Umgang mit Nervensägen
9 bewährte Techniken, die nervige Mitmenschen bändigen

Kunden, Teammitglieder, Geschäftspartner: Immer wieder begegnen uns Menschen, die übergriffig, geschwätzig oder auf andere Weise anstrengend sind. Diese 9 Techniken erleichtern den Umgang mit Nervensägen.

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Manchmal möchte man sie am liebsten würgen: Im Umgang mit Nervensägen braucht man viel Gelassenheit.
© MirageC / Moment / Getty Images

Der eine jammert ständig, die andere weiß alles besser – und der dritte flippt gerne mal aus. Doch oft ist es nicht möglich, nervigen Mitmenschen aus dem Weg zu gehen. Schließlich können Führungskräfte nicht allen stressigen Angestellten kündigen und alle Termine mit dem nervigen Kunden ins Team delegieren. Die folgenden neun Techniken erleichtern den Umgang mit nervigen Menschen.

Technik 1: Einen Verständnis-Vorschuss gewähren

Jeder kennt es: Haben wir im Privaten Stress mit Liebsten/Freunden/Verwandten, wirkt sich das schnell auf die Arbeit aus. Wir reagieren schnippischer, sind empfindlicher, erledigen Aufgaben weniger konzentriert. Deshalb sollten Führungskräfte versuchen, einen Verständnis-Vorschuss zu gewähren, wenn Mitarbeitende nerven – also etwa Frau Meier im Meeting maulig guckt, Herr Müller spitze Bemerkungen macht oder Herr Marold zum dritten Mal hintereinander zu spät kommt. Womöglich sind private Probleme der Grund dafür.

Diese Überlegung hilft, das Verhalten des Gegenübers nicht persönlich zu nehmen – und mindert bereits den Stress. Natürlich bedeutet das nicht, dass man ungebührliches Verhalten dauerhaft entschuldigen und hinnehmen muss. Die Technik ermöglicht es aber, gelassen abzuwarten. Denn: Liegt nervigem Verhalten etwas Privates zugrunde, gibt es sich oft mit der Zeit wieder.

Technik 2: Grenzen setzen

Als nervig empfinden wir oft Mitmenschen, wenn sie eine unserer roten Linien überschreiten. Etwa, wenn ein Mitarbeiter allzu Privates erzählt. Oder die Kundin einen im Anschluss an ein geschäftliches Treffen fragt, ob man am Wochenende nicht mal gemeinsam zum Sport gehen wolle.

In diesen Fällen hilft es, höflich Grenzen zu setzen. Das gelingt am besten, indem man einen nachvollziehbaren Grund liefert. Wie etwa: „Privates bespreche ich grundsätzlich nicht mit Mitarbeitern. Das kannst du sicher verstehen.“ Oder aber: „Danke für das Angebot – aber meine Freizeit ist für die Familie reserviert. Die kommt eh meist schon zu kurz.“

Technik 3: Distanz suchen

„Warum verhält der sich eigentlich immer nur mir gegenüber so?“ Wer sich Fragen wie diese stellt, ist in die Selbstmitleids-Falle getappt. Denn natürlich sind Nervensägen nicht nur im Umgang mit uns so – auch wenn es tut guttut, das zu glauben. Denn das lenkt den Fokus auf einen selbst und die eigenen Bedürfnisse.

Das Problem: Selbstmitleid hilft nicht, sich besser zu fühlen. Hilfreich ist vielmehr, eine größtmögliche emotionale Distanz zwischen sich und die Nervensäge zu bringen und dabei die Perspektive von sich auf das Gegenüber zu lenken. Etwa mit Gedanken wie: „Was der wohl Schlechtes gefrühstückt haben muss, dass dem so die Galle hochkommt! Dagegen geht es mir richtig gut heute …“

Technik 4: Den Fokus wiederfinden

Abschweifende Erzähler gehören zu den zuverlässigsten Nervensägen des Alltags. Gegen sie hilft es zu versuchen, zum Anlass des Gespräches zurückzufinden. Etwa mit Worten wie: „Entschuldige, dass ich dich unterbreche – mir fällt gerade etwas zu unserer Strategie ein, über die wir eben gesprochen hatten.“ Auch gut: Nach einer Meinung fragen. Etwa so: „Ich seh‘ gerade, die Zeit wird knapp – und ich will unbedingt noch wissen, welches Online-Werbeformat du für uns am sinnvollsten findest.“

Technik 5: Eine Mini-Auszeit nehmen

Ob beim Streit mit dem Partner oder im Dauerstress bei der Arbeit: Sobald wir eine Minute vor die Tür gehen, um einmal tief durchzuatmen, verfliegt oft schon viel vom Ärger und der Anspannung.

Dieses Prinzip hilft auch bei nervigen Mitmenschen. Wann immer Sie am liebsten platzen möchten, können Sie sich eine Mini-Auszeit schaffen. Etwa mit einem Satz wie: „Ich brauche eine kurze Pause, ich geh‘ fix vor die Tür.“ Schon eine Minute kann helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen, der Nervensäge gelassener zu begegnen – und eine der anderen Techniken anzuwenden.

Technik 6: Den Reality-Check unternehmen

„Immer muss der sich so aufspielen. Ich arbeite viel mehr als er, rede aber nicht darüber!“ Besonders stark und häufig nerven uns Menschen, die komplett anders sind als wir. Ein Grund: Menschen, die uns ähneln, machen dem Gehirn weniger Arbeit – wir wissen, wie sie ticken und wie wir mit ihnen umgehen müssen. Unterschiede dagegen bedeuten Aufwand und kosten Energie.

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Sie können sich bei jedem vermeintlich nervigen Mitmenschen fragen: Nervt mich die Person nur, weil sie anders ist als ich? Sie können sich etwa überlegen, ob Ihr Gegenüber wirklich ein Großkotz ist – oder vielleicht einfach extrovertierter als Sie. Und ob die Kundin tatsächlich eine Labertasche ist, die Sie stoppen müssen. Oder vielleicht einfach nur gesprächiger als Sie. Sich das klarzumachen, nimmt dem Alltag viel von seinem Nerv-Potenzial.

Technik 7: Ein gemeinsames Thema suchen

So verschieden wir Menschen auch sein mögen: Irgendetwas verbindet uns garantiert mit unserem Gegenüber. Nervt eine Person Sie regelmäßig, können Sie auf die Suche nach dieser Gemeinsamkeit gehen. Der gleiche Lieblingsfußballverein, die geteilte Begeisterung fürs Reisen, ähnliche Erfahrungen mit den Mühen des Hausbaus: Was immer Sie gemeinsam haben, es eignet sich als thematischer Ausweich-Joker. Sie können ihn beim nächsten Aufeinandertreffen ziehen, sobald es nervig zu werden droht.

Technik 8: Den Zahn-um-Zahn-Trick nutzen

Jemand fällt Ihnen dauernd ins Wort? Verschränkt die Arme und lächelt süffisant? Ist unverschämt oder übergriffig? Dann können Sie mal ausprobieren, es ihm nachzutun! In vielen Fällen irritiert es nervige Mitmenschen, wenn sie ihr Verhalten gespiegelt bekommen – einfach, weil sie diese Reaktion selten erleben.

Sobald Sie eine Irritation bemerken, können Sie erklären, was Ihr eigenes Verhalten ausgelöst hat: „Das war unverschämt von mir, oder? Ich dachte, ich zeige dir mal, wie du gerade mit mir gesprochen hast …“

Zeigt das Gegenüber keine Reaktion, hilft die Technik zumindest, sich nicht mehr als passives Opfer zu fühlen – und die Kontrolle über die Situation ein Stück weit zurückzugewinnen.

Technik 9: Der Loriot-Trick

Nervige Gestalten gehören zum festen Ensemble von Sketchen: Weil ihr Verhalten meist so schräg ist, dass Außenstehende darüber lachen müssen. Wenn Sie das nächste Mal jemandem begegnen, der einer Loriot-Episode zu entstammen scheint – nutzen Sie die Chance und schauen Sie auf die Szene, als wäre sie Loriots Feder entsprungen. Das hilft, augenblicklich Distanz zu gewinnen und gelassener mit der Situation umgehen zu können.

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Der eine jammert ständig, die andere weiß alles besser – und der dritte flippt gerne mal aus. Doch oft ist es nicht möglich, nervigen Mitmenschen aus dem Weg zu gehen. Schließlich können Führungskräfte nicht allen stressigen Angestellten kündigen und alle Termine mit dem nervigen Kunden ins Team delegieren. Die folgenden neun Techniken erleichtern den Umgang mit nervigen Menschen. Technik 1: Einen Verständnis-Vorschuss gewähren Jeder kennt es: Haben wir im Privaten Stress mit Liebsten/Freunden/Verwandten, wirkt sich das schnell auf die Arbeit aus. Wir reagieren schnippischer, sind empfindlicher, erledigen Aufgaben weniger konzentriert. Deshalb sollten Führungskräfte versuchen, einen Verständnis-Vorschuss zu gewähren, wenn Mitarbeitende nerven – also etwa Frau Meier im Meeting maulig guckt, Herr Müller spitze Bemerkungen macht oder Herr Marold zum dritten Mal hintereinander zu spät kommt. Womöglich sind private Probleme der Grund dafür. Diese Überlegung hilft, das Verhalten des Gegenübers nicht persönlich zu nehmen – und mindert bereits den Stress. Natürlich bedeutet das nicht, dass man ungebührliches Verhalten dauerhaft entschuldigen und hinnehmen muss. Die Technik ermöglicht es aber, gelassen abzuwarten. Denn: Liegt nervigem Verhalten etwas Privates zugrunde, gibt es sich oft mit der Zeit wieder. Technik 2: Grenzen setzen Als nervig empfinden wir oft Mitmenschen, wenn sie eine unserer roten Linien überschreiten. Etwa, wenn ein Mitarbeiter allzu Privates erzählt. Oder die Kundin einen im Anschluss an ein geschäftliches Treffen fragt, ob man am Wochenende nicht mal gemeinsam zum Sport gehen wolle. In diesen Fällen hilft es, höflich Grenzen zu setzen. Das gelingt am besten, indem man einen nachvollziehbaren Grund liefert. Wie etwa: „Privates bespreche ich grundsätzlich nicht mit Mitarbeitern. Das kannst du sicher verstehen.“ Oder aber: „Danke für das Angebot – aber meine Freizeit ist für die Familie reserviert. Die kommt eh meist schon zu kurz.“ Technik 3: Distanz suchen „Warum verhält der sich eigentlich immer nur mir gegenüber so?“ Wer sich Fragen wie diese stellt, ist in die Selbstmitleids-Falle getappt. Denn natürlich sind Nervensägen nicht nur im Umgang mit uns so – auch wenn es tut guttut, das zu glauben. Denn das lenkt den Fokus auf einen selbst und die eigenen Bedürfnisse. Das Problem: Selbstmitleid hilft nicht, sich besser zu fühlen. Hilfreich ist vielmehr, eine größtmögliche emotionale Distanz zwischen sich und die Nervensäge zu bringen und dabei die Perspektive von sich auf das Gegenüber zu lenken. Etwa mit Gedanken wie: „Was der wohl Schlechtes gefrühstückt haben muss, dass dem so die Galle hochkommt! Dagegen geht es mir richtig gut heute …“ Technik 4: Den Fokus wiederfinden Abschweifende Erzähler gehören zu den zuverlässigsten Nervensägen des Alltags. Gegen sie hilft es zu versuchen, zum Anlass des Gespräches zurückzufinden. Etwa mit Worten wie: „Entschuldige, dass ich dich unterbreche – mir fällt gerade etwas zu unserer Strategie ein, über die wir eben gesprochen hatten.“ Auch gut: Nach einer Meinung fragen. Etwa so: „Ich seh‘ gerade, die Zeit wird knapp – und ich will unbedingt noch wissen, welches Online-Werbeformat du für uns am sinnvollsten findest.“ [mehr-zum-thema] Technik 5: Eine Mini-Auszeit nehmen Ob beim Streit mit dem Partner oder im Dauerstress bei der Arbeit: Sobald wir eine Minute vor die Tür gehen, um einmal tief durchzuatmen, verfliegt oft schon viel vom Ärger und der Anspannung. Dieses Prinzip hilft auch bei nervigen Mitmenschen. Wann immer Sie am liebsten platzen möchten, können Sie sich eine Mini-Auszeit schaffen. Etwa mit einem Satz wie: „Ich brauche eine kurze Pause, ich geh' fix vor die Tür.“ Schon eine Minute kann helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen, der Nervensäge gelassener zu begegnen – und eine der anderen Techniken anzuwenden. Technik 6: Den Reality-Check unternehmen „Immer muss der sich so aufspielen. Ich arbeite viel mehr als er, rede aber nicht darüber!“ Besonders stark und häufig nerven uns Menschen, die komplett anders sind als wir. Ein Grund: Menschen, die uns ähneln, machen dem Gehirn weniger Arbeit – wir wissen, wie sie ticken und wie wir mit ihnen umgehen müssen. Unterschiede dagegen bedeuten Aufwand und kosten Energie. Sie können sich bei jedem vermeintlich nervigen Mitmenschen fragen: Nervt mich die Person nur, weil sie anders ist als ich? Sie können sich etwa überlegen, ob Ihr Gegenüber wirklich ein Großkotz ist - oder vielleicht einfach extrovertierter als Sie. Und ob die Kundin tatsächlich eine Labertasche ist, die Sie stoppen müssen. Oder vielleicht einfach nur gesprächiger als Sie. Sich das klarzumachen, nimmt dem Alltag viel von seinem Nerv-Potenzial. Technik 7: Ein gemeinsames Thema suchen So verschieden wir Menschen auch sein mögen: Irgendetwas verbindet uns garantiert mit unserem Gegenüber. Nervt eine Person Sie regelmäßig, können Sie auf die Suche nach dieser Gemeinsamkeit gehen. Der gleiche Lieblingsfußballverein, die geteilte Begeisterung fürs Reisen, ähnliche Erfahrungen mit den Mühen des Hausbaus: Was immer Sie gemeinsam haben, es eignet sich als thematischer Ausweich-Joker. Sie können ihn beim nächsten Aufeinandertreffen ziehen, sobald es nervig zu werden droht. Technik 8: Den Zahn-um-Zahn-Trick nutzen Jemand fällt Ihnen dauernd ins Wort? Verschränkt die Arme und lächelt süffisant? Ist unverschämt oder übergriffig? Dann können Sie mal ausprobieren, es ihm nachzutun! In vielen Fällen irritiert es nervige Mitmenschen, wenn sie ihr Verhalten gespiegelt bekommen – einfach, weil sie diese Reaktion selten erleben. Sobald Sie eine Irritation bemerken, können Sie erklären, was Ihr eigenes Verhalten ausgelöst hat: „Das war unverschämt von mir, oder? Ich dachte, ich zeige dir mal, wie du gerade mit mir gesprochen hast …“ Zeigt das Gegenüber keine Reaktion, hilft die Technik zumindest, sich nicht mehr als passives Opfer zu fühlen – und die Kontrolle über die Situation ein Stück weit zurückzugewinnen. Technik 9: Der Loriot-Trick Nervige Gestalten gehören zum festen Ensemble von Sketchen: Weil ihr Verhalten meist so schräg ist, dass Außenstehende darüber lachen müssen. Wenn Sie das nächste Mal jemandem begegnen, der einer Loriot-Episode zu entstammen scheint – nutzen Sie die Chance und schauen Sie auf die Szene, als wäre sie Loriots Feder entsprungen. Das hilft, augenblicklich Distanz zu gewinnen und gelassener mit der Situation umgehen zu können.
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