Menschlichkeit zeigen
„Unternehmer sind doch keine Maschinen!“

Jeden Tag 100 Prozent geben, immer funktionieren – geht das überhaupt? Nein, sagt impulse-Bloggerin Anabel Ternès. Denn Unternehmer sind auch nur Menschen. Und sollten ihren Mitarbeitern das zeigen.

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Menschlichkeit zeigen
Power an und konzentriert durcharbeiten? Auch Unternehmer funktionieren nicht auf Knopfdruck.
© kenkuza / iStock / Getty Images Plus / Getty Images

Neulich erzählten befreundete Unternehmer, dass sie das Gefühl haben, als Führungskraft immer perfekt sein zu müssen. Dass sie immer tough sein müssen, keine Schwäche zeigen dürfen – und davon manchmal völlig geschafft sind.

„An Tagen, an denen ich nach 14 Stunden Arbeit nach Hause komme, bin ich komplett fertig. Da möchte ich einfach nur noch Mensch sein“, sagte einer der Unternehmer. Ein anderer meinte: „Ich muss bei der Arbeit als Chef meine Rolle spielen. Wenn ich nach Hause komme, will ich alles entspannen und nur ich selbst sein.“

Das hat mich irritiert. Wir Unternehmer sind doch keine Maschinen. Wir funktionieren nicht auf Knopfdruck und können nicht während der Arbeit komplett ausblenden, wie es uns geht. Die Freunde von mir trennen das offenbar klar: Sie verstehen sich als Führungskräfte, ihre Mitarbeiter müssen nicht wissen, wie es ihnen geht. Arbeit ist für sie das eine, Person und Privates das andere.

Warum als Führungskraft nicht zeigen, wenn man mal einen schlechten Tag hat?

Ich kann und möchte diese Seiten nicht so klar trennen. Einfach nur eine Fassade zu präsentieren ist nicht authentisch. Als Führungskraft sollte man einfach man selbst sein. Mir gelingt das eigentlich immer. Wohl auch, weil ich nicht den Anspruch an mich selbst habe, immer perfekt zu sein und jeden Tag 100 Prozent gut gelaunt zur Arbeit zu kommen. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass meine Mitarbeiter das von mir erwarten – ich bin schließlich auch nur ein Mensch. Und das dürfen sie auch wissen.

Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, muss ich das nicht vor meinen Mitarbeitern verstecken. Dass auch eine Führungskraft Höhen und Tiefen hat und es Tage gibt, an denen nicht alles gleich gelingt, das ist normal. Ich bin offen gegenüber meinem Team, damit sie wissen, woran sie sind.

Unternehmer sollten vorleben, dass man auf sich selbst achtet

Ich renne natürlich auch nicht den ganzen Tag durchs Büro und erzähle jedem: „Heute bin ich schlecht gelaunt, passt auf.“ Das wäre übertrieben.

Aber als Führungskraft hat man eine gewisse Vorbildfunktion und sollte den Mitarbeitern vorleben, dass man auf sich achtet. Wer nie zeigt, wie es ihm geht, macht es auch für seine Mitarbeiter schwierig, offen mit den eigenen Gefühlen umzugehen.

Meine Mitarbeiter schätzen das: Einige haben mir von früheren Arbeitgebern erzählt, wo die Atmosphäre nicht so offen war. War der Chef launisch, kam ihnen schnell der Gedanke: „Oh Gott, woran liegt das? An mir?“ Nicht zu wissen, woran man ist, verunsichert.

Offenheit kann Missverständnisse vermeiden

Ein anderer Unternehmer hat mir mal berichtet, dass bei ihm ein Firmenzusammenschluss anstand. Er freute sich darüber, verstand aber nicht, warum seine Mitarbeiter so durcheinander waren. Es stellte sich heraus, dass er seinem Team gar nicht von den Neuigkeiten erzählt hatte. Seine Mitarbeiter bemerkten nur, dass ihr Chef angespannt war, sich anders verhielt und weniger Zeit für sie hatte – sie wussten nicht, dass es dabei um eine positive Veränderung ging. Natürlich machen Mitarbeiter sich dann Gedanken. Offen zu sein und Menschlichkeit zu zeigen, vermeidet Missverständnisse.

Ich habe das selbst erlebt, als ich mal etwas heiser war. Da habe ich meinem Team gesagt: „Fragt mich heute bitte nur kurze Sachen, meine Stimme ist angeschlagen. Deshalb würde ich gern wenig reden. Nehmt da bitte ein bisschen Rücksicht drauf. Wenn es etwas Größeres gibt, sprecht mich erst nächste Woche darauf an.“ Auch wenn sie mir natürlich schon vorher anhören konnten, dass ich angeschlagen war, war diese Botschaft wichtig – denn sie hatten sich tatsächlich schon gewundert, warum ich so viel weniger rede als sonst. Und einige hatten wirklich gedacht, ich hätte schlechte Laune oder es sei irgendetwas passiert.

Gute Laune zu teilen ist natürlich auch wichtig. Als ich zum Beispiel einen tollen Unterstützer für meine gemeinnützige Organisation gewonnen habe, bin ich direkt danach in die Firma gefahren und habe meinen Mitarbeitern begeistert berichtet, wie sehr ich mich freue und wie sehr uns das hilft. Das hat das ganze Team beflügelt: Sie waren richtig gut drauf und haben sich mit mir gefreut.

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Ich habe das Gefühl, dass meine Mitarbeiter es gut finden, wenn sie mehr von mir erfahren. Deshalb verschicke ich zusätzlich zum Teammeeting einmal pro Woche eine Mail, in der ich schreibe, was ansteht, was wir erreicht haben, was mir im Unternehmen positiv aufgefallen ist, worauf ich mich besonders freue. Auch wenn sie mich in der Woche nicht sehen, haben sie dann das Gefühl, dass ich emotional greifbar bin.

 

Neulich erzählten befreundete Unternehmer, dass sie das Gefühl haben, als Führungskraft immer perfekt sein zu müssen. Dass sie immer tough sein müssen, keine Schwäche zeigen dürfen – und davon manchmal völlig geschafft sind. „An Tagen, an denen ich nach 14 Stunden Arbeit nach Hause komme, bin ich komplett fertig. Da möchte ich einfach nur noch Mensch sein“, sagte einer der Unternehmer. Ein anderer meinte: „Ich muss bei der Arbeit als Chef meine Rolle spielen. Wenn ich nach Hause komme, will ich alles entspannen und nur ich selbst sein.“ Das hat mich irritiert. Wir Unternehmer sind doch keine Maschinen. Wir funktionieren nicht auf Knopfdruck und können nicht während der Arbeit komplett ausblenden, wie es uns geht. Die Freunde von mir trennen das offenbar klar: Sie verstehen sich als Führungskräfte, ihre Mitarbeiter müssen nicht wissen, wie es ihnen geht. Arbeit ist für sie das eine, Person und Privates das andere. Warum als Führungskraft nicht zeigen, wenn man mal einen schlechten Tag hat? Ich kann und möchte diese Seiten nicht so klar trennen. Einfach nur eine Fassade zu präsentieren ist nicht authentisch. Als Führungskraft sollte man einfach man selbst sein. Mir gelingt das eigentlich immer. Wohl auch, weil ich nicht den Anspruch an mich selbst habe, immer perfekt zu sein und jeden Tag 100 Prozent gut gelaunt zur Arbeit zu kommen. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass meine Mitarbeiter das von mir erwarten – ich bin schließlich auch nur ein Mensch. Und das dürfen sie auch wissen. Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, muss ich das nicht vor meinen Mitarbeitern verstecken. Dass auch eine Führungskraft Höhen und Tiefen hat und es Tage gibt, an denen nicht alles gleich gelingt, das ist normal. Ich bin offen gegenüber meinem Team, damit sie wissen, woran sie sind. Unternehmer sollten vorleben, dass man auf sich selbst achtet Ich renne natürlich auch nicht den ganzen Tag durchs Büro und erzähle jedem: „Heute bin ich schlecht gelaunt, passt auf.“ Das wäre übertrieben. Aber als Führungskraft hat man eine gewisse Vorbildfunktion und sollte den Mitarbeitern vorleben, dass man auf sich achtet. Wer nie zeigt, wie es ihm geht, macht es auch für seine Mitarbeiter schwierig, offen mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Meine Mitarbeiter schätzen das: Einige haben mir von früheren Arbeitgebern erzählt, wo die Atmosphäre nicht so offen war. War der Chef launisch, kam ihnen schnell der Gedanke: „Oh Gott, woran liegt das? An mir?“ Nicht zu wissen, woran man ist, verunsichert. Offenheit kann Missverständnisse vermeiden Ein anderer Unternehmer hat mir mal berichtet, dass bei ihm ein Firmenzusammenschluss anstand. Er freute sich darüber, verstand aber nicht, warum seine Mitarbeiter so durcheinander waren. Es stellte sich heraus, dass er seinem Team gar nicht von den Neuigkeiten erzählt hatte. Seine Mitarbeiter bemerkten nur, dass ihr Chef angespannt war, sich anders verhielt und weniger Zeit für sie hatte – sie wussten nicht, dass es dabei um eine positive Veränderung ging. Natürlich machen Mitarbeiter sich dann Gedanken. Offen zu sein und Menschlichkeit zu zeigen, vermeidet Missverständnisse. Ich habe das selbst erlebt, als ich mal etwas heiser war. Da habe ich meinem Team gesagt: „Fragt mich heute bitte nur kurze Sachen, meine Stimme ist angeschlagen. Deshalb würde ich gern wenig reden. Nehmt da bitte ein bisschen Rücksicht drauf. Wenn es etwas Größeres gibt, sprecht mich erst nächste Woche darauf an.“ Auch wenn sie mir natürlich schon vorher anhören konnten, dass ich angeschlagen war, war diese Botschaft wichtig – denn sie hatten sich tatsächlich schon gewundert, warum ich so viel weniger rede als sonst. Und einige hatten wirklich gedacht, ich hätte schlechte Laune oder es sei irgendetwas passiert. Gute Laune zu teilen ist natürlich auch wichtig. Als ich zum Beispiel einen tollen Unterstützer für meine gemeinnützige Organisation gewonnen habe, bin ich direkt danach in die Firma gefahren und habe meinen Mitarbeitern begeistert berichtet, wie sehr ich mich freue und wie sehr uns das hilft. Das hat das ganze Team beflügelt: Sie waren richtig gut drauf und haben sich mit mir gefreut. Ich habe das Gefühl, dass meine Mitarbeiter es gut finden, wenn sie mehr von mir erfahren. Deshalb verschicke ich zusätzlich zum Teammeeting einmal pro Woche eine Mail, in der ich schreibe, was ansteht, was wir erreicht haben, was mir im Unternehmen positiv aufgefallen ist, worauf ich mich besonders freue. Auch wenn sie mich in der Woche nicht sehen, haben sie dann das Gefühl, dass ich emotional greifbar bin.  
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