Morgenseiten
Diese Morgenroutine sorgt für klaren Verstand und bessere Ideen

Mehr Fokus, Gelassenheit und Kreativität – all das verspricht eine simple Morgenroutine: die Morgenseiten. Was steckt dahinter? Und wie lässt sich das Beste aus der Technik rausholen?

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Drei Blatt Papier, ein Stift und eine halbe Stunde Zeit - mehr braucht man nicht, um Morgenseiten zu schreiben.
© go2 / photocase.de

Wenn der Unternehmer Chris Winfield, Co-Gründer und Geschäftsführer von Super Connector Media, in seinem Blog vom Nutzen seiner neuen Morgenroutine erzählt, wirkt er regelrecht beseelt: „Ich hatte Ideen, die mein Geschäft verändert haben. Ich habe Probleme durchgearbeitet, die mich überwältigt haben. Ich habe mich mehr auf meine Intuition verlassen. Ich war in der Lage, viele meiner gedanklichen Blockaden zu lösen und meine Kreativität fließen zu lassen.“

Wie wurde diese Veränderung möglich? Dank einer simplen Technik, die täglich etwa eine halbe Stunde Zeit beansprucht: Der Unternehmer schrieb 241 Tage lang so genannte Morgenseiten.

Was sind Morgenseiten?

Die Idee der Morgenseiten geht zurück auf Julia Cameron, eine amerikanische Künstlerin, Autorin und Kreativtrainerin. Sie stellt sie erstmals in ihrem 1992 erschienenen Bestseller „The Artist’s Way“ („Der Weg des Künstlers“) vor.

Das Prinzip ist simpel: Man setzt sich jeden Morgen mit Zettel und Stift hin und schreibt drei DIN-A-4-Seiten voll – mit allem, was einem in den Sinn kommt.

Was soll ich schreiben?

„Man kann die Morgenseiten nicht auf die falsche Art schreiben“, betont Julia Cameron immer wieder. In ihrem Buch „Der Weg des Künstlers“ schreibt sie: „Nichts ist zu unbedeutend, zu albern, zu dumm oder zu skurril, um aufgeschrieben zu werden.“ Alle Themen sind erlaubt: egal ob anstehende Entscheidungen im Unternehmen, gesundheitliche Sorgen, politische Entwicklungen, Hausputz, schöne Erinnerungen, familiärer Ärger – oder auch einfach: „Ich weiß nicht so recht, was ich heute schreiben soll“.

Das Geschriebene müsse nicht klug, ausgefeilt oder gar künstlerisch wertvoll sein, betont die Kreativtrainerin: Man dürfe ruhig auch meckern, jammern, motzen. Als Beispiel nennt sie in einem Video ihre eigenen Morgenseiten – die jedes Mal mit den Worten: „Hallo, guten Morgen, ich bin müde“ beginnen.

Sie rate sogar ausdrücklich dazu, auch negative Gedanken niederzuschreiben: Das verhindere, dass sie tagsüber durch den Kopf wirbeln. In dieser Hinsicht ähnelt die Technik David Allens Selbstmanagementmethode „Getting Things Done“, bei der man alle ausstehenden To-dos aufschreibt, um den Kopf freizubekommen.

Was bringt es, Morgenseiten zu schreiben?

Für Cameron sind Morgenseiten eine Schlüsseltechnik, um sich Zugang zu seinem eigenen kreativen Potenzial zu verschaffen. Indem man seinen Geist kläre, schaffe man Raum für neue kreative Ideen. Cameron bezeichnet Morgenseiten als „tägliche verbale Morgenspaziergänge“, die „provozieren, klären, trösten, überreden, priorisieren“.

Unternehmer Chris Winfield notierte, er fühle sich dank der Morgenseiten fokussierter und gelassener. Außerdem helfe ihm das allmorgendliche Schreiben, Ängste loszuwerden: „Neid, Wut, Angst, Verletzlichkeit, Aufschieberitis … all diese Emotionen können zu Papier gebracht und als das angesehen werden, was sie sind. Wenn Sie dieses Zeug herausholen und es sich ansehen, stellen Sie fest, dass es nicht so schlimm ist, und es hilft, Sie zu erden.“

Morgenseiten-Fans aus aller Welt betonen außerdem den Nutzen für die Persönlichkeitsentwicklung: Regelmäßig Morgenseiten zu schreiben könne der Selbstreflexion dienen und dabei helfen, sich besser kennen zu lernen.

Mehr zum Thema: Journaling: Schreiben für mehr Fokus und weniger Stress

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Ist das nicht alles esoterischer Hokuspokus?

Diese Kritik äußern viele, die zum ersten Mal von Morgenseiten hören. Und tatsächlich ist das Buch „Der Weg des Künstlers“ leicht spirituell angehaucht. Der Erfolg jedoch ist nicht von der Hand zu weisen. Laut „New York Times“ wurde „Der Weg des Künstlers“ bis heute mehr als vier Millionen Mal verkauft und beeinflusste Kreative aus aller Welt.

Zu den Anhängern gehören unter anderem „The Who“-Gitarrist Pete Townshend, die Krimi-Autorin Patricia Cornwell und der Modefotograf Helmut Newton. Und auch Menschen, die der Esoterik gänzlich unverdächtig sind, sind überzeugt vom Nutzen der Morgenseiten – etwa der Produktivitätsguru Tim Ferriss, bekannt für sein Buch „Die 4-Stunden-Woche“.

Auch Chris Winfield war anfangs skeptisch – allerdings aus einem anderen Grund: „Ist die Frau wahnsinnig? Wie zum Teufel soll ich morgens Zeit finden, mich hinzusetzen und jeden Morgen drei Seiten zu schreiben?“, so beschreibt er seine spontane Reaktion, als er zum ersten Mal von Morgenseiten hörte. Er habe jedoch schnell gemerkt, dass seine Vorbehalte unbegründet waren.

So holen Sie das Beste aus den Morgenseiten raus

  • Machen Sie Morgenseiten zum festen Bestandteil Ihrer Morgenroutine.
  • Legen Sie Papier und Stift bereits am Abend bereit, damit Sie morgens gleich losschreiben können.
  • Schreiben Sie Ihre Morgenseiten gleich nach dem Aufstehen.
  • Kalkulieren Sie in Ihrer Morgenplanung etwa 30 Minuten Zeit dafür ein.
  • Schreiben Sie Ihre Morgenseiten handschriftlich, nicht am Computer.
  • Machen Sie sich keine Gedanken über Rechtschreibung, Grammatik, Wortwahl und Stil.
  • Versuchen Sie, den Schreibfluss möglichst nicht zu unterbrechen.
  • Lassen Sie niemanden lesen, was Sie geschrieben haben.
  • Lesen Sie Ihre Morgenseiten in den ersten acht Wochen selbst nicht noch einmal durch.
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Wenn der Unternehmer Chris Winfield, Co-Gründer und Geschäftsführer von Super Connector Media, in seinem Blog vom Nutzen seiner neuen Morgenroutine erzählt, wirkt er regelrecht beseelt: „Ich hatte Ideen, die mein Geschäft verändert haben. Ich habe Probleme durchgearbeitet, die mich überwältigt haben. Ich habe mich mehr auf meine Intuition verlassen. Ich war in der Lage, viele meiner gedanklichen Blockaden zu lösen und meine Kreativität fließen zu lassen.“ Wie wurde diese Veränderung möglich? Dank einer simplen Technik, die täglich etwa eine halbe Stunde Zeit beansprucht: Der Unternehmer schrieb 241 Tage lang so genannte Morgenseiten. Was sind Morgenseiten? Die Idee der Morgenseiten geht zurück auf Julia Cameron, eine amerikanische Künstlerin, Autorin und Kreativtrainerin. Sie stellt sie erstmals in ihrem 1992 erschienenen Bestseller „The Artist’s Way“ („Der Weg des Künstlers“) vor. Das Prinzip ist simpel: Man setzt sich jeden Morgen mit Zettel und Stift hin und schreibt drei DIN-A-4-Seiten voll – mit allem, was einem in den Sinn kommt. Was soll ich schreiben? „Man kann die Morgenseiten nicht auf die falsche Art schreiben“, betont Julia Cameron immer wieder. In ihrem Buch „Der Weg des Künstlers“ schreibt sie: „Nichts ist zu unbedeutend, zu albern, zu dumm oder zu skurril, um aufgeschrieben zu werden.“ Alle Themen sind erlaubt: egal ob anstehende Entscheidungen im Unternehmen, gesundheitliche Sorgen, politische Entwicklungen, Hausputz, schöne Erinnerungen, familiärer Ärger - oder auch einfach: „Ich weiß nicht so recht, was ich heute schreiben soll“. Das Geschriebene müsse nicht klug, ausgefeilt oder gar künstlerisch wertvoll sein, betont die Kreativtrainerin: Man dürfe ruhig auch meckern, jammern, motzen. Als Beispiel nennt sie in einem Video ihre eigenen Morgenseiten - die jedes Mal mit den Worten: „Hallo, guten Morgen, ich bin müde“ beginnen. Sie rate sogar ausdrücklich dazu, auch negative Gedanken niederzuschreiben: Das verhindere, dass sie tagsüber durch den Kopf wirbeln. In dieser Hinsicht ähnelt die Technik David Allens Selbstmanagementmethode „Getting Things Done“, bei der man alle ausstehenden To-dos aufschreibt, um den Kopf freizubekommen. Was bringt es, Morgenseiten zu schreiben? Für Cameron sind Morgenseiten eine Schlüsseltechnik, um sich Zugang zu seinem eigenen kreativen Potenzial zu verschaffen. Indem man seinen Geist kläre, schaffe man Raum für neue kreative Ideen. Cameron bezeichnet Morgenseiten als „tägliche verbale Morgenspaziergänge“, die „provozieren, klären, trösten, überreden, priorisieren“. Unternehmer Chris Winfield notierte, er fühle sich dank der Morgenseiten fokussierter und gelassener. Außerdem helfe ihm das allmorgendliche Schreiben, Ängste loszuwerden: „Neid, Wut, Angst, Verletzlichkeit, Aufschieberitis ... all diese Emotionen können zu Papier gebracht und als das angesehen werden, was sie sind. Wenn Sie dieses Zeug herausholen und es sich ansehen, stellen Sie fest, dass es nicht so schlimm ist, und es hilft, Sie zu erden.“ Morgenseiten-Fans aus aller Welt betonen außerdem den Nutzen für die Persönlichkeitsentwicklung: Regelmäßig Morgenseiten zu schreiben könne der Selbstreflexion dienen und dabei helfen, sich besser kennen zu lernen. Mehr zum Thema: Journaling: Schreiben für mehr Fokus und weniger Stress Ist das nicht alles esoterischer Hokuspokus? Diese Kritik äußern viele, die zum ersten Mal von Morgenseiten hören. Und tatsächlich ist das Buch „Der Weg des Künstlers“ leicht spirituell angehaucht. Der Erfolg jedoch ist nicht von der Hand zu weisen. Laut „New York Times“ wurde „Der Weg des Künstlers“ bis heute mehr als vier Millionen Mal verkauft und beeinflusste Kreative aus aller Welt. Zu den Anhängern gehören unter anderem „The Who“-Gitarrist Pete Townshend, die Krimi-Autorin Patricia Cornwell und der Modefotograf Helmut Newton. Und auch Menschen, die der Esoterik gänzlich unverdächtig sind, sind überzeugt vom Nutzen der Morgenseiten - etwa der Produktivitätsguru Tim Ferriss, bekannt für sein Buch "Die 4-Stunden-Woche". Auch Chris Winfield war anfangs skeptisch – allerdings aus einem anderen Grund: „Ist die Frau wahnsinnig? Wie zum Teufel soll ich morgens Zeit finden, mich hinzusetzen und jeden Morgen drei Seiten zu schreiben?“, so beschreibt er seine spontane Reaktion, als er zum ersten Mal von Morgenseiten hörte. Er habe jedoch schnell gemerkt, dass seine Vorbehalte unbegründet waren. So holen Sie das Beste aus den Morgenseiten raus Machen Sie Morgenseiten zum festen Bestandteil Ihrer Morgenroutine. Legen Sie Papier und Stift bereits am Abend bereit, damit Sie morgens gleich losschreiben können. Schreiben Sie Ihre Morgenseiten gleich nach dem Aufstehen. Kalkulieren Sie in Ihrer Morgenplanung etwa 30 Minuten Zeit dafür ein. Schreiben Sie Ihre Morgenseiten handschriftlich, nicht am Computer. Machen Sie sich keine Gedanken über Rechtschreibung, Grammatik, Wortwahl und Stil. Versuchen Sie, den Schreibfluss möglichst nicht zu unterbrechen. Lassen Sie niemanden lesen, was Sie geschrieben haben. Lesen Sie Ihre Morgenseiten in den ersten acht Wochen selbst nicht noch einmal durch.