Arbeitgebermarke
„Ich habe noch nie für eine Stellenanzeige bezahlt“

Bewerbungen bekommen, ohne Anzeigen zu schalten, davon träumen viele Unternehmer. Vanessa Weber schafft das Kunststück – dank einer starken Arbeitgebermarke. Hier erklärt sie ihr Erfolgsgeheimnis.

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Ihr soziales Engagement, etwa für die Baumpflanzinitiative Plant-for-the-Planet, half Vanessa Weber dabei, aus ihrem Unternehmen eine starke Arbeitgebermarke  zu machen.
Ihr soziales Engagement, etwa für die Baumpflanzinitiative Plant-for-the-Planet, half Vanessa Weber dabei, aus ihrem Unternehmen eine starke Arbeitgebermarke zu machen.
© Katrin Limes / Werkzeug Weber

Diese Woche musste ich mal wieder einer Bewerberin absagen. Sie hatte mir eine Initiativbewerbung geschickt; allerdings suchen wir momentan keine neuen Leute.

Ich bekomme jeden Monat ein bis zwei Initiativbewerbungen. Andere Unternehmer staunen oft, wenn ich das erzähle. Die Klage darüber, dass der Arbeitsmarkt leergefegt sei, ist ein beliebtes Smalltalk-Thema.

Was also mache ich anders als andere? Schließlich ist weder meine Firma besonders groß (26 Mitarbeiter), noch ist mein Geschäft (Werkzeughandel) wahnsinnig sexy.

Eine Antwort auf diese Frage fand ich in der E-Mail, die mir die Bewerberin auf meine Absage hin schickte. Sie schrieb: „Sehr schade. Ich verfolge Ihre Unternehmenspolitik seit dem letztjährigen Zeitungsartikel im ‚Main-Echo‘ über Sie und hatte mir vorgenommen, sollte ich irgendwann auf Stellensuche sein, es auf jeden Fall bei Ihnen zu probieren. Vielleicht könnten Sie meine Bewerbung im Hinterkopf behalten.“

Schon in ihrer Bewerbung hatte sie geschrieben: „Ich schätze es sehr, dass Sie die Menschen hinter dem Arbeitsplatz sehen.“ Diese Frau möchte also bei Werkzeug Weber arbeiten, weil sie gern mit mir arbeiten würde! Dabei kennt sie mich gar nicht persönlich – sie hat nur in der Zeitung über mich gelesen.

Es ist mir also offenbar gelungen, eine Arbeitgebermarke zu kreieren: Menschen verbinden etwas mit mir und meinem Unternehmen. Für sie ist Werkzeug Weber eine Firma, bei der sie gern arbeiten würden. Wie habe ich das geschafft?

1. Ich tue Gutes – und rede drüber

In dem Zeitungsartikel, auf den sich die Bewerberin bezieht, ging es um mein gesellschaftliches und soziales Engagement. Ich bin ehrenamtlich sehr aktiv, unterstütze zum Beispiel die Baumpflanz-Initiative Plant-for-the-Planet und setze gemeinsam mit meinen Mitarbeitern beim „Werkzeug Weber hilft“-Tag soziale Projekte in der Region um. Außerdem engagiere ich mich bei den Wirtschaftsjunioren und coache Start-ups als Mentorin.

Ich weiß, dass viele andere Unternehmer ebenfalls viel Gutes tun. Allerdings reden sie nicht gern darüber. Stattdessen verstecken sie sich hinter ihrer Firma, sagen „wir“ statt „ich“, stapeln tief – und überlassen anderen die Bühne.

Ich halte das für falsche Bescheidenheit. Denn auch wenn wir Inhaber kleiner Unternehmen nicht so hohe Gehälter zahlen können wie Konzerne, in diesem Punkt sind wir den Großen überlegen: Wir sind menschlich, wir sind nahbar. Wir wollen etwas bewegen, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern. Wir sind begeistert von unseren Unternehmen – und diese Begeisterung spürt man. Das ist eine Riesenchance. Und die sollten wir nutzen.

2. Ich lasse mich von Rückschlägen nicht entmutigen

Ich habe einen PR-Agenten, halte Kontakt zur Presse. Und natürlich kenne ich trotzdem den Moment der Enttäuschung, wenn meine Themen in den Medien nicht aufgegriffen werden. „Das wäre doch eine super Story gewesen!“, denke ich dann manchmal frustriert.

Nun engagiere ich mich aber nicht deswegen ehrenamtlich, weil ich eine Arbeitgebermarke kreieren will oder weil ich es schön finde, mein Foto in der Zeitung zu sehen. Ich engagiere mich für Dinge, die mir ein echtes Anliegen sind; die Arbeitgebermarke ist quasi nur das Nebenprodukt (aber keinesfalls ein Abfallprodukt!).

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Also mache ich weiter – gar keine Frage! Und vielleicht klappt es beim nächsten Mal mit der Berichterstattung. Wenn ich aber nicht trommele für das, was mir wichtig ist, kann ich nicht erwarten, dass jemand auf mich aufmerksam wird. Das wäre ja so, als würde ich darauf hoffen, im Lotto zu gewinnen, obwohl ich gar nicht Lotto spiele.

3. Ich nehme mir Zeit

Für ehrenamtliches Engagement investiere ich sicher einen bis zwei Arbeitstage im Monat; dazu kommen Abende und Wochenenden und das Geld, das ich spende. Das ist nicht wenig. Aber ich habe meine Firma so aufgestellt, dass ich mir diese Zeit nehmen kann. Meine Mitarbeiter halten mir den Rücken dafür frei.

Denn mal ganz davon abgesehen, dass ich der Gesellschaft etwas zurückgeben will: Meine Strategie lohnt sich auch unternehmerisch für mich. Ich habe seither keine bezahlte Stellenanzeige mehr geschaltet, wenn ich eine Neueinstellung vorhatte. Ich informiere das Arbeitsamt und die IHK, wenn ich offene Stellen habe, und setze eine Stellenausschreibung auf die Karriereseite unserer Homepage – das ist alles. Wenn ich höre, was andere Unternehmen für Anzeigen bei Monster oder Stepstone ausgeben … für das Geld kann ich etliche Bäume pflanzen.

4. Ich habe Geduld und denke langfristig

Ein Artikel in der Zeitung und schon stapeln sich die Bewerbungen auf dem Schreibtisch? Ganz so einfach ist es nicht. Trotzdem höre ich – nicht nur von der Bewerberin, die ich leider ablehnen musste – immer wieder, dass mein ehrenamtliches Engagement gesehen wird. Es zahlt sich also aus, hier langfristig zu denken: Angestellte, die nicht gerade aktiv eine neue Stelle suchen, schauen sich wahrscheinlich keine Stellenanzeigen an – aber vielleicht trotzdem in die Regionalzeitung. Wenn sie da was über mich lesen, bleibt unser Name vielleicht hängen.

Entscheidend finde ich ohnehin nicht die Menge der Bewerbungen, sondern die Qualität. Mir ist es wichtig, dass meine Mitarbeiter meine Werte teilen. Bewirbt sich jemand, weil mein soziales Engagement ihn beeindruckt hat, dann passt diese Person sehr wahrscheinlich gut in unser Team.

Dass sich Geduld und Hartnäckigkeit am Ende auszahlen, habe ich erst kürzlich wieder erlebt. Ich hatte schon seit drei, vier Jahren einen Außendienstler im Auge. Er war ein echter Wunschkandidat für mich, arbeitete allerdings für einen großen Wettbewerber. Ich habe ihm schon vor einiger Zeit deutlich signalisiert, dass meine Tür für ihn immer offensteht. Bis er auf mich zukam: Ob das Angebot noch stehe? Inzwischen ist er zu mir gewechselt – nach 18 Jahren in seinem alten Job. Warum er diesen Schritt gemacht hat, habe ich ihn gefragt. Seine Antwort: „Mich hat letzten Endes vor allem die Person Vanessa Weber und die Stimmung der Mitarbeiter des Unternehmens überzeugt.“

5. Meine Mitarbeiter sind die besten Recruiter

Wenn ich eine Stelle zu besetzen habe, informiere ich zu allererst meine Mitarbeiter darüber. Es hat sich bewährt, dieses Firmennetzwerk anzuzapfen. Oft kennen meine Mitarbeiter jemanden, der gut zu uns passt – sei es ein Nachbar, eine Freundin oder ein früherer Kollege. Auf diese Weise kam zum Beispiel ein super Innendienstmitarbeiter zu uns. Er hatte vorher lange als Automechaniker gearbeitet und wollte sich verändern. Dank des Kontakts zu einem Mitarbeiter hat er den Weg zu uns gefunden. Unser Vertriebsleiter hat sich ein sensationelles Netzwerk in der Branche aufgebaut, das ist Gold wert! Das hat uns schon sehr oft geholfen. Die eigenen Mitarbeiter sind oft die besten Recruiter. Und natürlich sagt es auch etwas aus, wenn Mitarbeiter Bekannte oder Freunde ins Unternehmen holen. Es zeigt, dass sie sich bei uns wohlfühlen und uns als Arbeitgeber weiterempfehlen.

Wie schaffen Sie es, eine Arbeitgebermarke aufzubauen? Ich bin mir sicher, auch Sie sind engagiert in Ihrer Region und leisten Ihren Beitrag. Welche Geschichte über sich sollten Sie in Zukunft mehr erzählen? Welche Tipps haben Sie für andere? Was hat bei Ihnen gut funktioniert? Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare!

Diese Woche musste ich mal wieder einer Bewerberin absagen. Sie hatte mir eine Initiativbewerbung geschickt; allerdings suchen wir momentan keine neuen Leute. Ich bekomme jeden Monat ein bis zwei Initiativbewerbungen. Andere Unternehmer staunen oft, wenn ich das erzähle. Die Klage darüber, dass der Arbeitsmarkt leergefegt sei, ist ein beliebtes Smalltalk-Thema. Was also mache ich anders als andere? Schließlich ist weder meine Firma besonders groß (26 Mitarbeiter), noch ist mein Geschäft (Werkzeughandel) wahnsinnig sexy. Eine Antwort auf diese Frage fand ich in der E-Mail, die mir die Bewerberin auf meine Absage hin schickte. Sie schrieb: „Sehr schade. Ich verfolge Ihre Unternehmenspolitik seit dem letztjährigen Zeitungsartikel im ‚Main-Echo‘ über Sie und hatte mir vorgenommen, sollte ich irgendwann auf Stellensuche sein, es auf jeden Fall bei Ihnen zu probieren. Vielleicht könnten Sie meine Bewerbung im Hinterkopf behalten.“ Schon in ihrer Bewerbung hatte sie geschrieben: „Ich schätze es sehr, dass Sie die Menschen hinter dem Arbeitsplatz sehen.“ Diese Frau möchte also bei Werkzeug Weber arbeiten, weil sie gern mit mir arbeiten würde! Dabei kennt sie mich gar nicht persönlich – sie hat nur in der Zeitung über mich gelesen. Es ist mir also offenbar gelungen, eine Arbeitgebermarke zu kreieren: Menschen verbinden etwas mit mir und meinem Unternehmen. Für sie ist Werkzeug Weber eine Firma, bei der sie gern arbeiten würden. Wie habe ich das geschafft? 1. Ich tue Gutes – und rede drüber In dem Zeitungsartikel, auf den sich die Bewerberin bezieht, ging es um mein gesellschaftliches und soziales Engagement. Ich bin ehrenamtlich sehr aktiv, unterstütze zum Beispiel die Baumpflanz-Initiative Plant-for-the-Planet und setze gemeinsam mit meinen Mitarbeitern beim „Werkzeug Weber hilft“-Tag soziale Projekte in der Region um. Außerdem engagiere ich mich bei den Wirtschaftsjunioren und coache Start-ups als Mentorin. Ich weiß, dass viele andere Unternehmer ebenfalls viel Gutes tun. Allerdings reden sie nicht gern darüber. Stattdessen verstecken sie sich hinter ihrer Firma, sagen „wir“ statt „ich“, stapeln tief – und überlassen anderen die Bühne. Ich halte das für falsche Bescheidenheit. Denn auch wenn wir Inhaber kleiner Unternehmen nicht so hohe Gehälter zahlen können wie Konzerne, in diesem Punkt sind wir den Großen überlegen: Wir sind menschlich, wir sind nahbar. Wir wollen etwas bewegen, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern. Wir sind begeistert von unseren Unternehmen – und diese Begeisterung spürt man. Das ist eine Riesenchance. Und die sollten wir nutzen. 2. Ich lasse mich von Rückschlägen nicht entmutigen Ich habe einen PR-Agenten, halte Kontakt zur Presse. Und natürlich kenne ich trotzdem den Moment der Enttäuschung, wenn meine Themen in den Medien nicht aufgegriffen werden. „Das wäre doch eine super Story gewesen!“, denke ich dann manchmal frustriert. Nun engagiere ich mich aber nicht deswegen ehrenamtlich, weil ich eine Arbeitgebermarke kreieren will oder weil ich es schön finde, mein Foto in der Zeitung zu sehen. Ich engagiere mich für Dinge, die mir ein echtes Anliegen sind; die Arbeitgebermarke ist quasi nur das Nebenprodukt (aber keinesfalls ein Abfallprodukt!). Also mache ich weiter – gar keine Frage! Und vielleicht klappt es beim nächsten Mal mit der Berichterstattung. Wenn ich aber nicht trommele für das, was mir wichtig ist, kann ich nicht erwarten, dass jemand auf mich aufmerksam wird. Das wäre ja so, als würde ich darauf hoffen, im Lotto zu gewinnen, obwohl ich gar nicht Lotto spiele. 3. Ich nehme mir Zeit Für ehrenamtliches Engagement investiere ich sicher einen bis zwei Arbeitstage im Monat; dazu kommen Abende und Wochenenden und das Geld, das ich spende. Das ist nicht wenig. Aber ich habe meine Firma so aufgestellt, dass ich mir diese Zeit nehmen kann. Meine Mitarbeiter halten mir den Rücken dafür frei. Denn mal ganz davon abgesehen, dass ich der Gesellschaft etwas zurückgeben will: Meine Strategie lohnt sich auch unternehmerisch für mich. Ich habe seither keine bezahlte Stellenanzeige mehr geschaltet, wenn ich eine Neueinstellung vorhatte. Ich informiere das Arbeitsamt und die IHK, wenn ich offene Stellen habe, und setze eine Stellenausschreibung auf die Karriereseite unserer Homepage - das ist alles. Wenn ich höre, was andere Unternehmen für Anzeigen bei Monster oder Stepstone ausgeben … für das Geld kann ich etliche Bäume pflanzen. 4. Ich habe Geduld und denke langfristig Ein Artikel in der Zeitung und schon stapeln sich die Bewerbungen auf dem Schreibtisch? Ganz so einfach ist es nicht. Trotzdem höre ich – nicht nur von der Bewerberin, die ich leider ablehnen musste – immer wieder, dass mein ehrenamtliches Engagement gesehen wird. Es zahlt sich also aus, hier langfristig zu denken: Angestellte, die nicht gerade aktiv eine neue Stelle suchen, schauen sich wahrscheinlich keine Stellenanzeigen an – aber vielleicht trotzdem in die Regionalzeitung. Wenn sie da was über mich lesen, bleibt unser Name vielleicht hängen. Entscheidend finde ich ohnehin nicht die Menge der Bewerbungen, sondern die Qualität. Mir ist es wichtig, dass meine Mitarbeiter meine Werte teilen. Bewirbt sich jemand, weil mein soziales Engagement ihn beeindruckt hat, dann passt diese Person sehr wahrscheinlich gut in unser Team. Dass sich Geduld und Hartnäckigkeit am Ende auszahlen, habe ich erst kürzlich wieder erlebt. Ich hatte schon seit drei, vier Jahren einen Außendienstler im Auge. Er war ein echter Wunschkandidat für mich, arbeitete allerdings für einen großen Wettbewerber. Ich habe ihm schon vor einiger Zeit deutlich signalisiert, dass meine Tür für ihn immer offensteht. Bis er auf mich zukam: Ob das Angebot noch stehe? Inzwischen ist er zu mir gewechselt – nach 18 Jahren in seinem alten Job. Warum er diesen Schritt gemacht hat, habe ich ihn gefragt. Seine Antwort: „Mich hat letzten Endes vor allem die Person Vanessa Weber und die Stimmung der Mitarbeiter des Unternehmens überzeugt.“ 5. Meine Mitarbeiter sind die besten Recruiter Wenn ich eine Stelle zu besetzen habe, informiere ich zu allererst meine Mitarbeiter darüber. Es hat sich bewährt, dieses Firmennetzwerk anzuzapfen. Oft kennen meine Mitarbeiter jemanden, der gut zu uns passt - sei es ein Nachbar, eine Freundin oder ein früherer Kollege. Auf diese Weise kam zum Beispiel ein super Innendienstmitarbeiter zu uns. Er hatte vorher lange als Automechaniker gearbeitet und wollte sich verändern. Dank des Kontakts zu einem Mitarbeiter hat er den Weg zu uns gefunden. Unser Vertriebsleiter hat sich ein sensationelles Netzwerk in der Branche aufgebaut, das ist Gold wert! Das hat uns schon sehr oft geholfen. Die eigenen Mitarbeiter sind oft die besten Recruiter. Und natürlich sagt es auch etwas aus, wenn Mitarbeiter Bekannte oder Freunde ins Unternehmen holen. Es zeigt, dass sie sich bei uns wohlfühlen und uns als Arbeitgeber weiterempfehlen. Wie schaffen Sie es, eine Arbeitgebermarke aufzubauen? Ich bin mir sicher, auch Sie sind engagiert in Ihrer Region und leisten Ihren Beitrag. Welche Geschichte über sich sollten Sie in Zukunft mehr erzählen? Welche Tipps haben Sie für andere? Was hat bei Ihnen gut funktioniert? Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare!
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