Selbstbetrug
7 Lügen, die sich Unternehmer gern selbst erzählen

Um sich besser zu fühlen, belügen sich Menschen oft selbst. Mit diesen Lügen machen sich Unternehmer selbst etwas vor - und verschließen die Augen vor unbequemen Wahrheiten.

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Nicht nur anderen gegenüber setzen wir manchmal eine Maske auf, um den schönen Schein zu wahren. Auch uns selbst täuschen wir.
Nicht nur anderen gegenüber setzen wir manchmal eine Maske auf, um den schönen Schein zu wahren. Auch uns selbst täuschen wir.
© nito / Fotolia.com

Wir Menschen belügen uns oft selbst. Das dient vor allem dem Selbstschutz. Wir versuchen damit zum Beispiel unser Selbstbild aufrecht zu erhalten oder unser schlechtes Gewissen zu beruhigen. Wir machen uns beispielsweise vor, etwas gar nicht zu wollen, das schwer zu erreichen ist. Denn das ist viel leichter, als dafür zu arbeiten und es schließlich irgendwann zu erreichen – oder auch nicht.

Natürlich belügen auch Unternehmer sich oft selbst. Gerade am Anfang, wenn sie ihre Firma gerade erst gegründet haben und euphorisch sind, das Leben als Angestellte hinter sich zu lassen. Doch auch nach einigen Jahren Erfahrung geschieht es regelmäßig.

James Paine, Gründer des Immobilien-Fonds West Realty Advisors, schreibt in einer Kolumne für das amerikanische Onlineportal Inc.com über Lügen, die sich Unternehmer selbst erzählen. Auch wenn es sich nur um kleine Notlügen handelt, summieren sich diese laut Paine bei manchen auf und führen zum Ruin – und vielleicht sogar dazu, dass sie in ihr Angestelltendasein zurückkehren müssen. In seinem Artikel nennt Paine die fünf gängigsten Lügen, die sich Unternehmer selbst erzählen.

So belügen sich Unternehmer oft selbst

1. „Das wird mich definitiv reich machen.“

Diese Hoffnung machen sich laut Paine oft Unternehmer, die ihr Business gerade erst aufbauen. Doch wenn sie sich schon vorstellen, wie das Geld auf ihrem Bankkonto immer mehr wird und was sie damit alles kaufen können, bevor die Firma läuft, haben sie als Unternehmer bereits versagt, schreibt der US-Amerikaner.

Echte Unternehmer träumen nicht von Dollar-Zeichen, sie streben nach Verbesserungen und wissen daher, dass für Tagträume keine Zeit bleibt. Paine rät, Wunschvorstellungen vom Erfolg des Unternehmens zu vermeiden und sich besser zu überlegen, wie viel Blut, Schweiß, Tränen und Genialität das Business von einem verlangen wird.

2. „Ich werde mich in jedem Bereich der Firma beteiligen.“

Wer nicht in die Falle der ersten Lüge getappt ist, den erwischt es vielleicht jetzt. Wenn ein Unternehmen schon gut angelaufen ist, sollte man fähige Mitarbeiter einstellen, die es am Laufen halten. Zwar seien 100 Prozent Kontrolle über das eigene Unternehmen verlockend, schreibt Paine, doch ohne Unterstützung werde der Erfolg schnell stagnieren.

Als Chef sollte man zwar immer den Überblick behalten, aber auch Verantwortung und Aufgaben abgeben: Delegieren lautet das Zauberwort. Erfolgreiche Führungskräfte wissen, so Paine, wann sie selbst anpacken müssen – und wann sie Aufgaben an ihre kompetenten Mitarbeiter abgeben müssen!

3. „Ich mache das so, wie ich es immer gemacht habe.“

Beständigkeit ist gut, doch manchmal muss sich auch etwas ändern. Nur weil man an einen Prozess gewöhnt ist und er bisher gut funktioniert hat, heißt das nicht, dass er immer noch funktioniert – das gilt beispielsweise, wenn das Unternehmen wächst.

Auch wenn man etwas seit 15 Jahren auf dieselbe Weise macht: einen neuen Mitarbeiter mit tollen Ideen deshalb auszubremsen, wäre ein großer Fehler, warnt Paine. Irgendwann werde das Unternehmen stagnieren. Deshalb verlieren echte Unternehmer nie ihr Ziel vor Augen, nehmen aber neue Entwicklungen mit offenen Armen auf.

4. „Lesen ist nicht so wichtig.“

Paine nennt einen weiteren Trugschluss, dem seiner Meinung nach viele zum Opfer fallen: Lesen sei nicht wichtig. Dabei ist bekannt, dass erfolgreiche Unternehmer wie Richard Branson, Bill Gates oder Warren Buffet ständig lesen. Auch Paine verdankt dem Lesen einen großen Teil seines Erfolgs, erzählt er.

Von all dem vorhandenen Wissen könne man profitieren, wenn man sich nur ein bisschen Zeit nehme: Schon 30 Minuten vor dem Schlafengehen reichen aus. Wer sich belügt, indem er behauptet, Lesen sei nicht wichtig, verpasse eine Welt des Wachstums, schreibt Paine.

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5. „Ich arbeite einfach härter.“

Länger und härter zu arbeiten als bisher führt nicht unbedingt zum Erfolg. Dagegen sollte man effizienter arbeiten und sich einen guten Plan machen, der für einen persönlich funktioniert. Warum sollte man sich abends noch durch Berge von Unterlagen arbeiten, wenn man morgens viel konzentrierter und effektiver arbeitet?

Auch Paine weiß, dass harte Arbeit nicht die Lösung für jedes Problem ist. Das Sprichwort „Work smarter, not harder“ bietet für ihn die Lösung – clever sollte man arbeiten, nicht härter.

Weitere Lügen, mit denen sich Unternehmer selbst täuschen

6. „Ich bringe alles unter einen Hut.“

Eine weitere Lüge nennt Sonja Kreye bei Business-Celebrity.com: Die Unternehmerin, die kleine Firmen bei PR und Marketing unterstützt, spricht vom „Work-Life-Balance-Mythos“. Man mache sich selbst vor, man könne alles unter einen Hut bringen: Familie, Kinder, Freizeit und Arbeit. Der Begriff Work-Life-Balance impliziere, dass Arbeit und Freizeit strikt getrennt seien und Arbeit keinen Spaß mache. Für Unternehmer, so Kreye, sei das nicht das richtige Konzept.

Wer erfolgreich im Business sein wolle und sich deswegen voll darauf konzentriere, habe für andere Bereiche nicht mehr so viel Zeit. Das solle natürlich nicht heißen, dass man seine Familie vernachlässigen müsse, wenn man ein erfolgreicher Unternehmer sein möchte, aber nicht alles passe in die 24 Stunden eines Tages. Kreye nennt ein Beispiel aus ihrer persönlichen Erfahrung: Wenn sie abends einen Vortrag halte, dann könne sie ihren kleinen Sohn an diesem Tag nicht ins Bett bringen.

Viel wichtiger, als alles unter einen Hut bringen zu wollen, sei es, Prioritäten zu setzen, rät die Business-Mentorin. Ihr Rat: Fragen Sie sich, welche zwei Bereiche in Ihrem Leben gerade am wichtigsten sind, und konzentrieren Sie sich voll darauf.

7. „Wenn der Preis niedrig genug ist, läuft das Geschäft.“

Beim amerikanischen Wirtschaftsportal Forbes listet das „Young Entrepreneur Council“ weitere Lügen auf, mit denen sich Unternehmer selbst täuschen. Ein Beispiel: Sie denken, dass ihr Unternehmen erfolgreich wird, wenn sie niedrige Preise verlangen. Doch wer die Marge aus dem Blick verliert und sein Angebot für zu wenig Geld verkauft, als zahlt am Ende womöglich drauf. Außerdem sollte man immer daran denken: Was nichts kostet, ist auch nichts wert.

Was tun gegen den Selbstbetrug?

Und was tun, wenn man sich selbst belügt? Gestehen Sie sich Ihre Lügen ein, versuchen Sie nicht, das positive Bild aufrecht zu erhalten. Verbiegen Sie sich außerdem nicht, bleiben Sie ihren Werten treu und verlieren Sie nie ihr Ziel aus den Augen. Und wenn der erste Weg mal nicht klappen sollte, dann klappt eben der nächste!

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Wir Menschen belügen uns oft selbst. Das dient vor allem dem Selbstschutz. Wir versuchen damit zum Beispiel unser Selbstbild aufrecht zu erhalten oder unser schlechtes Gewissen zu beruhigen. Wir machen uns beispielsweise vor, etwas gar nicht zu wollen, das schwer zu erreichen ist. Denn das ist viel leichter, als dafür zu arbeiten und es schließlich irgendwann zu erreichen - oder auch nicht. Natürlich belügen auch Unternehmer sich oft selbst. Gerade am Anfang, wenn sie ihre Firma gerade erst gegründet haben und euphorisch sind, das Leben als Angestellte hinter sich zu lassen. Doch auch nach einigen Jahren Erfahrung geschieht es regelmäßig. James Paine, Gründer des Immobilien-Fonds West Realty Advisors, schreibt in einer Kolumne für das amerikanische Onlineportal Inc.com über Lügen, die sich Unternehmer selbst erzählen. Auch wenn es sich nur um kleine Notlügen handelt, summieren sich diese laut Paine bei manchen auf und führen zum Ruin - und vielleicht sogar dazu, dass sie in ihr Angestelltendasein zurückkehren müssen. In seinem Artikel nennt Paine die fünf gängigsten Lügen, die sich Unternehmer selbst erzählen. So belügen sich Unternehmer oft selbst 1. "Das wird mich definitiv reich machen." Diese Hoffnung machen sich laut Paine oft Unternehmer, die ihr Business gerade erst aufbauen. Doch wenn sie sich schon vorstellen, wie das Geld auf ihrem Bankkonto immer mehr wird und was sie damit alles kaufen können, bevor die Firma läuft, haben sie als Unternehmer bereits versagt, schreibt der US-Amerikaner. Echte Unternehmer träumen nicht von Dollar-Zeichen, sie streben nach Verbesserungen und wissen daher, dass für Tagträume keine Zeit bleibt. Paine rät, Wunschvorstellungen vom Erfolg des Unternehmens zu vermeiden und sich besser zu überlegen, wie viel Blut, Schweiß, Tränen und Genialität das Business von einem verlangen wird. 2. "Ich werde mich in jedem Bereich der Firma beteiligen." Wer nicht in die Falle der ersten Lüge getappt ist, den erwischt es vielleicht jetzt. Wenn ein Unternehmen schon gut angelaufen ist, sollte man fähige Mitarbeiter einstellen, die es am Laufen halten. Zwar seien 100 Prozent Kontrolle über das eigene Unternehmen verlockend, schreibt Paine, doch ohne Unterstützung werde der Erfolg schnell stagnieren. Als Chef sollte man zwar immer den Überblick behalten, aber auch Verantwortung und Aufgaben abgeben: Delegieren lautet das Zauberwort. Erfolgreiche Führungskräfte wissen, so Paine, wann sie selbst anpacken müssen - und wann sie Aufgaben an ihre kompetenten Mitarbeiter abgeben müssen! 3. "Ich mache das so, wie ich es immer gemacht habe." Beständigkeit ist gut, doch manchmal muss sich auch etwas ändern. Nur weil man an einen Prozess gewöhnt ist und er bisher gut funktioniert hat, heißt das nicht, dass er immer noch funktioniert - das gilt beispielsweise, wenn das Unternehmen wächst. Auch wenn man etwas seit 15 Jahren auf dieselbe Weise macht: einen neuen Mitarbeiter mit tollen Ideen deshalb auszubremsen, wäre ein großer Fehler, warnt Paine. Irgendwann werde das Unternehmen stagnieren. Deshalb verlieren echte Unternehmer nie ihr Ziel vor Augen, nehmen aber neue Entwicklungen mit offenen Armen auf. 4. "Lesen ist nicht so wichtig." Paine nennt einen weiteren Trugschluss, dem seiner Meinung nach viele zum Opfer fallen: Lesen sei nicht wichtig. Dabei ist bekannt, dass erfolgreiche Unternehmer wie Richard Branson, Bill Gates oder Warren Buffet ständig lesen. Auch Paine verdankt dem Lesen einen großen Teil seines Erfolgs, erzählt er. Von all dem vorhandenen Wissen könne man profitieren, wenn man sich nur ein bisschen Zeit nehme: Schon 30 Minuten vor dem Schlafengehen reichen aus. Wer sich belügt, indem er behauptet, Lesen sei nicht wichtig, verpasse eine Welt des Wachstums, schreibt Paine. 5. "Ich arbeite einfach härter." Länger und härter zu arbeiten als bisher führt nicht unbedingt zum Erfolg. Dagegen sollte man effizienter arbeiten und sich einen guten Plan machen, der für einen persönlich funktioniert. Warum sollte man sich abends noch durch Berge von Unterlagen arbeiten, wenn man morgens viel konzentrierter und effektiver arbeitet? Auch Paine weiß, dass harte Arbeit nicht die Lösung für jedes Problem ist. Das Sprichwort "Work smarter, not harder" bietet für ihn die Lösung - clever sollte man arbeiten, nicht härter. Weitere Lügen, mit denen sich Unternehmer selbst täuschen 6. "Ich bringe alles unter einen Hut." Eine weitere Lüge nennt Sonja Kreye bei Business-Celebrity.com: Die Unternehmerin, die kleine Firmen bei PR und Marketing unterstützt, spricht vom "Work-Life-Balance-Mythos". Man mache sich selbst vor, man könne alles unter einen Hut bringen: Familie, Kinder, Freizeit und Arbeit. Der Begriff Work-Life-Balance impliziere, dass Arbeit und Freizeit strikt getrennt seien und Arbeit keinen Spaß mache. Für Unternehmer, so Kreye, sei das nicht das richtige Konzept. Wer erfolgreich im Business sein wolle und sich deswegen voll darauf konzentriere, habe für andere Bereiche nicht mehr so viel Zeit. Das solle natürlich nicht heißen, dass man seine Familie vernachlässigen müsse, wenn man ein erfolgreicher Unternehmer sein möchte, aber nicht alles passe in die 24 Stunden eines Tages. Kreye nennt ein Beispiel aus ihrer persönlichen Erfahrung: Wenn sie abends einen Vortrag halte, dann könne sie ihren kleinen Sohn an diesem Tag nicht ins Bett bringen. Viel wichtiger, als alles unter einen Hut bringen zu wollen, sei es, Prioritäten zu setzen, rät die Business-Mentorin. Ihr Rat: Fragen Sie sich, welche zwei Bereiche in Ihrem Leben gerade am wichtigsten sind, und konzentrieren Sie sich voll darauf. 7. "Wenn der Preis niedrig genug ist, läuft das Geschäft." Beim amerikanischen Wirtschaftsportal Forbes listet das "Young Entrepreneur Council" weitere Lügen auf, mit denen sich Unternehmer selbst täuschen. Ein Beispiel: Sie denken, dass ihr Unternehmen erfolgreich wird, wenn sie niedrige Preise verlangen. Doch wer die Marge aus dem Blick verliert und sein Angebot für zu wenig Geld verkauft, als zahlt am Ende womöglich drauf. Außerdem sollte man immer daran denken: Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Was tun gegen den Selbstbetrug? Und was tun, wenn man sich selbst belügt? Gestehen Sie sich Ihre Lügen ein, versuchen Sie nicht, das positive Bild aufrecht zu erhalten. Verbiegen Sie sich außerdem nicht, bleiben Sie ihren Werten treu und verlieren Sie nie ihr Ziel aus den Augen. Und wenn der erste Weg mal nicht klappen sollte, dann klappt eben der nächste!
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