Arbeiten im Urlaub
„Ich will im Urlaub gar nicht mehr komplett abschalten“

Endlich mal runterkommen, keine Mails lesen - das nehmen sich viele für die Ferien vor. Sven Franzen hat sich dagegen ganz bewusst entschieden, auch im Urlaub zu arbeiten. Und ist seitdem viel entspannter.

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Rein in die Flip-Flops und die Arbeit im Urlaub mal Arbeit sein lassen? Sven Franzen geht einen anderen Weg.
Rein in die Flip-Flops und die Arbeit im Urlaub mal Arbeit sein lassen? Sven Franzen geht einen anderen Weg.
© Mego-studio / photocase.de

Der erste Tag nach dem Urlaub – und mein E-Mail-Postfach ist aufgeräumt. Die Nachrichten sind sortiert, nur wenige Mails warten darauf, bearbeitet zu werden. Das fühlt sich richtig gut an. Statt mich stundenlang durch eine Flut von Mails zu wühlen, kann ich mich sofort auf wichtige Aufgaben und Termine fokussieren und diese angehen.

Früher sah das ganz anders aus. Ich fühlte mich nach dem Urlaub von all den E-Mails regelrecht erschlagen.

10 Tage lang war ich ganz „off“

Besonders extrem war es nach einem Urlaub vor zwei Jahren. Damals hatte ich mich für ein Digital Detox entschieden: Zehn Tage lang benutzte ich weder Internet, Computer, Smartphone, Tablet noch E-Books. Ich war ganz „off“. Keine Mails, keine WhatsApp-Nachrichten, keine SMS. Über meine Erfahrungen habe ich auch gebloggt. Diese analogen Tage ganz ohne Ablenkung haben mir damals sehr gut getan.

Mein Umgang mit dem Smartphone hat sich durch die Digital-Detox-Tage verändert. Ich nutze es seitdem viel bewusster. In späteren Urlauben habe ich das Handy dann nicht mehr komplett weggesperrt. Allein schon, weil es in vielen Fällen so praktisch ist. Zum Beispiel, wenn man nach einem guten Restaurant fürs Abendessen sucht oder schnell ein Foto machen möchte. Auf Social Media und E-Mails habe ich im Urlaub weiterhin verzichtet, aber private Nachrichten und SMS habe ich gelesen.

Auch wenn die beruflichen E-Mails zwar nur einen Klick entfernt waren, habe ich sie ausgeblendet und nicht direkt geöffnet. Das hat für mich auch mit Selbstliebe zu tun, mit Respekt mir selbst gegenüber. Ich habe mir damals vor Augen geführt: „Es geht hier um meine Erholung, deswegen lese ich keine Mails.“ Und das hat gut funktioniert.

Ich will wissen, wie es meinem Unternehmen geht

Trotzdem habe ich meine Strategie in meinem letzten längeren Urlaub geändert. Ich war im Mai zehn Tage lang auf Rhodos. Und ich habe mir erlaubt, auch berufliche Mails zu lesen, wenn ich Lust darauf habe. Weil ich es leid war, nach den Ferien mit einem Berg von unbearbeiteten Nachrichten wieder in den Job zu starten.

In den ersten drei Tagen habe ich gar nicht aufs Handy geschaut. Aber dann habe ich angefangen: Immer morgens nach dem Frühstück, so gegen 11 Uhr, habe ich 15 bis 30 Minuten investiert und bin meine Mails durchgegangen. Ich bin ein Fan des Prinzips Inbox Zero. Ich möchte, dass mein Postfach immer leer ist. In meinem E-Mail-Programm (Spark für Mac und iPhone) kann ich Nachrichten mit einem einfachen Wischen löschen, archivieren oder mir auf Wiedervorlage legen. Einen Großteil konnte ich so wegsortieren. Kurze Rückfragen habe ich direkt beantwortet.

Danach habe ich in der Regel noch einen Blick in unsere Projektmanagement-Software und in den Firmen-Chat geworfen. Wenn dort jemand eine Frage an mich hatte, habe ich kurz geantwortet.

So wusste ich immer, wie es meinem Unternehmen daheim geht. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.

15 Minuten am Tag reichen

Das funktioniert aber nur, wenn man die “Arbeitszeit” im Urlaub klar begrenzt. Ich konnte auf Rhodos gut beobachten, wie man es nicht machen sollte. In einem abgegrenzten Bereich im Hotelrestaurant saß jeden Tag ein Gast, der dort stundenlang in sein Telefon brüllte und wild auf dem Laptop rumtippte. Ein Workaholic. Seine Frau war genervt und allein mit den Kindern unterwegs. Ich muss doch nicht in den Urlaub fahren, wenn ich dann im Hotel statt im Büro arbeite! Es nervt die anderen Urlauber und zudem ist es nicht gesund. Jeden Tag eine viertel Stunde – das hat gereicht.

Mir ist es auch wichtig, vorher anzukündigen, dass ich arbeiten möchte. Wenn ich das kläre, gibt es auch keinen Streit. Ich sage dann zum Beispiel: „Während du im Bad bist, bearbeite ich kurz meine Mails.“ Und wenn die Familie oder der Partner sagt: „Jetzt leg doch mal dein Handy weg“, dann sollte man es auch weg legen – das bedeutet gegenseitigen Respekt.

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Meine Mitarbeiter schätzen, dass ich erreichbar bin

Dass ich im Urlaub erreichbar bin und zwischendurch Fragen beantworte, schätzen auch meine Mitarbeiter. Das heißt aber nicht, dass ich diese ständige Erreichbarkeit auch von ihnen erwarte. Ich mache da keine Vorgaben, jeder kann es so handhaben, wie es für ihn gut ist. Ich habe Mitarbeiter, die vier Wochen im Urlaub sind und sich in dieser Zeit komplett ausklinken. Andere mögen es wie ich lieber, wenn sie auf dem aktuellen Stand sind. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wo er eine Linie zieht.

Für mich ist es der richtige Weg, auch im Urlaub meine Mails zu lesen und Fragen zu beantworten. Ich tue das ja letztlich für mich, es ist mein Unternehmen. Ich liebe mein Unternehmen und will wissen, wie es voran geht, wenn ich weg bin. Ich möchte da gar nicht komplett abschalten.

Manchmal ändern sich Gewohnheiten

Das wäre ja so, wie wenn man als Eltern ohne Kinder in den Urlaub fährt und dann nicht zuhause anruft, um zu fragen, ob alles okay ist.

Ich fühle mich mit dieser Urlaubsstrategie viel besser als mit dem kompletten Detox, den ich vorher gemacht habe. So ändern sich Gewohnheiten. :)

Welchen Weg haben Sie für sich gewählt? Lesen Sie im Urlaub Ihre E-Mails?

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Der erste Tag nach dem Urlaub – und mein E-Mail-Postfach ist aufgeräumt. Die Nachrichten sind sortiert, nur wenige Mails warten darauf, bearbeitet zu werden. Das fühlt sich richtig gut an. Statt mich stundenlang durch eine Flut von Mails zu wühlen, kann ich mich sofort auf wichtige Aufgaben und Termine fokussieren und diese angehen. Früher sah das ganz anders aus. Ich fühlte mich nach dem Urlaub von all den E-Mails regelrecht erschlagen. 10 Tage lang war ich ganz "off" Besonders extrem war es nach einem Urlaub vor zwei Jahren. Damals hatte ich mich für ein Digital Detox entschieden: Zehn Tage lang benutzte ich weder Internet, Computer, Smartphone, Tablet noch E-Books. Ich war ganz „off“. Keine Mails, keine WhatsApp-Nachrichten, keine SMS. Über meine Erfahrungen habe ich auch gebloggt. Diese analogen Tage ganz ohne Ablenkung haben mir damals sehr gut getan. Mein Umgang mit dem Smartphone hat sich durch die Digital-Detox-Tage verändert. Ich nutze es seitdem viel bewusster. In späteren Urlauben habe ich das Handy dann nicht mehr komplett weggesperrt. Allein schon, weil es in vielen Fällen so praktisch ist. Zum Beispiel, wenn man nach einem guten Restaurant fürs Abendessen sucht oder schnell ein Foto machen möchte. Auf Social Media und E-Mails habe ich im Urlaub weiterhin verzichtet, aber private Nachrichten und SMS habe ich gelesen. Auch wenn die beruflichen E-Mails zwar nur einen Klick entfernt waren, habe ich sie ausgeblendet und nicht direkt geöffnet. Das hat für mich auch mit Selbstliebe zu tun, mit Respekt mir selbst gegenüber. Ich habe mir damals vor Augen geführt: „Es geht hier um meine Erholung, deswegen lese ich keine Mails.“ Und das hat gut funktioniert. Ich will wissen, wie es meinem Unternehmen geht Trotzdem habe ich meine Strategie in meinem letzten längeren Urlaub geändert. Ich war im Mai zehn Tage lang auf Rhodos. Und ich habe mir erlaubt, auch berufliche Mails zu lesen, wenn ich Lust darauf habe. Weil ich es leid war, nach den Ferien mit einem Berg von unbearbeiteten Nachrichten wieder in den Job zu starten. In den ersten drei Tagen habe ich gar nicht aufs Handy geschaut. Aber dann habe ich angefangen: Immer morgens nach dem Frühstück, so gegen 11 Uhr, habe ich 15 bis 30 Minuten investiert und bin meine Mails durchgegangen. Ich bin ein Fan des Prinzips Inbox Zero. Ich möchte, dass mein Postfach immer leer ist. In meinem E-Mail-Programm (Spark für Mac und iPhone) kann ich Nachrichten mit einem einfachen Wischen löschen, archivieren oder mir auf Wiedervorlage legen. Einen Großteil konnte ich so wegsortieren. Kurze Rückfragen habe ich direkt beantwortet. Danach habe ich in der Regel noch einen Blick in unsere Projektmanagement-Software und in den Firmen-Chat geworfen. Wenn dort jemand eine Frage an mich hatte, habe ich kurz geantwortet. So wusste ich immer, wie es meinem Unternehmen daheim geht. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben. 15 Minuten am Tag reichen Das funktioniert aber nur, wenn man die “Arbeitszeit” im Urlaub klar begrenzt. Ich konnte auf Rhodos gut beobachten, wie man es nicht machen sollte. In einem abgegrenzten Bereich im Hotelrestaurant saß jeden Tag ein Gast, der dort stundenlang in sein Telefon brüllte und wild auf dem Laptop rumtippte. Ein Workaholic. Seine Frau war genervt und allein mit den Kindern unterwegs. Ich muss doch nicht in den Urlaub fahren, wenn ich dann im Hotel statt im Büro arbeite! Es nervt die anderen Urlauber und zudem ist es nicht gesund. Jeden Tag eine viertel Stunde – das hat gereicht. Mir ist es auch wichtig, vorher anzukündigen, dass ich arbeiten möchte. Wenn ich das kläre, gibt es auch keinen Streit. Ich sage dann zum Beispiel: „Während du im Bad bist, bearbeite ich kurz meine Mails.“ Und wenn die Familie oder der Partner sagt: „Jetzt leg doch mal dein Handy weg“, dann sollte man es auch weg legen - das bedeutet gegenseitigen Respekt. Meine Mitarbeiter schätzen, dass ich erreichbar bin Dass ich im Urlaub erreichbar bin und zwischendurch Fragen beantworte, schätzen auch meine Mitarbeiter. Das heißt aber nicht, dass ich diese ständige Erreichbarkeit auch von ihnen erwarte. Ich mache da keine Vorgaben, jeder kann es so handhaben, wie es für ihn gut ist. Ich habe Mitarbeiter, die vier Wochen im Urlaub sind und sich in dieser Zeit komplett ausklinken. Andere mögen es wie ich lieber, wenn sie auf dem aktuellen Stand sind. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wo er eine Linie zieht. Für mich ist es der richtige Weg, auch im Urlaub meine Mails zu lesen und Fragen zu beantworten. Ich tue das ja letztlich für mich, es ist mein Unternehmen. Ich liebe mein Unternehmen und will wissen, wie es voran geht, wenn ich weg bin. Ich möchte da gar nicht komplett abschalten. Manchmal ändern sich Gewohnheiten Das wäre ja so, wie wenn man als Eltern ohne Kinder in den Urlaub fährt und dann nicht zuhause anruft, um zu fragen, ob alles okay ist. Ich fühle mich mit dieser Urlaubsstrategie viel besser als mit dem kompletten Detox, den ich vorher gemacht habe. So ändern sich Gewohnheiten. :) Welchen Weg haben Sie für sich gewählt? Lesen Sie im Urlaub Ihre E-Mails?
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