Mobbing am Arbeitsplatz
Psychoterror in der Firma – das können Chefs tun

Mobbing am Arbeitsplatz – gibt es nicht in Ihrem Unternehmen? Möglicherweise täuschen Sie sich: Fast jeder dritte Arbeitnehmer hat es schon erlebt. Wie Chefs Mobbing erkennen und verhindern können.

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Mobbing am Arbeitsplatz

Fast jeder dritte Arbeitnehmer ist schon einmal gemobbt worden. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov. 17 Prozent der Arbeitnehmer haben demnach schon beobachtet, wie Mitarbeiter oder der Chef selbst Kollegen mobbten. Und ganz unschuldig sind die Befragten auch nicht: 4 Prozent gaben an, sich schon einmal selbst an Mobbing beteiligt zu haben.

Das Problem ist also verbreitet – und Führungskräfte müssen reagieren. Nicht nur, weil wohl niemand eine Mobbingkultur in seinem Team haben möchte, welche noch dazu zu schlechten Leistungen führt. Sondern auch, weil Unternehmen eine gesetzliche Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben.

Was Chefinnen und Chefs über Mobbing wissen sollten.

Definition: Was ist noch Stichelei, wann spricht man von Mobbing?

Ein Mitarbeiter, der seinen Büronachbarn aufzieht, weil er zu einem Geschäftstermin ein völlig unpassendes Outfit trägt, mag gemein sein – ist aber noch kein Mobber. Würde er seinen Kollegen allerdings immer wieder öffentlich wegen seines schlechten Kleidungsstils demütigen und andere Kollegen dazu animieren, sich ihm anzuschließen, kann man von Mobbing sprechen.

„Mobbing hat zwei entscheidende Komponenten, die es von Streitereien und Neckereien unterscheidet“, sagt Daniela Fink, die seit vielen Jahren Führungskräfte coacht und sich bei ihrer Arbeit häufiger mit Mobbing befasst hat.

  1. Mobbing findet systematisch statt: „Es steckt ein Plan dahinter. Menschen, die mobben, überlegen sich genau, was sie tun“, sagt Fink.
  2. Mobbing findet regelmäßig statt und erstreckt sich über einen längeren Zeitraum. Fink: „Das ist keine einmalige Aktion. Mobbing kann mehrere Wochen, Monate oder Jahre dauern.“

Es kann auch vorkommen, dass die Führungskraft selbst mobbt, dann spricht man von Bossing. Geschieht es andersrum, spricht man von Staffing.

Folgen: Warum ist Mobbing so gefährlich?

Abgesehen davon, dass gemobbte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich unwohl an ihrem Arbeitsplatz fühlen, kann die Schikane der Kollegen laut Fink psychische und körperliche Auswirkungen haben. „Die Attacken erzeugen Negativ-Gefühle wie Unsicherheit, Stress, Angst oder Wut bei Betroffenen“, sagt Fink. „Mobbing-Opfer können oft nicht mehr gut schlafen, haben Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen. Das kann auch dazu führen, dass sie nicht mehr zur Arbeit gehen wollen oder können.“

Oft seien die betroffenen Mitarbeiter weniger leistungsfähig als früher. Viele Mobbing-Opfer würden unter Depressionen leiden. Im schlimmsten Fall hätten sie Suizidgedanken.

Jeder Siebte würde der Umfrage zufolge den Job wechseln. Das hat natürlich auch für den Arbeitgeber Folgen. „Jeder Mitarbeiter, der wechselt, muss ersetzt werden. Und es kostet Zeit und Geld, Mitarbeiter neu einzustellen und einzuarbeiten.“

Wie können Chefs Mobbing erkennen?

Mobbing ist nicht immer leicht auszumachen – besonders, wenn Chefs viel unterwegs sind und kaum etwas von der Stimmung im Betrieb mitbekommen. Oder weil die Täter ihre Aktionen geschickt vertuschen. „Das Schlimme daran ist, dass Mobber Wege finden, das unterschwellig oder heimlich zu machen. Oder nur dann zu machen, wenn sie alleine mit dem Opfer sind, sodass es keine Zeugen gibt“, sagt Fink.  Ein Anzeichen, das aber kein Chef ignorieren kann: Ein Mitarbeiter berichtet ihm persönlich, dass er gemobbt wird.

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Heinz Leymann, Arbeitspsychologe und Pionier in der Mobbingforschung, hat 45 Handlungen aufgelistet, die deutliche Zeichen für Mobbing darstellen. Darunter:

  • Die Mobber schränken ihr Opfer in der Möglichkeit ein, sich mitzuteilen (beispielsweise indem sie ihren Kollegen ständig unterbrechen, ihm drohen oder ihn ständig kritisieren).
  • Die Mobber isolieren den Kollegen (sie sprechen nicht mehr mit ihm, behandeln ihn wie Luft).
  • Sie ruinieren seinen Ruf (zum Beispiel, indem sie Gerüchte verbreiten, hinter seinem Rücken schlecht über ihn sprechen, sich über ihn lustig machen).
  • Die Mobber zerstören die Arbeitsqualität des Opfers (sie weisen ihm keine Aufgaben mehr zu oder nur solche, die ihn über- oder unterfordern).
  • Sie greifen seine Gesundheit an (leichte Gewalt, gesundheitsschädliche Arbeit).

Mögliche Warnsignale, dass ein Mitarbeiter gemobbt wird, können laut Fink sein, dass er plötzlich häufiger fehlt, nicht mehr so motiviert ist oder auf einmal einen eher ruhigen und in sich gekehrten Eindruck macht. „Das kann natürlich verschiedene Gründe haben“, sagt Fink. „Wenn das über einen längeren Zeitraum anhält, lohnt es sich auf jeden Fall vorsichtig nachzufragen.“

Wichtig sei, dass Führungskräfte ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Mitarbeitern haben und regelmäßig Mitarbeitergespräche führen. „Dann kann man darauf hoffen, dass der oder die Betroffene sich auch öffnet – schon in dem Moment, wo Mobbing beginnt.“

Gut zu wissen: Häufig erkennen Mobbing-Opfer zunächst nicht, dass sie gemobbt werden, weil Mobber subtil vorgehen und anstatt das Opfer offen zu konfrontieren, auf versteckte Angriffen setzen. Daher müssen Führungskräfte umso besser hinschauen.

Wie sollten Arbeitgeber handeln, wenn sie von Mobbing im Betrieb erfahren?

Erfahren Unternehmer von Mobbing-Fällen in ihrer Firma, müssen sie eingreifen – denn sie haben eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern. „Arbeitgeber müssen alles Erforderliche für den Schutz des Lebens und der Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun“, sagt Kathrin Bürger, Fachanwältin für Arbeitsrecht bei der Kanzlei Advant Beiten in München.

Der Arbeitgeber darf insbesondere nicht selbst gegen diese Fürsorgepflichten verstoßen. „Jede Art von Mobbing ist untersagt“, sagt Bürger.

Weiß der Arbeitgeber, dass gemobbt wird und unternimmt er nichts dagegen, kann der Mitarbeiter seine Arbeitsleistung einstellen, ohne seinen Lohnanspruch zu verlieren. „Das ist aber nur möglich, wenn der Mitarbeiter so sehr gemobbt wird, dass er seine Arbeit nicht mehr ausüben kann“, sagt die Arbeitsrechtlerin.

Sofort einschreiten

Coach Daniela Fink rät Führungskräften, sofort einzuschreiten, wenn ein Mitarbeiter über ein normales Maß hinaus angegangen wird – es sich also nicht nur um eine Frotzelei handelt – und klarzumachen, dass das Verhalten nicht toleriert wird.

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Wird Führungskräften ein Mobbing-Fall bekannt, sollten sie zunächst die Sache aufklären: „Man darf sich nicht einfach blind auf eine Seite schlagen, sondern sollte zunächst beide Seiten anhören“, sagt Fink. Oft handele es sich zunächst nur um einen Vorwurf.

Berichtet der Mitarbeiter selbst vom Mobbing, empfiehlt sie, zunächst den gemobbten Mitarbeiter zum Gespräch zu bitten und nachzuhören, was genau passiert ist und was er dem- oder derjenigen vorwirft. Etwa mit diesen Fragen:

  • „Warum fühlst du dich gemobbt?“
  • „Wann fing das an?“
  • „Gab es einen Auslöser?“

Kommt der Eindruck, dass jemand gemobbt wird, nicht vom Betroffenen selbst, dann sollten Führungskräfte auf das mögliche Mobbing-Opfer zugehen, etwa mit den Worten: „Ich habe das und das gehört und ich möchte mit dir besprechen, wie du das siehst. Was sagst du dazu?“ Danach gilt es, das Gespräch mit dem mutmaßlichen Mobber zu suchen: „Ich habe mit Kollege XY gesprochen. Jetzt möchte ich mir deine Sichtweise anhören und mir ein Bild davon machen.“ Den Täter oder die Täter (oft ist Mobbing ein Gruppenphänomen) können Führungskräfte auch noch fragen: „Was hat dich dazu veranlasst? Fühlst du dich übergangen oder schlecht behandelt?“

Wichtig: Chefs sollten dem Mobber klarmachen, dass sie sein Verhalten bemerkt haben und dass Konsequenzen drohen, wenn er oder sie damit weitermacht.

Im Zweifelsfall professionelle Hilfe holen

Anschließend empfiehlt Fink, mit allen Beteiligten gemeinsam zu sprechen. Solche Konfliktgespräche zu führen, ist oft nicht einfach. Fink rät im Ernstfall einen Konfliktschlichter oder Mediator zu engagieren, um die Situation zu klären. Um den leidenden Mitarbeiter zu unterstützen, können sie auch einen Psychologen zu Rate ziehen.

Auch wichtig: „Chefs sollten sich fragen, woran das Mobbing liegt“, sagt Fink. Sie sollten die Ursache klären. Möglicherweise könnten persönliche Konflikte dazu geführt haben, dass jemand gemobbt wird. Oder der Gemobbte sei nur eine Art Blitzableiter für den Frust und Ärger der Kollegen, die mit ihrer Arbeit unzufrieden sind. Etwa weil die Firma in einer schwierigen Phase steckt, Stellen abgebaut werden müssen oder etwas mit der Unternehmenskultur nicht stimmt. Ist der gemobbte Mitarbeiter nur Sündenbock für größere Probleme, sollten Chefs überlegen, was sie in der Organisation ändern können.

Wann eine Kündigung möglich ist

Wird ein Mitarbeiter nachweislich gemobbt, rät Arbeitsrechtlerin Kathrin Bürger zunächst, eine Ermahnung auszusprechen. Helfen Gespräche nicht, könnten Chefs den Mobber abmahnen, ihn versetzen oder ihm kündigen. Für eine Kündigung ist laut Bürger zuvor in der Regel eine Abmahnung erforderlich. Im Extremfall sei auch eine fristlose Kündigung möglich. „Das geht aber nur, wenn man einen besonders schwerwiegenden Grund hat, der es für den Arbeitgeber unvorstellbar macht, das Arbeitsverhältnis auch nur für die Dauer der Kündigungsfrist fortzusetzen.“

Mehr zum Thema: Abmahnung: 8 Fehler, die eine Abmahnung unwirksam machen können

Ist Mobbing strafbar?

Ja. Gerichte können ein Schmerzensgeld, Schadensersatz (§ 823 Abs. 1 BGB) oder sogar eine Freiheitsstrafe verhängen. „Der Arbeitgeber haftet immer dann, wenn er Kenntnis vom Mobbing hat und nichts dagegen unternimmt – oder wenn er sogar selber die Person ist, die mobbt“, sagt Bürger. Gerichte können Täter beispielsweise wegen Beleidigung (§ 185 Strafgesetzbuch) belangen, wegen übler Nachrede (§ 186 Strafgesetzbuch) oder Verleumdung (§ 187 Strafgesetzbuch). Schadenersatz oder Schmerzensgeld rechtlich durchzusetzen, sei für Arbeitnehmer jedoch nicht einfach, sagt Bürger. Systematische Schikanen müssten Arbeitnehmer dokumentieren können. Richter verlangten stets detaillierte Nachweise. Mobbing nachzuweisen, sei jedoch oft schwierig.

Prävention: Wie verhindern Chefs Mobbing von vornherein?

Mobbing kommt laut Fink besonders häufig in Unternehmen mit starren Hierarchien vor, in denen ein hoher Leistungsdruck und ein starkes Konkurrenzverhalten herrschen. Auch falsche Anreizsysteme können dazu beitragen, etwa wenn Mitarbeiter sich nur über ihren Erfolg oder eingefahrenen Umsatz definieren.

Ihr Tipp, um Mobbing vorzubeugen: „Schaffen Sie ein gutes und vertrauensvolles Arbeitsklima, in dem Mobbing nicht entstehen kann.“ Hilfreich seien flachere Hierarchien, eine Führung auf Augenhöhe sowie regelmäßige Gespräche mit Mitarbeitern. Außerdem sei es ratsam, viel Wertschätzung zu zeigen.

Mehr zum Thema Rückmeldung geben: Feedback geben: 5 Feedbackregeln für Chefs

Fink schlägt vor, im Unternehmen für das Thema Mobbing zu sensibilisieren. Das können Chefs tun, indem sie es zur Unternehmensleitlinie machen, dass sie Mobbing nicht dulden. Auch wirkungsvoll in größeren Firmen: einige Mitarbeiter für den Umgang mit Mobbingvorfällen schulen. An diese können sich Betroffene im Bedarfsfall wenden.

Fast jeder dritte Arbeitnehmer ist schon einmal gemobbt worden. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov. 17 Prozent der Arbeitnehmer haben demnach schon beobachtet, wie Mitarbeiter oder der Chef selbst Kollegen mobbten. Und ganz unschuldig sind die Befragten auch nicht: 4 Prozent gaben an, sich schon einmal selbst an Mobbing beteiligt zu haben. Das Problem ist also verbreitet – und Führungskräfte müssen reagieren. Nicht nur, weil wohl niemand eine Mobbingkultur in seinem Team haben möchte, welche noch dazu zu schlechten Leistungen führt. Sondern auch, weil Unternehmen eine gesetzliche Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben. Was Chefinnen und Chefs über Mobbing wissen sollten. Definition: Was ist noch Stichelei, wann spricht man von Mobbing? Ein Mitarbeiter, der seinen Büronachbarn aufzieht, weil er zu einem Geschäftstermin ein völlig unpassendes Outfit trägt, mag gemein sein – ist aber noch kein Mobber. Würde er seinen Kollegen allerdings immer wieder öffentlich wegen seines schlechten Kleidungsstils demütigen und andere Kollegen dazu animieren, sich ihm anzuschließen, kann man von Mobbing sprechen. „Mobbing hat zwei entscheidende Komponenten, die es von Streitereien und Neckereien unterscheidet“, sagt Daniela Fink, die seit vielen Jahren Führungskräfte coacht und sich bei ihrer Arbeit häufiger mit Mobbing befasst hat. Mobbing findet systematisch statt: „Es steckt ein Plan dahinter. Menschen, die mobben, überlegen sich genau, was sie tun“, sagt Fink. Mobbing findet regelmäßig statt und erstreckt sich über einen längeren Zeitraum. Fink: „Das ist keine einmalige Aktion. Mobbing kann mehrere Wochen, Monate oder Jahre dauern.“ Es kann auch vorkommen, dass die Führungskraft selbst mobbt, dann spricht man von Bossing. Geschieht es andersrum, spricht man von Staffing. Folgen: Warum ist Mobbing so gefährlich? Abgesehen davon, dass gemobbte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich unwohl an ihrem Arbeitsplatz fühlen, kann die Schikane der Kollegen laut Fink psychische und körperliche Auswirkungen haben. „Die Attacken erzeugen Negativ-Gefühle wie Unsicherheit, Stress, Angst oder Wut bei Betroffenen“, sagt Fink. „Mobbing-Opfer können oft nicht mehr gut schlafen, haben Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen. Das kann auch dazu führen, dass sie nicht mehr zur Arbeit gehen wollen oder können.“ Oft seien die betroffenen Mitarbeiter weniger leistungsfähig als früher. Viele Mobbing-Opfer würden unter Depressionen leiden. Im schlimmsten Fall hätten sie Suizidgedanken. Jeder Siebte würde der Umfrage zufolge den Job wechseln. Das hat natürlich auch für den Arbeitgeber Folgen. „Jeder Mitarbeiter, der wechselt, muss ersetzt werden. Und es kostet Zeit und Geld, Mitarbeiter neu einzustellen und einzuarbeiten.“ Wie können Chefs Mobbing erkennen? Mobbing ist nicht immer leicht auszumachen – besonders, wenn Chefs viel unterwegs sind und kaum etwas von der Stimmung im Betrieb mitbekommen. Oder weil die Täter ihre Aktionen geschickt vertuschen. „Das Schlimme daran ist, dass Mobber Wege finden, das unterschwellig oder heimlich zu machen. Oder nur dann zu machen, wenn sie alleine mit dem Opfer sind, sodass es keine Zeugen gibt“, sagt Fink.  Ein Anzeichen, das aber kein Chef ignorieren kann: Ein Mitarbeiter berichtet ihm persönlich, dass er gemobbt wird. Heinz Leymann, Arbeitspsychologe und Pionier in der Mobbingforschung, hat 45 Handlungen aufgelistet, die deutliche Zeichen für Mobbing darstellen. Darunter: Die Mobber schränken ihr Opfer in der Möglichkeit ein, sich mitzuteilen (beispielsweise indem sie ihren Kollegen ständig unterbrechen, ihm drohen oder ihn ständig kritisieren). Die Mobber isolieren den Kollegen (sie sprechen nicht mehr mit ihm, behandeln ihn wie Luft). Sie ruinieren seinen Ruf (zum Beispiel, indem sie Gerüchte verbreiten, hinter seinem Rücken schlecht über ihn sprechen, sich über ihn lustig machen). Die Mobber zerstören die Arbeitsqualität des Opfers (sie weisen ihm keine Aufgaben mehr zu oder nur solche, die ihn über- oder unterfordern). Sie greifen seine Gesundheit an (leichte Gewalt, gesundheitsschädliche Arbeit). Mögliche Warnsignale, dass ein Mitarbeiter gemobbt wird, können laut Fink sein, dass er plötzlich häufiger fehlt, nicht mehr so motiviert ist oder auf einmal einen eher ruhigen und in sich gekehrten Eindruck macht. „Das kann natürlich verschiedene Gründe haben“, sagt Fink. „Wenn das über einen längeren Zeitraum anhält, lohnt es sich auf jeden Fall vorsichtig nachzufragen.“ Wichtig sei, dass Führungskräfte ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Mitarbeitern haben und regelmäßig Mitarbeitergespräche führen. „Dann kann man darauf hoffen, dass der oder die Betroffene sich auch öffnet – schon in dem Moment, wo Mobbing beginnt.“ Gut zu wissen: Häufig erkennen Mobbing-Opfer zunächst nicht, dass sie gemobbt werden, weil Mobber subtil vorgehen und anstatt das Opfer offen zu konfrontieren, auf versteckte Angriffen setzen. Daher müssen Führungskräfte umso besser hinschauen. [mehr-zum-thema] Wie sollten Arbeitgeber handeln, wenn sie von Mobbing im Betrieb erfahren? Erfahren Unternehmer von Mobbing-Fällen in ihrer Firma, müssen sie eingreifen – denn sie haben eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern. „Arbeitgeber müssen alles Erforderliche für den Schutz des Lebens und der Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun“, sagt Kathrin Bürger, Fachanwältin für Arbeitsrecht bei der Kanzlei Advant Beiten in München. Der Arbeitgeber darf insbesondere nicht selbst gegen diese Fürsorgepflichten verstoßen. „Jede Art von Mobbing ist untersagt“, sagt Bürger. Weiß der Arbeitgeber, dass gemobbt wird und unternimmt er nichts dagegen, kann der Mitarbeiter seine Arbeitsleistung einstellen, ohne seinen Lohnanspruch zu verlieren. „Das ist aber nur möglich, wenn der Mitarbeiter so sehr gemobbt wird, dass er seine Arbeit nicht mehr ausüben kann“, sagt die Arbeitsrechtlerin. Sofort einschreiten Coach Daniela Fink rät Führungskräften, sofort einzuschreiten, wenn ein Mitarbeiter über ein normales Maß hinaus angegangen wird – es sich also nicht nur um eine Frotzelei handelt – und klarzumachen, dass das Verhalten nicht toleriert wird. Wird Führungskräften ein Mobbing-Fall bekannt, sollten sie zunächst die Sache aufklären: „Man darf sich nicht einfach blind auf eine Seite schlagen, sondern sollte zunächst beide Seiten anhören“, sagt Fink. Oft handele es sich zunächst nur um einen Vorwurf. Berichtet der Mitarbeiter selbst vom Mobbing, empfiehlt sie, zunächst den gemobbten Mitarbeiter zum Gespräch zu bitten und nachzuhören, was genau passiert ist und was er dem- oder derjenigen vorwirft. Etwa mit diesen Fragen: „Warum fühlst du dich gemobbt?“ „Wann fing das an?“ „Gab es einen Auslöser?“ Kommt der Eindruck, dass jemand gemobbt wird, nicht vom Betroffenen selbst, dann sollten Führungskräfte auf das mögliche Mobbing-Opfer zugehen, etwa mit den Worten: „Ich habe das und das gehört und ich möchte mit dir besprechen, wie du das siehst. Was sagst du dazu?“ Danach gilt es, das Gespräch mit dem mutmaßlichen Mobber zu suchen: „Ich habe mit Kollege XY gesprochen. Jetzt möchte ich mir deine Sichtweise anhören und mir ein Bild davon machen.“ Den Täter oder die Täter (oft ist Mobbing ein Gruppenphänomen) können Führungskräfte auch noch fragen: „Was hat dich dazu veranlasst? Fühlst du dich übergangen oder schlecht behandelt?“ Wichtig: Chefs sollten dem Mobber klarmachen, dass sie sein Verhalten bemerkt haben und dass Konsequenzen drohen, wenn er oder sie damit weitermacht. Im Zweifelsfall professionelle Hilfe holen Anschließend empfiehlt Fink, mit allen Beteiligten gemeinsam zu sprechen. Solche Konfliktgespräche zu führen, ist oft nicht einfach. Fink rät im Ernstfall einen Konfliktschlichter oder Mediator zu engagieren, um die Situation zu klären. Um den leidenden Mitarbeiter zu unterstützen, können sie auch einen Psychologen zu Rate ziehen. Auch wichtig: „Chefs sollten sich fragen, woran das Mobbing liegt“, sagt Fink. Sie sollten die Ursache klären. Möglicherweise könnten persönliche Konflikte dazu geführt haben, dass jemand gemobbt wird. Oder der Gemobbte sei nur eine Art Blitzableiter für den Frust und Ärger der Kollegen, die mit ihrer Arbeit unzufrieden sind. Etwa weil die Firma in einer schwierigen Phase steckt, Stellen abgebaut werden müssen oder etwas mit der Unternehmenskultur nicht stimmt. Ist der gemobbte Mitarbeiter nur Sündenbock für größere Probleme, sollten Chefs überlegen, was sie in der Organisation ändern können. Wann eine Kündigung möglich ist Wird ein Mitarbeiter nachweislich gemobbt, rät Arbeitsrechtlerin Kathrin Bürger zunächst, eine Ermahnung auszusprechen. Helfen Gespräche nicht, könnten Chefs den Mobber abmahnen, ihn versetzen oder ihm kündigen. Für eine Kündigung ist laut Bürger zuvor in der Regel eine Abmahnung erforderlich. Im Extremfall sei auch eine fristlose Kündigung möglich. „Das geht aber nur, wenn man einen besonders schwerwiegenden Grund hat, der es für den Arbeitgeber unvorstellbar macht, das Arbeitsverhältnis auch nur für die Dauer der Kündigungsfrist fortzusetzen.“ Mehr zum Thema: Abmahnung: 8 Fehler, die eine Abmahnung unwirksam machen können Ist Mobbing strafbar? Ja. Gerichte können ein Schmerzensgeld, Schadensersatz (§ 823 Abs. 1 BGB) oder sogar eine Freiheitsstrafe verhängen. „Der Arbeitgeber haftet immer dann, wenn er Kenntnis vom Mobbing hat und nichts dagegen unternimmt – oder wenn er sogar selber die Person ist, die mobbt“, sagt Bürger. Gerichte können Täter beispielsweise wegen Beleidigung (§ 185 Strafgesetzbuch) belangen, wegen übler Nachrede (§ 186 Strafgesetzbuch) oder Verleumdung (§ 187 Strafgesetzbuch). Schadenersatz oder Schmerzensgeld rechtlich durchzusetzen, sei für Arbeitnehmer jedoch nicht einfach, sagt Bürger. Systematische Schikanen müssten Arbeitnehmer dokumentieren können. Richter verlangten stets detaillierte Nachweise. Mobbing nachzuweisen, sei jedoch oft schwierig. Prävention: Wie verhindern Chefs Mobbing von vornherein? Mobbing kommt laut Fink besonders häufig in Unternehmen mit starren Hierarchien vor, in denen ein hoher Leistungsdruck und ein starkes Konkurrenzverhalten herrschen. Auch falsche Anreizsysteme können dazu beitragen, etwa wenn Mitarbeiter sich nur über ihren Erfolg oder eingefahrenen Umsatz definieren. Ihr Tipp, um Mobbing vorzubeugen: „Schaffen Sie ein gutes und vertrauensvolles Arbeitsklima, in dem Mobbing nicht entstehen kann.“ Hilfreich seien flachere Hierarchien, eine Führung auf Augenhöhe sowie regelmäßige Gespräche mit Mitarbeitern. Außerdem sei es ratsam, viel Wertschätzung zu zeigen. Mehr zum Thema Rückmeldung geben: Feedback geben: 5 Feedbackregeln für Chefs Fink schlägt vor, im Unternehmen für das Thema Mobbing zu sensibilisieren. Das können Chefs tun, indem sie es zur Unternehmensleitlinie machen, dass sie Mobbing nicht dulden. Auch wirkungsvoll in größeren Firmen: einige Mitarbeiter für den Umgang mit Mobbingvorfällen schulen. An diese können sich Betroffene im Bedarfsfall wenden.
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