3-Fragen-Regel
Mit diesem Erfolgsrezept vermeidet Jeff Bezos Recruiting-Fehler

Fällt es Ihnen schwer, sich nach Bewerbungsgesprächen zu entscheiden? Dann machen Sie es wie Jeff Bezos. Der Amazon-Chef stellt sich bei der Auswahl nur diese drei Fragen.

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Die 3-Fragen-Regel nutzt Jeff Bezos, wenn er sich für Bewerber entscheiden muss.
© Alex Wong / Staff / Getty Images News

Amazon-Chef Jeff Bezos hat Anfang Februar angekündigt, seinen Vorstandsvorsitz abzugeben. Und wahrscheinlich saß er schon lang in keinem Bewerbungsgespräch mehr persönlich. Doch zu Beginn seiner Unternehmerkarriere führte er noch jedes Gespräch selbst, um sicherzustellen, dass für Amazon nur die besten Leute arbeiten. Seine Devise dabei: „Ich führe lieber Vorstellungsgespräche mit 50 Personen und stelle niemanden ein, anstatt die falsche Person einzustellen.“ Doch wie fand er heraus, wer die falsche Person ist? Bezos hat hierfür ein Recruiting-Erfolgsrezept: die sogenannte 3-Fragen-Regel.

1998 gab Bezos einen Leitfaden für seine Führungskräfte heraus, der bei der Auswahl neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behilflich sein sollte. Damals hatte Amazon übrigens gerade einmal 2100 Angestellte; heute sind es mehr als 1,2 Millionen Menschen. Die drei zeitlosen Fragen aus dem Leitfaden spielen beim Versandhändler aber noch immer eine wichtige Rolle.

1. Kann ich die Person bewundern?

Jeff Bezos umgibt sich gern mit Menschen, die besser sind als er und von denen er etwas lernen kann. Seine These: Das Leben ist zu kurz, um mit Leuten zusammenzuarbeiten, die man nicht bewundert. Im Leitfaden motiviert er seine Führungskräfte, genauso anspruchsvoll zu sein.

Bezos ist übrigens nicht der einzige Silicon-Valley-Chef, der so denkt. Auch Facebook-CEO Mark Zuckerberg vertritt diese Meinung: „Ich sage den Leuten immer, dass sie nur Menschen in ihr Team holen sollen, für die sie auch selbst arbeiten würden“, erklärte er im Interview mit dem amerikanischen Technikblog Recode. Von seinen eigenen hochrangigen Teammitgliedern wie Sheryl Sandberg oder Chris Cox sagt Zuckerberg: „In einem alternativen Universum würde ich mich geehrt fühlen, für einen dieser Menschen zu arbeiten.“

Fragen Sie sich also: Worin ist diese Kandidatin besser als ich? Was könnte ich von jenem Bewerber lernen? Vielleicht ist sie ganz besonders lösungsorientiert. Oder er hat eine effektive Technik, um sich Fremdsprachen anzueignen, und kann in allen europäischen Ländern ein Bier im Restaurant bestellen. Wenn Ihnen partout nichts einfällt, sollten Sie laut Bezos weitersuchen.

2. Wird die Person die durchschnittliche Produktivität des Teams steigern?

In dieser Frage spiegelt sich Bezos‘ Wunsch wider, sich und sein Unternehmen stetig zu verbessern. Seiner Meinung nach sollten jeder neue Mitarbeiter und jede neue Mitarbeiterin die Anforderungen für die folgenden Bewerbungsgespräche noch etwas höher legen.

Selbstverständlich wäre es unsinnig, bei einem Konzern wie Amazon immer zu erwarten, dass jede einzelne neue Person besser ist, als all die anderen 1,2 Millionen Angestellten. Aber jedes Team, das Verstärkung bekommt, sollte dadurch durchschnittlich besser werden. Bezos findet: „Die Messlatte muss ständig steigen.“

Er empfiehlt folgende Übung: „Ich bitte die Leute, das Unternehmen in fünf Jahren zu visualisieren.“ Als Antwort wünscht er sich: „An diesem Punkt sollte sich jeder umschauen und sagen: Die Standards sind jetzt so hoch – Mann, bin ich froh, dass ich schon damals dazugekommen bin.“ Jeff Bezos erwartet von seinen Teammitgliedern, dass sie ebenfalls den Wunsch nach ständiger Verbesserung in sich tragen.

3. Auf welche Art und Weise könnte die Person ein Superstar sein?

Die Buchhalterin, die am Wochenende in einer Metal-Band spielt; der Grafikdesigner, der in abgerockten Karaoke-Bars Songs von Britney Spears singt: Jeder hat heimliche Vorlieben und Talente.

Diese besonderen Fähigkeiten und Interessen sind laut Jeff Bezos bei Neueinstellungen wichtig. Seiner Meinung nach trägt das zur Unternehmenskultur bei und hilft, einen unterhaltsamen und interessanten Arbeitsplatz zu schaffen.

„Es muss nicht mit dem Job zusammenhängen“, erklärt er und nennt als Beispiel eine Mitarbeiterin, die ein Buchstabier-Champion ist. „Ich vermute, es hilft ihr nicht bei ihrer täglichen Arbeit, aber es macht mehr Spaß, hier zu arbeiten, wenn man sie gelegentlich mit einer schnellen Herausforderung im Flur erwischen kann“, schreibt er.

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Um diese Frage zu beantworten, könnten Sie im Bewerbungsgespräch folgende Fragen stellen:

  • Was ist Ihr geheimes Talent?
  • Wofür brennen Sie?
  • Mit welcher Fähigkeit könnten Sie am ehesten reich werden?
  • Wenn Sie ein Superheld wären, welche Kraft hätten Sie dann?
  • Was steht noch auf Ihrer Bucket List?

Fragen nach Hobbys müssen in Bewerbungsgesprächen übrigens nicht unbedingt beantwortet werden. Mehr dazu lesen Sie im Artikel zum Thema unzulässige Fragen im Vorstellungsgespräch.

Amazon-Chef Jeff Bezos hat Anfang Februar angekündigt, seinen Vorstandsvorsitz abzugeben. Und wahrscheinlich saß er schon lang in keinem Bewerbungsgespräch mehr persönlich. Doch zu Beginn seiner Unternehmerkarriere führte er noch jedes Gespräch selbst, um sicherzustellen, dass für Amazon nur die besten Leute arbeiten. Seine Devise dabei: „Ich führe lieber Vorstellungsgespräche mit 50 Personen und stelle niemanden ein, anstatt die falsche Person einzustellen.“ Doch wie fand er heraus, wer die falsche Person ist? Bezos hat hierfür ein Recruiting-Erfolgsrezept: die sogenannte 3-Fragen-Regel. 1998 gab Bezos einen Leitfaden für seine Führungskräfte heraus, der bei der Auswahl neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behilflich sein sollte. Damals hatte Amazon übrigens gerade einmal 2100 Angestellte; heute sind es mehr als 1,2 Millionen Menschen. Die drei zeitlosen Fragen aus dem Leitfaden spielen beim Versandhändler aber noch immer eine wichtige Rolle. 1. Kann ich die Person bewundern? Jeff Bezos umgibt sich gern mit Menschen, die besser sind als er und von denen er etwas lernen kann. Seine These: Das Leben ist zu kurz, um mit Leuten zusammenzuarbeiten, die man nicht bewundert. Im Leitfaden motiviert er seine Führungskräfte, genauso anspruchsvoll zu sein. Bezos ist übrigens nicht der einzige Silicon-Valley-Chef, der so denkt. Auch Facebook-CEO Mark Zuckerberg vertritt diese Meinung: „Ich sage den Leuten immer, dass sie nur Menschen in ihr Team holen sollen, für die sie auch selbst arbeiten würden“, erklärte er im Interview mit dem amerikanischen Technikblog Recode. Von seinen eigenen hochrangigen Teammitgliedern wie Sheryl Sandberg oder Chris Cox sagt Zuckerberg: „In einem alternativen Universum würde ich mich geehrt fühlen, für einen dieser Menschen zu arbeiten.“ Fragen Sie sich also: Worin ist diese Kandidatin besser als ich? Was könnte ich von jenem Bewerber lernen? Vielleicht ist sie ganz besonders lösungsorientiert. Oder er hat eine effektive Technik, um sich Fremdsprachen anzueignen, und kann in allen europäischen Ländern ein Bier im Restaurant bestellen. Wenn Ihnen partout nichts einfällt, sollten Sie laut Bezos weitersuchen. 2. Wird die Person die durchschnittliche Produktivität des Teams steigern? In dieser Frage spiegelt sich Bezos‘ Wunsch wider, sich und sein Unternehmen stetig zu verbessern. Seiner Meinung nach sollten jeder neue Mitarbeiter und jede neue Mitarbeiterin die Anforderungen für die folgenden Bewerbungsgespräche noch etwas höher legen. Selbstverständlich wäre es unsinnig, bei einem Konzern wie Amazon immer zu erwarten, dass jede einzelne neue Person besser ist, als all die anderen 1,2 Millionen Angestellten. Aber jedes Team, das Verstärkung bekommt, sollte dadurch durchschnittlich besser werden. Bezos findet: „Die Messlatte muss ständig steigen.“ Er empfiehlt folgende Übung: "Ich bitte die Leute, das Unternehmen in fünf Jahren zu visualisieren." Als Antwort wünscht er sich: "An diesem Punkt sollte sich jeder umschauen und sagen: Die Standards sind jetzt so hoch – Mann, bin ich froh, dass ich schon damals dazugekommen bin.“ Jeff Bezos erwartet von seinen Teammitgliedern, dass sie ebenfalls den Wunsch nach ständiger Verbesserung in sich tragen. 3. Auf welche Art und Weise könnte die Person ein Superstar sein? Die Buchhalterin, die am Wochenende in einer Metal-Band spielt; der Grafikdesigner, der in abgerockten Karaoke-Bars Songs von Britney Spears singt: Jeder hat heimliche Vorlieben und Talente. Diese besonderen Fähigkeiten und Interessen sind laut Jeff Bezos bei Neueinstellungen wichtig. Seiner Meinung nach trägt das zur Unternehmenskultur bei und hilft, einen unterhaltsamen und interessanten Arbeitsplatz zu schaffen. „Es muss nicht mit dem Job zusammenhängen“, erklärt er und nennt als Beispiel eine Mitarbeiterin, die ein Buchstabier-Champion ist. „Ich vermute, es hilft ihr nicht bei ihrer täglichen Arbeit, aber es macht mehr Spaß, hier zu arbeiten, wenn man sie gelegentlich mit einer schnellen Herausforderung im Flur erwischen kann“, schreibt er. Um diese Frage zu beantworten, könnten Sie im Bewerbungsgespräch folgende Fragen stellen: Was ist Ihr geheimes Talent? Wofür brennen Sie? Mit welcher Fähigkeit könnten Sie am ehesten reich werden? Wenn Sie ein Superheld wären, welche Kraft hätten Sie dann? Was steht noch auf Ihrer Bucket List? Fragen nach Hobbys müssen in Bewerbungsgesprächen übrigens nicht unbedingt beantwortet werden. Mehr dazu lesen Sie im Artikel zum Thema unzulässige Fragen im Vorstellungsgespräch.
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