Selbstständig im Home-Office
„Die Arbeit breitete sich aus wie ein Krake“

Wie viele Selbstständige hat auch impulse-Bloggerin Manuela Nikui zunächst im Home-Office gearbeitet - weil es praktisch ist und Geld spart. Doch bald ging ihr das Arbeiten zuhause auf die Nerven. Wie sie die perfekte Lösung für sich gefunden hat.

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Wenn der Job sich in alle Winkel des Privatlebens ausbreitet, vergeht vielen Selbstständigen die Freude am Home-Office.
Wenn der Job sich in alle Winkel des Privatlebens ausbreitet, vergeht vielen Selbstständigen die Freude am Home-Office.
© zhengzaishuru / iStock / Getty Images

Vor drei Jahren habe ich mich mit meinem aktuellen Business selbstständig gemacht. Da ich gleich starten wollte, ohne viel Geld auszugeben, habe ich mir mein Büro zuhause eingerichtet. Ich habe mir einen wunderschönen Arbeitsbereich geschaffen, mit Blick ins Grüne, sehr hell und gemütlich und mit genügend Platz für meine Bürohündin Bella.

Die erste Zeit war es perfekt. Doch nach ungefähr einem halben Jahr ging mir mein Arbeiten zuhause langsam auf die Nerven. Da stand nämlich das erste Meeting mit einem Kunden an. Dieser hat in München kein eigenes Büro und hatte mich dahergefragt, ob wir das Meeting bei mir machen können. Da mein Arbeitsplatz gerade für mich reicht, haben wir aus der Besprechung ein Business-Frühstück gemacht. Für meinen Kunden war das in Ordnung, aber ich habe mich nicht ganz wohl dabei gefühlt.

Professionell geht anders

Was noch hinzukommt: Mein Business ist inzwischen gewachsen und die Arbeit hat sich wie ein Krake in meinen privaten Bereich hineinbewegt. Der Platz, den mein Büro beansprucht, wurde immer mehr, der für mein Privatleben immer weniger.

Professionell geht anders. Am Tag des Kundenfrühstücks ist meine Entscheidung gefallen, ein Büro zu mieten. Darüber habe ich mit verschiedenen Selbstständigen in meinem Umfeld gesprochen, die mich alle darin bestärkt haben, mir Räume zu suchen. Das täte meinem Image gut, weil es professioneller auf Kunden und Geschäftspartner wirke.

Home-Office – die zwei Seiten einer Medaille

Als ich vor drei Jahren gestartet bin, klang das noch ganz anders: „Hast Du’s gut, kein Stau am Morgen“, „Du kannst im Schlabberlook vor dem Rechner sitzen“, „Freiheit pur“ – solche oder ähnliche Sätze habe ich oft gehört. Stimmt, diese Aussagen haben alle ihre Berechtigung. Aber es gibt auch gute Argumente, die gegen das Arbeiten im Home-Office sprechen:

  • Ich muss nicht aus dem Haus. Ja, ABER: Irgendwann fällt einem die Decke auf den Kopf. Ich muss mit anderen reden, mich austauschen. Auch mal zwischendurch und nicht nur bei Netzwerktreffen. Wenn ich konzentriert texte oder telefoniere, genieße ich die Ruhe und das Alleinsein. Aber in einer kreativen Pause freue ich mich über einen kleinen Schwatz mit anderen.
  • Im Home-Office arbeite ich besser. Möglich, ABER: Man kann ja schnell mal zwischendurch aufräumen oder Wäsche waschen – fühlen Sie sich ertappt? Meistens kann ich mich zuhause gut bremsen und den Haushalt Haushalt sein lassen. Aber nicht immer. Resultat: Mir fehlt die Zeit für meine Arbeit, die muss ich wieder reinholen. Und das passiert spät abends oder am Wochenende. Im Büro kann ich gar nicht auf solche Ideen kommen.
  • Skypen reicht, ich muss die Menschen nicht persönlich treffen. Mal geht das, ABER: Skypen ersetzt den direkten, authentischen, echten Kontakt mit den Menschen nicht. Für mich ist der direkte Kontakt mit meinen Kunden wichtig. Ich empfinde ihn viel angenehmer und authentischer als Gespräche übers Internet. Natürlich ist gegen Skypen nichts einzuwenden. Ich brauche aber das Menscheln – und das geht nun einmal am besten, wenn wir uns in meinem Büro treffen.
  • Wenn ich fertig bin, mache ich die Tür zu und denke nicht mehr an die Arbeit. Ja, ABER: Man könnte doch den Artikel noch schnell fertig machen – auch wenn das locker bis morgen Zeit hätte. Dabei habe ich mich so manches Mal erwischt und mich dann über mich selbst geärgert. Weil ich übermüdet in den nächsten Tag gestartet bin.
  • Ich habe mehr Privatleben. Ja, ABER: Ich werde auch mehr gestört. Wenn mein Mann nach Hause kommt, wird erst einmal kurz erzählt. Mit dem Ergebnis, dass ich aus dem, was ich gerade mache, herausgerissen werde und vielleicht sogar früher Feierabend mache als geplant. Im Büro passiert das nicht.

Home-Office hat auch Vorteile

Das heißt nicht, dass Home-Office für mich überhaupt keine Option ist. Diesen Blogbeitrag zum Beispiel habe ich zuhause geschrieben. Ich bin sehr froh über mein Heimbüro – vor allem in folgenden Situationen:

  • Ein Platz an der Sonne. Wenn die Sonne scheint und es warm genug ist, sitze ich gern auf dem Balkon zum Arbeiten. In dieser Atmosphäre kann ich gut schreiben. Einen Arbeitsplatz im Freien habe ich im Büro nicht.
  • Ein Platz am Wochenende. Als Selbstständige bleibt es nicht aus, auch mal am Wochenende zu arbeiten. Dann bin ich gern zuhause. Ich habe meine Räume in einer Büroetage in einem Industriegebiet gemietet, da ist am Wochenende alles leer. Dann gefällt es mir zuhause besser.
  • Ein Platz für wenig Zeit. Wenn ich schon früh am Tag die ersten Termine habe, kann ich die Zeit davor noch nutzen, mich vorzubereiten oder noch schnell etwas zu erledigen – das spart mir etwa 30 Minuten.

Zwei Arbeitsplätze – für alle Fälle

Für mich ist ein Büro außerhalb der eigenen vier Wände die perfekte Lösung. Hier empfange ich Kunden im professionellen Rahmen und arbeite fokussierter. Den Arbeitsplatz zuhause nutze ich gern, wenn ich abends oder am Wochenende noch etwas zu tun habe oder ich auf dem Balkon arbeiten kann. Mit dieser Konstellation gelingt es mir, Arbeit auch mal Arbeit sein zu lassen.

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Vor drei Jahren habe ich mich mit meinem aktuellen Business selbstständig gemacht. Da ich gleich starten wollte, ohne viel Geld auszugeben, habe ich mir mein Büro zuhause eingerichtet. Ich habe mir einen wunderschönen Arbeitsbereich geschaffen, mit Blick ins Grüne, sehr hell und gemütlich und mit genügend Platz für meine Bürohündin Bella. Die erste Zeit war es perfekt. Doch nach ungefähr einem halben Jahr ging mir mein Arbeiten zuhause langsam auf die Nerven. Da stand nämlich das erste Meeting mit einem Kunden an. Dieser hat in München kein eigenes Büro und hatte mich dahergefragt, ob wir das Meeting bei mir machen können. Da mein Arbeitsplatz gerade für mich reicht, haben wir aus der Besprechung ein Business-Frühstück gemacht. Für meinen Kunden war das in Ordnung, aber ich habe mich nicht ganz wohl dabei gefühlt. Professionell geht anders Was noch hinzukommt: Mein Business ist inzwischen gewachsen und die Arbeit hat sich wie ein Krake in meinen privaten Bereich hineinbewegt. Der Platz, den mein Büro beansprucht, wurde immer mehr, der für mein Privatleben immer weniger. Professionell geht anders. Am Tag des Kundenfrühstücks ist meine Entscheidung gefallen, ein Büro zu mieten. Darüber habe ich mit verschiedenen Selbstständigen in meinem Umfeld gesprochen, die mich alle darin bestärkt haben, mir Räume zu suchen. Das täte meinem Image gut, weil es professioneller auf Kunden und Geschäftspartner wirke. Home-Office – die zwei Seiten einer Medaille Als ich vor drei Jahren gestartet bin, klang das noch ganz anders: „Hast Du’s gut, kein Stau am Morgen“, „Du kannst im Schlabberlook vor dem Rechner sitzen“, „Freiheit pur“ – solche oder ähnliche Sätze habe ich oft gehört. Stimmt, diese Aussagen haben alle ihre Berechtigung. Aber es gibt auch gute Argumente, die gegen das Arbeiten im Home-Office sprechen: Ich muss nicht aus dem Haus. Ja, ABER: Irgendwann fällt einem die Decke auf den Kopf. Ich muss mit anderen reden, mich austauschen. Auch mal zwischendurch und nicht nur bei Netzwerktreffen. Wenn ich konzentriert texte oder telefoniere, genieße ich die Ruhe und das Alleinsein. Aber in einer kreativen Pause freue ich mich über einen kleinen Schwatz mit anderen. Im Home-Office arbeite ich besser. Möglich, ABER: Man kann ja schnell mal zwischendurch aufräumen oder Wäsche waschen – fühlen Sie sich ertappt? Meistens kann ich mich zuhause gut bremsen und den Haushalt Haushalt sein lassen. Aber nicht immer. Resultat: Mir fehlt die Zeit für meine Arbeit, die muss ich wieder reinholen. Und das passiert spät abends oder am Wochenende. Im Büro kann ich gar nicht auf solche Ideen kommen. Skypen reicht, ich muss die Menschen nicht persönlich treffen. Mal geht das, ABER: Skypen ersetzt den direkten, authentischen, echten Kontakt mit den Menschen nicht. Für mich ist der direkte Kontakt mit meinen Kunden wichtig. Ich empfinde ihn viel angenehmer und authentischer als Gespräche übers Internet. Natürlich ist gegen Skypen nichts einzuwenden. Ich brauche aber das Menscheln – und das geht nun einmal am besten, wenn wir uns in meinem Büro treffen. Wenn ich fertig bin, mache ich die Tür zu und denke nicht mehr an die Arbeit. Ja, ABER: Man könnte doch den Artikel noch schnell fertig machen - auch wenn das locker bis morgen Zeit hätte. Dabei habe ich mich so manches Mal erwischt und mich dann über mich selbst geärgert. Weil ich übermüdet in den nächsten Tag gestartet bin. Ich habe mehr Privatleben. Ja, ABER: Ich werde auch mehr gestört. Wenn mein Mann nach Hause kommt, wird erst einmal kurz erzählt. Mit dem Ergebnis, dass ich aus dem, was ich gerade mache, herausgerissen werde und vielleicht sogar früher Feierabend mache als geplant. Im Büro passiert das nicht. Home-Office hat auch Vorteile Das heißt nicht, dass Home-Office für mich überhaupt keine Option ist. Diesen Blogbeitrag zum Beispiel habe ich zuhause geschrieben. Ich bin sehr froh über mein Heimbüro - vor allem in folgenden Situationen: Ein Platz an der Sonne. Wenn die Sonne scheint und es warm genug ist, sitze ich gern auf dem Balkon zum Arbeiten. In dieser Atmosphäre kann ich gut schreiben. Einen Arbeitsplatz im Freien habe ich im Büro nicht. Ein Platz am Wochenende. Als Selbstständige bleibt es nicht aus, auch mal am Wochenende zu arbeiten. Dann bin ich gern zuhause. Ich habe meine Räume in einer Büroetage in einem Industriegebiet gemietet, da ist am Wochenende alles leer. Dann gefällt es mir zuhause besser. Ein Platz für wenig Zeit. Wenn ich schon früh am Tag die ersten Termine habe, kann ich die Zeit davor noch nutzen, mich vorzubereiten oder noch schnell etwas zu erledigen – das spart mir etwa 30 Minuten. Zwei Arbeitsplätze - für alle Fälle Für mich ist ein Büro außerhalb der eigenen vier Wände die perfekte Lösung. Hier empfange ich Kunden im professionellen Rahmen und arbeite fokussierter. Den Arbeitsplatz zuhause nutze ich gern, wenn ich abends oder am Wochenende noch etwas zu tun habe oder ich auf dem Balkon arbeiten kann. Mit dieser Konstellation gelingt es mir, Arbeit auch mal Arbeit sein zu lassen.