Erfahrungen mit Home-Office
Experiment Home-Office – eine Bilanz nach zwei Jahren

Als ein Mitarbeiter von impulse-Bloggerin Annette Timm den Wunsch äußerte, im Home-Office zu arbeiten, war sie erst einmal skeptisch - sagte aber zu. Zwei Jahre später zieht sie Bilanz.

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Trautes Heim, Glück allein im - Home-Office? Für manche Mitarbeiter ist das Arbeiten von zu Hause aus eine echte Erleichterung. Sie sollten aber auch ab und zu ins Unternehmen kommen.
Trautes Heim, Glück allein im - Home-Office? Für manche Mitarbeiter ist das Arbeiten von zu Hause aus eine echte Erleichterung. Sie sollten aber auch ab und zu ins Unternehmen kommen.

Raus aus den Federn und ran an den Schreibtisch. Vorher natürlich duschen, den Hund ausführen (sofern vorhanden), Kaffee trinken, ein schnelles Frühstück und dann sitzt man auch schon vorm Rechner. Dieses Szenario entstand in unseren Köpfen, als ein Mitarbeiter den Wunsch äußerte, von zu Hause aus arbeiten zu dürfen. Wir waren erstmal skeptisch – wie viele Chefs.

Dabei waren die Beweggründe unseres Mitarbeiters für uns nachvollziehbar. Wer täglich bis zu drei Stunden im Auto verbringt, nur um zum Arbeitsplatz und wieder nach Hause zu kommen, ist irgendwann genervt. Für den Vater einer Tochter im Grundschulalter war das sehr belastend.

Unsere Zweifel am Home-Office

„Nur nichts überstürzen“, haben wir uns gesagt. Bevor wir uns auf das Experiment einlassen wollten, haben wir uns verschiedene Fragen gestellt.

  1. Wird unser Mitarbeiter wirklich die volle Stundenzahl am heimischen Schreibtisch verbringen, die er vor Ort im Betrieb arbeiten würde?
  2. Wird der Mediengestalter, wenn es sich nicht um Routineaufgaben handelt und er Unterstützung benötigt, sich diese umgehend per Mail, Skype oder Ähnlichem von seinen Kollegen holen? Fühlt er sich in den Momenten, in denen die Arbeit mal nicht so rasch von der Hand geht, mit seiner Situation alleingelassen?
  3. Können wir davon ausgehen, dass sein persönliches Umfeld ein konzentriertes Arbeiten ermöglicht?
  4. Leidet der innerbetriebliche Informationsaustausch, wenn er abwesend ist?
  5. Welche Veränderungen bringt Home-Office für unseren Betrieb?

Wir sind die Fragen nicht mit unserem Mitarbeiter durchgegangen. Denn neben dem langen Arbeitsweg hatte er noch einen sehr persönlichen Grund, uns darum zu bitten, im Home-Office arbeiten zu dürfen.  Darum haben wir zugestimmt. Wir wollten es ausprobieren –  mit der Option, dass das Ganze von heute auf morgen rückgängig gemacht werden kann. Von fünf Tagen verbrachte er fortan nur noch zwei im Großraumbüro, die restlichen am heimischen Schreibtisch.

Das sagt der Mitarbeiter über das Arbeiten im Home-Office

Rund zwei Jahre später ziehen wir Bilanz. Dass unser Home-Office-Projekt schon so lange dauert, zeigt, dass es erfolgreich war. Unser Mitarbeiter sagt, dass seine Lebensqualität deutlich gestiegen ist, weil er nicht mehr so viele Stunden pendeln muss. Weniger Zeit auf der Autobahn bedeutet eben auch: morgens etwas länger schlafen zu können. Dazu kommt, dass er geringere Tankkosten und das Auto weniger Kilometer auf dem Tacho hat.

Für unseren Mitarbeiter hat das Home-Office auch den Vorteil, dass er zu Hause in einer ruhigeren Umgebung arbeiten kann als im Großraumbüro. Dank modernster Technik funktioniert auch der Workflow wie zuvor und die Arbeitsqualität hat nicht gelitten. Der Mitarbeiter sagt, für ihn seien viele Stressfaktoren weggefallen. Er fühlt sich besser. Klingt alles gut – aber gibt es für ihn auch einen Haken?

„Wer zum Home-Office ja sagt, muss wissen, dass es, überspitzt gesagt, einsam machen kann. Der direkte Austausch, sei es beruflich oder privat, fällt weg“, sagt er. Das passt nicht für jeden. Für unseren Mitarbeiter sind zwei bis drei Home-Office-Tage pro Woche völlig in Ordnung. Mehr möchte er auf keinen Fall, da er sonst das Gefühl der Teamzugehörigkeit vermissen würde.

Mitarbeiter müssen bestimmte Voraussetzungen fürs Home-Office erfüllen

Zu Hause arbeiten, das klingt entspannt und wird von einem neuen Freiheitsgefühl begleitet. Es lohnt sich aber, genauer hinzusehen. Ich glaube, dass bei Arbeitnehmern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein sollten, um den heimischen Arbeitsplatz zu einem zu machen, von dem sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer profitieren kann:

Ganz klar im Vorteil ist, …

… wer über die Fähigkeit zur Selbstmotivation (intrinsische Motivation) verfügt. Der Mitarbeiter sieht einen Sinn in seiner Arbeit, er zieht seine Zufriedenheit sowohl aus dem Arbeitsprozess als solchem als auch aus dem Ergebnis seiner Arbeit.

… wer auch dann mit der Arbeit im Home-Office weitermacht, wenn verschiedene Ablenkungen locken. Das mag der Wäscheberg sein, der gebügelt werden will, der dringende Anruf bei der Freundin oder Sonnenschein, der uns lockt, in den Park zu gehen. In solchen Momenten braucht man Selbstdisziplin.

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… wem systematisches Arbeiten liegt. Je strukturierter der Arbeitsablauf, desto geringer ist die Gefahr, dass man sich zu lange auf Nebenschauplätzen aufhält. Das bedeutet auch, eine klare  Regelung der Arbeitszeit und der Pausen. Vor allem Letztere ist wichtig, da es schnell passieren kann, dass die Auszeit von der Arbeit zu kurz kommt. Aufstehen, die Sportschuhe schnappen und um den Block laufen, in Ruhe essen, 20 Minuten die Augen schließen. All dies könnte im Home-Office vielleicht sogar leichter umgesetzt werden als im Betrieb.

… wer bereit ist, die Eigeninitiative zu ergreifen, um den Kontakt zu den Kollegen aufrechtzuerhalten. Eine Mitarbeiterin, die ebenfalls im Home-Office arbeitet, beschreibt es mit den Worten: „Wenn ich heute ins Büro komme, bin ich aufmerksamer als früher, bringe öfter für alle etwas zum Knabbern mit und halte Kontakt zu meinen Kollegen. Den Ostergruß, den ich sonst einfach so in den Raum geworfen habe, habe ich in diesem Jahr jedem einzelnen Kollegen per E-Mail geschickt.“

… wer den Bedarf erkennt und dann auch die Unterstützung einfordert, die er von Seiten der Kollegen erhalten kann.

Die Technik muss funktionieren

Damit ein Mitarbeiter gute Home-Office-Arbeit abliefern kann, braucht man aber auch eine Technik, die einwandfrei funktioniert. Mal war es der nicht funktionierende VPN-Tunnel, dann wieder eine andere Serverproblematik, die uns vor ein Problem stellte. Mittlerweile sind diese Hürden aber genommen. Und es braucht noch etwas ganz Wesentliches: Vertrauen. Das haben wir unseren Mitarbeitern im Vorfeld gegeben und das war gut so.

Nicht mehr als drei Tage die Woche Home-Office

Unsere bisherigen Erfahrungen mit Home-Office an drei Tagen pro Woche sind positiv. Einen weiteren Tag würden wir jedoch nicht gewähren, da wir meinen, dass eine längere Abwesenheit das Teamgefühl negativ beeinflussen kann.

Dazu kommt noch etwas anderes. Ich glaube, dass die Entwicklung eines Betriebes sehr stark mit den Interaktionen der Mitarbeiter zusammenhängt. Immer dann, wenn es um Problemlösungen, um innovative Prozesse geht, die sich im Tagesgeschäft von jetzt auf gleich offenbaren, fehlen die Argumente und Ideen des Mitarbeiters, der fernab in seinem Kämmerlein sitzt. Er ist von dieser Kommunikation ausgeschlossen. Schlecht für ihn und schlecht für uns, denn an dieser Stelle entgehen uns unter Umständen wertvolle Beiträge – seine Beiträge.

Raus aus den Federn und ran an den Schreibtisch. Vorher natürlich duschen, den Hund ausführen (sofern vorhanden), Kaffee trinken, ein schnelles Frühstück und dann sitzt man auch schon vorm Rechner. Dieses Szenario entstand in unseren Köpfen, als ein Mitarbeiter den Wunsch äußerte, von zu Hause aus arbeiten zu dürfen. Wir waren erstmal skeptisch – wie viele Chefs. Dabei waren die Beweggründe unseres Mitarbeiters für uns nachvollziehbar. Wer täglich bis zu drei Stunden im Auto verbringt, nur um zum Arbeitsplatz und wieder nach Hause zu kommen, ist irgendwann genervt. Für den Vater einer Tochter im Grundschulalter war das sehr belastend. Unsere Zweifel am Home-Office „Nur nichts überstürzen“, haben wir uns gesagt. Bevor wir uns auf das Experiment einlassen wollten, haben wir uns verschiedene Fragen gestellt. Wird unser Mitarbeiter wirklich die volle Stundenzahl am heimischen Schreibtisch verbringen, die er vor Ort im Betrieb arbeiten würde? Wird der Mediengestalter, wenn es sich nicht um Routineaufgaben handelt und er Unterstützung benötigt, sich diese umgehend per Mail, Skype oder Ähnlichem von seinen Kollegen holen? Fühlt er sich in den Momenten, in denen die Arbeit mal nicht so rasch von der Hand geht, mit seiner Situation alleingelassen? Können wir davon ausgehen, dass sein persönliches Umfeld ein konzentriertes Arbeiten ermöglicht? Leidet der innerbetriebliche Informationsaustausch, wenn er abwesend ist? Welche Veränderungen bringt Home-Office für unseren Betrieb? Wir sind die Fragen nicht mit unserem Mitarbeiter durchgegangen. Denn neben dem langen Arbeitsweg hatte er noch einen sehr persönlichen Grund, uns darum zu bitten, im Home-Office arbeiten zu dürfen.  Darum haben wir zugestimmt. Wir wollten es ausprobieren -  mit der Option, dass das Ganze von heute auf morgen rückgängig gemacht werden kann. Von fünf Tagen verbrachte er fortan nur noch zwei im Großraumbüro, die restlichen am heimischen Schreibtisch. Das sagt der Mitarbeiter über das Arbeiten im Home-Office Rund zwei Jahre später ziehen wir Bilanz. Dass unser Home-Office-Projekt schon so lange dauert, zeigt, dass es erfolgreich war. Unser Mitarbeiter sagt, dass seine Lebensqualität deutlich gestiegen ist, weil er nicht mehr so viele Stunden pendeln muss. Weniger Zeit auf der Autobahn bedeutet eben auch: morgens etwas länger schlafen zu können. Dazu kommt, dass er geringere Tankkosten und das Auto weniger Kilometer auf dem Tacho hat. Für unseren Mitarbeiter hat das Home-Office auch den Vorteil, dass er zu Hause in einer ruhigeren Umgebung arbeiten kann als im Großraumbüro. Dank modernster Technik funktioniert auch der Workflow wie zuvor und die Arbeitsqualität hat nicht gelitten. Der Mitarbeiter sagt, für ihn seien viele Stressfaktoren weggefallen. Er fühlt sich besser. Klingt alles gut – aber gibt es für ihn auch einen Haken? „Wer zum Home-Office ja sagt, muss wissen, dass es, überspitzt gesagt, einsam machen kann. Der direkte Austausch, sei es beruflich oder privat, fällt weg“, sagt er. Das passt nicht für jeden. Für unseren Mitarbeiter sind zwei bis drei Home-Office-Tage pro Woche völlig in Ordnung. Mehr möchte er auf keinen Fall, da er sonst das Gefühl der Teamzugehörigkeit vermissen würde. Mitarbeiter müssen bestimmte Voraussetzungen fürs Home-Office erfüllen Zu Hause arbeiten, das klingt entspannt und wird von einem neuen Freiheitsgefühl begleitet. Es lohnt sich aber, genauer hinzusehen. Ich glaube, dass bei Arbeitnehmern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein sollten, um den heimischen Arbeitsplatz zu einem zu machen, von dem sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer profitieren kann: Ganz klar im Vorteil ist, ... … wer über die Fähigkeit zur Selbstmotivation (intrinsische Motivation) verfügt. Der Mitarbeiter sieht einen Sinn in seiner Arbeit, er zieht seine Zufriedenheit sowohl aus dem Arbeitsprozess als solchem als auch aus dem Ergebnis seiner Arbeit. ... wer auch dann mit der Arbeit im Home-Office weitermacht, wenn verschiedene Ablenkungen locken. Das mag der Wäscheberg sein, der gebügelt werden will, der dringende Anruf bei der Freundin oder Sonnenschein, der uns lockt, in den Park zu gehen. In solchen Momenten braucht man Selbstdisziplin. ... wem systematisches Arbeiten liegt. Je strukturierter der Arbeitsablauf, desto geringer ist die Gefahr, dass man sich zu lange auf Nebenschauplätzen aufhält. Das bedeutet auch, eine klare  Regelung der Arbeitszeit und der Pausen. Vor allem Letztere ist wichtig, da es schnell passieren kann, dass die Auszeit von der Arbeit zu kurz kommt. Aufstehen, die Sportschuhe schnappen und um den Block laufen, in Ruhe essen, 20 Minuten die Augen schließen. All dies könnte im Home-Office vielleicht sogar leichter umgesetzt werden als im Betrieb. … wer bereit ist, die Eigeninitiative zu ergreifen, um den Kontakt zu den Kollegen aufrechtzuerhalten. Eine Mitarbeiterin, die ebenfalls im Home-Office arbeitet, beschreibt es mit den Worten: „Wenn ich heute ins Büro komme, bin ich aufmerksamer als früher, bringe öfter für alle etwas zum Knabbern mit und halte Kontakt zu meinen Kollegen. Den Ostergruß, den ich sonst einfach so in den Raum geworfen habe, habe ich in diesem Jahr jedem einzelnen Kollegen per E-Mail geschickt.“ … wer den Bedarf erkennt und dann auch die Unterstützung einfordert, die er von Seiten der Kollegen erhalten kann. Die Technik muss funktionieren Damit ein Mitarbeiter gute Home-Office-Arbeit abliefern kann, braucht man aber auch eine Technik, die einwandfrei funktioniert. Mal war es der nicht funktionierende VPN-Tunnel, dann wieder eine andere Serverproblematik, die uns vor ein Problem stellte. Mittlerweile sind diese Hürden aber genommen. Und es braucht noch etwas ganz Wesentliches: Vertrauen. Das haben wir unseren Mitarbeitern im Vorfeld gegeben und das war gut so. Nicht mehr als drei Tage die Woche Home-Office Unsere bisherigen Erfahrungen mit Home-Office an drei Tagen pro Woche sind positiv. Einen weiteren Tag würden wir jedoch nicht gewähren, da wir meinen, dass eine längere Abwesenheit das Teamgefühl negativ beeinflussen kann. Dazu kommt noch etwas anderes. Ich glaube, dass die Entwicklung eines Betriebes sehr stark mit den Interaktionen der Mitarbeiter zusammenhängt. Immer dann, wenn es um Problemlösungen, um innovative Prozesse geht, die sich im Tagesgeschäft von jetzt auf gleich offenbaren, fehlen die Argumente und Ideen des Mitarbeiters, der fernab in seinem Kämmerlein sitzt. Er ist von dieser Kommunikation ausgeschlossen. Schlecht für ihn und schlecht für uns, denn an dieser Stelle entgehen uns unter Umständen wertvolle Beiträge – seine Beiträge.
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