kennen das Big Picture

Die Erkenntnis des ganzen Prozesses ist – wie so oft: Reden hilft. Das Team kommt nun wieder mit Teilergebnissen und Fragen auf mich zu, wir ersparen uns so Extraschleifen. Denn nicht alle kennen das Big Picture. Ich bin ein Mensch, der sich Dinge sehr gut vorstellen kann. Ich habe ein genaues Bild vor Augen, wo wir hinwollen. Ein enger Austausch ist da unerlässlich.

Meine Bürotür steht daher, wenn ich keine vertraulichen Gespräche führe, immer offen. Regeln mussten wir keine aufstellen: Mein Team weiß, dass sie viele Dinge selbst entscheiden können. Sie kommen nicht mit Detailfragen auf mich zu, sondern mit Entscheidungsvorlagen.

In der Firma will ich ansprechbar sein

Klar ist: Wenn die Tür immer offensteht, ist störungsfreies Arbeiten natürlich schwierig. Wenn ich konzentriert an einer Aufgabe arbeiten möchte, dann schließe ich die Tür oder erledige sie schon ganz früh, wenn noch keiner da ist. Oder aber ich setze mich mit meinem Laptop an einen öffentlichen Ort, wie zum Beispiel eine Hotellobby. Aber wenn ich in der Firma bin, dann will ich ansprechbar sein.

Lesen Sie auch unser Interview mit Führungscoach Maic Stäbler zur Erreichbarkeit von Führungskräften: „Als Chef denkt man oft, man sei die Feuerwehr, wenn es brennt“.

Wie eng sollte man Mitarbeiter bei ihren Aufgaben begleiten? Früher war es bei mir so: Ich lief über den Gang, habe alle gegrüßt und gefragt, ob sie gut vorankommen, irgendwelche Fragen haben oder Unterstützung benötigen. Stärker habe ich bei den Mitarbeitern, die ich nicht direkt geführt habe, bewusst nicht nachgebohrt. Denn der Output meiner Teams stimmte insgesamt. Und ich dachte: Wenn ich ständig nach Zwischenergebnissen frage, dann erhöhe ich nur den Druck. Die kommen schon auf mich zu, wenn sie Feedback brauchen. Das Problem war: Mit der Zeit haben mich viele Mitarbeiter, die ich nicht direkt führte, immer seltener angesprochen, um mir Zwischenergebnisse zu zeigen oder Probleme zu besprechen. Das hat mich gestört. Denn wenn ich erst das Endergebnis zu sehen bekomme, ist das Ergebnis dann doch mal nicht so, wie es sein sollte - und dann steht eine Extraschleife an. Meine Assistentin schottete mich ab Ich fragte mich: Woran liegt es, dass sich diese Mitarbeiter so selten direkt an mich wenden? Und wie es so oft ist, es gab nicht einen, sondern gleich mehrere Gründe. Zum einen hatte ich eine Zeit lang eine Assistentin, die mich sehr vom Rest des Teams abgeschottet hat. Mitarbeiter sagten mir später, sie habe ihnen gesagt, sie müsse mich vor zu vielen Anfragen schützen. Als diese das Unternehmen verlassen hatte, kamen plötzlich wieder vermehrt Mitarbeiter auf mich zu. Offenbar hatte meine Assistentin eine Art Mauer um mich gezogen, die ich gar nicht wollte. Meine Mitarbeiter trauten sich nicht Zum anderen hatten meine Mitarbeiter offenbar verinnerlicht, dass sie mich besser nicht stören. Sie wollten mir gerne Zwischenergebnisse zeigen und mein Feedback haben, aber sie trauten sich nicht. Als wir darüber sprachen, hörte ich immer wieder: „Du bist so beschäftigt. Wir wollten dich nicht unterbrechen und einfach reinplatzen mit unseren Sachen.“ Mir war nicht klar gewesen, dass sie sich vor allem aus Höflichkeit und Rücksichtnahme so verhielten. Es war also wichtig, laut und klar auszusprechen: „Leute, ihr stört mich nicht. Es ist gut, wenn wir frühzeitig reden, anstatt dass ihr in eine Sackgasse lauft.“ Ein Gespräch brachte Klarheit Und dann gab es auch noch einen Grund, der bei mir lag. Ich hatte einer Mitarbeiterin die operative Leitung übertragen. Sie organisierte, klärte und leitete die nächsten Schritte mit dem Team. Ich hatte mich aus früheren Unternehmen erinnert, dass sich die zweite Führungsebene oft übergangen fühlt, wenn ich als Chef daran vorbeimarschiert und direkt in die Arbeit des Teams eingegriffen hatte. Aus diesem Grund hatte ich mich zurückgehalten bei Mitarbeitern, die nicht direkt an mich berichteten. Auch hier brachte ein Gespräch Klarheit. Die COO und auch das Team hatten längst verinnerlicht, dass wir im Sinne des agilen Arbeitens pragmatisch vorgehen wollen. Solche Gedanken wie „Da wird eine Führungskraft übergangen“ sind einfach Blödsinn, wenn die Kommunikationswege klar und transparent verlaufen. Nicht alle kennen das Big Picture Die Erkenntnis des ganzen Prozesses ist - wie so oft: Reden hilft. Das Team kommt nun wieder mit Teilergebnissen und Fragen auf mich zu, wir ersparen uns so Extraschleifen. Denn nicht alle kennen das Big Picture. Ich bin ein Mensch, der sich Dinge sehr gut vorstellen kann. Ich habe ein genaues Bild vor Augen, wo wir hinwollen. Ein enger Austausch ist da unerlässlich. Meine Bürotür steht daher, wenn ich keine vertraulichen Gespräche führe, immer offen. Regeln mussten wir keine aufstellen: Mein Team weiß, dass sie viele Dinge selbst entscheiden können. Sie kommen nicht mit Detailfragen auf mich zu, sondern mit Entscheidungsvorlagen. In der Firma will ich ansprechbar sein Klar ist: Wenn die Tür immer offensteht, ist störungsfreies Arbeiten natürlich schwierig. Wenn ich konzentriert an einer Aufgabe arbeiten möchte, dann schließe ich die Tür oder erledige sie schon ganz früh, wenn noch keiner da ist. Oder aber ich setze mich mit meinem Laptop an einen öffentlichen Ort, wie zum Beispiel eine Hotellobby. Aber wenn ich in der Firma bin, dann will ich ansprechbar sein. Lesen Sie auch unser Interview mit Führungscoach Maic Stäbler zur Erreichbarkeit von Führungskräften: „Als Chef denkt man oft, man sei die Feuerwehr, wenn es brennt“.