Falsche Personalentscheidungen
7 Warnsignale bei neuen Mitarbeitern

Ist der neue Mitarbeiter wirklich der Richtige für den Job? Solche Zweifel können Vorgesetzte ins Grübeln bringen. Welche Warnsignale auf falsche Personalentscheidungen hindeuten.

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falsche Personalentscheidungen
© TakashiKanai / iStock / Getty Images Plus / Getty Images

Ein neuer Mitarbeiter fängt an – und nach einer Weile beschleicht die Chefin das Gefühl, dass die Personalentscheidung ein Fehler war: Der Mitarbeiter passt nicht ins Team, er ist nicht geeignet, die zugedachten Aufgaben zu erfüllen. Nicht der Richtige für den Job. Was nun?

Sicher, innerhalb der Probezeit können sowohl Vorgesetzte als auch Mitarbeiter den Arbeitsvertrag binnen 14 Tagen kündigen. Doch so schwierig wie heute war es selten in Deutschland, passende Bewerber für eine offene Position zu finden. Viele Chefs tun sich daher schwer, einen neuen Mitarbeiter leichtfertig wieder vor die Tür setzen, zumal nur wegen eines miesen Bauchgefühls.

Und ist es nicht ganz normal, dass es in der Eingewöhnungsphase an einigen Stellen ruckelt? Absolut, sagt Sven Hennige, Senior Managing Director beim Personaldienstleister Robert Half. „Letztlich ist es wie in einer Beziehung: Im ersten gemeinsamen Urlaub lernt man Dinge über den anderen, die man vorher noch nicht wusste.“ Mit diesen enttäuschten Erwartungen muss man umgehen: Es muss nicht gleich die Kündigung sein, aber ein klärendes Gespräch ist dringend angesagt. Denn oft verspürt auch der neue Mitarbeiter ein mieses Bauchgefühl – und ist beim aktuellen Arbeitsmarkt schneller weg, als der Chef „Stop!“ sagen kann. Handlungsbedarf besteht, wenn mehrere der folgenden Warnsignale zusammentreffen:

Mangelhafte Arbeitsqualität

Natürlich braucht ein Mitarbeiter Zeit, um sich in seinem neuen Arbeitsgebiet einzufinden: Er muss die Abläufe im Team kennenlernen, die zuständigen Ansprechpartner und die Unternehmenskultur. Doch wenn der Neuzugang immer wieder dieselben Fehler macht, nicht rechtzeitig fertig wird oder schlampig arbeitet, ist er vielleicht nicht der Richtige für den Job.

Sven Hennige rät zu Geduld, wenn eine positive Entwicklung erkennbar ist: „Manchmal braucht ein Mitarbeiter einen etwas längeren Anlauf.“ Er sagt aber auch deutlich: „Chefs sollten reagieren, wenn sie bei dem Mitarbeiter keine Entwicklung sehen und merken, dass er keine Motivation hat, sich zu engagieren und zu lernen.“

Unbearbeitete Aufgaben

Statt sich um die Aufgaben zu kümmern, die ihm aufgetragen wurden, pickt sich der Mitarbeiter immer wieder Arbeitsinhalte heraus, für die er gar nicht zuständig ist. Weil er falsche Prioritäten setzt und sich nicht für seinen Aufgabenbereich verantwortlich fühlt, bleiben seine eigentlichen Pflichten immer wieder liegen.

Hier sollten Vorgesetzte zunächst auf Ursachenforschung gehen: Wurden die Aufgaben nicht klar genug definiert, genügt es, nochmals mit dem Neuzugang darüber zu sprechen. Missachtet der Mitarbeiter aber direkte Arbeitsaufträge und tut nur das, was er will, macht ihn das zur Fehlbesetzung für den Job.

Mangelhafte Arbeitseinstellung

In einem neuen Job hängen sich die meisten Mitarbeiter erst einmal richtig rein – schon allein, um den neuen Chef zu beeindrucken und eine Kündigung in der Probezeit zu vermeiden. Kommt der neue Kollege häufig zu spät und geht womöglich auch noch früher, verspürt er diesen Wunsch offenbar nicht. „Da fehlt das nötige Commitment“, resümiert Sven Hennige. Die Chefin muss sich fragen: Ist dem Mitarbeiter etwa alles andere wichtiger als sein neuer Job?

Alarmstufe Rot ist für Sven Hennige angesagt, wenn der Neue regelmäßig von der „Freitags-Montags-Krankheit“ befallen wird und sich am Anfang oder am Ende der Woche krankmeldet. Dann ist ein klärendes Gespräch geboten, in dem der Chef mögliche Konsequenzen ruhig deutlich ansprechen sollte.

Übertriebene Forderungen

Schon nach ein paar Wochen in der Firma packt der Mitarbeiter eine Wunschliste aus? Egal ob der Neue seine Stundenzahl reduzieren will, drei Tage pro Woche von zuhause aus arbeiten, eine teure Fortbildung oder ein High-End-Notebook: Beim Chef sollten nun die Alarmglocken schrillen. Schließlich liegen die Vertragsverhandlungen mit dem Mitarbeiter noch nicht lange zurück – wenn er jetzt schon Forderungen stellt, läuft etwas gewaltig schief.

Hellhörig sollten Chefs vor allem werden, wenn der Neue ständig darauf verweist, dass all diese Annehmlichkeiten in seinem alten Job selbstverständlich gewesen seien: ein Zeichen dafür, dass er den Jobwechsel bereut und seinem alten Arbeitgeber schon nachtrauert.

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Wenig Integration im Team

Nicht jeder hat Lust, den Feierabend mit seinen Kollegen zu verbringen – und verlangen kann ein Chef das schon gar nicht. Dennoch lohnt es sich, genau hinzuschauen. Wenn sich der neue Mitarbeiter überhaupt nicht integriert und nicht mal die Mittagspause mit dem Team verbringen will, rät Sven Hennige: „Wenn der Neue nie mitgeht und sich immer entschuldigt, ist es ein Zeichen dafür, dass er sich im Team nicht wohlfühlt.“

Das muss nicht unbedingt an ihm liegen – vielleicht sind auch abweisende Kollegen schuld daran, dass der Neue fremdelt. In diesem Fall kann ein erfahrener Mitarbeiter als Mentor helfen, den Neuzugang besser ins Team zu integrieren.

Der Experte

Sven Hennige ist Senior Managing Director beim Personalvermittler Robert Half, wo er seit 1999 arbeitet. Er verantwortet die Regionen Deutschland, Schweiz und Frankreich.

Keine Identifikation mit der Strategie

Die Kunden des Unternehmens sind eher konservativ, aber der neue Mitarbeiter duzt sie hartnäckig? Der Chef will die Digitalisierung im Unternehmen vorantreiben, aber der Neue lästert über Onlineshops und hält Facebook für Zeitverschwendung? Dann hat er offenbar die Strategie seines neuen Arbeitgebers nicht richtig verstanden.

Das kann passieren, wenn es bei der Einarbeitung vor allem um die Abläufe geht, die Firmenphilosophie aber zu kurz kommt. Denn Neuzugängen fehlt nicht nur Wissen, das für langjährige Mitarbeiter selbstverständlich ist, sondern auch die emotionale Verbundenheit mit der Firma, der Marke und den Produkten. Sie hier ins Boot zu holen, ist eine der größten Herausforderungen beim Onboarding.

Der Chef sollte sich unbedingt die Zeit nehmen zu erklären, worauf es ihm bei der Arbeit ankommt. Schaltet der Neue in diesem Gespräch auf Durchzug oder zweifelt die Strategie gar offen an, ist das ein Zeichen dafür, dass er sich nicht mit dem Unternehmen und dessen Werten identifiziert.

Beschwerden von Mitarbeitern, Kunden oder Geschäftspartnern

Das Bauchgefühl des Chefs ist die eine Sache. Beschweren sich dann aber auch noch Kunden, Geschäftspartner oder das eigene Team über den Neuzugang, besteht akuter Handlungsbedarf. Sonst stehen die Reputation der Firma oder die Stimmung im Team auf dem Spiel – „je nachdem, wo die Person eingesetzt wird“, warnt Sven Hennige.

Und selbst wenn dem Chef keine Klagen zu Ohren kommen, sollte er sensibel beobachten, ob sich das Klima im Team merklich verschlechtert. Schließlich verstößt Petzen gegen den Ehrenkodex vieler Mitarbeiter: Sie sprechen Probleme nicht an, weil sie die Kollegen nicht in die Pfanne hauen wollen.

Ein neuer Mitarbeiter fängt an - und nach einer Weile beschleicht die Chefin das Gefühl, dass die Personalentscheidung ein Fehler war: Der Mitarbeiter passt nicht ins Team, er ist nicht geeignet, die zugedachten Aufgaben zu erfüllen. Nicht der Richtige für den Job. Was nun? Sicher, innerhalb der Probezeit können sowohl Vorgesetzte als auch Mitarbeiter den Arbeitsvertrag binnen 14 Tagen kündigen. Doch so schwierig wie heute war es selten in Deutschland, passende Bewerber für eine offene Position zu finden. Viele Chefs tun sich daher schwer, einen neuen Mitarbeiter leichtfertig wieder vor die Tür setzen, zumal nur wegen eines miesen Bauchgefühls. Und ist es nicht ganz normal, dass es in der Eingewöhnungsphase an einigen Stellen ruckelt? Absolut, sagt Sven Hennige, Senior Managing Director beim Personaldienstleister Robert Half. "Letztlich ist es wie in einer Beziehung: Im ersten gemeinsamen Urlaub lernt man Dinge über den anderen, die man vorher noch nicht wusste." Mit diesen enttäuschten Erwartungen muss man umgehen: Es muss nicht gleich die Kündigung sein, aber ein klärendes Gespräch ist dringend angesagt. Denn oft verspürt auch der neue Mitarbeiter ein mieses Bauchgefühl - und ist beim aktuellen Arbeitsmarkt schneller weg, als der Chef "Stop!" sagen kann. Handlungsbedarf besteht, wenn mehrere der folgenden Warnsignale zusammentreffen: Mangelhafte Arbeitsqualität Natürlich braucht ein Mitarbeiter Zeit, um sich in seinem neuen Arbeitsgebiet einzufinden: Er muss die Abläufe im Team kennenlernen, die zuständigen Ansprechpartner und die Unternehmenskultur. Doch wenn der Neuzugang immer wieder dieselben Fehler macht, nicht rechtzeitig fertig wird oder schlampig arbeitet, ist er vielleicht nicht der Richtige für den Job. Sven Hennige rät zu Geduld, wenn eine positive Entwicklung erkennbar ist: "Manchmal braucht ein Mitarbeiter einen etwas längeren Anlauf." Er sagt aber auch deutlich: "Chefs sollten reagieren, wenn sie bei dem Mitarbeiter keine Entwicklung sehen und merken, dass er keine Motivation hat, sich zu engagieren und zu lernen." Unbearbeitete Aufgaben Statt sich um die Aufgaben zu kümmern, die ihm aufgetragen wurden, pickt sich der Mitarbeiter immer wieder Arbeitsinhalte heraus, für die er gar nicht zuständig ist. Weil er falsche Prioritäten setzt und sich nicht für seinen Aufgabenbereich verantwortlich fühlt, bleiben seine eigentlichen Pflichten immer wieder liegen. Hier sollten Vorgesetzte zunächst auf Ursachenforschung gehen: Wurden die Aufgaben nicht klar genug definiert, genügt es, nochmals mit dem Neuzugang darüber zu sprechen. Missachtet der Mitarbeiter aber direkte Arbeitsaufträge und tut nur das, was er will, macht ihn das zur Fehlbesetzung für den Job. [mehr-zum-thema] Mangelhafte Arbeitseinstellung In einem neuen Job hängen sich die meisten Mitarbeiter erst einmal richtig rein - schon allein, um den neuen Chef zu beeindrucken und eine Kündigung in der Probezeit zu vermeiden. Kommt der neue Kollege häufig zu spät und geht womöglich auch noch früher, verspürt er diesen Wunsch offenbar nicht. "Da fehlt das nötige Commitment", resümiert Sven Hennige. Die Chefin muss sich fragen: Ist dem Mitarbeiter etwa alles andere wichtiger als sein neuer Job? Alarmstufe Rot ist für Sven Hennige angesagt, wenn der Neue regelmäßig von der "Freitags-Montags-Krankheit" befallen wird und sich am Anfang oder am Ende der Woche krankmeldet. Dann ist ein klärendes Gespräch geboten, in dem der Chef mögliche Konsequenzen ruhig deutlich ansprechen sollte. Übertriebene Forderungen Schon nach ein paar Wochen in der Firma packt der Mitarbeiter eine Wunschliste aus? Egal ob der Neue seine Stundenzahl reduzieren will, drei Tage pro Woche von zuhause aus arbeiten, eine teure Fortbildung oder ein High-End-Notebook: Beim Chef sollten nun die Alarmglocken schrillen. Schließlich liegen die Vertragsverhandlungen mit dem Mitarbeiter noch nicht lange zurück - wenn er jetzt schon Forderungen stellt, läuft etwas gewaltig schief. Hellhörig sollten Chefs vor allem werden, wenn der Neue ständig darauf verweist, dass all diese Annehmlichkeiten in seinem alten Job selbstverständlich gewesen seien: ein Zeichen dafür, dass er den Jobwechsel bereut und seinem alten Arbeitgeber schon nachtrauert. Wenig Integration im Team Nicht jeder hat Lust, den Feierabend mit seinen Kollegen zu verbringen - und verlangen kann ein Chef das schon gar nicht. Dennoch lohnt es sich, genau hinzuschauen. Wenn sich der neue Mitarbeiter überhaupt nicht integriert und nicht mal die Mittagspause mit dem Team verbringen will, rät Sven Hennige: "Wenn der Neue nie mitgeht und sich immer entschuldigt, ist es ein Zeichen dafür, dass er sich im Team nicht wohlfühlt." Das muss nicht unbedingt an ihm liegen - vielleicht sind auch abweisende Kollegen schuld daran, dass der Neue fremdelt. In diesem Fall kann ein erfahrener Mitarbeiter als Mentor helfen, den Neuzugang besser ins Team zu integrieren. [zur-person] Keine Identifikation mit der Strategie Die Kunden des Unternehmens sind eher konservativ, aber der neue Mitarbeiter duzt sie hartnäckig? Der Chef will die Digitalisierung im Unternehmen vorantreiben, aber der Neue lästert über Onlineshops und hält Facebook für Zeitverschwendung? Dann hat er offenbar die Strategie seines neuen Arbeitgebers nicht richtig verstanden. Das kann passieren, wenn es bei der Einarbeitung vor allem um die Abläufe geht, die Firmenphilosophie aber zu kurz kommt. Denn Neuzugängen fehlt nicht nur Wissen, das für langjährige Mitarbeiter selbstverständlich ist, sondern auch die emotionale Verbundenheit mit der Firma, der Marke und den Produkten. Sie hier ins Boot zu holen, ist eine der größten Herausforderungen beim Onboarding. Der Chef sollte sich unbedingt die Zeit nehmen zu erklären, worauf es ihm bei der Arbeit ankommt. Schaltet der Neue in diesem Gespräch auf Durchzug oder zweifelt die Strategie gar offen an, ist das ein Zeichen dafür, dass er sich nicht mit dem Unternehmen und dessen Werten identifiziert. Beschwerden von Mitarbeitern, Kunden oder Geschäftspartnern Das Bauchgefühl des Chefs ist die eine Sache. Beschweren sich dann aber auch noch Kunden, Geschäftspartner oder das eigene Team über den Neuzugang, besteht akuter Handlungsbedarf. Sonst stehen die Reputation der Firma oder die Stimmung im Team auf dem Spiel - "je nachdem, wo die Person eingesetzt wird", warnt Sven Hennige. Und selbst wenn dem Chef keine Klagen zu Ohren kommen, sollte er sensibel beobachten, ob sich das Klima im Team merklich verschlechtert. Schließlich verstößt Petzen gegen den Ehrenkodex vieler Mitarbeiter: Sie sprechen Probleme nicht an, weil sie die Kollegen nicht in die Pfanne hauen wollen.
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