Authentisch vs. professionell
4 unbequeme Wahrheiten über Authentizität

Sich nicht verbiegen, keine faulen Kompromisse machen - das wünschen sich viele. Doch die Sache hat einen Haken: Wer versucht, authentisch zu sein, handelt nicht immer professionell.

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Wir schlüpfen immer wieder in andere Rollen, setzen andere Masken auf. Kann man dabei überhaupt authentisch bleiben?
Wir schlüpfen immer wieder in andere Rollen, setzen andere Masken auf. Kann man dabei überhaupt authentisch bleiben?

Authentizität ist keine Entschuldigung für Beleidigungen.

Authentisch – dieses Wort verbinden wir gemeinhin mit Menschen, die sich nicht verbiegen und frei heraus sagen, was sie denken. Schonungslose Offenheit und unverblümte Unverschämtheiten werden dabei häufig unter dem Deckmantel der Authentizität verkauft – als Wahrheiten, die der andere vertragen müsse.

Auch ein Chef, der sich vor einem Kunden laut darüber ärgert, wie schlecht sich sein eigenes Team auf einen Termin vorbereitet hat, handelt emotional und trägt seine Gefühle in Körpersprache, Stimme und Inhalt stimmig nach außen. Authentisch? Vielleicht. Professionell? Nein.

Professionalität geht über Wissen und Können hinaus bis hin zu Werten wie Respekt, Loyalität und Fairness. Diese Werte sollten nicht mit Authentizität konkurrieren müssen.

Authentizität ist keine Entschuldigung für Fehler und Unsicherheiten.

In einer Produktpräsentation ins Stocken geraten? Bei einer Rede den Faden verloren? Auf eine Mitarbeiterfrage keine Antwort gewusst? Wenn etwas schief geht oder anders läuft als geplant, reden wir uns gern ein, unsere Reaktion sei zwar nicht hundertprozentig professionell gewesen, aber zumindest „irgendwie authentisch“ und daher sympathisch.

Doch auch wenn Sie von sich selbst nicht erwarten sollten, perfekt zu sein: Sie sollten Authentizität nie missbrauchen, um eine schlechte Performance oder Fehler zu rechtfertigen. Die Frage ist hier eher: Was brauchen Sie, um nicht nur authentisch, sondern gleichzeitig auch professionell zu sein?

Dabei hilft Ihnen eine gute Vorbereitung. Vor Meetings, Gesprächen und Präsentationen sollten Sie sich immer fragen: Was ist mein Ziel? Was will ich erreichen? Außerdem hilft es, sich mit möglichst viel Gewohntem zu umgeben – denn je mehr neu ist, desto unsicherer macht Sie das.

Verzichten Sie also auf den neuen Anzug, den Sie noch nie zuvor anhatten; auf das neue Kleid, an dem Sie eventuell rumzupfen werden, oder auf die neue Frisur, mit der Sie sich dann doch nicht ganz wohl fühlen. Kleinigkeiten können Ihnen helfen, etwa ihr Lieblingsstift.

Die Gastautorin
Marie-Theres BraunMarie-Theres Braun ist Kommunikationstrainerin für Präsentation und Gesprächsführung. Die studierte Sprechwissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Gesprächs-, Rederhetorik und Stimme arbeitet außerdem als Sprecherin und Regisseurin.

Sorgen Sie außerdem dafür, dass die räumliche Situation nicht neu für Sie ist. Gehen Sie am Abend zuvor in den Meetingraum, begehen Sie alle Ecken, setzen Sie sich auf alle Stühle. Ist das nicht möglich, visualisieren Sie die Situation, den Raum, alle Beteiligten. So ist Ihnen die Situation am nächsten Tag nicht mehr neu und Sie gewinnen ein großes Stück Sicherheit.

Authentizität kann uns daran hindern, uns weiterzuentwickeln.

Der Drang, authentisch zu sein, kann Sie sogar an Ihrer Weiterentwicklung hindern. Vielleicht meinen Sie beim Erlernen einer neuen Technik: „Das fühlt sich nicht nach mir an.“ Sie haben das Gefühl, die Methode passt nicht zu Ihnen – und Sie seien nicht länger authentisch, wenn sie sie anwenden.

Doch für unser faules Gehirn fühlen sich alle neuen Verhaltensweisen zunächst unbequem und ungewohnt an: Denn da es genug zu tun hat, strebt es nach dem geringstmöglichen Aufwand.

Lassen Sie den Drang nach Authentizität zunächst außen vor und geben Sie dem Neuen eine Chance: Probieren Sie es aus, integrieren Sie es in Ihren Alltag. Dann wird es irgendwann gewohnt, natürlich und authentisch. Und: professionell.

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Jeder Mensch hat viele Gesichter.

Hinter dem Wunsch, authentisch zu sein, steckt auch der Wunsch, sich nicht verstellen zu müssen. Und doch schlüpfen wir alle immer wieder in unterschiedliche Rollen – etwa in die des Chefs, des Vaters, des Freundes. Auch tragen wir unterschiedliche Eigenschaften in uns: etwa den Zweifelnden, den Lustigen, den Selbstbewussten. Vermutlich reden Sie mit Ihrem besten Freund abends in der Kneipe anders als mit Ihren Mitarbeitern in der Firma oder mit Ihrer Frau zu Hause.

In jeder Situation in die passende Rolle zu schlüpfen, das ist professionell. In einem Kundentermin beispielsweise: der professionell Beratende, Lösungsorientierte, Konsequente. Der Zweifelnde, der Schüchterne, der kleine Bruder bleiben in diesem Moment außen vor.

Überlegen Sie sich vor Terminen: Welche Eigenschaften sind gleich gefragt? Indem Sie sich das bewusst machen, bringen Sie sich in die richtige Stimmung und müssen nun nur noch den Fokus auf diejenige Facette Ihrer Persönlichkeit legen, die nun hilfreich und angemessen ist. So bleiben Sie trotzdem authentisch – und handeln professionell.

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Authentizität ist keine Entschuldigung für Beleidigungen. Authentisch - dieses Wort verbinden wir gemeinhin mit Menschen, die sich nicht verbiegen und frei heraus sagen, was sie denken. Schonungslose Offenheit und unverblümte Unverschämtheiten werden dabei häufig unter dem Deckmantel der Authentizität verkauft – als Wahrheiten, die der andere vertragen müsse. Auch ein Chef, der sich vor einem Kunden laut darüber ärgert, wie schlecht sich sein eigenes Team auf einen Termin vorbereitet hat, handelt emotional und trägt seine Gefühle in Körpersprache, Stimme und Inhalt stimmig nach außen. Authentisch? Vielleicht. Professionell? Nein. Professionalität geht über Wissen und Können hinaus bis hin zu Werten wie Respekt, Loyalität und Fairness. Diese Werte sollten nicht mit Authentizität konkurrieren müssen. Authentizität ist keine Entschuldigung für Fehler und Unsicherheiten. In einer Produktpräsentation ins Stocken geraten? Bei einer Rede den Faden verloren? Auf eine Mitarbeiterfrage keine Antwort gewusst? Wenn etwas schief geht oder anders läuft als geplant, reden wir uns gern ein, unsere Reaktion sei zwar nicht hundertprozentig professionell gewesen, aber zumindest „irgendwie authentisch“ und daher sympathisch. Doch auch wenn Sie von sich selbst nicht erwarten sollten, perfekt zu sein: Sie sollten Authentizität nie missbrauchen, um eine schlechte Performance oder Fehler zu rechtfertigen. Die Frage ist hier eher: Was brauchen Sie, um nicht nur authentisch, sondern gleichzeitig auch professionell zu sein? Dabei hilft Ihnen eine gute Vorbereitung. Vor Meetings, Gesprächen und Präsentationen sollten Sie sich immer fragen: Was ist mein Ziel? Was will ich erreichen? Außerdem hilft es, sich mit möglichst viel Gewohntem zu umgeben - denn je mehr neu ist, desto unsicherer macht Sie das. Verzichten Sie also auf den neuen Anzug, den Sie noch nie zuvor anhatten; auf das neue Kleid, an dem Sie eventuell rumzupfen werden, oder auf die neue Frisur, mit der Sie sich dann doch nicht ganz wohl fühlen. Kleinigkeiten können Ihnen helfen, etwa ihr Lieblingsstift. Sorgen Sie außerdem dafür, dass die räumliche Situation nicht neu für Sie ist. Gehen Sie am Abend zuvor in den Meetingraum, begehen Sie alle Ecken, setzen Sie sich auf alle Stühle. Ist das nicht möglich, visualisieren Sie die Situation, den Raum, alle Beteiligten. So ist Ihnen die Situation am nächsten Tag nicht mehr neu und Sie gewinnen ein großes Stück Sicherheit. Authentizität kann uns daran hindern, uns weiterzuentwickeln. Der Drang, authentisch zu sein, kann Sie sogar an Ihrer Weiterentwicklung hindern. Vielleicht meinen Sie beim Erlernen einer neuen Technik: „Das fühlt sich nicht nach mir an.“ Sie haben das Gefühl, die Methode passt nicht zu Ihnen - und Sie seien nicht länger authentisch, wenn sie sie anwenden. Doch für unser faules Gehirn fühlen sich alle neuen Verhaltensweisen zunächst unbequem und ungewohnt an: Denn da es genug zu tun hat, strebt es nach dem geringstmöglichen Aufwand. Lassen Sie den Drang nach Authentizität zunächst außen vor und geben Sie dem Neuen eine Chance: Probieren Sie es aus, integrieren Sie es in Ihren Alltag. Dann wird es irgendwann gewohnt, natürlich und authentisch. Und: professionell. Jeder Mensch hat viele Gesichter. Hinter dem Wunsch, authentisch zu sein, steckt auch der Wunsch, sich nicht verstellen zu müssen. Und doch schlüpfen wir alle immer wieder in unterschiedliche Rollen - etwa in die des Chefs, des Vaters, des Freundes. Auch tragen wir unterschiedliche Eigenschaften in uns: etwa den Zweifelnden, den Lustigen, den Selbstbewussten. Vermutlich reden Sie mit Ihrem besten Freund abends in der Kneipe anders als mit Ihren Mitarbeitern in der Firma oder mit Ihrer Frau zu Hause. In jeder Situation in die passende Rolle zu schlüpfen, das ist professionell. In einem Kundentermin beispielsweise: der professionell Beratende, Lösungsorientierte, Konsequente. Der Zweifelnde, der Schüchterne, der kleine Bruder bleiben in diesem Moment außen vor. Überlegen Sie sich vor Terminen: Welche Eigenschaften sind gleich gefragt? Indem Sie sich das bewusst machen, bringen Sie sich in die richtige Stimmung und müssen nun nur noch den Fokus auf diejenige Facette Ihrer Persönlichkeit legen, die nun hilfreich und angemessen ist. So bleiben Sie trotzdem authentisch - und handeln professionell.
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