Arbeitszeiten ändern
„Das Experiment ist gescheitert“

Wie können wir unsere Arbeitszeit so organisieren, dass wir viel schaffen und dabei entspannt sind? impulse-Blogger Sven Franzen hat verschiedene Modelle getestet - und dann doch wieder alles auf Anfang gedreht.

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Jeder Mensch hat 24 Stunden täglich. Wie teilt man sie sich so ein, dass mehr Zeit bleibt für das, was einem wichtig ist?
Jeder Mensch hat 24 Stunden täglich. Wie teilt man sie sich so ein, dass mehr Zeit bleibt für das, was einem wichtig ist?
© go2/photocase

Vor ein paar Monaten saß ich mit meinem Team im Konferenzraum. Wir hatten eine große Excel-Tabelle an die Wand geworfen und überlegten, wie – und wann – wir in Zukunft arbeiten wollen. Wir diskutierten lange, schoben die Arbeitsstunden in der Tabelle hin und her, bis wir einen neuen Plan entwickelt hatten.

Bislang war es so, dass wir von Montag bis Donnerstag jeweils acht Stunden arbeiteten. Um 7 Uhr ging es los, mit einer Stunde Mittagspause. Freitags hatten alle frei. Vertraglich habe ich mit meinen Mitarbeitern eine 35-Stunden-Woche vereinbart, zu den 32 Stunden von Montag bis Donnerstag kommen immer mal Termine außer der Reihe und Abendveranstaltungen.

Um 7 Uhr anfangen und dann 7 Stunden arbeiten

Der Montag war bei uns in der Regel wahnsinnig stressig. Weil sich durch den freien Freitag viel Arbeit aufstaute, so war meine Vermutung. Denn die Mails und Anfragen, die am Freitag bei uns einliefen, mussten wir am Montag bearbeiten. Also überlegten wir, wie wir unsere Arbeitszeit ändern könnten, um den Stress zu senken. Unser neuer Stundenplan sah folgendermaßen aus:

Von Montag bis Mittwoch arbeiten wir je sieben Stunden und starten morgens früh um 7 Uhr. Dann können alle früh Feierabend machen und haben noch etwas von ihrem Tag. Donnerstags fangen wir um 10 Uhr an und bleiben dafür bis 19 Uhr. Und freitags arbeiten wir vier Stunden, von 8 Uhr bis 12 Uhr.

Ein guter Plan – in der Theorie. Denn nach gut zwei Monaten kann ich sagen: Dieses Modell hat für uns nicht funktioniert. Aus mehreren Gründen:

Der lange Donnerstag war zäh. Am späten Nachmittag hatte ich oft das Gefühl, die Zeit nur noch abzusitzen, mich aber nicht mehr richtig konzentrieren zu können. Meinen Mitarbeitern ging es ähnlich. Sie sind wie ich Frühaufsteher und gern um 7 Uhr im Büro.

Am Montag hatten wir trotzdem noch viel zu tun. Die vier Stunden am Freitag haben daran kaum etwas geändert.

Und vor allem: Der freie Freitag hat uns allen gefehlt.

Die neuen Arbeitszeiten haben für uns nicht funktioniert

Deswegen haben wir als Team entschieden, wieder zu unserem alten Arbeitszeit-Modell zurückzukehren. Es war ein Test. Dass es nicht funktioniert hat, ärgert mich nicht. Ich habe dadurch erkannt, wie wichtig mir der freie Freitag ist.

Mich ärgert nur, dass wir uns zwei Monate lang mit dem Test gequält haben. Mein persönliches Stresslevel war in dieser Zeit auf jeden Fall höher als sonst – dabei hatten wir die Arbeitszeiten ja angepasst, damit es weniger stressig wird.

Um Erfolg zu haben, muss man möglichst viel und möglichst lange arbeiten – dieses Denkmuster ist in unserer Arbeitswelt weit verbreitet. Aber mal ehrlich: Wie konzentriert ist man nach sieben Stunden noch?

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Der freie Freitag bedeutet weniger Stress

Es gibt Menschen, die gern erst um halb 10 ins Büro kommen und dann in Ruhe einen Kaffee trinken. Dass die dann häufig bis spät abends am Schreibtisch sitzen, ist kein Wunder. Wenn ich zeitig bei der Arbeit bin, habe ich in der Regel bis 9 Uhr meine Ruhe, bevor die ersten Termine anstehen oder Kunden anrufen. Diese zwei, drei Stunden am Morgen sind perfekt für Fokusaufgaben – und diese Zeit habe ich donnerstags vermisst.

Lesen Sie auch: Früh aufstehen: Stellen Sie Ihren Wecken auf diese Uhrzeit – und alles wird anders

Die Idee mit dem freien Freitag habe ich von einem Unternehmen übernommen, an dem ich früher einmal beteiligt war. Seit 2016 habe ich freitags frei. Für mich ist das absolut stressreduzierend. Der freie Freitag ist mir heilig.

Ich habe an dem Tag keine Termine. Ich gehe zum Sport, mache Erledigungen, kümmere mich um den Haushalt. Klar setze ich mich auch mal aufs Sofa und beantworte eine Arbeitsmail, wenn ich Lust darauf habe. Aber vor allem genieße ich es, allein zu sein und Zeit für mich zu haben. Ich kann mich drei Stunden allein mit einem Buch ins Café setzen und lesen, wenn mir danach ist.

Ich nutze meine Zeit so effektiv wie möglich

Diesen Freiraum habe ich, weil ich mein Arbeitspensum für die Woche an den anderen vier Tagen schaffe. Ich nutze meine Zeit so effektiv wie möglich, indem ich Aufgaben strukturiert angehe und Prozesse standardisiere. Das fängt bei einfachen Dingen wie einem Telefonat mit einem Kunden an. Ich mache mir vorab eine Agenda für das Gespräch. Sind alle Punkte abgehakt, frage ich: „Haben wir noch etwas zu besprechen?“. Verneint der Kunde, beende ich das Gespräch.

Bei E-Mails gehe ich ähnlich vor. Statt mit einem Kunden fünf Mal hin und her zu mailen, schreibe ich alle offenen Punkte strukturiert in eine Mail. Und wenn mir ein Kunde fünf verschiedene Mails schickt, fasse ich meine Antwort in einer Mail zusammen und bitte ihn, nur auf diese Mail zu antworten.

Das alles spart Zeit. Und ermöglicht mir und meinem Team den Luxus, nach dem Rhythmus zu arbeiten, der zu uns passt.

Vor ein paar Monaten saß ich mit meinem Team im Konferenzraum. Wir hatten eine große Excel-Tabelle an die Wand geworfen und überlegten, wie – und wann – wir in Zukunft arbeiten wollen. Wir diskutierten lange, schoben die Arbeitsstunden in der Tabelle hin und her, bis wir einen neuen Plan entwickelt hatten. Bislang war es so, dass wir von Montag bis Donnerstag jeweils acht Stunden arbeiteten. Um 7 Uhr ging es los, mit einer Stunde Mittagspause. Freitags hatten alle frei. Vertraglich habe ich mit meinen Mitarbeitern eine 35-Stunden-Woche vereinbart, zu den 32 Stunden von Montag bis Donnerstag kommen immer mal Termine außer der Reihe und Abendveranstaltungen. Um 7 Uhr anfangen und dann 7 Stunden arbeiten Der Montag war bei uns in der Regel wahnsinnig stressig. Weil sich durch den freien Freitag viel Arbeit aufstaute, so war meine Vermutung. Denn die Mails und Anfragen, die am Freitag bei uns einliefen, mussten wir am Montag bearbeiten. Also überlegten wir, wie wir unsere Arbeitszeit ändern könnten, um den Stress zu senken. Unser neuer Stundenplan sah folgendermaßen aus: Von Montag bis Mittwoch arbeiten wir je sieben Stunden und starten morgens früh um 7 Uhr. Dann können alle früh Feierabend machen und haben noch etwas von ihrem Tag. Donnerstags fangen wir um 10 Uhr an und bleiben dafür bis 19 Uhr. Und freitags arbeiten wir vier Stunden, von 8 Uhr bis 12 Uhr. Ein guter Plan - in der Theorie. Denn nach gut zwei Monaten kann ich sagen: Dieses Modell hat für uns nicht funktioniert. Aus mehreren Gründen: Der lange Donnerstag war zäh. Am späten Nachmittag hatte ich oft das Gefühl, die Zeit nur noch abzusitzen, mich aber nicht mehr richtig konzentrieren zu können. Meinen Mitarbeitern ging es ähnlich. Sie sind wie ich Frühaufsteher und gern um 7 Uhr im Büro. Am Montag hatten wir trotzdem noch viel zu tun. Die vier Stunden am Freitag haben daran kaum etwas geändert. Und vor allem: Der freie Freitag hat uns allen gefehlt. Die neuen Arbeitszeiten haben für uns nicht funktioniert Deswegen haben wir als Team entschieden, wieder zu unserem alten Arbeitszeit-Modell zurückzukehren. Es war ein Test. Dass es nicht funktioniert hat, ärgert mich nicht. Ich habe dadurch erkannt, wie wichtig mir der freie Freitag ist. Mich ärgert nur, dass wir uns zwei Monate lang mit dem Test gequält haben. Mein persönliches Stresslevel war in dieser Zeit auf jeden Fall höher als sonst – dabei hatten wir die Arbeitszeiten ja angepasst, damit es weniger stressig wird. Um Erfolg zu haben, muss man möglichst viel und möglichst lange arbeiten – dieses Denkmuster ist in unserer Arbeitswelt weit verbreitet. Aber mal ehrlich: Wie konzentriert ist man nach sieben Stunden noch? Der freie Freitag bedeutet weniger Stress Es gibt Menschen, die gern erst um halb 10 ins Büro kommen und dann in Ruhe einen Kaffee trinken. Dass die dann häufig bis spät abends am Schreibtisch sitzen, ist kein Wunder. Wenn ich zeitig bei der Arbeit bin, habe ich in der Regel bis 9 Uhr meine Ruhe, bevor die ersten Termine anstehen oder Kunden anrufen. Diese zwei, drei Stunden am Morgen sind perfekt für Fokusaufgaben – und diese Zeit habe ich donnerstags vermisst. Lesen Sie auch: Früh aufstehen: Stellen Sie Ihren Wecken auf diese Uhrzeit - und alles wird anders Die Idee mit dem freien Freitag habe ich von einem Unternehmen übernommen, an dem ich früher einmal beteiligt war. Seit 2016 habe ich freitags frei. Für mich ist das absolut stressreduzierend. Der freie Freitag ist mir heilig. Ich habe an dem Tag keine Termine. Ich gehe zum Sport, mache Erledigungen, kümmere mich um den Haushalt. Klar setze ich mich auch mal aufs Sofa und beantworte eine Arbeitsmail, wenn ich Lust darauf habe. Aber vor allem genieße ich es, allein zu sein und Zeit für mich zu haben. Ich kann mich drei Stunden allein mit einem Buch ins Café setzen und lesen, wenn mir danach ist. Ich nutze meine Zeit so effektiv wie möglich Diesen Freiraum habe ich, weil ich mein Arbeitspensum für die Woche an den anderen vier Tagen schaffe. Ich nutze meine Zeit so effektiv wie möglich, indem ich Aufgaben strukturiert angehe und Prozesse standardisiere. Das fängt bei einfachen Dingen wie einem Telefonat mit einem Kunden an. Ich mache mir vorab eine Agenda für das Gespräch. Sind alle Punkte abgehakt, frage ich: „Haben wir noch etwas zu besprechen?“. Verneint der Kunde, beende ich das Gespräch. Bei E-Mails gehe ich ähnlich vor. Statt mit einem Kunden fünf Mal hin und her zu mailen, schreibe ich alle offenen Punkte strukturiert in eine Mail. Und wenn mir ein Kunde fünf verschiedene Mails schickt, fasse ich meine Antwort in einer Mail zusammen und bitte ihn, nur auf diese Mail zu antworten. Das alles spart Zeit. Und ermöglicht mir und meinem Team den Luxus, nach dem Rhythmus zu arbeiten, der zu uns passt.
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