Führungsfehler
10 Fehler, mit denen Sie Ihre besten Mitarbeiter vergraulen

Wenn Angestellte kündigen, verlassen sie häufig nicht ihren Job – sondern den Chef oder die Chefin. Welche Führungsfehler Sie unbedingt vermeiden sollten und wie Sie es besser machen.

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Führungsfehler
© cagkansayin / iStockphoto / Getty Images

Wenn gute Leute kündigen, ist das ärgerlich. Denn eine Nachbesetzung dauert oft lange, die Einarbeitung kostet viel Geld und wichtige Projekte können sich verzögern. Entgegen der weit verbreiteten Meinung vieler Unternehmerinnen und Unternehmer ist nicht in erster Linie das Gehalt für den Wechsel verantwortlich. In der Regel gilt: Angestellte verlassen nicht das Unternehmen, sondern ihre Vorgesetzten.

Haben Sie in Ihrem Unternehmen eine hohe Fluktuation? Dann sollten Sie diese zehn Fehler vermeiden, damit Ihr Team möglichst lange bei Ihnen bleibt und Ihre besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zur Konkurrenz wechseln.

Fehler 1: Sie melden sich erst dann, wenn etwas nicht läuft.

Chefs und Chefinnen sollten sich auch dann mal zeigen, wenn es gerade kein akutes Problem gibt. Denn wer nur in seinem Elfenbeinturm sitzt, bekommt nicht mit, was in der Firma los ist. Geht es Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eigentlich gut? Was machen die überhaupt den ganzen Tag?

So geht’s besser: Regelmäßig beim Team vorbeischauen – und nicht erst, wenn die Zahlen nicht stimmen. „Und dann nicht nur ‚Hallo‘ sagen, sondern auch mal fragen, wie es läuft“, sagt Führungsexpertin Sandra von Ohesen. Darauf müsse man vor allem achten, wenn man in einem Remote-Team arbeitet. „In Online-Meetings geht es oft nur um Sachthemen. Da geht der soziale Kitt verloren. Führungskräfte sollten darauf achten, das Team auch persönlich abzuholen.“ Sie empfiehlt, ein kleines Ritual einzuführen. Zu Beginn eines Meetings könne man zum Beispiel eine Ankommensrunde einführen, in der jeder erzählen kann, was gerade beruflich und privat los ist.

Mehr dazu lesen Sie hier: Check-in bei Meetings: 45 Check-in-Fragen, die steife Meetings auflockern

Fehler 2: Sie überfordern.

Viele Vorgesetzte verwechseln Überstunden mit Produktivität. Sie loben Angestellte, die noch spät an ihren Schreibtischen sitzen und regelmäßig länger bleiben. Wenn ein wichtiges Projekt ansteht, kann es natürlich vorkommen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lange im Büro bleiben – das kann ein Team auch zusammenschweißen. Doch eine gute Führungskraft achtet auf ihr Team und sorgt dafür, dass sich niemand überarbeitet. Denn das führt nur zu Krankheit und chronischem Stress.

So geht’s besser: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischendurch abschalten können. Wer nicht die ganze Zeit unter Druck steht, ist produktiver und ausgeglichener als jemand, der von einer stressigen Aufgabe in die nächste stolpert. Dafür ist es allerdings wichtig, dass Sie mitbekommen, wie es Ihren Leuten überhaupt geht. „Manche Führungskräfte sind von Natur aus emphatisch, denen fällt das leicht“, sagt von Oehsen. Wem das nicht im Naturell liege, dem empfiehlt die Expertin, sich daran zu erinnern auch abseits der Sachaufgaben zu fragen.  „Wie läuft es aktuell bei dir? Wie war das Wochenende? Wie war der Urlaub?“, sagt sie.

Zur Person
Sandra von Oehsen ist Coach, Führungskräfteentwicklerin und Inhaberin der Deutschen Coaching Akademie. Führung kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: als Mitarbeiterin, als Teamleiterin und als Inhaberin. Sie leitet das Seminar „Mitarbeiterführung“ an der impulse-Akademie.

Fehler 3: Sie unterfordern.

Schlimmer als zu viel Stress ist eigentlich nur zu viel Langeweile. Denn Unterforderung führt zu Demotivation und Herausforderungen sind wichtig für gute Ideen. Sie sollten also darauf achten, dass sich Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht dauerhaft unterfordert fühlen.

So geht’s besser: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen gefordert werden. Bieten Sie ihnen interessante Projekte an, die ihre Fähigkeiten und Kenntnisse herausfordern. „Regelmäßige Gespräche über die individuellen beruflichen Ziele und Entwicklungsmöglichkeiten können helfen, das richtige Maß an Herausforderung zu finden“, sagt von Oehsen. Führungskräfte sollten sich bewusst sein, dass jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse und Ambitionen hat. „Manche Menschen lieben Routineaufgaben, andere brauchen den kreativen Freiraum“, sagt sie.

Fehler 4: Sie sind unverbindlich.

Chefin oder Chef zu sein bedeutet, Entscheidungen zu treffen – auch schwierige. Trotz dieser Verantwortung neigen viele Führungskräfte dazu, sich nicht klar zu positionieren, sämtliche Optionen offen zu halten und den Wünschen aller gerecht werden zu wollen. Unsicherheit und Unklarheit beeinträchtigen jedoch das Teamklima und können zu schlechterer Arbeitsleistung führen.

So geht’s besser: Treffen Sie klare Entscheidungen und stehen Sie dahinter. „Dabei kann es helfen, sich der eigenen Werte bewusst zu sein“, sagt von Oehsen. Klar definierte Werte dienen nicht nur als Richtschnur, sondern auch als innerer Kompass, der Führungskräfte bei Entscheidungsfindung leitet. So treffen Sie bessere Entscheidungen und können Ihrem Team klar vermitteln, wohin das Unternehmen steuert.

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Fehler 5: Sie lassen keinen Raum für eigene Ideen.

Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen auch Raum zur Entfaltung – denn nicht nur die Einfälle der Führungskraft sind gut. Wenn Sie die Ideen Ihres Teams auf Dauer ignorieren, denken die Teammitglieder irgendwann nicht mehr mit und machen nur noch Dienst nach Vorschrift. Oder gehen ganz.

So geht’s besser: „Viele Führungskräfte wollen Angestellte, die eigenverantwortlich handeln – verhalten sich aber so, dass genau das verhindert wird“, sagt Führungsexpertin von Oehsen. Wer eigenverantwortliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben wolle, müsse lernen, sich konsequent zurückzunehmen. „Das heißt auch, zu akzeptieren, dass andere Menschen andere Wege zu einem Ziel nehmen.“

Ein Tipp aus ihrer praktischen Arbeit: Das Team ermutigen, in Problemsituationen immer mindestens eine eigene Lösung mitzubringen. „Das motiviert die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich selbst damit auseinanderzusetzen und nicht jedes kleine Problem auf den Chef abzuwälzen.“

Fehler 6: Sie zeigen keine Wertschätzung.

Wenn im Job die Anerkennung fehlt, ist das demotivierend und mindert die Leistungsfähigkeit. Fehlt es an Wertschätzung, dann steigt der Frust und Angestellte verlieren ihre emotionale Bindung zum Unternehmen.

So geht’s besser: Zeigen Sie Ihrem Team regelmäßig Ihre Wertschätzung. Doch wie geht das? Führungsexpertin Sandra von Oehsen weist darauf hin, dass Wertschätzung nicht automatisch mit Lob gleichzusetzen ist. „Wertschätzung ist eher eine Grundhaltung. Lob hingegen ist eine positive Rückmeldung auf ein Arbeitsergebnis.“ Wichtig sei es, die individuellen Vorlieben jedes Einzelnen zu berücksichtigen. Manche schätzen öffentliches Lob, andere wollen einfach nur ein „Danke“ hören oder freuen sich über mehr Verantwortung.

Lesen Sie hier weiter: Wertschätzung: 5 Wege, Angestellte typgerecht zu motivieren

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Fehler 7: Sie bevormunden mit unnötigen Regeln.

Musik bei der Arbeit – verboten, Home-Office – verboten, private Nachrichten – verboten, Urlaubsbilder auf dem Schreibtisch – verboten. Diese rigiden Vorschriften schränken nicht nur die individuelle Entfaltung am Arbeitsplatz ein, sondern stiften auch Unmut und Frustration im Team.

So geht’s besser: Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, wie sie produktiv und erfolgreich arbeiten. Sie brauchen ihnen nicht vorzuschreiben, wann sie Pausen einzulegen haben, ob sie leise oder mit Musik arbeiten oder ob sie ihr Büro mit 35 verschiedenen Grünpflanzen in einen Dschungel verwandeln. „Vor allem jüngere Generationen haben heute ganz andere Ansprüche an Arbeit und Lebensgestaltung. Vielen Unternehmerinnen und Unternehmern fällt es schwer, diese Perspektive einzunehmen“, sagt Sandra von Oehsen.

Ihr Ratschlag: Lassen Sie Ihrem Team genug Freiheiten, dann werden sie auch mit Spaß an die Arbeit gehen. Und wenn Sie etwas nicht wollen, dann sprechen Sie mit den Angestellten darüber. So schaffen Sie Transparenz über die Hintergründe und versuchen auch rauszufinden, was dem Teammitglied daran so wichtig ist.

Fehler 8: Sie halten Ziele geheim.

In einem Unternehmen werden viele Entscheidungen getroffen: Preise werden erhöht, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen, Projekte eingestellt. Natürlich muss eine Führungskraft nicht jede Entscheidung vor seinem Team rechtfertigen. Doch wenn Sie die Hintergründe von Entscheidungen erklären, werden auch unpopuläre Entscheidungen nachvollziehbar. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen wissen, wohin die Reise geht und warum es sich lohnt, für etwas zu arbeiten.

So geht’s besser: Teilen Sie die Ziele und Entscheidungsgründe transparent mit Ihrem Team. Schaffen Sie eine offene Kommunikation, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Hintergründe von Entscheidungen nachvollziehen können. Das fördert das Verständnis und die Identifikation mit den Unternehmenszielen. „Menschen machen immer dort am ehesten mit, wo sie das Gefühl haben, etwas mitbestimmen und mitgestalten zu können“, erklärt von Oehsen. Das heißt: Wenn Führungskräfte Entscheidungen über große Veränderungen für sich alleine treffen, fällt es den Mitarbeitenden schwerer, mitzugehen. Lassen Sie Ihr Team das große Ganze sehen und auch mitgestalten.

Fehler 9: Sie übernehmen keine Verantwortung.

Chefinnen und Chefs tragen die Verantwortung – das ist ihre Hauptaufgabe. Wenn etwas im Team schiefläuft, darf eine gute Führungskraft die Schuld nicht nach unten abwälzen, sondern muss sie selbst tragen.

So geht’s besser: Übernehmen Sie als Führungskraft Verantwortung für das Team und die getroffenen Entscheidungen. Stehen Sie zu Ihren Handlungen und suchen Sie gemeinsam mit dem Team nach Lösungen, wenn etwas schiefläuft. „Das ist eine Frage der Fehlerkultur“, sagt von Oehsen. Die lasse sich natürlich nicht von heute auf morgen ändern.

Ihr Tipp für den Anfang: An vielen Stellen Feedback einbauen. Beispielsweise in Meetings. „Gemeinsam könnte man darauf gucken, was gut und was schlecht am Meeting war. Wie fanden wir uns in diesem Meeting? Wie fanden wir unsere Zusammenarbeit beim letzten Mal? Was können wir verändern? Was brauchen wir noch? Was wollen wir beibehalten? Was wollen wir noch mal weiterentwickeln?“, sagt sie. Das helfe den Blick auf eine gemeinsame Verbesserung zu richten anstatt auf einen Schuldigen.

Fehler 10: Sie mikromanagen.

Für viele Angestellte gibt kaum etwas Demotivierendes, als einen Mikromanager oder eine Mikromanagerin als Führungskraft zu haben. Sie verteilen zwar Aufgaben an das Team, kontrollieren aber jeden einzelnen Schritt nach und machen so klar: Den Angestellten kann man nicht vertrauen. Solche Vorgesetzte geben nicht nur das Ziel vor, sondern auch den Weg dahin. Das frustriert und demotiviert.

So geht’s besser: Chefinnen und Chefs müssen am Unternehmen arbeiten nicht im Unternehmen. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Team die Aufgaben kompetent erledigen kann.

„Führungskräfte sollten sich fragen: Bin ich jetzt im Moment gerade der bestbezahlte Sachbearbeiter, die bestbezahlte Sachbearbeiterin in meinem eigenen Unternehmen?“, sagt Sandra von Oehsen. Die Kapazitäten einer Führungskraft sind limitiert und meist gibt es jemanden in der Firma, der eine Aufgabe mindestens genauso gut erledigen kann.

Lesen Sie hier weiter: Mikromanagement: Wie sehr Sie betroffen sind, zeigt Ihnen dieser Selbsttest. Plus: Tipps, um loszulassen.

Wenn gute Leute kündigen, ist das ärgerlich. Denn eine Nachbesetzung dauert oft lange, die Einarbeitung kostet viel Geld und wichtige Projekte können sich verzögern. Entgegen der weit verbreiteten Meinung vieler Unternehmerinnen und Unternehmer ist nicht in erster Linie das Gehalt für den Wechsel verantwortlich. In der Regel gilt: Angestellte verlassen nicht das Unternehmen, sondern ihre Vorgesetzten. Haben Sie in Ihrem Unternehmen eine hohe Fluktuation? Dann sollten Sie diese zehn Fehler vermeiden, damit Ihr Team möglichst lange bei Ihnen bleibt und Ihre besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zur Konkurrenz wechseln. Fehler 1: Sie melden sich erst dann, wenn etwas nicht läuft. Chefs und Chefinnen sollten sich auch dann mal zeigen, wenn es gerade kein akutes Problem gibt. Denn wer nur in seinem Elfenbeinturm sitzt, bekommt nicht mit, was in der Firma los ist. Geht es Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eigentlich gut? Was machen die überhaupt den ganzen Tag? So geht’s besser: Regelmäßig beim Team vorbeischauen - und nicht erst, wenn die Zahlen nicht stimmen. „Und dann nicht nur ‚Hallo‘ sagen, sondern auch mal fragen, wie es läuft“, sagt Führungsexpertin Sandra von Ohesen. Darauf müsse man vor allem achten, wenn man in einem Remote-Team arbeitet. „In Online-Meetings geht es oft nur um Sachthemen. Da geht der soziale Kitt verloren. Führungskräfte sollten darauf achten, das Team auch persönlich abzuholen.“ Sie empfiehlt, ein kleines Ritual einzuführen. Zu Beginn eines Meetings könne man zum Beispiel eine Ankommensrunde einführen, in der jeder erzählen kann, was gerade beruflich und privat los ist. Mehr dazu lesen Sie hier: Check-in bei Meetings: 45 Check-in-Fragen, die steife Meetings auflockern Fehler 2: Sie überfordern. Viele Vorgesetzte verwechseln Überstunden mit Produktivität. Sie loben Angestellte, die noch spät an ihren Schreibtischen sitzen und regelmäßig länger bleiben. Wenn ein wichtiges Projekt ansteht, kann es natürlich vorkommen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lange im Büro bleiben – das kann ein Team auch zusammenschweißen. Doch eine gute Führungskraft achtet auf ihr Team und sorgt dafür, dass sich niemand überarbeitet. Denn das führt nur zu Krankheit und chronischem Stress. So geht’s besser: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischendurch abschalten können. Wer nicht die ganze Zeit unter Druck steht, ist produktiver und ausgeglichener als jemand, der von einer stressigen Aufgabe in die nächste stolpert. Dafür ist es allerdings wichtig, dass Sie mitbekommen, wie es Ihren Leuten überhaupt geht. „Manche Führungskräfte sind von Natur aus emphatisch, denen fällt das leicht“, sagt von Oehsen. Wem das nicht im Naturell liege, dem empfiehlt die Expertin, sich daran zu erinnern auch abseits der Sachaufgaben zu fragen.  „Wie läuft es aktuell bei dir? Wie war das Wochenende? Wie war der Urlaub?“, sagt sie. [zur-person] Fehler 3: Sie unterfordern. Schlimmer als zu viel Stress ist eigentlich nur zu viel Langeweile. Denn Unterforderung führt zu Demotivation und Herausforderungen sind wichtig für gute Ideen. Sie sollten also darauf achten, dass sich Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht dauerhaft unterfordert fühlen. So geht’s besser: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen gefordert werden. Bieten Sie ihnen interessante Projekte an, die ihre Fähigkeiten und Kenntnisse herausfordern. „Regelmäßige Gespräche über die individuellen beruflichen Ziele und Entwicklungsmöglichkeiten können helfen, das richtige Maß an Herausforderung zu finden“, sagt von Oehsen. Führungskräfte sollten sich bewusst sein, dass jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse und Ambitionen hat. „Manche Menschen lieben Routineaufgaben, andere brauchen den kreativen Freiraum“, sagt sie. Fehler 4: Sie sind unverbindlich. Chefin oder Chef zu sein bedeutet, Entscheidungen zu treffen – auch schwierige. Trotz dieser Verantwortung neigen viele Führungskräfte dazu, sich nicht klar zu positionieren, sämtliche Optionen offen zu halten und den Wünschen aller gerecht werden zu wollen. Unsicherheit und Unklarheit beeinträchtigen jedoch das Teamklima und können zu schlechterer Arbeitsleistung führen. So geht’s besser: Treffen Sie klare Entscheidungen und stehen Sie dahinter. „Dabei kann es helfen, sich der eigenen Werte bewusst zu sein“, sagt von Oehsen. Klar definierte Werte dienen nicht nur als Richtschnur, sondern auch als innerer Kompass, der Führungskräfte bei Entscheidungsfindung leitet. So treffen Sie bessere Entscheidungen und können Ihrem Team klar vermitteln, wohin das Unternehmen steuert. impulse-Mitglieder können ihre Werte mithilfe dieser Arbeitsblätter ermitteln. Fehler 5: Sie lassen keinen Raum für eigene Ideen. Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen auch Raum zur Entfaltung – denn nicht nur die Einfälle der Führungskraft sind gut. Wenn Sie die Ideen Ihres Teams auf Dauer ignorieren, denken die Teammitglieder irgendwann nicht mehr mit und machen nur noch Dienst nach Vorschrift. Oder gehen ganz. So geht’s besser: „Viele Führungskräfte wollen Angestellte, die eigenverantwortlich handeln – verhalten sich aber so, dass genau das verhindert wird“, sagt Führungsexpertin von Oehsen. Wer eigenverantwortliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben wolle, müsse lernen, sich konsequent zurückzunehmen. „Das heißt auch, zu akzeptieren, dass andere Menschen andere Wege zu einem Ziel nehmen.“ Ein Tipp aus ihrer praktischen Arbeit: Das Team ermutigen, in Problemsituationen immer mindestens eine eigene Lösung mitzubringen. „Das motiviert die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich selbst damit auseinanderzusetzen und nicht jedes kleine Problem auf den Chef abzuwälzen.“ Fehler 6: Sie zeigen keine Wertschätzung. Wenn im Job die Anerkennung fehlt, ist das demotivierend und mindert die Leistungsfähigkeit. Fehlt es an Wertschätzung, dann steigt der Frust und Angestellte verlieren ihre emotionale Bindung zum Unternehmen. So geht’s besser: Zeigen Sie Ihrem Team regelmäßig Ihre Wertschätzung. Doch wie geht das? Führungsexpertin Sandra von Oehsen weist darauf hin, dass Wertschätzung nicht automatisch mit Lob gleichzusetzen ist. „Wertschätzung ist eher eine Grundhaltung. Lob hingegen ist eine positive Rückmeldung auf ein Arbeitsergebnis.“ Wichtig sei es, die individuellen Vorlieben jedes Einzelnen zu berücksichtigen. Manche schätzen öffentliches Lob, andere wollen einfach nur ein „Danke“ hören oder freuen sich über mehr Verantwortung. Lesen Sie hier weiter: Wertschätzung: 5 Wege, Angestellte typgerecht zu motivieren Fehler 7: Sie bevormunden mit unnötigen Regeln. Musik bei der Arbeit – verboten, Home-Office – verboten, private Nachrichten – verboten, Urlaubsbilder auf dem Schreibtisch – verboten. Diese rigiden Vorschriften schränken nicht nur die individuelle Entfaltung am Arbeitsplatz ein, sondern stiften auch Unmut und Frustration im Team. So geht’s besser: Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, wie sie produktiv und erfolgreich arbeiten. Sie brauchen ihnen nicht vorzuschreiben, wann sie Pausen einzulegen haben, ob sie leise oder mit Musik arbeiten oder ob sie ihr Büro mit 35 verschiedenen Grünpflanzen in einen Dschungel verwandeln. „Vor allem jüngere Generationen haben heute ganz andere Ansprüche an Arbeit und Lebensgestaltung. Vielen Unternehmerinnen und Unternehmern fällt es schwer, diese Perspektive einzunehmen“, sagt Sandra von Oehsen. Ihr Ratschlag: Lassen Sie Ihrem Team genug Freiheiten, dann werden sie auch mit Spaß an die Arbeit gehen. Und wenn Sie etwas nicht wollen, dann sprechen Sie mit den Angestellten darüber. So schaffen Sie Transparenz über die Hintergründe und versuchen auch rauszufinden, was dem Teammitglied daran so wichtig ist. [mehr-zum-thema] Fehler 8: Sie halten Ziele geheim. In einem Unternehmen werden viele Entscheidungen getroffen: Preise werden erhöht, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen, Projekte eingestellt. Natürlich muss eine Führungskraft nicht jede Entscheidung vor seinem Team rechtfertigen. Doch wenn Sie die Hintergründe von Entscheidungen erklären, werden auch unpopuläre Entscheidungen nachvollziehbar. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen wissen, wohin die Reise geht und warum es sich lohnt, für etwas zu arbeiten. So geht’s besser: Teilen Sie die Ziele und Entscheidungsgründe transparent mit Ihrem Team. Schaffen Sie eine offene Kommunikation, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Hintergründe von Entscheidungen nachvollziehen können. Das fördert das Verständnis und die Identifikation mit den Unternehmenszielen. „Menschen machen immer dort am ehesten mit, wo sie das Gefühl haben, etwas mitbestimmen und mitgestalten zu können“, erklärt von Oehsen. Das heißt: Wenn Führungskräfte Entscheidungen über große Veränderungen für sich alleine treffen, fällt es den Mitarbeitenden schwerer, mitzugehen. Lassen Sie Ihr Team das große Ganze sehen und auch mitgestalten. Fehler 9: Sie übernehmen keine Verantwortung. Chefinnen und Chefs tragen die Verantwortung – das ist ihre Hauptaufgabe. Wenn etwas im Team schiefläuft, darf eine gute Führungskraft die Schuld nicht nach unten abwälzen, sondern muss sie selbst tragen. So geht’s besser: Übernehmen Sie als Führungskraft Verantwortung für das Team und die getroffenen Entscheidungen. Stehen Sie zu Ihren Handlungen und suchen Sie gemeinsam mit dem Team nach Lösungen, wenn etwas schiefläuft. „Das ist eine Frage der Fehlerkultur“, sagt von Oehsen. Die lasse sich natürlich nicht von heute auf morgen ändern. Ihr Tipp für den Anfang: An vielen Stellen Feedback einbauen. Beispielsweise in Meetings. „Gemeinsam könnte man darauf gucken, was gut und was schlecht am Meeting war. Wie fanden wir uns in diesem Meeting? Wie fanden wir unsere Zusammenarbeit beim letzten Mal? Was können wir verändern? Was brauchen wir noch? Was wollen wir beibehalten? Was wollen wir noch mal weiterentwickeln?“, sagt sie. Das helfe den Blick auf eine gemeinsame Verbesserung zu richten anstatt auf einen Schuldigen. Fehler 10: Sie mikromanagen. Für viele Angestellte gibt kaum etwas Demotivierendes, als einen Mikromanager oder eine Mikromanagerin als Führungskraft zu haben. Sie verteilen zwar Aufgaben an das Team, kontrollieren aber jeden einzelnen Schritt nach und machen so klar: Den Angestellten kann man nicht vertrauen. Solche Vorgesetzte geben nicht nur das Ziel vor, sondern auch den Weg dahin. Das frustriert und demotiviert. So geht’s besser: Chefinnen und Chefs müssen am Unternehmen arbeiten nicht im Unternehmen. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Team die Aufgaben kompetent erledigen kann. „Führungskräfte sollten sich fragen: Bin ich jetzt im Moment gerade der bestbezahlte Sachbearbeiter, die bestbezahlte Sachbearbeiterin in meinem eigenen Unternehmen?“, sagt Sandra von Oehsen. Die Kapazitäten einer Führungskraft sind limitiert und meist gibt es jemanden in der Firma, der eine Aufgabe mindestens genauso gut erledigen kann. Lesen Sie hier weiter: Mikromanagement: Wie sehr Sie betroffen sind, zeigt Ihnen dieser Selbsttest. Plus: Tipps, um loszulassen.
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