"Die stille Revolution"
„Führungskräfte müssen Fragen stellen“

Bodo Janssens Mitarbeiter wünschten sich einen anderen Chef – und sie bekamen ihn: Janssen ging ins Kloster, änderte sich. Seinen Weg zeigt jetzt der Kinofilm „Die stille Revolution“.

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Nach der Krise 2010 ist jetzt alles im grünen Bereich: Bodo Janssen ist mit seinem Führungsstil zufrieden –  und seine Mitarbeiter sind es auch. Seine Geschichte erzählt der Film "Die stille Revolution".
Nach der Krise 2010 ist jetzt alles im grünen Bereich: Bodo Janssen ist mit seinem Führungsstil zufrieden – und seine Mitarbeiter sind es auch. Seine Geschichte erzählt der Film "Die stille Revolution".
© Upstalsboom

Als impulse 2016 ein Interview mit Bodo Janssen führte, hatte der gerade das Buch „Die stille Revolution“ veröffentlicht – jetzt folgt der Kinofilm. Buch und Film erzählen von der Veränderung des Unternehmers: Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters bei einem Flugzeugabsturz wurde er mit 32 Jahren Chef der Hotelgruppe Upstalsboom.

Wirtschaftlich führte er das Unternehmen erfolgreich, doch die Mitarbeiterzufriedenheit sank, Kündigungsrate und Fehlzeiten stiegen und Bewerbungen blieben aus – der Betrieb hatte einen schlechten Ruf. Die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung zeigten schließlich schwarz auf weiß: Die Angestellten wollten einen anderen Chef als Bodo Janssen; in seinem Führungsstil sahen sie den Grund ihrer Unzufriedenheit.

Janssen war erschüttert, besuchte daraufhin anderthalb Jahre immer wieder Seminare im Kloster und versuchte, sich über sich selbst und seine Ziele klar zu werden. Er dachte viel über das Thema Führen nach. Seine Erfahrungen ließen ihn schließlich einen anderen Führungsstil wählen: Statt das Unternehmen profitorientiert zu leiten, begegnet er seinen Mitarbeitern auf Augenhöhe und gibt ihnen möglichst viel persönliche Freiheit. Das hat Erfolg: Die Mitarbeiterzufriedenheit liegt seinen Angaben zufolge aktuell bei 80 Prozent, die Unternehmensumsätze haben sich mehr als verdoppelt und das Unternehmen erhält fünf Mal so viele Bewerbungen wie 2010.

Zum Filmstart hat impulse erneut mit dem Unternehmer gesprochen.

impulse: Herr Janssen, im Film „Die stille Revolution“ geht es unter anderem um Ihr persönliches Umdenken als Chef und welche Veränderungen sich daraus für Ihr Unternehmen ergaben: die Hotelgruppe Upstalsboom. Sie sprechen oft vom „Upstalsboom Weg“. Wofür steht dieser Begriff?

Bodo Janssen: Der Upstalsboom Weg ist letztlich ein Synonym dafür, Menschen innerhalb des Unternehmens zu stärken. Der Film zeigt, wie bei uns Mitarbeiter durch Führung unterstützt werden und ihre Potenziale entfalten.

Warum ist das so wichtig?

Der Film
Der Film "Die stille Revolution" läuft seit dem 22. März in ausgewählten Kinos. Vorstellungstermine, Filmtrailer und weitere Informationen zum Film finden Sie unter www.die-stille-revolution.de.

Früher wurde Arbeit als Pflicht gesehen, um den Unterhalt zu verdienen. Heute wollen die Menschen nicht mehr nur Dienst nach Vorschrift machen, sondern einer Arbeit nachgehen, die sinnvoll ist.

Was müssen Führungskräfte also tun?

Sie müssen Fragen stellen und herausfinden, mit welchen Menschen sie es zu tun haben: Was sind ihre Talente, was ist ihnen im Leben wichtig? Wenn sie das wissen, können sie das Potenzial ihrer Mitarbeiter optimal einsetzen.

Mit den Mitarbeitern reden genügt?

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Ich denke, ich muss meinen Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen, als Bodo. Nur so kann eine Beziehung entstehen – und das ist der Kern von Führung.

Aber gerade das fällt Führungskräften oft schwer.

Weil sie es so gelernt haben. Ihnen wurden als junge Menschen Glaubenssätze eingetrichtert wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, oder „Ohne Fleiß kein Preis“.  Entsprechend ist ihr Verhalten. Sie denken zum Beispiel, dass Gefühle wie Schmerz ein Ausdruck von Schwäche sind. Oder das es immer darum geht, besser als andere zu sein.

Ist das Wohlbefinden der Mitarbeiter der Hauptfaktor für Unternehmenserfolg?

Ich glaube schon. Die Menschen arbeiten selbstständiger – und je besser sie das können, desto schneller sind die Prozesse, desto besser ist die Unternehmensentwicklung. Außerdem sind die Mitarbeiter wesentlich gesünder,  wenn sie sich nicht nur als Pflichterfüller sehen, sondern von Herzen Bock auf ihren Job haben. Bei uns ist die Krankheitsquote zum Beispiel von zehn auf unter zwei Prozent gesunken.

Sie selbst haben einen langen Weg des Umdenkens hinter sich. Sind Sie jetzt die perfekte Führungskraft?

Nein, das wäre der Anfang vom Ende. Meine Haltung muss sein: „Ich weiß, dass ich nichts weiß, und ich kann von jedem Menschen lernen.“

Was ist die nächste Etappe auf dem Upstalsboom Weg?

Wir werden aus dem klassisch profitorientierten Unternehmen eine gemeinnützige Stiftung machen. Dass wir diese Entscheidung getroffen haben, wirkt sich positiv auf die Mitarbeiter aus, aber auch auf unsere Gäste. Die sehen das Unternehmen nämlich nicht mehr als Profit-Firma, die sie um ihr Geld bringen will, sondern sie vertrauen uns.

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Als impulse 2016 ein Interview mit Bodo Janssen führte, hatte der gerade das Buch „Die stille Revolution“ veröffentlicht – jetzt folgt der Kinofilm. Buch und Film erzählen von der Veränderung des Unternehmers: Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters bei einem Flugzeugabsturz wurde er mit 32 Jahren Chef der Hotelgruppe Upstalsboom. Wirtschaftlich führte er das Unternehmen erfolgreich, doch die Mitarbeiterzufriedenheit sank, Kündigungsrate und Fehlzeiten stiegen und Bewerbungen blieben aus – der Betrieb hatte einen schlechten Ruf. Die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung zeigten schließlich schwarz auf weiß: Die Angestellten wollten einen anderen Chef als Bodo Janssen; in seinem Führungsstil sahen sie den Grund ihrer Unzufriedenheit. Janssen war erschüttert, besuchte daraufhin anderthalb Jahre immer wieder Seminare im Kloster und versuchte, sich über sich selbst und seine Ziele klar zu werden. Er dachte viel über das Thema Führen nach. Seine Erfahrungen ließen ihn schließlich einen anderen Führungsstil wählen: Statt das Unternehmen profitorientiert zu leiten, begegnet er seinen Mitarbeitern auf Augenhöhe und gibt ihnen möglichst viel persönliche Freiheit. Das hat Erfolg: Die Mitarbeiterzufriedenheit liegt seinen Angaben zufolge aktuell bei 80 Prozent, die Unternehmensumsätze haben sich mehr als verdoppelt und das Unternehmen erhält fünf Mal so viele Bewerbungen wie 2010. Zum Filmstart hat impulse erneut mit dem Unternehmer gesprochen. impulse: Herr Janssen, im Film "Die stille Revolution" geht es unter anderem um Ihr persönliches Umdenken als Chef und welche Veränderungen sich daraus für Ihr Unternehmen ergaben: die Hotelgruppe Upstalsboom. Sie sprechen oft vom „Upstalsboom Weg“. Wofür steht dieser Begriff? Bodo Janssen: Der Upstalsboom Weg ist letztlich ein Synonym dafür, Menschen innerhalb des Unternehmens zu stärken. Der Film zeigt, wie bei uns Mitarbeiter durch Führung unterstützt werden und ihre Potenziale entfalten. Warum ist das so wichtig? Früher wurde Arbeit als Pflicht gesehen, um den Unterhalt zu verdienen. Heute wollen die Menschen nicht mehr nur Dienst nach Vorschrift machen, sondern einer Arbeit nachgehen, die sinnvoll ist. Was müssen Führungskräfte also tun? Sie müssen Fragen stellen und herausfinden, mit welchen Menschen sie es zu tun haben: Was sind ihre Talente, was ist ihnen im Leben wichtig? Wenn sie das wissen, können sie das Potenzial ihrer Mitarbeiter optimal einsetzen. Mit den Mitarbeitern reden genügt? Ich denke, ich muss meinen Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen, als Bodo. Nur so kann eine Beziehung entstehen - und das ist der Kern von Führung. Aber gerade das fällt Führungskräften oft schwer. Weil sie es so gelernt haben. Ihnen wurden als junge Menschen Glaubenssätze eingetrichtert wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, oder „Ohne Fleiß kein Preis“.  Entsprechend ist ihr Verhalten. Sie denken zum Beispiel, dass Gefühle wie Schmerz ein Ausdruck von Schwäche sind. Oder das es immer darum geht, besser als andere zu sein. Ist das Wohlbefinden der Mitarbeiter der Hauptfaktor für Unternehmenserfolg? Ich glaube schon. Die Menschen arbeiten selbstständiger - und je besser sie das können, desto schneller sind die Prozesse, desto besser ist die Unternehmensentwicklung. Außerdem sind die Mitarbeiter wesentlich gesünder,  wenn sie sich nicht nur als Pflichterfüller sehen, sondern von Herzen Bock auf ihren Job haben. Bei uns ist die Krankheitsquote zum Beispiel von zehn auf unter zwei Prozent gesunken. Sie selbst haben einen langen Weg des Umdenkens hinter sich. Sind Sie jetzt die perfekte Führungskraft? Nein, das wäre der Anfang vom Ende. Meine Haltung muss sein: "Ich weiß, dass ich nichts weiß, und ich kann von jedem Menschen lernen." Was ist die nächste Etappe auf dem Upstalsboom Weg? Wir werden aus dem klassisch profitorientierten Unternehmen eine gemeinnützige Stiftung machen. Dass wir diese Entscheidung getroffen haben, wirkt sich positiv auf die Mitarbeiter aus, aber auch auf unsere Gäste. Die sehen das Unternehmen nämlich nicht mehr als Profit-Firma, die sie um ihr Geld bringen will, sondern sie vertrauen uns.
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