Umgang mit Kündigungen
„Habe ich die Alarmzeichen übersehen?“

Wenn ein wichtiger Mitarbeiter kündigt, ist das erst einmal ein Schock. Was Unternehmerin Vanessa Weber aus der Situation gelernt hat und wie sie Mitarbeiter verabschiedet.

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Gab es Alarmzeichen, die eine Kündigung angedeutet haben?
© ChristianChan / iStock / Getty Images Plus / Getty Images

Das Telefon klingelte. Andreas, mein langjähriger Mitarbeiter und Experte für Betriebseinrichtungen, war dran. „Vanessa – ich muss Dir was sagen: Ich möchte kündigen“, sagte er. Und ich dachte nur: „Oh mein Gott!“ Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Die Nachricht war ein Schock für mich.

Er erklärte mir, dass er ein Angebot von einem Betriebseinrichtungshersteller bekommen hätte. Dort im Konzern gäbe es andere Karrierechancen als in meinem Familienbetrieb. Und ihn reizte es, sich auf einige wenige Produkte zu fokussieren, statt bei uns im Großhandel mit der Vielfalt auch aus dem Werkzeugbereich zu arbeiten.

Ich musste erst einmal schlucken

Andreas arbeitete seit 2015 für mich. Wir hatten uns vor vielen Jahren auf einer Schulung kennengelernt, verstanden uns direkt gut und waren über Social Media in Kontakt geblieben. Einige Zeit später meldete er sich bei mir und fragte, ob wir uns nicht mal austauschen wollen. Kurz darauf war ich um einen super motivierten und fachlichen Experten für Betriebseinrichtung reicher.

Als er mir mitteilte, dass er nicht weiter für mich arbeiten möchte, musste ich erst einmal schlucken. Einer meiner ersten Gedanken war: „Jetzt kann ich die Firma abschließen!“ Dazu muss man wissen, dass Andreas einen sehr speziellen Job bei uns hatte: Er kümmerte sich um den Vertrieb und war gleichzeitig im Außendienst tätig. Betriebseinrichtungen sind für mein Unternehmen ein wichtiges Feld, wir machen damit rund 50 Prozent des Umsatzes.

Das Feedback nach einer Kündigung trifft – ist aber sehr wertvoll

Dazu kam die Sorge: Wenn einer geht, gehen dann vielleicht noch mehr? Es war für mich schon sehr emotional. Wenn ein wichtiger Mitarbeiter geht, fühlt man sich als Chefin auch ein Stück weit verlassen. Aber sein Entschluss stand fest. Er hatte vorher auch kein Gespräch mit mir gesucht. Reisende soll man nicht aufhalten.

Sehr wertvoll war für mich sein Feedback. Er hat mir erzählt, was ihn gestört hat. Da war zum Beispiel unser Online-Shop. Mit dem bin ich selbst schon sehr lange unzufrieden. Sein Hinweis war für mich der Anstoß, da jetzt endlich einmal richtig zu investieren und mit dem Start-up, das ich mit anderen Händlern zusammen gegründet habe, etwas Neues zu entwickeln.

Warum habe ich es nicht kommen sehen?

Er fühlte sich zudem nicht genug wertgeschätzt. Diese Rückmeldung war für mich sehr wichtig – auch, wenn man das im ersten Moment nicht gern hört. Ich muss mir diesen Schuh anziehen. Menschen brauchen unterschiedlich viel Anerkennung und meine Aufgabe als Chefin ist es, darauf individuell einzugehen.

Zur Person
Vanessa WeberVanessa Weber ist Geschäftsführerin der Firma Werkzeug Weber in Aschaffenburg und Unternehmerin aus Leidenschaft. 2002 übernahm sie das Familienunternehmen von ihrem Vater. Neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin ist Vanessa Weber eine gefragte Keynote-Speakerin.

In so einem Moment fängt man natürlich auch an zu grübeln. Habe ich die Alarmzeichen übersehen? Hätte ich die Kündigung vorhersehen müssen? Was habe ich dazu beigetragen? Aus der Situation habe ich auf jeden Fall für mich gelernt, noch mehr darauf zu achten, wer aus meinem Team was braucht.

Wir finden für alles eine Lösung

Andreas‘ Weggang ist ein Verlust, er war ein toller Mitarbeiter und passte menschlich gut ins Team. Aber nach dem ersten Schock habe ich schnell bemerkt, dass wir für alles eine Lösung finden. Wir haben eine ordentliche Übergabe gemacht und die Kunden gemeinsam informiert.

Die laufenden Projekte konnten wir alle gut abfedern und klären, wer was übernimmt. Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass ein Industriekunde eine neue Lagerhalle baut oder eine Werkstatt einrichten muss, das sind alles längerfristige Projekte. Und dank meiner Mitarbeiterin, die seit nun fast 30 Jahren im Betrieb ist und die Innendienstabwicklung mit Bravur für ihn macht, gibt es auch weiterhin eine bewährte Ansprechpartnerin für die Kunden. Sie fährt jetzt sogar auch mal raus zu Kunden. Alle aus dem Team unterstützen gleichermaßen mit. Wir konnten mit unserer Dienstleistung der BGVA3-Prüfungen sogar über unseren Partner Matthias Wolf, der für uns arbeitet, das Portfolio erweitern. Wir haben auf unserer Webseite eine Stellenausschreibung und ich bin auf der Suche nach einem Nachfolger. Aber ich muss nichts überstürzen. Wir brauchen jemanden, der genau in das Profil passt und schon Erfahrung hat, sonst macht es für uns keinen Sinn.

Transparente Kommunikation

Ich habe mein Team sehr schnell über die Kündigung informiert. Eine offene und transparente Kommunikation ist da meiner Meinung nach besonders wichtig. Ich möchte nicht, dass sich solche Nachrichten über den Flurfunk verbreiten, sondern dass mein Team die Infos aus erster Hand erhält. Und ich nenne – in Absprache mit der betroffenen Person – auch immer die Gründe. So verhindere ich, dass da etwas hineininterpretiert wird. Natürlich erläutere ich auch, wie es nach dem Weggang weitergeht. Mein Ziel ist es, dem Team eine Perspektive zu geben und Unruhe zu vermeiden.

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Eine gebührende Verabschiedung

Zu guter Letzt ist es mir wichtig, Mitarbeiter auch gebührend zu verabschieden. Zum einen, weil ich damit die gute Leistung und den Einsatz für das Unternehmen anerkennen möchte. Aber auch, weil ich jeden auf Augenhöhe behandele und überzeugt bin, dass man sich im Leben immer öfter sieht. Für Andreas gab es zum Abschied ein paar Geschenke seines Lieblingsvereins Eintracht Frankfurt und gute Wünsche für seine neue Aufgabe.

Wie geht ihr mit dem Thema Kündigung und Verabschiedung um? Ich freue mich, wenn ihr eure Erfahrungen hier teilt.

Das Telefon klingelte. Andreas, mein langjähriger Mitarbeiter und Experte für Betriebseinrichtungen, war dran. „Vanessa – ich muss Dir was sagen: Ich möchte kündigen“, sagte er. Und ich dachte nur: „Oh mein Gott!“ Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Die Nachricht war ein Schock für mich. Er erklärte mir, dass er ein Angebot von einem Betriebseinrichtungshersteller bekommen hätte. Dort im Konzern gäbe es andere Karrierechancen als in meinem Familienbetrieb. Und ihn reizte es, sich auf einige wenige Produkte zu fokussieren, statt bei uns im Großhandel mit der Vielfalt auch aus dem Werkzeugbereich zu arbeiten. Ich musste erst einmal schlucken Andreas arbeitete seit 2015 für mich. Wir hatten uns vor vielen Jahren auf einer Schulung kennengelernt, verstanden uns direkt gut und waren über Social Media in Kontakt geblieben. Einige Zeit später meldete er sich bei mir und fragte, ob wir uns nicht mal austauschen wollen. Kurz darauf war ich um einen super motivierten und fachlichen Experten für Betriebseinrichtung reicher. Als er mir mitteilte, dass er nicht weiter für mich arbeiten möchte, musste ich erst einmal schlucken. Einer meiner ersten Gedanken war: „Jetzt kann ich die Firma abschließen!“ Dazu muss man wissen, dass Andreas einen sehr speziellen Job bei uns hatte: Er kümmerte sich um den Vertrieb und war gleichzeitig im Außendienst tätig. Betriebseinrichtungen sind für mein Unternehmen ein wichtiges Feld, wir machen damit rund 50 Prozent des Umsatzes. Das Feedback nach einer Kündigung trifft – ist aber sehr wertvoll Dazu kam die Sorge: Wenn einer geht, gehen dann vielleicht noch mehr? Es war für mich schon sehr emotional. Wenn ein wichtiger Mitarbeiter geht, fühlt man sich als Chefin auch ein Stück weit verlassen. Aber sein Entschluss stand fest. Er hatte vorher auch kein Gespräch mit mir gesucht. Reisende soll man nicht aufhalten. Sehr wertvoll war für mich sein Feedback. Er hat mir erzählt, was ihn gestört hat. Da war zum Beispiel unser Online-Shop. Mit dem bin ich selbst schon sehr lange unzufrieden. Sein Hinweis war für mich der Anstoß, da jetzt endlich einmal richtig zu investieren und mit dem Start-up, das ich mit anderen Händlern zusammen gegründet habe, etwas Neues zu entwickeln. Warum habe ich es nicht kommen sehen? Er fühlte sich zudem nicht genug wertgeschätzt. Diese Rückmeldung war für mich sehr wichtig – auch, wenn man das im ersten Moment nicht gern hört. Ich muss mir diesen Schuh anziehen. Menschen brauchen unterschiedlich viel Anerkennung und meine Aufgabe als Chefin ist es, darauf individuell einzugehen. In so einem Moment fängt man natürlich auch an zu grübeln. Habe ich die Alarmzeichen übersehen? Hätte ich die Kündigung vorhersehen müssen? Was habe ich dazu beigetragen? Aus der Situation habe ich auf jeden Fall für mich gelernt, noch mehr darauf zu achten, wer aus meinem Team was braucht. Wir finden für alles eine Lösung Andreas‘ Weggang ist ein Verlust, er war ein toller Mitarbeiter und passte menschlich gut ins Team. Aber nach dem ersten Schock habe ich schnell bemerkt, dass wir für alles eine Lösung finden. Wir haben eine ordentliche Übergabe gemacht und die Kunden gemeinsam informiert. Die laufenden Projekte konnten wir alle gut abfedern und klären, wer was übernimmt. Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass ein Industriekunde eine neue Lagerhalle baut oder eine Werkstatt einrichten muss, das sind alles längerfristige Projekte. Und dank meiner Mitarbeiterin, die seit nun fast 30 Jahren im Betrieb ist und die Innendienstabwicklung mit Bravur für ihn macht, gibt es auch weiterhin eine bewährte Ansprechpartnerin für die Kunden. Sie fährt jetzt sogar auch mal raus zu Kunden. Alle aus dem Team unterstützen gleichermaßen mit. Wir konnten mit unserer Dienstleistung der BGVA3-Prüfungen sogar über unseren Partner Matthias Wolf, der für uns arbeitet, das Portfolio erweitern. Wir haben auf unserer Webseite eine Stellenausschreibung und ich bin auf der Suche nach einem Nachfolger. Aber ich muss nichts überstürzen. Wir brauchen jemanden, der genau in das Profil passt und schon Erfahrung hat, sonst macht es für uns keinen Sinn. Transparente Kommunikation Ich habe mein Team sehr schnell über die Kündigung informiert. Eine offene und transparente Kommunikation ist da meiner Meinung nach besonders wichtig. Ich möchte nicht, dass sich solche Nachrichten über den Flurfunk verbreiten, sondern dass mein Team die Infos aus erster Hand erhält. Und ich nenne – in Absprache mit der betroffenen Person – auch immer die Gründe. So verhindere ich, dass da etwas hineininterpretiert wird. Natürlich erläutere ich auch, wie es nach dem Weggang weitergeht. Mein Ziel ist es, dem Team eine Perspektive zu geben und Unruhe zu vermeiden. Eine gebührende Verabschiedung Zu guter Letzt ist es mir wichtig, Mitarbeiter auch gebührend zu verabschieden. Zum einen, weil ich damit die gute Leistung und den Einsatz für das Unternehmen anerkennen möchte. Aber auch, weil ich jeden auf Augenhöhe behandele und überzeugt bin, dass man sich im Leben immer öfter sieht. Für Andreas gab es zum Abschied ein paar Geschenke seines Lieblingsvereins Eintracht Frankfurt und gute Wünsche für seine neue Aufgabe. Wie geht ihr mit dem Thema Kündigung und Verabschiedung um? Ich freue mich, wenn ihr eure Erfahrungen hier teilt.
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