Schlüsselmomente
Warum ein Genickbruch das Beste war, was mir je passiert ist

Ein schwerer Unfall brachte Felix Leonhardt dazu, Unternehmer zu werden und später den Lebensmittelhersteller Purefood zu gründen. Hier erzählt der impulse-Blogger, wie ein Genickbruch sein Leben veränderte.

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"Ich bin zwölf Tage lang mit gebrochenem Genick durch die Gegend gelaufen", erzählt Felix Leonhardt, Gründer des Lebensmittelherstellers Purefood. Diese Erfahrung hat seine Sicht auf sein Leben verändert.
"Ich bin zwölf Tage lang mit gebrochenem Genick durch die Gegend gelaufen", erzählt Felix Leonhardt, Gründer des Lebensmittelherstellers Purefood. Diese Erfahrung hat seine Sicht auf sein Leben verändert.
© Purefood GmbH

Ich wäre wahrscheinlich niemals Unternehmer geworden, wenn ich mir nicht mit 17 Jahren das Genick gebrochen hätte. Ich hätte nicht den Mut gehabt zu gründen. Und nicht die Motivation, eine Firma aufzubauen, die nicht nur Lebensmittel macht, sondern die Welt ein kleines Stück verbessern soll.

Aber von vorn.

Ich bekam Schmerztabletten und wurde nach Hause geschickt

Vor zehneinhalb Jahren bin ich in den Osterferien mit Freunden zum Kitesurfen nach Ägypten gefahren. Ich wollte damals Profi werden und war übermütig: Ich versaute einen Trick, stürzte aus mehreren Metern Höhe mit dem Kopf voran in knietiefes Wasser und wurde ohnmächtig.

Nachdem ich aus dem Wasser gezogen wurde und am Strand wieder zu Bewusstsein kam, fuhren wir ins Krankenhaus. Die Zustände waren dort miserabel: Aus der Angel hängende Türen, blutige Stofffetzen in den Ecken der Gänge … Ein Arzt röntgte mich, nach einer kurzen Analyse die Entwarnung: nur eine Prellung/Stauchung der Wirbelsäule, nichts Schlimmeres. Damit wir sicher sein könnten, schickte er mich ins zwei Stunden entfernte Suez in ein moderneres Krankenhaus. Ein weiteres Röntgenbild und wieder Entwarnung.

Ich bekam Schmerztabletten, eine Halskrause und wurde nach Hause geschickt. In der Kitestation lag ich drei Tage lang nur im Bett. Danach fing ich wieder an, mich zu bewegen, schwimmen zu gehen. Ich versuchte noch einmal zu kiten, es war aber nicht mehr genug Wind.

Die Diagnose: Fraktur des siebten Halswirbels

Zurück in Deutschland tat mein Rücken immer noch weh, aber ich wollte wieder aufs Wasser. Am Strand in Cuxhaven rieten mir Freunde, noch mal zum Arzt zu gehen. Anstatt zu kiten, fuhr ich also zum Krankenhaus. Der Arzt tastete meinen Rücken ab – und schickte mich nach Hause. Er sagte, da ich zweimal geröntgt worden sei und es abgesehen von den Schmerzen keine Symptome gebe, sei es nichts Schlimmeres.

Als ich grade in der Tür stand, rief er mich zurück. Am nächsten Tag sei um 8 Uhr ein MRT-Termin freigeworden. Er sagte, wenn ich hundertprozentig sicher sein wolle, solle ich den wahrnehmen.

Was ich dann auch tat. Ein paar Stunden nach dem MRT klingelte das Telefon: Der Arzt erklärte mir, dass ich dringend ins Krankenhaus kommen müsse. Weil ich mir das Genick gebrochen hätte.

Die Diagnose: Fraktur des siebten Halswirbels (zerschmettert), Bandscheiben darüber und darunter zerborsten.

Ich war zwölf Tage lang mit gebrochenem Genick durch die Gegend gelaufen. Und nicht nur das: Ich war schwimmen, feiern, tanzen, Auto fahren gewesen. Jeder kleiner Schubs hätte mich vom Hals abwärts lähmen müssen. Den Ärzten war völlig unerklärlich, wie und warum das nicht passiert ist.

Wäre ich einen Meter weiter gefallen …

Ich wurde operiert, die Ärzte ersetzten meinen siebten Halswirbel durch einen Titanwirbel. Vier Wochen später war ich wieder in der Schule, drei Monate später surfte ich wieder. Ich hatte unglaublich viel Glück gehabt. Die Ärzte sagten mir, ich könne mit dem Titanwirbel und ohne die beiden Bandscheiben mindestens 60, 70 Jahre gut leben.

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Tief in mir zu wissen, dass ich sterben werde, dass ich eigentlich bereits hätte tot oder querschnittsgelähmt sein müssen, das hat bei mir alles verändert. Wäre ich einen Meter weiter gefallen, wäre ich auf Steinen gelandet und nicht auf Sandboden … Wäre ich in den zwei Wochen irgendwo gestolpert, wäre ich querschnittsgelähmt gewesen.

Was will ich mit der Zeit anfangen, die mir bleibt?

Nach dem Unfall dachte ich immer wieder darüber nach, was ich mit der Zeit anfangen möchte, die mir bleibt. Ich wurde immer ungeduldiger, studierte dual, um möglichst schnell möglichst viele Erfahrungen zu machen, und gründete während des Studiums mit 21 Jahren mein erstes Unternehmen.

Rechnerisch habe ich jetzt, mit knapp 28 Jahren, noch etwas mehr als 17.800 Tage zu leben. Wahrscheinlich etwas weniger, bis meine restlichen Bandscheiben den Geist aufgeben. Mich motiviert das ungemein.

Als ich mit meiner ersten Firma Berryjoy am Kämpfen war, fragte ich mich: Was wäre, wenn wir in fünf Jahren scheitern würden? Wäre es mir trotzdem wert gewesen, für die Firma zu kämpfen? Wann wäre ich bereit gewesen, dafür zu kämpfen?

Meine Antwort: Ich wäre bereit gewesen zu kämpfen, wenn ich damals ein Unternehmen gehabt hätte, das wirklich etwas bewegt. Das sich dafür einsetzt, die Gesellschaft zu verändern und die Welt ein kleines Stück zu verbessern.

Wir alle werden am Ende sterben

Durch diesen Denkprozess entstand die Idee für Purefood. Eine Firma, die Lebensmittel herstellt, die Menschen lieben, und die gleichzeitig Gutes tut. Wir setzen uns für bewussten und nachhaltigen Konsum ein und bekämpfen den Hunger in ärmeren Ländern, indem jedes verkaufte Produkt eine Schulmahlzeit finanziert. Jeder Mitarbeiter denkt wie ein Unternehmer und wir motivieren uns gegenseitig jeden Tag zu neuen Höchstleistungen.

Jeder von uns hat die gleiche Diagnose: Wir alle werden am Ende sterben. Die einzige Wahl, die wir haben, ist, wie wir die Zeit bis dahin verbringen.

Wenn mich heute Menschen fragen, wie ich mit dem Risiko des Unternehmertums umgehe oder wie ich dem Druck und der Verantwortung standhalte, habe ich eine klare Antwort: Es wäre ein größeres Risiko, nichts zu unternehmen. Nicht zu versuchen, diese Welt zu verbessern und meinen kleinen Beitrag dafür zu leisten, dass wir in einer Gesellschaft leben, die für alle Menschen fair, offen und nachhaltig ist.

Denn die wertvollste Ressource, die ich habe, ist meine Zeit. Und das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, dass ich sie nicht nutze. Ohne den Genickbruch wäre ich nicht der gleiche Mensch. Dafür bin ich sehr dankbar.

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Damit wir sicher sein könnten, schickte er mich ins zwei Stunden entfernte Suez in ein moderneres Krankenhaus. Ein weiteres Röntgenbild und wieder Entwarnung. Ich bekam Schmerztabletten, eine Halskrause und wurde nach Hause geschickt. In der Kitestation lag ich drei Tage lang nur im Bett. Danach fing ich wieder an, mich zu bewegen, schwimmen zu gehen. Ich versuchte noch einmal zu kiten, es war aber nicht mehr genug Wind. Die Diagnose: Fraktur des siebten Halswirbels Zurück in Deutschland tat mein Rücken immer noch weh, aber ich wollte wieder aufs Wasser. Am Strand in Cuxhaven rieten mir Freunde, noch mal zum Arzt zu gehen. Anstatt zu kiten, fuhr ich also zum Krankenhaus. Der Arzt tastete meinen Rücken ab - und schickte mich nach Hause. Er sagte, da ich zweimal geröntgt worden sei und es abgesehen von den Schmerzen keine Symptome gebe, sei es nichts Schlimmeres. Als ich grade in der Tür stand, rief er mich zurück. Am nächsten Tag sei um 8 Uhr ein MRT-Termin freigeworden. Er sagte, wenn ich hundertprozentig sicher sein wolle, solle ich den wahrnehmen. Was ich dann auch tat. Ein paar Stunden nach dem MRT klingelte das Telefon: Der Arzt erklärte mir, dass ich dringend ins Krankenhaus kommen müsse. Weil ich mir das Genick gebrochen hätte. Die Diagnose: Fraktur des siebten Halswirbels (zerschmettert), Bandscheiben darüber und darunter zerborsten. Ich war zwölf Tage lang mit gebrochenem Genick durch die Gegend gelaufen. Und nicht nur das: Ich war schwimmen, feiern, tanzen, Auto fahren gewesen. Jeder kleiner Schubs hätte mich vom Hals abwärts lähmen müssen. Den Ärzten war völlig unerklärlich, wie und warum das nicht passiert ist. Wäre ich einen Meter weiter gefallen ... Ich wurde operiert, die Ärzte ersetzten meinen siebten Halswirbel durch einen Titanwirbel. Vier Wochen später war ich wieder in der Schule, drei Monate später surfte ich wieder. Ich hatte unglaublich viel Glück gehabt. Die Ärzte sagten mir, ich könne mit dem Titanwirbel und ohne die beiden Bandscheiben mindestens 60, 70 Jahre gut leben. Tief in mir zu wissen, dass ich sterben werde, dass ich eigentlich bereits hätte tot oder querschnittsgelähmt sein müssen, das hat bei mir alles verändert. Wäre ich einen Meter weiter gefallen, wäre ich auf Steinen gelandet und nicht auf Sandboden ... Wäre ich in den zwei Wochen irgendwo gestolpert, wäre ich querschnittsgelähmt gewesen. Was will ich mit der Zeit anfangen, die mir bleibt? Nach dem Unfall dachte ich immer wieder darüber nach, was ich mit der Zeit anfangen möchte, die mir bleibt. Ich wurde immer ungeduldiger, studierte dual, um möglichst schnell möglichst viele Erfahrungen zu machen, und gründete während des Studiums mit 21 Jahren mein erstes Unternehmen. Rechnerisch habe ich jetzt, mit knapp 28 Jahren, noch etwas mehr als 17.800 Tage zu leben. Wahrscheinlich etwas weniger, bis meine restlichen Bandscheiben den Geist aufgeben. Mich motiviert das ungemein. Als ich mit meiner ersten Firma Berryjoy am Kämpfen war, fragte ich mich: Was wäre, wenn wir in fünf Jahren scheitern würden? Wäre es mir trotzdem wert gewesen, für die Firma zu kämpfen? Wann wäre ich bereit gewesen, dafür zu kämpfen? Meine Antwort: Ich wäre bereit gewesen zu kämpfen, wenn ich damals ein Unternehmen gehabt hätte, das wirklich etwas bewegt. Das sich dafür einsetzt, die Gesellschaft zu verändern und die Welt ein kleines Stück zu verbessern. Wir alle werden am Ende sterben Durch diesen Denkprozess entstand die Idee für Purefood. Eine Firma, die Lebensmittel herstellt, die Menschen lieben, und die gleichzeitig Gutes tut. Wir setzen uns für bewussten und nachhaltigen Konsum ein und bekämpfen den Hunger in ärmeren Ländern, indem jedes verkaufte Produkt eine Schulmahlzeit finanziert. Jeder Mitarbeiter denkt wie ein Unternehmer und wir motivieren uns gegenseitig jeden Tag zu neuen Höchstleistungen. Jeder von uns hat die gleiche Diagnose: Wir alle werden am Ende sterben. Die einzige Wahl, die wir haben, ist, wie wir die Zeit bis dahin verbringen. Wenn mich heute Menschen fragen, wie ich mit dem Risiko des Unternehmertums umgehe oder wie ich dem Druck und der Verantwortung standhalte, habe ich eine klare Antwort: Es wäre ein größeres Risiko, nichts zu unternehmen. Nicht zu versuchen, diese Welt zu verbessern und meinen kleinen Beitrag dafür zu leisten, dass wir in einer Gesellschaft leben, die für alle Menschen fair, offen und nachhaltig ist. Denn die wertvollste Ressource, die ich habe, ist meine Zeit. Und das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, dass ich sie nicht nutze. Ohne den Genickbruch wäre ich nicht der gleiche Mensch. Dafür bin ich sehr dankbar.
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