Austausch-Unternehmer
„Der Blick durch die rosarote Brille tut auch mal gut“

impulse-Blogger Sven Franzen hatte acht Wochen lang einen jungen Unternehmer aus Portugal zu Besuch. Wie ihn der Austausch bereichert und was er seinem Gast mitgeben konnte.

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Austausch-Unternehmer
© Azazello Photography/photocase

Zwei Monate war Manuel, ein 28 Jahre alter angehender Unternehmer aus Portugal, in meiner Marketingagentur zu Gast. Dieser Austausch wird von der EU gefördert, im Rahmen des Programms „Erasmus for Young Entrepreneurs“. Die Idee dahinter: Junge Menschen aus ganz Europa, die kurz vor der Gründung eines eigenen Unternehmens stehen oder in den vergangenen drei Jahren selbst gegründet haben, kommen mit erfahrenen Unternehmerinnern und Unternehmern zusammen.

Ich habe schon vier Mal bei diesem Programm mitgemacht – und würde es immer wieder tun! Es ist ein Geben und Nehmen, das auch schriftlich in einer Vereinbarung festgehalten wird. Schließlich möchte man weder, dass die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer einfach als billige zusätzliche Arbeitskräfte eingespannt werden. Noch, dass die Jungunternehmer ihre „Hosts“ nur als Dienstleister ansehen, bei denen sie Wissen absaugen können. Es soll ein Austausch auf Augenhöhe sein.

Lernen, wie ein Unternehmer zu denken

Bei Manuel und mir hat das von Anfang an sehr gut funktioniert. Wir haben uns super verstanden. Er hat eine Firma für Storytelling in Portugal gegründet, die Unternehmen dabei hilft, ihre eigenen Geschichten zu entwickeln und zu verbreiten. Er konnte seine Expertise in einigen meiner Projekten einbringen. Im Gegenzug habe ich ihm viel mitgegeben. Wir haben uns jeden Morgen um 7 Uhr getroffen. In dieser Zeit konnte er mir Fragen stellen und ich habe ihm Feedback zu seinen Plänen gegeben. Ihm ging es vor allem darum zu lernen, wie ein Unternehmer zu denken.

Manuel hatte eine Herausforderung zu meistern, die vielen im Marketing-Business begegnet: Er wollte alles anbieten. Wir haben zusammen herausgearbeitet, dass er sich besser auf seine Stärken fokussieren sollte, um Erfolg zu haben.

Ein weiteres großes Thema war Pricing. Welches Honorar kann er für seine Leistungen verlangen? Ihm ist klar geworden, dass er sich nicht unter Wert verkaufen darf. Wie macht man richtig Akquise? Auch darüber haben wir uns viel ausgetauscht. Es reicht nicht, einfach nur eine schicke Website zu haben und darauf zu hoffen, dass die Kunden von alleine kommen. Wir sind in unseren gemeinsamen zwei Monaten Schritt für Schritt durchgegangen, wie er sich im Markt etablieren kann.

Sven Franzen (links) und Manuel Cabeça, ein junger Gründer aus Portugal.

Romantische Ansichten über das Unternehmertum

Was für mich interessant war: Er hatte viele romantische Ansichten, was seine Zukunft als Unternehmer anging. Am Anfang geht man vieles ja mit einer gewissen Naivität an. Darin habe ich mich teilweise wiedererkannt. Der Abgleich hat mir vor Augen geführt, was für eine Entwicklung ich selbst schon hinter mir habe. Und gleichzeitig war es für mich ein kleiner Reminder, dass der Blick durch die rosarote Brille auch mal guttut. Manuel hat mich daran erinnert, wofür ich das alles eigentlich mache. Dass ich es mir bewusst ausgesucht habe, als Unternehmer frei und selbstbestimmt zu arbeiten. Und wie wertvoll das ist!

Zur Person
Sven Franzen Sven L. Franzen ist Vollblut-Unternehmer und Marketingexperte, ehrenamtlich in der IHK-Vollversammlung und im DIHK-Mittelstandsausschuss sowie bei den Wirtschaftsjunioren engagiert. Er ist Gesellschafter-Geschäftsführer der Tiger Marketing Group, einer Unternehmensberatung für Marketing, Werbung und Business Development in Offenbach.

Mein Eindruck ist, dass Manuel auf diese Weise viel über das Unternehmer-Mindset gelernt hat und es nun auch selbst entwickelt. Das machte auch nicht vor Freizeit-Aktivitäten Halt. Wir waren zum Beispiel zusammen im Europa-Park. Und während wir dort vor den Fahrgeschäften in der Schlange standen, fingen wir automatisch an, das Konzept des Parks aus Unternehmersicht zu analysieren. Wir haben überlegt, was man davon lernen kann oder wo es vielleicht noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt und wie diese aussähen.

Helfe anderen dabei zu wachsen

Es gibt noch einen Grund, warum mir dieser Unternehmer-Austausch so wichtig ist. Ich bin ein großer Fan des Konzepts „Pay it forward“ – also im Voraus zu geben, ohne etwas dafür zu erwarten. Anderen Menschen beim Wachsen zu helfen und sie besser zu machen, ist mein persönlicher Antrieb. Ich habe das selbst erfahren, als ich damals mit 16 Jahren mein Unternehmen gründete. Es ist entscheidend, Mentoren zu haben, die einem mit guten Ratschlägen zur Seite stehen und Entscheidungen kritisch hinterfragen. Ganz abgesehen davon macht es mir einfach Spaß, mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Backgrounds zusammen zu kommen. Manuel ist mehr als nur ein Netzwerk-Kontakt. Durch den Austausch ist eine belastbare Freundschaft entstanden. Und das ist unbezahlbar.

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Zwei Monate war Manuel, ein 28 Jahre alter angehender Unternehmer aus Portugal, in meiner Marketingagentur zu Gast. Dieser Austausch wird von der EU gefördert, im Rahmen des Programms „Erasmus for Young Entrepreneurs“. Die Idee dahinter: Junge Menschen aus ganz Europa, die kurz vor der Gründung eines eigenen Unternehmens stehen oder in den vergangenen drei Jahren selbst gegründet haben, kommen mit erfahrenen Unternehmerinnern und Unternehmern zusammen. Ich habe schon vier Mal bei diesem Programm mitgemacht – und würde es immer wieder tun! Es ist ein Geben und Nehmen, das auch schriftlich in einer Vereinbarung festgehalten wird. Schließlich möchte man weder, dass die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer einfach als billige zusätzliche Arbeitskräfte eingespannt werden. Noch, dass die Jungunternehmer ihre „Hosts“ nur als Dienstleister ansehen, bei denen sie Wissen absaugen können. Es soll ein Austausch auf Augenhöhe sein. Lernen, wie ein Unternehmer zu denken Bei Manuel und mir hat das von Anfang an sehr gut funktioniert. Wir haben uns super verstanden. Er hat eine Firma für Storytelling in Portugal gegründet, die Unternehmen dabei hilft, ihre eigenen Geschichten zu entwickeln und zu verbreiten. Er konnte seine Expertise in einigen meiner Projekten einbringen. Im Gegenzug habe ich ihm viel mitgegeben. Wir haben uns jeden Morgen um 7 Uhr getroffen. In dieser Zeit konnte er mir Fragen stellen und ich habe ihm Feedback zu seinen Plänen gegeben. Ihm ging es vor allem darum zu lernen, wie ein Unternehmer zu denken. Manuel hatte eine Herausforderung zu meistern, die vielen im Marketing-Business begegnet: Er wollte alles anbieten. Wir haben zusammen herausgearbeitet, dass er sich besser auf seine Stärken fokussieren sollte, um Erfolg zu haben. Ein weiteres großes Thema war Pricing. Welches Honorar kann er für seine Leistungen verlangen? Ihm ist klar geworden, dass er sich nicht unter Wert verkaufen darf. Wie macht man richtig Akquise? Auch darüber haben wir uns viel ausgetauscht. Es reicht nicht, einfach nur eine schicke Website zu haben und darauf zu hoffen, dass die Kunden von alleine kommen. Wir sind in unseren gemeinsamen zwei Monaten Schritt für Schritt durchgegangen, wie er sich im Markt etablieren kann. [caption id="attachment_7609365" align="alignnone" width="600"] Sven Franzen (links) und Manuel Cabeça, ein junger Gründer aus Portugal.[/caption] Romantische Ansichten über das Unternehmertum Was für mich interessant war: Er hatte viele romantische Ansichten, was seine Zukunft als Unternehmer anging. Am Anfang geht man vieles ja mit einer gewissen Naivität an. Darin habe ich mich teilweise wiedererkannt. Der Abgleich hat mir vor Augen geführt, was für eine Entwicklung ich selbst schon hinter mir habe. Und gleichzeitig war es für mich ein kleiner Reminder, dass der Blick durch die rosarote Brille auch mal guttut. Manuel hat mich daran erinnert, wofür ich das alles eigentlich mache. Dass ich es mir bewusst ausgesucht habe, als Unternehmer frei und selbstbestimmt zu arbeiten. Und wie wertvoll das ist! Mein Eindruck ist, dass Manuel auf diese Weise viel über das Unternehmer-Mindset gelernt hat und es nun auch selbst entwickelt. Das machte auch nicht vor Freizeit-Aktivitäten Halt. Wir waren zum Beispiel zusammen im Europa-Park. Und während wir dort vor den Fahrgeschäften in der Schlange standen, fingen wir automatisch an, das Konzept des Parks aus Unternehmersicht zu analysieren. Wir haben überlegt, was man davon lernen kann oder wo es vielleicht noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt und wie diese aussähen. Helfe anderen dabei zu wachsen Es gibt noch einen Grund, warum mir dieser Unternehmer-Austausch so wichtig ist. Ich bin ein großer Fan des Konzepts „Pay it forward“ – also im Voraus zu geben, ohne etwas dafür zu erwarten. Anderen Menschen beim Wachsen zu helfen und sie besser zu machen, ist mein persönlicher Antrieb. Ich habe das selbst erfahren, als ich damals mit 16 Jahren mein Unternehmen gründete. Es ist entscheidend, Mentoren zu haben, die einem mit guten Ratschlägen zur Seite stehen und Entscheidungen kritisch hinterfragen. Ganz abgesehen davon macht es mir einfach Spaß, mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Backgrounds zusammen zu kommen. Manuel ist mehr als nur ein Netzwerk-Kontakt. Durch den Austausch ist eine belastbare Freundschaft entstanden. Und das ist unbezahlbar.
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