Wer glaubt, er könne sein Team durch regelmäßige Kontrolle zu Bestleistungen anstacheln, irrt. Das Gegenteil ist der Fall: Kontrollfanatiker torpedieren die Produktivität. Bei nur 2 Prozent der Arbeitnehmer führt die direkte Kontrolle des Vorgesetzten dazu, dass sie schneller arbeiten. Vertrauen hingegen fördere die Produktivität. Zu diesem Schluss kommt das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in einer neuen Studie.
Für die Studie werteten die IW-Wissenschaftler unter anderem Zahlen des European Working Conditions Survey aus. Demnach sind es andere Faktoren, die Mitarbeiter anstacheln: 35 Prozent richten ihr Arbeitstempo an dem der Kollegen aus. Rund 26 Prozent lassen sich von Kunden antreiben.
Produktive Mitarbeiter durch mehr Vertrauen
Auch die Arbeitszufriedenheit leide unter mangelndem Vertrauen, schreiben die Studien-Autoren: Weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer seien mit ihrer Arbeit zufrieden, wenn sie strengen Kontrollen ausgesetzt seien. Würden sie gar nicht kontrolliert, seien Mitarbeiter am zufriedensten. Das Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ stellen die Ergebnisse also auf den Kopf: Wer produktive Mitarbeiter möchte, sollte ihnen vertrauen.
Ein weiteres Ergebnis der IW-Studie: Weniger Kontrolle führt zu weniger Konflikten mit Vorgesetzen. Nur 13 Prozent der Arbeitnehmer, die nicht streng kontrolliert werden, berichten von Ärger mit ihren Vorgesetzten. Mit dem Grad der Kontrolle und Regulierung steigt das Konfliktpotenzial: Bei 32 Prozent der stark kontrollierten Arbeitnehmer gibt es Streit mit Führungskräften.
So vermitteln Sie Vertrauen
Was aber heißt das für Chefs? Sollen Sie alle Kontrollmechanismen im Unternehmen außer Kraft setzen, um mehr Vertrauen zu vermitteln? Die IW-Wissenschaftler verteufeln Kontrolle nicht per se. Sie empfehlen aber, dabei wertschätzend vorzugehen, zum Beispiel indem Vorgesetzte persönlich Rücksprache halten.
Und wie können Chefs vermitteln, dass sie ihrem Team vertrauen? Das IW gibt folgende Tipps:
1. Leben Sie es vor
„Chefs sorgen insbesondere dann für mehr Zufriedenheit und damit Produktivität, wenn sie selber vertrauenswürdig sind und sich wertschätzend gegenüber ihren Mitarbeitern verhalten“, sagt IW-Wissenschaftler Dominik Enste.
2. Achten Sie nicht nur auf Fachwissen
Wenn Sie neue Mitarbeiter einstellen: Achten Sie nicht nur auf das Fachwissen, sondern auch auf soziale Eigenschaften. Passt der Kandidat ins Team? Wirkt er freundlich? Macht er einen verbissenen Eindruck?
3. Lassen Sie Mitarbeiter flexibel arbeiten
Mitarbeiter im Home-Office arbeiten zu lassen, ist ein Vertrauensbeweis. Und dank digitaler Technik ist das in vielen Fällen kein Problem mehr. Worauf Sie dabei achten sollten, lesen Sie in unserem Artikel „Diese Regelungen gelten, wenn Mitarbeiter zuhause arbeiten wollen.