Konkurrenz im Team
Wie Sie Wettbewerb unter Mitarbeitern positiv steuern

Wettbewerb unter Kollegen ist normal und kann sie sogar produktiver machen. Aber wie viel Konkurrenz am Arbeitsplatz ist gesund? Und wann sollten Sie als Chef eingreifen?

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Konkurrenz im Team
© twomeows/ Moment/Getty Images

In jedem Team gibt es Mitarbeiter, die besser sein wollen als andere. Sie verfolgen ehrgeizig ihre beruflichen Ziele. Und trotzdem: „Konkurrenz unter Kollegen ist nicht zwangsläufig schlecht“, sagt Management-Expertin Michaela Moser. Im Gegenteil: „Ein gewisses Maß an Wettbewerb kann sehr wertvoll sein und Mitarbeiter leistungsfähiger und kreativer machen.“ Es kann aber auch zu Konflikten im Team führen. „Kommt es zum Konkurrenzkampf unter Kollegen, gerät das gemeinsame Ziel aus dem Fokus und die Zusammenarbeit funktioniert nicht mehr“, sagt Moser. „Statt miteinander zu reden, misstrauen die Mitarbeiter einander, der Informationsfluss gerät ins Stocken.“ Wie können Führungskräfte Konkurrenz so lenken, dass sie nützt – und nicht schadet?

Inhaltliche Konkurrenz vs. persönliche Konkurrenz

Entscheidend ist die Art der Konkurrenz: Treten die Kollegen in einen inhaltlichen oder in einen persönlichen Wettstreit?

Die inhaltliche Konkurrenz

„Hier konkurrieren Mitarbeiter durch ihre Leistung miteinander, es geht um die Sache“, erklärt Moser. Zum Beispiel: Wer hat das beste Konzept, die genialste Idee. „Diese Form von Konkurrenz ist für ein Team unglaublich förderlich“, sagt Moser. „Funktioniert aber nur, wenn der Vorgesetzte zum Wettbewerb aufruft, transparent kommuniziert und das Teamziel verdeutlicht.“ Zum Beispiel, indem er beim nächsten Teamtreffen sagt: „Wir bringen bald Produkt XY auf den Markt. Ich wünsche mir bis nächste Woche von jedem einen Vorschlag für einen Werbeslogan. Den besten Vorschlag setzen wir um.“ Auf diese Weise holt die Führungskraft so viele Ideen aus dem Team raus, wie möglich. „Das sorgt für Innovation und dafür, dass sich die Mitarbeiter in ihrer Arbeit vergleichen, über Inhalte diskutieren und im besten Fall voneinander lernen.“

Die persönliche Konkurrenz

„Hier treten die Mitarbeiter aus Neid und Missgunst in einen persönlichen Konkurrenzkampf und legen sich gegenseitig Steine in den Weg“, erklärt Moser. „Diese Art Wettstreit ist für Vorgesetzte schwer in den Griff zu kriegen, fatal für die Teamarbeit – und letztlich für das Unternehmen.“ Die Energie der Konkurrierenden fließe nämlich nicht in die Arbeit, sondern in Selbstmarketing, Intrigen und Koalitionsbildung. „Es geht nur darum, andere auszustechen und zu gewinnen“, sagt Moser. „Das kann dazu führen, dass andere im Team sich unwohl fühlen, krank werden oder den Arbeitgeber wechseln.“

Wie können Führungskräfte inhaltliche Konkurrenz fördern?

„Die Führungskraft sollte inhaltlichen Wettbewerb dann befeuern, wenn sie glaubt, dass das Team mehr kann, als es zeigt“, sagt Moser. Wie das geht? Durch klare Aufgaben und Lob. Zum Beispiel: Wer kann das Konzept am besten gestalten? Wer hat die Information am schnellsten? „Wichtig ist, dass das Team das Prinzip der inhaltlichen Konkurrenz verstanden hat, bevor es in den Wettbewerb geht.“ Das heißt, der Chef muss transparent kommunizieren, worum es geht: dass der Einzelne zwar gefragt, das Ziel aber letztlich nur gemeinsam zu erreichen ist. Zum Beispiel: „Wir wollen das beste Konzept für unseren Kunden, also will ich, dass jeder seine Ideen einbringt. Wir dürfen uns ruhig reiben, aber es darf nicht eskalieren, sodass wir am Ende gar kein Konzept haben und den Kunden verlieren.“

Macht- und leistungsorientierte Menschen fühlen sich durch solche Aufgaben angespornt; sie haben Spaß am Wettstreit, weil es sie reizt, besser zu sein als andere. „Diese Menschen wollen für ihre Leistung gelobt werden, Einfluss haben und Menschen und Sachverhalte kontrollieren“, sagt Moser. Für Vorgesetzte lohne es sich, diesen Typ Mitarbeiter ein bisschen anzustacheln. „Dadurch holt der Chef nicht nur die beste Arbeit aus leistungsstarken Mitarbeitern, sondern schafft für leistungsschwächere Kollegen auch Vorbilder“, sagt Moser. Die Starken zögen die Schwächeren im Team mit – „das sorgt letztlich dafür, dass alle vorwärtskommen.“ Das gelingt aber nur, wenn die Führungskraft die Bemühungen aller Mitarbeiter anerkennt. „Das heißt, der Chef sollte auch zu enttäuschten Mitarbeitern gehen und sagen: Okay, das Konzept des anderen war zwar besser, aber auch du hast Stärken, wie können wir dich fördern?“

Wie sorgen Führungskraft dafür, dass der Wettbewerb positiv bleibt?

Damit der Wettbewerb fair bleibt, muss der Vorgesetzte sehr aufmerksam sein, beobachten und viel mit den Mitarbeitern reden. Letztlich gehe es um die Frage: Wer konkurriert mit wem und warum? „Der Vorgesetzte sollte das sowohl im Team, als auch mit jedem einzelnen Mitarbeiter besprechen“, sagt Moser. „Außerdem sollte er die übergeordneten Führungs- und Unternehmensziele kommunizieren.“ An diesen übergeordneten Zielen könnten sich die Kollegen gemeinsam orientieren, sodass der Teamgedanke im Fokus steht. „Dadurch ist die Gefahr kleiner, dass Einzelne lospreschen und ohne Rücksicht nur ihre persönlichen Ziele verfolgen“, sagt Moser.

Zur Person
Michaela Moser ist Professorin für Personal an der IUBH Internationalen Hochschule Köln. Sie ist außerdem Geschäftsführerin der Personal- und Managementberatung  evitura GmbH.

Aber: Nicht jeder Mitarbeiter fühlt sich von einem Wettbewerb angespornt. „Es gibt auch jene, denen das Miteinander im Team wichtiger ist“, sagt Moser. „Das sollten Vorgesetzte akzeptieren, sonst zieht sich diese Sorte Mitarbeiter zurück und fühlt sich unwohl im Job.“ Außerdem brauche es in jedem Team auch Leute, die auf Harmonie und Miteinander achten und den Teamgedanke stärken.

Wann sollte die Führungskraft einschreiten?

„Streit ist ein guter Indikator für persönliche Konkurrenz“, sagt Moser. Kommt es immer öfter zu Konflikten im Team, sollte die Führungskraft sich fragen: Geht es im Team noch um die Sache oder um Machtspielchen? „Wenn der Vorgesetzte merkt, dass Mitarbeiter in persönliche Konkurrenz gehen, muss er eingreifen“, sagt Moser.

Zunächst sollte der Chef mit den Mitarbeitern reden. „Zu klären ist, warum der Kollege mit einem anderen konkurriert, was er sich davon verspricht und welche Ziele er verfolgt“, sagt Moser. Ändere sich das Verhalten nach dem Gespräch nicht oder stelle sich heraus, dass die Vorstellungen des Mitarbeiters nicht zum Unternehmen passten, müsse der Vorgesetzte über eine Kündigung nachdenken. „Ansonsten leidet das ganze Team und letztlich auch die Arbeit.“

In jedem Team gibt es Mitarbeiter, die besser sein wollen als andere. Sie verfolgen ehrgeizig ihre beruflichen Ziele. Und trotzdem: „Konkurrenz unter Kollegen ist nicht zwangsläufig schlecht“, sagt Management-Expertin Michaela Moser. Im Gegenteil: „Ein gewisses Maß an Wettbewerb kann sehr wertvoll sein und Mitarbeiter leistungsfähiger und kreativer machen.“ Es kann aber auch zu Konflikten im Team führen. „Kommt es zum Konkurrenzkampf unter Kollegen, gerät das gemeinsame Ziel aus dem Fokus und die Zusammenarbeit funktioniert nicht mehr“, sagt Moser. „Statt miteinander zu reden, misstrauen die Mitarbeiter einander, der Informationsfluss gerät ins Stocken.“ Wie können Führungskräfte Konkurrenz so lenken, dass sie nützt – und nicht schadet? Inhaltliche Konkurrenz vs. persönliche Konkurrenz Entscheidend ist die Art der Konkurrenz: Treten die Kollegen in einen inhaltlichen oder in einen persönlichen Wettstreit? Die inhaltliche Konkurrenz „Hier konkurrieren Mitarbeiter durch ihre Leistung miteinander, es geht um die Sache“, erklärt Moser. Zum Beispiel: Wer hat das beste Konzept, die genialste Idee. „Diese Form von Konkurrenz ist für ein Team unglaublich förderlich“, sagt Moser. „Funktioniert aber nur, wenn der Vorgesetzte zum Wettbewerb aufruft, transparent kommuniziert und das Teamziel verdeutlicht.“ Zum Beispiel, indem er beim nächsten Teamtreffen sagt: „Wir bringen bald Produkt XY auf den Markt. Ich wünsche mir bis nächste Woche von jedem einen Vorschlag für einen Werbeslogan. Den besten Vorschlag setzen wir um.“ Auf diese Weise holt die Führungskraft so viele Ideen aus dem Team raus, wie möglich. „Das sorgt für Innovation und dafür, dass sich die Mitarbeiter in ihrer Arbeit vergleichen, über Inhalte diskutieren und im besten Fall voneinander lernen." Die persönliche Konkurrenz „Hier treten die Mitarbeiter aus Neid und Missgunst in einen persönlichen Konkurrenzkampf und legen sich gegenseitig Steine in den Weg“, erklärt Moser. „Diese Art Wettstreit ist für Vorgesetzte schwer in den Griff zu kriegen, fatal für die Teamarbeit – und letztlich für das Unternehmen.“ Die Energie der Konkurrierenden fließe nämlich nicht in die Arbeit, sondern in Selbstmarketing, Intrigen und Koalitionsbildung. „Es geht nur darum, andere auszustechen und zu gewinnen“, sagt Moser. „Das kann dazu führen, dass andere im Team sich unwohl fühlen, krank werden oder den Arbeitgeber wechseln.“ Wie können Führungskräfte inhaltliche Konkurrenz fördern? „Die Führungskraft sollte inhaltlichen Wettbewerb dann befeuern, wenn sie glaubt, dass das Team mehr kann, als es zeigt“, sagt Moser. Wie das geht? Durch klare Aufgaben und Lob. Zum Beispiel: Wer kann das Konzept am besten gestalten? Wer hat die Information am schnellsten? „Wichtig ist, dass das Team das Prinzip der inhaltlichen Konkurrenz verstanden hat, bevor es in den Wettbewerb geht.“ Das heißt, der Chef muss transparent kommunizieren, worum es geht: dass der Einzelne zwar gefragt, das Ziel aber letztlich nur gemeinsam zu erreichen ist. Zum Beispiel: „Wir wollen das beste Konzept für unseren Kunden, also will ich, dass jeder seine Ideen einbringt. Wir dürfen uns ruhig reiben, aber es darf nicht eskalieren, sodass wir am Ende gar kein Konzept haben und den Kunden verlieren.“ Macht- und leistungsorientierte Menschen fühlen sich durch solche Aufgaben angespornt; sie haben Spaß am Wettstreit, weil es sie reizt, besser zu sein als andere. „Diese Menschen wollen für ihre Leistung gelobt werden, Einfluss haben und Menschen und Sachverhalte kontrollieren“, sagt Moser. Für Vorgesetzte lohne es sich, diesen Typ Mitarbeiter ein bisschen anzustacheln. „Dadurch holt der Chef nicht nur die beste Arbeit aus leistungsstarken Mitarbeitern, sondern schafft für leistungsschwächere Kollegen auch Vorbilder“, sagt Moser. Die Starken zögen die Schwächeren im Team mit – „das sorgt letztlich dafür, dass alle vorwärtskommen.“ Das gelingt aber nur, wenn die Führungskraft die Bemühungen aller Mitarbeiter anerkennt. „Das heißt, der Chef sollte auch zu enttäuschten Mitarbeitern gehen und sagen: Okay, das Konzept des anderen war zwar besser, aber auch du hast Stärken, wie können wir dich fördern?“ Wie sorgen Führungskraft dafür, dass der Wettbewerb positiv bleibt? Damit der Wettbewerb fair bleibt, muss der Vorgesetzte sehr aufmerksam sein, beobachten und viel mit den Mitarbeitern reden. Letztlich gehe es um die Frage: Wer konkurriert mit wem und warum? „Der Vorgesetzte sollte das sowohl im Team, als auch mit jedem einzelnen Mitarbeiter besprechen“, sagt Moser. „Außerdem sollte er die übergeordneten Führungs- und Unternehmensziele kommunizieren.“ An diesen übergeordneten Zielen könnten sich die Kollegen gemeinsam orientieren, sodass der Teamgedanke im Fokus steht. „Dadurch ist die Gefahr kleiner, dass Einzelne lospreschen und ohne Rücksicht nur ihre persönlichen Ziele verfolgen“, sagt Moser. Aber: Nicht jeder Mitarbeiter fühlt sich von einem Wettbewerb angespornt. „Es gibt auch jene, denen das Miteinander im Team wichtiger ist“, sagt Moser. „Das sollten Vorgesetzte akzeptieren, sonst zieht sich diese Sorte Mitarbeiter zurück und fühlt sich unwohl im Job.“ Außerdem brauche es in jedem Team auch Leute, die auf Harmonie und Miteinander achten und den Teamgedanke stärken. Wann sollte die Führungskraft einschreiten? „Streit ist ein guter Indikator für persönliche Konkurrenz“, sagt Moser. Kommt es immer öfter zu Konflikten im Team, sollte die Führungskraft sich fragen: Geht es im Team noch um die Sache oder um Machtspielchen? „Wenn der Vorgesetzte merkt, dass Mitarbeiter in persönliche Konkurrenz gehen, muss er eingreifen“, sagt Moser. Zunächst sollte der Chef mit den Mitarbeitern reden. „Zu klären ist, warum der Kollege mit einem anderen konkurriert, was er sich davon verspricht und welche Ziele er verfolgt“, sagt Moser. Ändere sich das Verhalten nach dem Gespräch nicht oder stelle sich heraus, dass die Vorstellungen des Mitarbeiters nicht zum Unternehmen passten, müsse der Vorgesetzte über eine Kündigung nachdenken. „Ansonsten leidet das ganze Team und letztlich auch die Arbeit.“
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