Dramadreieck
Dieses Wundermittel hilft gegen alltägliche Konflikte im Job

Konflikte rauben Kraft und Nerven. Das Dramadreieck hilft Ihnen, wiederkehrende Probleme in der Kommunikation mit Ihrem Team zu erkennen und zu lösen.

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Drama-Dreieck
© PM Images/DigitalVision/Getty Images

Eine alltägliche Situation, die Sie vielleicht schon selbst erlebt haben: In der Firma ist etwas schiefgelaufen. Die Chefin hätte von Mitarbeiter Meier dringend eine Präsentation für einen wichtigen Kundentermin gebraucht. Der hat aber nicht pünktlich geliefert und die Chefin musste den Termin verschieben. Sie ärgert sich – denn offensichtlich hat Herr Meier seine Arbeit nicht richtig erledigt.

Die Chefin spricht Herrn Meier auf die Präsentation an und zeigt deutlich, dass sie verärgert ist. Der Angesprochene ist zerknirscht und stottert eine Entschuldigung. Plötzlich steht Teamkollegin Schmidt in der Tür und verteidigt ihren Kollegen mit dem Argument, dass er einfach nicht genug Zeit gehabt habe. Plötzlich hat die Chefin das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Dabei hatte sie doch recht, oder?

In dieser Situation waren destruktive Kommunikationsmuster am Werk. Die gute Nachricht: „Mit der Kenntnis des Dramadreiecks lassen sich solche Konflikte besser verstehen und von vornherein vermeiden“, erklärt Coach und Buchautor Steffen Raebricht.

Rollen im Dramadreieck

Der kalifornische Psychologe Stephen Karpman erkannte 1968, dass unsere alltäglichen Kommunikationsmuster viele Parallelen zu griechischen Bühnendramen haben. Er ging davon aus, dass Menschen im Miteinander unbewusst verschiedene Rollen einnehmen. „Das kann zu unheilvollen Verstrickungen führen“, erklärt Raebricht.

Karpman fand insgesamt drei Rollen: Den Verfolger, den Retter und das Opfer. Treten Menschen miteinander in Beziehung, besetzt jede der beteiligten Personen – wie in einem Bühnendrama – eine dieser Rollen. „Die drei Positionen werden in einem auf der Spitze stehenden Dreieck dargestellt. Oben stehen Verfolger und Retter, unten das Opfer“, erläutert Raebricht.

Das Dreiecks-Modell ist übrigens nicht zwingend an drei Personen gebunden. Es kann zwischen mehr als drei oder auch zwischen zwei Personen ablaufen.

 1. Die Verfolger-Rolle

Der Verfolger tritt als Angreifer auf. Er kritisiert, weist zurecht, macht Vorwürfe, kontrolliert und weiß sowieso alles besser. Meistens wirkt es so, als hätte der Verfolger die mächtigste Position inne. „Oft handelt es sich auch tatsächlich um Personen, die hierarchisch über den anderen Beteiligten stehen – zum Beispiel Führungskräfte“, sagt Kommunikationsexperte Steffen Raebricht.

Menschen, die schnell wütend werden oder sich ungern anderen Menschen unterordnen, finden sich oft in der Verfolger-Rolle wieder. Auch in unserem Anfangs-Beispiel ist die Chefin die Verfolgerin. Sie schreibt Herrn Meier jegliche Schuld für die fehlende Präsentation zu und macht ihn durch ihre Worte zum Opfer.

2. Die Opfer-Rolle

Menschen, die in die Opfer-Rolle schlüpfen, präsentieren sich den anderen Beteiligten gegenüber als schwach und hilflos. Sie versuchen nicht, ihre Probleme zu lösen, und tragen damit selbst zu ihrer Hilflosigkeit bei. In unserem Beispiel nimmt Herr Meier die Opfer-Rolle ein.

Steffen Raebricht ist dabei wichtig zu betonen: „Ein echtes Opfer, zum Beispiel ein Ertrinkender, ist – im Gegensatz zum Drama-Opfer – unverschuldet in einer Notsituation und trägt zu seiner Situation selbst nichts bei.“

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Ein Mensch in der Opfer-Rolle blendet eigene Fähigkeiten und Möglichkeiten aus und macht sich kleiner, als er tatsächlich ist. Andere Beteiligte können das nicht mit ansehen und wollen ihm beistehen. So wird der Retter eingeladen, dem Opfer zu helfen.

3. Die Retter-Rolle

Der Retter greift oft helfend in die Probleme und Konflikte anderer ein. Er gibt gute Ratschläge, tröstet oder hilft, ohne darum gebeten worden zu sein. „Menschen, die die Retter-Position besetzen, werden von der Gesellschaft im Allgemeinen als großzügig und hilfsbereit wahrgenommen“, sagt Raebricht.

Doch der Retter spielt eine genauso wichtige Rolle im Aufrechterhalten des Dramas wie Verfolger und Opfer. Denn er fühlt sich ebenfalls überlegen und durch seine ungebetene Hilfe schwächt er das Opfer weiter. Der Retter ist der Meinung: Ohne meine Unterstützung geht es hier nicht weiter. Dieser Ansicht ist auch die Kollegin Schmidt, die in unserem Beispiel Herrn Meier ungefragt verteidigt.

Der Experte

Steffen Raebricht ist Organisationsberater und Trainer für Transaktionsanalyse. Außerdem ist er Autor mehrerer Bücher zum Thema Dramadreieck.

Rollenwechsel

Eine Besonderheit im Dramadreieck ist, dass die drei Rollen sehr schnell von einer Person zur anderen wechseln können. So entsteht eine gewisse Dynamik.  Im Beispiel könnte das folgendermaßen aussehen: Die Chefin fühlt sich von der Kritik der Kollegin Schmidt in die Ecke gedrängt und fängt an, sich zu rechtfertigen. Sie schlüpft damit in die Opfer-Rolle. Daraufhin wechselt Mitarbeiter Meier in die Verfolger-Rolle und fährt seine Kollegin an: „Würdest du dich bitte raushalten!“ Worauf die Kollegin ihrerseits in die Opfer-Rolle fällt und entgegnet: „Da will man einmal nett sein – und das ist der Dank.“

Diese Wechsel zeigen, warum das Modell Dramadreieck genannt wird. Denn durch das dynamische Hin- und Herspringen bleibt die Situation dramatisch und spannend bis zum Schluss – eben wie in einem Bühnendrama: Keiner der Beteiligten weiß genau, wer als Nächstes in welche Rolle wechselt. Aus einem hilfsbereiten Retter wird innerhalb von Sekunden ein aggressiver Täter oder ein jammerndes Opfer.

„Der Wechsel zwischen den Rollen ist für die Beteiligten sehr irritierend und löst am Ende den eigentlichen Konflikt aus“, sagt Raebricht. Für das Gegenüber ist nicht ersichtlich, was gerade passiert. Haben Sie in einer solchen Situation schon einmal gedacht: „Hä? Was ist denn jetzt auf einmal?“ Dann war das vermutlich gerade ein solcher Rollenwechsel.

Wechseln die Personen weiter hin und her, wird es meist immer schlimmer. Ein richtiges Drama eben. So stellt sich die Frage: Wie kann man aus dem Spiel aussteigen?

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Lösungsansätze

Laut Steffen Raebricht gibt es zwei Wege, um solchen Dramen aus dem Weg zu gehen. Ein Drama startet immer dann, wenn einer der Beteiligten dazu einlädt – „einen Köder auswerfen“, nennt Raebricht das.

1. Keine Köder auswerfen

Grundsätzlich kann jeder Mensch jede Rolle im Drama einnehmen. „Wir Menschen haben aber oft eine Lieblingsrolle, in der wir uns am wohlsten fühlen und die wir daher auch meist zuerst einnehmen“, erklärt Raebricht. Sich dieser Lieblingsrolle bewusst zu werden, ist der erste wichtige Schritt. Denn in der eigenen Lieblingsrolle lädt man regelmäßig die anderen Menschen zum Drama ein. Hier finden Sie einen Selbsttest von Steffen Raebricht zur Lieblingsrolle.

Raebricht empfiehlt, zunächst spielerisch zu experimentieren und in Situationen, die einem häufig begegnen, anders zu handeln. „Begebe ich mich oft in eine Retter-Rolle, kann ich versuchen, dem Sog zu wiederstehen, für andere in die Bresche zu springen“, erklärt er. Wenn ein Kollege beispielsweise immer wieder jammert und von Problemen erzählt, könnten Sie versuchen, keine Ratschläge zu erteilen. Solang Sie nicht um Hilfe gebeten wurden, ist das auch nicht unhöflich.

„Und dann sollte man einfach mal wahrnehmen und sich fragen: Was passiert eigentlich mit mir, wenn ich das jetzt lasse“, erklärt der Experte weiter.

2. Fremde Köder ausschlagen

Aber auch von anderen Menschen erhalten wir regelmäßig Einladungen zum Drama. Die Schwierigkeit besteht dann darin, nicht darauf anzuspringen. Zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter Sie immer wieder bittet, eine Aufgabe zu übernehmen, die er eigentlich auch selbst erledigen könnte.

„Als Vorgesetzter könnte ich versuchen, mein Gegenüber in die Verantwortung zu bringen, indem ich frage: Was würden Sie jetzt machen, wenn ich nicht da wäre?“, erklärt Steffen Raebricht.

Eine alltägliche Situation, die Sie vielleicht schon selbst erlebt haben: In der Firma ist etwas schiefgelaufen. Die Chefin hätte von Mitarbeiter Meier dringend eine Präsentation für einen wichtigen Kundentermin gebraucht. Der hat aber nicht pünktlich geliefert und die Chefin musste den Termin verschieben. Sie ärgert sich - denn offensichtlich hat Herr Meier seine Arbeit nicht richtig erledigt. Die Chefin spricht Herrn Meier auf die Präsentation an und zeigt deutlich, dass sie verärgert ist. Der Angesprochene ist zerknirscht und stottert eine Entschuldigung. Plötzlich steht Teamkollegin Schmidt in der Tür und verteidigt ihren Kollegen mit dem Argument, dass er einfach nicht genug Zeit gehabt habe. Plötzlich hat die Chefin das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Dabei hatte sie doch recht, oder? In dieser Situation waren destruktive Kommunikationsmuster am Werk. Die gute Nachricht: „Mit der Kenntnis des Dramadreiecks lassen sich solche Konflikte besser verstehen und von vornherein vermeiden“, erklärt Coach und Buchautor Steffen Raebricht. Rollen im Dramadreieck Der kalifornische Psychologe Stephen Karpman erkannte 1968, dass unsere alltäglichen Kommunikationsmuster viele Parallelen zu griechischen Bühnendramen haben. Er ging davon aus, dass Menschen im Miteinander unbewusst verschiedene Rollen einnehmen. „Das kann zu unheilvollen Verstrickungen führen“, erklärt Raebricht. Karpman fand insgesamt drei Rollen: Den Verfolger, den Retter und das Opfer. Treten Menschen miteinander in Beziehung, besetzt jede der beteiligten Personen – wie in einem Bühnendrama – eine dieser Rollen. „Die drei Positionen werden in einem auf der Spitze stehenden Dreieck dargestellt. Oben stehen Verfolger und Retter, unten das Opfer“, erläutert Raebricht. Das Dreiecks-Modell ist übrigens nicht zwingend an drei Personen gebunden. Es kann zwischen mehr als drei oder auch zwischen zwei Personen ablaufen.  1. Die Verfolger-Rolle Der Verfolger tritt als Angreifer auf. Er kritisiert, weist zurecht, macht Vorwürfe, kontrolliert und weiß sowieso alles besser. Meistens wirkt es so, als hätte der Verfolger die mächtigste Position inne. „Oft handelt es sich auch tatsächlich um Personen, die hierarchisch über den anderen Beteiligten stehen - zum Beispiel Führungskräfte“, sagt Kommunikationsexperte Steffen Raebricht. Menschen, die schnell wütend werden oder sich ungern anderen Menschen unterordnen, finden sich oft in der Verfolger-Rolle wieder. Auch in unserem Anfangs-Beispiel ist die Chefin die Verfolgerin. Sie schreibt Herrn Meier jegliche Schuld für die fehlende Präsentation zu und macht ihn durch ihre Worte zum Opfer. 2. Die Opfer-Rolle Menschen, die in die Opfer-Rolle schlüpfen, präsentieren sich den anderen Beteiligten gegenüber als schwach und hilflos. Sie versuchen nicht, ihre Probleme zu lösen, und tragen damit selbst zu ihrer Hilflosigkeit bei. In unserem Beispiel nimmt Herr Meier die Opfer-Rolle ein. Steffen Raebricht ist dabei wichtig zu betonen: „Ein echtes Opfer, zum Beispiel ein Ertrinkender, ist – im Gegensatz zum Drama-Opfer – unverschuldet in einer Notsituation und trägt zu seiner Situation selbst nichts bei.“ Ein Mensch in der Opfer-Rolle blendet eigene Fähigkeiten und Möglichkeiten aus und macht sich kleiner, als er tatsächlich ist. Andere Beteiligte können das nicht mit ansehen und wollen ihm beistehen. So wird der Retter eingeladen, dem Opfer zu helfen. 3. Die Retter-Rolle Der Retter greift oft helfend in die Probleme und Konflikte anderer ein. Er gibt gute Ratschläge, tröstet oder hilft, ohne darum gebeten worden zu sein. „Menschen, die die Retter-Position besetzen, werden von der Gesellschaft im Allgemeinen als großzügig und hilfsbereit wahrgenommen“, sagt Raebricht. Doch der Retter spielt eine genauso wichtige Rolle im Aufrechterhalten des Dramas wie Verfolger und Opfer. Denn er fühlt sich ebenfalls überlegen und durch seine ungebetene Hilfe schwächt er das Opfer weiter. Der Retter ist der Meinung: Ohne meine Unterstützung geht es hier nicht weiter. Dieser Ansicht ist auch die Kollegin Schmidt, die in unserem Beispiel Herrn Meier ungefragt verteidigt. [zur-person] Rollenwechsel Eine Besonderheit im Dramadreieck ist, dass die drei Rollen sehr schnell von einer Person zur anderen wechseln können. So entsteht eine gewisse Dynamik.  Im Beispiel könnte das folgendermaßen aussehen: Die Chefin fühlt sich von der Kritik der Kollegin Schmidt in die Ecke gedrängt und fängt an, sich zu rechtfertigen. Sie schlüpft damit in die Opfer-Rolle. Daraufhin wechselt Mitarbeiter Meier in die Verfolger-Rolle und fährt seine Kollegin an: „Würdest du dich bitte raushalten!“ Worauf die Kollegin ihrerseits in die Opfer-Rolle fällt und entgegnet: „Da will man einmal nett sein – und das ist der Dank.“ Diese Wechsel zeigen, warum das Modell Dramadreieck genannt wird. Denn durch das dynamische Hin- und Herspringen bleibt die Situation dramatisch und spannend bis zum Schluss – eben wie in einem Bühnendrama: Keiner der Beteiligten weiß genau, wer als Nächstes in welche Rolle wechselt. Aus einem hilfsbereiten Retter wird innerhalb von Sekunden ein aggressiver Täter oder ein jammerndes Opfer. „Der Wechsel zwischen den Rollen ist für die Beteiligten sehr irritierend und löst am Ende den eigentlichen Konflikt aus“, sagt Raebricht. Für das Gegenüber ist nicht ersichtlich, was gerade passiert. Haben Sie in einer solchen Situation schon einmal gedacht: „Hä? Was ist denn jetzt auf einmal?“ Dann war das vermutlich gerade ein solcher Rollenwechsel. Wechseln die Personen weiter hin und her, wird es meist immer schlimmer. Ein richtiges Drama eben. So stellt sich die Frage: Wie kann man aus dem Spiel aussteigen? [mehr-zum-thema] Lösungsansätze Laut Steffen Raebricht gibt es zwei Wege, um solchen Dramen aus dem Weg zu gehen. Ein Drama startet immer dann, wenn einer der Beteiligten dazu einlädt – „einen Köder auswerfen“, nennt Raebricht das. 1. Keine Köder auswerfen Grundsätzlich kann jeder Mensch jede Rolle im Drama einnehmen. „Wir Menschen haben aber oft eine Lieblingsrolle, in der wir uns am wohlsten fühlen und die wir daher auch meist zuerst einnehmen“, erklärt Raebricht. Sich dieser Lieblingsrolle bewusst zu werden, ist der erste wichtige Schritt. Denn in der eigenen Lieblingsrolle lädt man regelmäßig die anderen Menschen zum Drama ein. Hier finden Sie einen Selbsttest von Steffen Raebricht zur Lieblingsrolle. Raebricht empfiehlt, zunächst spielerisch zu experimentieren und in Situationen, die einem häufig begegnen, anders zu handeln. „Begebe ich mich oft in eine Retter-Rolle, kann ich versuchen, dem Sog zu wiederstehen, für andere in die Bresche zu springen“, erklärt er. Wenn ein Kollege beispielsweise immer wieder jammert und von Problemen erzählt, könnten Sie versuchen, keine Ratschläge zu erteilen. Solang Sie nicht um Hilfe gebeten wurden, ist das auch nicht unhöflich. „Und dann sollte man einfach mal wahrnehmen und sich fragen: Was passiert eigentlich mit mir, wenn ich das jetzt lasse“, erklärt der Experte weiter. 2. Fremde Köder ausschlagen Aber auch von anderen Menschen erhalten wir regelmäßig Einladungen zum Drama. Die Schwierigkeit besteht dann darin, nicht darauf anzuspringen. Zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter Sie immer wieder bittet, eine Aufgabe zu übernehmen, die er eigentlich auch selbst erledigen könnte. „Als Vorgesetzter könnte ich versuchen, mein Gegenüber in die Verantwortung zu bringen, indem ich frage: Was würden Sie jetzt machen, wenn ich nicht da wäre?“, erklärt Steffen Raebricht.
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