Klatsch am Arbeitsplatz
Mitarbeiter tratschen über Sie? So reagieren Sie souverän

In jedem Unternehmen wird getratscht. Auch über den Chef oder die Chefin. Wann Sie einschreiten müssen – und wann es besser ist, die Dinge einfach laufen zu lassen.

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Klatsch am Arbeitsplatz
© cagkansayin / iStockphoto / Getty Images/iStockphoto

Wo Menschen zusammenarbeiten, wird geredet. Über das Wetter, Fußball, die Familie. Und über die Kolleginnen und Kollegen und die Führungskräfte. „Es ist ein Grundbedürfnis, sich mit anderen Menschen auszutauschen“, sagt Heidrun Schüler-Lubienetzki, Psychologin und Business-Coach aus Hamburg. „Wir brauchen diesen Austausch, um uns wohlzufühlen und gut zusammenzuarbeiten.“

Beim Plausch in der Kaffeeküche oder in der Raucherpause werde überprüft, wie man zueinander stehe. In jedem Unternehmen gibt es laut der Psychologin Gruppen und Untergruppen, die sich unter anderem dadurch definieren, welche Haltung sie zu einem bestimmten Thema oder einer Person pflegen. Das kann den neuen Dienstwagen des Chefs betreffen („viel zu groß und zu teuer“) oder die Kollegin, die besonders gern freitags Homeoffice macht („Ob die da wirklich arbeitet?“).

Durch die vertraulichen Gespräche unter Kollegen könne ein Wir-Gefühl entstehen. Als Führungskraft müsse man deshalb hinnehmen, dass man bei solchen Gesprächen außen vor bleibe. „Wenn Sie versuchen mitzutratschen, wirken Sie schnell anbiedernd und peinlich.“

Kommen einem Chef oder einer Chefin Tratsch und Gerüchte zu Ohren, müssen sie entscheiden, ob und wie sie darauf reagieren. Das hängt von der jeweiligen Situation ab.

Situation 1: Mitarbeiter reden schlecht über den Chef

Hier gilt es zu unterscheiden, welche Absichten hinter dem Tratsch stecken. Will da jemand einfach nur seinen Unmut loswerden? Oder soll der Chef bewusst diskreditiert werden?

Harmloser Klatsch und Tratsch

„Manche Dinge muss man einfach laufen lassen und sich frei machen von dem Anspruch, von allen jederzeit geliebt zu werden“, sagt die Psychologin. „Stellen Sie sich vor, der Vorstand eines Unternehmens würde auf jeden Mitarbeiter zugehen und sagen: ‚Ich habe gehört, Ihnen passt die Größe meines Dienstwagens nicht – wie können Sie das nur sagen?‘ Das wäre sehr unsouverän.“

Um zu beurteilen, ob Sie aktiv werden sollten oder nicht, helfe die Frage: „Welcher Schaden entsteht durch den Tratsch?“ Ärgern Sie sich zum Beispiel persönlich, wenn Sie mitbekommen, dass über den Zustand Ihrer Ehe spekuliert wird, kann das Ihrer Motivation als Führungskraft schaden. Und dann sollten Sie laut Schüler-Lubienetzki etwas unternehmen. „Sie können sich zum Beispiel einen Mitarbeiter rausgreifen und sagen: ‚Ich habe das Gefühl, dass Gerüchte über mich im Umlauf sind. Ich weiß nicht, wo sie herkommen. Aber ich möchte ganz deutlich sagen, dass ich das überhaupt nicht schätze.‘“

Zur Person
Heidrun Schüler-LubienetzkiHeidrun Schüler-Lubienetzki ist Psychologin und Business-Coach. Gemeinsam mit Ulf Lubienetzki  schrieb sie das Buch „Schwierige Menschen am Arbeitsplatz – Handlungsstrategien für den Umgang mit herausfordernden Persönlichkeiten“, das bei Springer erschienen ist.

Toxischer Klatsch und Tratsch

Einschreiten sollten Chefs auch, wenn sie merken, dass sich das Team ihnen gegenüber anders verhält. Etwa, wenn Teammitglieder auf Distanz gehen, voreingenommen wirken oder Entscheidungen stark anzweifeln.

Das kann ein Hinweis dafür sein, dass jemand schädlichen Tratsch über den Chef oder die Chefin verbreitet, um die Arbeitsatmosphäre zu vergiften.

Womöglich war dann ein sogenannter Toxiker am Werk. Das sind laut Schüler-Lubienetzki Menschen, die nach Macht streben, um ihre egoistischen Ziele um jeden Preis zu verwirklichen. „Toxiker wollen Schaden anrichten. Sie nutzen Tratsch und Lästereien bewusst, um andere zu manipulieren und die Beziehung zwischen Chef und Team zu gefährden.“

„Die ist total überfordert. Angeblich soll sich ihr Mann jetzt auch noch vom Acker gemacht haben“ oder „Merkst du auch, wie der rumeiert, der hat doch keine Ahnung“ – mit solchen Sätzen wollen Toxiker Vorgesetzte diskreditieren und deren Autorität untergraben.

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„Wenn jemand Ihre Entscheidungskraft derart infrage stellt, müssen Sie reagieren. Können Sie das üble Gerede einem Mitarbeiter zuordnen, ist ein Einzelgespräch notwendig, um das Signal zu geben: Ich habe mitbekommen, was du hier treibst, und ich erwarte, dass du dein Verhalten änderst“, so die Psychologin.

Mehr dazu: Staffing: Wenn Mitarbeiter ihren Chef mobben

Situation 2: Mitarbeiter lästern über Kollegen

„Der Hintze macht echt immer überpünktlich Feierabend“ oder „Was hat denn die Frau Rathke heute wieder an?“: Wenn Mitarbeiter hinter deren Rücken schlecht über Kollegen reden, gilt laut Schüler-Lubienetzki für Chefs und Chefinnen vor allem eines – niemals mitlästern! „Als Führungskraft haben Sie eine Vorbildfunktion. Wenn es um Themen wie Wertschätzung und Fairness geht, beobachten die Mitarbeiter sehr genau, wie sich der Vorgesetzte verhält.“

Es kann auch helfen, sich klar von den Lästereien abzugrenzen, etwa so: „Ich finde das nicht angemessen. Ich möchte nicht, dass wir so übereinander reden.“ Wenn die Grenzen des guten Miteinanders überschritten werden, müssen Sie das laut Schüler-Lubienetzki aufzeigen. „Unternehmen sind produktiver, wenn die Mitarbeiter Vertrauen zueinander haben. Gegen Lästereien einzutreten und in die Konfrontation zu gehen, hat also auch eine wirtschaftliche Komponente.“

Und natürlich gelte: Sobald einzelne Mitarbeitende bewusst diffamiert und bloßgestellt werden, müssen Vorgesetzte aktiv werden, um Mobbing zu verhindern.

Situation 3: Durch das Unternehmen wabern Gerüchte

Sie haben den Eindruck, dass Gerüchte im Umlauf sind, die das Betriebsklima schädigen – aber Sie wissen nicht, wer sie verbreitet? Dann sollten Sie das ansprechen, etwa in einer Teamsitzung: „In letzter Zeit scheinen hier Gerüchte aufgetaucht zu sein über die Zukunft unserer Firma. Ihr wisst ja, Gerüchte sind keine Tatsachen. Und ich möchte jetzt mal aus meiner Perspektive Transparenz schaffen und erklären, wie es sich tatsächlich verhält.“

Es sei in so einer Situation entscheidend, eine klare, orientierende Botschaft zu senden, so Schüler-Lubienetzki. „Das Ziel ist, die Deutungshoheit wieder zurückzugewinnen.“

Situation 4: Mitarbeiter tragen Vermutungen über Kollegen an den Chef heran

„Ich glaube, beim Klaus zu Hause läuft es gerade nicht so gut, er hat richtig tiefe Augenringe und sieht echt fertig aus“: Wenn Mitarbeiter sich mit solchen Vermutungen vertrauensvoll an den Chef wenden, kann das laut der Psychologin durchaus sinnvoll sein. „Als Chef haben Sie ja auch eine Fürsorgepflicht. Teilen Sie den Eindruck des Mitarbeiters, können Sie ein Gespräch mit dem Kollegen suchen und herausfinden, ob es vielleicht betriebliche Gründe für die Erschöpfung gibt und ob Sie ihn unterstützen können.“

Wo Menschen zusammenarbeiten, wird geredet. Über das Wetter, Fußball, die Familie. Und über die Kolleginnen und Kollegen und die Führungskräfte. „Es ist ein Grundbedürfnis, sich mit anderen Menschen auszutauschen“, sagt Heidrun Schüler-Lubienetzki, Psychologin und Business-Coach aus Hamburg. „Wir brauchen diesen Austausch, um uns wohlzufühlen und gut zusammenzuarbeiten.“ Beim Plausch in der Kaffeeküche oder in der Raucherpause werde überprüft, wie man zueinander stehe. In jedem Unternehmen gibt es laut der Psychologin Gruppen und Untergruppen, die sich unter anderem dadurch definieren, welche Haltung sie zu einem bestimmten Thema oder einer Person pflegen. Das kann den neuen Dienstwagen des Chefs betreffen („viel zu groß und zu teuer“) oder die Kollegin, die besonders gern freitags Homeoffice macht („Ob die da wirklich arbeitet?“). Durch die vertraulichen Gespräche unter Kollegen könne ein Wir-Gefühl entstehen. Als Führungskraft müsse man deshalb hinnehmen, dass man bei solchen Gesprächen außen vor bleibe. „Wenn Sie versuchen mitzutratschen, wirken Sie schnell anbiedernd und peinlich.“ Kommen einem Chef oder einer Chefin Tratsch und Gerüchte zu Ohren, müssen sie entscheiden, ob und wie sie darauf reagieren. Das hängt von der jeweiligen Situation ab. Situation 1: Mitarbeiter reden schlecht über den Chef Hier gilt es zu unterscheiden, welche Absichten hinter dem Tratsch stecken. Will da jemand einfach nur seinen Unmut loswerden? Oder soll der Chef bewusst diskreditiert werden? Harmloser Klatsch und Tratsch „Manche Dinge muss man einfach laufen lassen und sich frei machen von dem Anspruch, von allen jederzeit geliebt zu werden“, sagt die Psychologin. „Stellen Sie sich vor, der Vorstand eines Unternehmens würde auf jeden Mitarbeiter zugehen und sagen: ‚Ich habe gehört, Ihnen passt die Größe meines Dienstwagens nicht – wie können Sie das nur sagen?‘ Das wäre sehr unsouverän.“ Um zu beurteilen, ob Sie aktiv werden sollten oder nicht, helfe die Frage: „Welcher Schaden entsteht durch den Tratsch?“ Ärgern Sie sich zum Beispiel persönlich, wenn Sie mitbekommen, dass über den Zustand Ihrer Ehe spekuliert wird, kann das Ihrer Motivation als Führungskraft schaden. Und dann sollten Sie laut Schüler-Lubienetzki etwas unternehmen. „Sie können sich zum Beispiel einen Mitarbeiter rausgreifen und sagen: ‚Ich habe das Gefühl, dass Gerüchte über mich im Umlauf sind. Ich weiß nicht, wo sie herkommen. Aber ich möchte ganz deutlich sagen, dass ich das überhaupt nicht schätze.‘“ [zur-person] Toxischer Klatsch und Tratsch Einschreiten sollten Chefs auch, wenn sie merken, dass sich das Team ihnen gegenüber anders verhält. Etwa, wenn Teammitglieder auf Distanz gehen, voreingenommen wirken oder Entscheidungen stark anzweifeln. Das kann ein Hinweis dafür sein, dass jemand schädlichen Tratsch über den Chef oder die Chefin verbreitet, um die Arbeitsatmosphäre zu vergiften. Womöglich war dann ein sogenannter Toxiker am Werk. Das sind laut Schüler-Lubienetzki Menschen, die nach Macht streben, um ihre egoistischen Ziele um jeden Preis zu verwirklichen. „Toxiker wollen Schaden anrichten. Sie nutzen Tratsch und Lästereien bewusst, um andere zu manipulieren und die Beziehung zwischen Chef und Team zu gefährden.“ „Die ist total überfordert. Angeblich soll sich ihr Mann jetzt auch noch vom Acker gemacht haben“ oder „Merkst du auch, wie der rumeiert, der hat doch keine Ahnung“ – mit solchen Sätzen wollen Toxiker Vorgesetzte diskreditieren und deren Autorität untergraben. „Wenn jemand Ihre Entscheidungskraft derart infrage stellt, müssen Sie reagieren. Können Sie das üble Gerede einem Mitarbeiter zuordnen, ist ein Einzelgespräch notwendig, um das Signal zu geben: Ich habe mitbekommen, was du hier treibst, und ich erwarte, dass du dein Verhalten änderst“, so die Psychologin. Mehr dazu: Staffing: Wenn Mitarbeiter ihren Chef mobben Situation 2: Mitarbeiter lästern über Kollegen „Der Hintze macht echt immer überpünktlich Feierabend“ oder „Was hat denn die Frau Rathke heute wieder an?“: Wenn Mitarbeiter hinter deren Rücken schlecht über Kollegen reden, gilt laut Schüler-Lubienetzki für Chefs und Chefinnen vor allem eines – niemals mitlästern! „Als Führungskraft haben Sie eine Vorbildfunktion. Wenn es um Themen wie Wertschätzung und Fairness geht, beobachten die Mitarbeiter sehr genau, wie sich der Vorgesetzte verhält.“ Es kann auch helfen, sich klar von den Lästereien abzugrenzen, etwa so: „Ich finde das nicht angemessen. Ich möchte nicht, dass wir so übereinander reden.“ Wenn die Grenzen des guten Miteinanders überschritten werden, müssen Sie das laut Schüler-Lubienetzki aufzeigen. „Unternehmen sind produktiver, wenn die Mitarbeiter Vertrauen zueinander haben. Gegen Lästereien einzutreten und in die Konfrontation zu gehen, hat also auch eine wirtschaftliche Komponente.“ Und natürlich gelte: Sobald einzelne Mitarbeitende bewusst diffamiert und bloßgestellt werden, müssen Vorgesetzte aktiv werden, um Mobbing zu verhindern. [mehr-zum-thema] Situation 3: Durch das Unternehmen wabern Gerüchte Sie haben den Eindruck, dass Gerüchte im Umlauf sind, die das Betriebsklima schädigen – aber Sie wissen nicht, wer sie verbreitet? Dann sollten Sie das ansprechen, etwa in einer Teamsitzung: „In letzter Zeit scheinen hier Gerüchte aufgetaucht zu sein über die Zukunft unserer Firma. Ihr wisst ja, Gerüchte sind keine Tatsachen. Und ich möchte jetzt mal aus meiner Perspektive Transparenz schaffen und erklären, wie es sich tatsächlich verhält.“ Es sei in so einer Situation entscheidend, eine klare, orientierende Botschaft zu senden, so Schüler-Lubienetzki. „Das Ziel ist, die Deutungshoheit wieder zurückzugewinnen.“ Situation 4: Mitarbeiter tragen Vermutungen über Kollegen an den Chef heran „Ich glaube, beim Klaus zu Hause läuft es gerade nicht so gut, er hat richtig tiefe Augenringe und sieht echt fertig aus“: Wenn Mitarbeiter sich mit solchen Vermutungen vertrauensvoll an den Chef wenden, kann das laut der Psychologin durchaus sinnvoll sein. „Als Chef haben Sie ja auch eine Fürsorgepflicht. Teilen Sie den Eindruck des Mitarbeiters, können Sie ein Gespräch mit dem Kollegen suchen und herausfinden, ob es vielleicht betriebliche Gründe für die Erschöpfung gibt und ob Sie ihn unterstützen können.“